Abfallwirtschaft
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Als Abfallwirtschaft wird die Gesamtheit aller Tätigkeiten und Aufgaben, die mit dem Vermeiden, Verringern, Verwerten und Beseitigen von Abfällen zusammenhängen bezeichnet.
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[Bearbeiten] Umfang
Sie umfasst die Planung, Ausführung und Kontrolle dieser Tätigkeiten und Aufgaben. Dies bezieht sich sowohl auf Abfälle aus der Industrie, dem Gewerbe und dem Dienstleistungssektor als auch auf Abfälle aus den Haushalten und öffentlichen Bereichen (Straßen, Parkanlagen etc.). Abfallwirtschaftliches Handeln kann öffentlich, privat oder in gemischten Formen organisiert sein.
Abfallwirtschaft gilt zudem als eine angewandte Naturwissenschaft. Traditionell ist dieses Fachgebiet aufgrund der zunehmenden Notwendigkeit zur systematischen Entsorgung von Hauhaltsabfällen in den Großstädten Ende des 19. Jahrhunderts und der damals noch engen Anbindung an die Städteplanung, Abwasserentsorgung und -reinigung in das Bauingenieurwesen eingebunden.
[Bearbeiten] Bereiche
Die Abfallwirtschaft als Tätigkeit/Aufgabe und Wissenschaft beschäftigt sich mit:
- den rechtlichen Grundlagen der Abfallentsorgung, z.B. im Kreislaufwirtschaft-/Abfallgesetz und den dazugehörigen Verordnungen (Definitionen von Abfall, Entledigung, Entsorgung; Verwertungsgebote, Rücknahmepflichten, kommunales Satzungsrecht, Gebührenrecht, Genehmigungsverfahren für Abfallbehandlungsanlagen etc.)
- den Abfallmengen, den Abfallarten, der Abfallzusammensetzung und der Abfallherkunft (Untersuchungsmethoden, toxikologische Bewertung)
- der strategischen Abfallwirtschaftsplanung (lokal, regional, staatlich), Abfallwirtschaftskonzepte und -pläne
- den Möglichkeiten der Abfallvermeidung z.B. durch Abfallberatung
- Sammlung und Transport von Abfällen (Behältersysteme, Fahrzeuge, Umladestationen)
- der getrennten Erfassung von verwertbaren und gefährlichen Bestandteilen aus gemischt anfallenden Abfällen
- der Behandlung von Abfällen aus der Produktion, Dienstleistungssektor und den Haushalten mit dem Ziel der Verwertung (Recycling) und Beseitigung (mechanisch, chemisch, biologisch, thermisch; z.B. Demontage, Zerkleinerung, Sortierung, Abscheidung, Stabilisierung/Inertisierung, Kompostierung/Vergärung, Verbrennung/Pyrolyse)
- der Ablagerung von Abfällen (Deponien: Standortsuche, Planung, Abfalleinbau, Deponiegas, Deponiesickerwasser etc.)
- den Verwertungs- und Vermarktungsmöglichkeiten von getrennt erfassten Abfallbestandteilen (Fraktionen, Qualitäten; z.B. Kompost, Ersatzbrennstoffen, Baustoffe, Boden, Metalle)
[Bearbeiten] Auswirkungen und Einschätzung
Im Rahmen der Nachhaltigkeitsdebatte kann damit gerechnet werden, dass die Abfallwirtschaft zukünftig stärker in eine umfassendere Stoffwirtschaft integriert werden muss, um sie direkter an die den Abfall bedingenden Produkt/-Geldwirtschaft anzubinden, bzw. sie mit ihr zu verbinden. Das Ziel der Verringerung der Abfallmengen durch Abfallvermeidung kann aus der Abfallwirtschaft allein heraus nicht gelingen, da ihr die Mittel und Einwirkungsmöglichkeiten dazu fehlen. Unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten wird sich der eingeschränkte Blick der Produktwirtschaft vom Produkt auf den Abfall und der Abfallwirtschaft vom Abfall auf das Produkt in einen integrierenden Rundumblick auf die gesamte Stoffstromkette von der Rohstoffgewinnung über die Produktion, den Handel, den Verbrauch bis zum Abfall weiten müssen. Die Dauer dieses Integrationsprozesses wird sich an den Notwendigkeiten einer nachhaltigen Stoffbewirtschaftung orientieren.
[Bearbeiten] Literatur
Tabasaran O.: Abfallwirtschaft, Abfalltechnik., Ernst & Sohn Verlag, 1994. ISBN 3-433-01168-0