Altfranzösische Epik
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Die altfranzösische Epik nennt man auch chanson de geste. Neben dem höfischen Roman (roman courtois) und dem Antikenroman war sie war vom 11. bis zum 13. Jahrhundert in Frankreich weit verbreitet. Das Wort geste im Namen (von lat. gesta "Taten") bezeichnete zu der Zeit Heldentaten der Mächtigen und Wundertaten der Heiligen, aber auch geschriebene Geschichte oder die Heldentaten einer herausragenden Familie.
[Bearbeiten] Eigenart
Die Charakteristika der altfranzösischen Epik sind:
- Oralität. Das Epos wurde von einem Jongleur (Spielmann) frei vorgetragen. Meistens wurde der Spielmann von mehreren Saiteninstrumenten begleitet.
- Anonymität. Der Autor wurde nicht genannt. Erst ab dem 13. Jahrhundert findet man namentlich genannte Autoren, wie z. B. Bertran de Bar-sur-Aube.
- Versform. Entsprechend dem antiken Vorbild waren die Verse nicht durch Endreim sondern Silbenzahl gebunden. Meistens waren es Zehnsilber, aber es wurden auch Achtsilber oder Zwölfsilber gefunden. Diese Verse waren assonant und wurden in beliebiger Anzahl zu Laissen aneinandergereiht.
- Jede Laisse enthielt nur eine Form der Assonanz und behandelte nur ein Thema, also nur eine in sich geschlossene Episode oder Handlungssequenz. Das Ziel dieser Anordnung war es, die jeweilige Assonanz mit der jeweiligen Handlungsepisode zu verknüpfen und als Gedächtnisstütze zu verwenden.
In seinem Epos "Girart de Vienne" unterteilt Bertran de Bar-sur-Aube am Anfang des 13. Jahrhunderts die chansons de geste in drei Epenzyklen:
1. den Königszyklus (cycle de Charlemagne), zu dem z. B. das Rolandslied (Chanson de Roland) gehört;
2. die Aufrührer- und Empörerepen, wie z. B. Gormond et Isembart
3. den Zyklus über die Familie von Garin de Monglane dem Tapferen, zu der auch Guillaume d'Orange gehört. Beispiele für Epen aus diesem Zyklus: Chanson de Guillaume aus dem 12. Jahrhundert, Le charroi de Nîmes und Aliscans.
Heutzutage kennt man noch drei weitere Epenzyklen:
- den Kreuzzugszyklus (cycle de la croisade), mit Werken wie z. B. Le Chevalier au cygne
- die Lothringergeste (geste des Loherains), die z. B. das Epos Garin le Loherain enthält
- die Nanteuilgeste (geste de Nanteuil)