Ambergau
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Der Ambergau ist eine historische Landschaft und eine naturräumliche Einheit im Innerstebergland im südlichen Niedersachsen. In der etwa 10 x 10 km großen Beckenlandschaft liegen heute 18 Ortschaften (im Mittelalter 31), deren Zentrum und Hauptort seit dem 13. Jahrhundert die Stadt Bockenem ist. Das Becken mit fruchtbarem Ackerboden ist von den bewaldeten Bergketten des Hebers, des Harplage, des Hain- und Weinbergs umgeben. Der Gau ist eine Kulturlandschaft, die sich schon im 8. Jahrhundert bildete.
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[Bearbeiten] Name
Der Name Ambergau setzt sich aus den Worten „Amber“ und „Gau“ zusammen. Amber hat seinen Ursprung im indogermanischen Wortschatz und hat den Wortstamm mb(h), was soviel wie Feuchtigkeit bedeutet. Das bezog sich wahrscheinlich auf die damals bestehenden Feuchtflächen, wie die der Nette. Gau ist ein Wort für den geschlossenen Siedlungsraum von Germanen.
[Bearbeiten] Lage und Nutzung
Der Ambergau liegt zwischen dem nordwestlichen Harzrand und der Hildesheimer Börde. Die ihn umgebenden Höhenzüge sind überwiegend von Buchenwald bestanden. Das beckenartige Tal ist ein heute weitgehend waldfreies Ackerbaugebiet, das von den hier siedelnden Menschen wohl schon immer als Ackerfläche genutzt wurde. Die Landwirtschaft war bis ins 20. Jahrhundert der dominierende Wirtschaftszweig. Eine bescheidene Industrialisierung setzte 1727 in Bornum durch einen Hochofenbetrieb ein. In der Wilhelmshütte ließ das Herzogtum Braunschweig Eisen produzieren.
Der Ambergau wird von Süden nach Norden vom Flusslauf der Nette durchquert. Die größeren Verkehrswege führen ebenfalls in Nord-Süd-Richtung durch das Gebiet. Dies sind die 1990 stillgelegte Güterbahn Holle-Bornum, die B 243 und die BAB 7.
[Bearbeiten] Unterteilung
Als Ambergau galt in früheren Jahrhunderten ein wesentlich größeres Gebiet als das heutige. Es umfasste das gesamte Entwässerungsgebiet der Nette. Zeitweise um das Jahr 1000 zählte auch das benachbarte Lutterbecken mit Lutter am Barenberge zu Gau. Der damalige Ambergau reichte im Norden von Derneburg und Holle bis nach Seesen und Rhüden in den Süden. Daraus resultierte die Unterteilung in den Oberen Gau (bei Rhüden) für den südlichen Bereich, den mittleren Gau (bei Bockenem) und den unteren Gau im nördlichen Bereich im Mündungsgebiet der Nette (bei Holle) unterteilt. Diese Unterteilung hielt vom 13. Jahrhundert bis in die heutige Zeit an. Die nördlichen und mittleren Bereiche waren immer zum Bistum Hildesheim hin orientiert, was sich bis heute durch Zugehörigkeit zur inzwischen aufgelösten Bezirksregierung Hannover auswirkte. Der obere, südlich gelegene Gau gehörte zu Seesen und damit zum Herzogtum Braunschweig, später zur ebenfalls aufgelösten Bezirksregierung Braunschweig. Heute ist mit Ambergau der frühere Mittelteil um Bockenem gemeint.
[Bearbeiten] Zentrum Bockenem
Bockenem bildete sich wegen seiner geographisch zentralen Lage als Mittelpunkt des Ambergaus heraus. Es wurde ein Handelsplatz. Von den Grafen von Wohldenberg aufgewertet, wurde es später das politisches Zentrum des Gebietes. Bockenem verfügte früh über städtische Privilegien. Es hatte das Markrecht inne und war zentraler Marktort. Das Befestigungsrecht manifestierte sich durch den Bau einer Stadmauer und einer Landwehr, unter anderem mit fünf Warttürmen, darunter Königsturm, Hochstedter Turm und Dahlumer Turm. Gefördert wurde die militärische Befestigung dadurch, dass das Bistum Hildesheim hier seine Südgrenze gegen das Herzogtum Braunschweig absicherte. Der Ort blühte dadurch im 13. und 14. Jahrhundert auf.
[Bearbeiten] Geschichte
Im Ambergau bestanden vermutlich schon im 8. Jahrhundert Gehöftgruppen, aus denen sich Dörfern entwickelten. Die Bewohner betrieben auf fruchtbaren und leicht zu bearbeitenden Ackerböden im Beckeninneren Landwirtschaft. Wie im übrigen Deutschland setzte auch hier ab dem 10. Jahrhundert ein Siedlungsausbau ein, bei dem Wälder gerodet und Kulturflächen ausgeweitet wurden. Teile der dabei gewonnenen Ackerböden gerieten in der Wüstungperiode des 14./15. Jahrhunderts wieder unter Wald, wovon heute Wölbackersysteme in den Wäldern am Rande des Ambergaus zeugen.
Im 10. Jahrhundert bildete sich als politisches Zentrum des Gebietes die Pfalz Dahlum in Königsdahlum heraus. Sie war an den Königsweg angebunden, der den Ambergau in Ost-West Richtung durchschnitt. Im nordwestlichen Harzvorland verband der Weg die Pfalzen Brüggen an der Leine mit Königsdahlum und der Werla.
Im 12. Jahrhundert setzte das Hochstift Hildesheim zur Verwaltung des Ambergaus die Familie von Werder ein. Die adlige Familie residierte auf einer Wasserburg an der Nette im Dorf Werder. Erstmals urkundlich erwähnt wird ein Vertreter der Familie 1105 als Burchadus de Insula erwähnt. 1292 wurde die Wasserburg bei einer Fehde zerstört und der Besitz ging an den Grafen von Wohldenberg über, der auf der gleichnamigen Burg anssässig im nördlichen Ambergau sesshaft waren. Aber der Besitz fiel bald an das Hochstift Hildesheim zurück.
Im Mittelalter sicherte südlich des Ambergaus die Burg Wohlenstein den Eintritt der Heerstraße Frankfurt am Main–Braunschweig in das Gebiet. Die Nordhälfte des Ambergaus und der Austritt der Heerstraße wurde von der Burg Wohldenberg beherrscht. Ein aus dieser Zeit erhaltener Wartturm ist der Königsturm, der an der heutigen Bundesstrasse B 243 zwischen Bockenem und Bornum am Harz steht. Dieser Turm als Teil der Bockenemer Landwehr hatte die Aufgabe, die Grenze zwischen dem Herzogtum Braunschweig und dem Bistum Hildesheim zu sichern und Zoll auf einem wichtigen Verkehrsweg zu erheben.
Die Hildesheimer Stiftsfehde brachte schwere Verwüstungen über den Amgbergau. Beim Einmarsch des Welfenherzogs Erich I. von Calenberg-Göttingen 1519 fielen ihm Burg Wohlenstein und einige Dörfer zum Opfer. Er belagerte auch Bockenem mit 800 Reitern sowie 9.000 Soldaten und beschoss den Ort mit Artillerie. Im Herbst 1519 marschierte Herzog Heinrich der Jüngere mit 500 Reitern in den Ambergau ein und beging Verwüstungen. Im Ergebnis der Stiftsfehde musste das Hochstift Hildesheim den Ambergau an das Herzogtum Braunschweig und damit an die Welfen abgeben, die darin die Reformation betrieben.
Auch im Dreißigjährigen Krieg litt der Ambergau unter den Durchzügen der verschiedendsten Truppen, wobei er wechselnd eingenommen wurde und auch Plünderungen ausgesetzt war. Am Ende des Krieges hatte das gesamte Gebiet nur noch eine Bevölkerung von 3.500 Personen.
[Bearbeiten] Orte
[Bearbeiten] Heute
Die heutigen 18 Orte des Ambergaus, alle Ortsteile der Stadt Bockenem, sind:
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[Bearbeiten] Mittelalter
Darüber hinaus gab es während des Mittelalters 13 weitere Siedlungen im Ambergau, die während der Wüstungsperiode des 14. und 15. Jahrhunderts aufgegeben wurden, wüst gefallen sind:
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[Bearbeiten] Literatur
- F. Günther:Der Ambergau, Hannover, 1887, unveränderter Neudruck 1974, ISBN 5-500-29430-8
- Manfred Klaube: Der Ambergau, Hrsg.: Stadt Bockenem, Clausthal-Zellerfeld, 2001, ISBN 3-89720-530-0
Koordinaten: 51° 58' N, 10° 08' O