Arno Holz
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Arno Holz (* 26. April 1863 in Rastenburg, Ostpreußen; † 26. Oktober 1929 in Berlin) war ein deutscher Dichter und Dramatiker des Naturalismus. Als sein Hauptwerk gilt der Gedichtband "Phantasus" (1898).
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[Bearbeiten] Leben
Arno Holz wurde in Rastenburg als Sohn des Apothekers Hermann Holz und seiner Gattin Franziska geb. Werner geboren. 1875 zog die Familie Holz nach Berlin. Dort arbeitete Arno Holz zunächst als Journalist, entschied sich dann aber für eine Existenz als freier Schriftsteller. Finanzielle Probleme begleiteten fortan sein Leben. Er knüpfte Kontakte zum Berliner Naturalistenverein Durch, in dem er u. a. Gerhart Hauptmann kennen lernte. 1885 erhielt er für seinen Gedichtband "Buch der Zeit" den Schillerpreis. Seitdem beschäftigte er sich mit dem Darwinismus.
Ab 1888 lebte und arbeitete er mit Johannes Schlaf zusammen. Gemeinsam entwickelten sie in der programmatischen Schrift "Die Kunst, ihr Wesen und ihre Gesetze" die Theorie eines "konsequenten Naturalismus", der auf exakte Milieuschilderung unter Einbeziehung auch umgangssprachlicher Elemente abzielte. Zugleich wollten sie jegliche Subjektivität eliminieren und möglichst wissenschaftlich sein. So kamen sie, wobei hinzugefügt werden muss, dass der Großteil der Schrift von Holz stammt, zu der Formel "Kunst = Natur - x". Damit meinten sie, dass die Kunst so weit wie möglich der Natur entsprechen sollte, und es also die Aufgabe des Künstlers wäre, das x aus der Formel möglichst klein sein zu lassen. Den theoretisch postulierten "konsequenten Naturalismus" wandten sie praktisch an in den unter dem gemeinsamen Pseudonym Bjarne P. Holmsen erschienen Werken "Papa Hamlet" und "Die Familie Selicke" (Schauspiel, Uraufführung 1890 zeitgleich am Stadttheater Magdeburg und an der Freien Bühne Berlin). Die Forderung, Kunst solle genaue Wiedergabe der Realität sein, führte zu neuen, experimentellen Ausdrucksweisen, z. B. zum "Sekundenstil", in dem soziales Elend minutiös genau geschildert wird. Die Reaktionen auf "Papa Hamlet" waren äußerst verschieden, die meisten Kritiker schrieben dagegen, aber es gab auch einige, wie zum Beispiel Theodor Fontane, die einen hohen künstlerischen Wert darin erkannten.
Als Johannes Schlaf sich mit Holz über die Einnahmen aus beiden Werken, die relativ gering waren, zu streiten begann, kam es zum Bruch. Holz behauptete, dass er mehr geleistet hätte, und man kann aus Textpassagen sehen, dass zwar das Thema, also der Stoff beider Werke von Schlaf stammt, aber die künstlerische Verarbeitung von Holz. Holz experimentierte nun in seiner Lyrik mit einem reimlosen Stil und gab die traditionellen Formregeln auf. Die Werke sollten vom "inneren Rhythmus" bestimmt werden, und frei von Reim und Versmaß sein, was er in seiner Programmschrift "Revolution der Lyrik" veröffentlichte.
1893 heiratete Holz Emilie Wittenberg, die ihm drei Söhne gebar.
1898 veröffentlichte er seinen sprachlich virtuosen Gedichtband "Phantasus", der als sein lyrisches Hauptwerk gilt. Die Gedichte über einen dahindämmernden, hungernden Dichter spiegeln das Milieu wider, in dem Holz im Berliner Wedding lebte. Am "Phantasus" hat Holz fast während seiner ganzen Schaffenszeit gearbeitet, da er die Gedichte der Sammlung vielfach abänderte und teils immer mehr erweiterte. Eine formale Besonderheit der Gedichte bestand darin, dass die einzelnen Verszeilen zentriert, d.h. um eine gedachte Mittelachse gedruckt wurden, weshalb dieser Stil auch Mittelachsenlyrik genannt wird, so dass rechts und links ein Flatterrand entstand - dadurch kann das Lesen seiner Werke manchmal ermüdend wirken.
1903 schuf er die "Lieder auf einer alten Laute", die der Dichtung des Barock nachempfunden waren. Dieser Gedichtband wurde später erweitert und als "Dafnis" bei Reinhard Piper verlegt, und einer seiner äußerst wenigen finanziellen Erfolge. Die im "Dafnis" enthaltenen Gedicht waren sowohl von der Textgestaltung, als auch von der Thematik, als auch von der Stilistik Barockgedichte, die sich hauptsächlich um Feiern, Essen, und erotische Begebenheiten drehen. Bekannt wurde auch seine Tragikomödie "Traumulus" (1904).
Zwischen 1910 und 1929 wohnte Arno Holz in Berlin-Schöneberg. 1926 ließ er sich von seiner Ehefrau scheiden und heiratete erneut. Holz starb am 26. Oktober 1929 in Berlin im Alter von 66 Jahren und wurde auf dem Friedhof an der Trakehner Allee in Charlottenburg begraben. Seinen Nachlass verwalten die Historische Sammlungen der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin.
[Bearbeiten] Auszeichnungen und Ehrungen
- 1923 Ehrendoktor der Universität Königsberg
[Bearbeiten] Werke
- Deutsche Weisen, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1884
- Buch der Zeit. Lieder eines Modernen, 1884
- Bjarne P. Holmsen: Papa Hamlet, gemeinsam mit Johannes Schlaf, 1889
- Die Familie Selicke, gemeinsam mit Johannes Schlaf, Drama, 1890
- Die Kunst. Ihr Wesen und ihre Gesetze, 1891
- Der geschundne Pegasus. Eine Mirlitoniade in Versen, gemeinsam mit Johannes Schlaf, 1892
- Neue Gleise, gemeinsam mit Johannes Schlaf, 1892
- Berlin, das Ende einer Zeit in Dramen
- Socialaristokraten, 1896
- Sonnenfinsternis, Tragödie, 1908
- Ignorabimus, 1913
- Phantastus, 1898/99
- Revolution der Lyrik, 1899
- Richard M. Meyer, 1900
- Die Blechschmiede, 1902
- Johannes Schlaf, 1902
- Aus Urgroßmutter’s Garten. Ein Frühlingsstrauß aus dem Rokoko, 1903
- Lieder auf einer alten Laute, 1903
- Dafnis. Lyrisches Portrait aus dem 17. Jahrhundert, 1904
- Traumulus, Tragische Komödie, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1905
- Frei!, Männerkomödie, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1907
- Gaudeamus!, Festspiel zur 350jährigen Jubelfeier der Universität Jena, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1908
- Die Perle der Antillen, Komödie, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1909
- Büxl, Komödie, gemeinsam mit Oscar Jerschke, 1911
- Phantasus, (erweiterte Fassung), 1916
- Flördeliese, 1919
- Seltsame und höchst abenteuerliche Historie von der Insel Pimperle, 1919
- Die befreite deutsche Wortkunst, 1921
- Trio Seraphicon, 1923
- Kindheitsparadies, 1924
- Phantasus, (Fassung letzter Hand in drei Bänden), 1925
- Zwölf Liebesgedichte, 1926
- Entwurf einer "Deutschen Akademie" als Vertreterin der geeinten deutschen Geistesarbeiterschaft, Offener, sehr ausführlicher Brief und Bericht an die Öffentlichkeit, 1926
[Bearbeiten] Werkausgabe
- Das Werk von Arno Holz, hrsg. v. Hans W. Fischer. 10 Bde., 1924-1926
- Arno Holz. Werke, hrsg. v. Wilhelm Emrich, 1961-
[Bearbeiten] Herausgebertätigkeit
- Emanuel Geibel. Ein Gedenkbuch, 1884
[Bearbeiten] Literatur
- Heinz-Georg Brands: Theorie und Stil des sogenannten "konsequenten Naturalismus" von Arno Holz und Johannes Schlaf. Kritische Analyse der Forschungsergebnisse und Versuch einer Neubestimmung. Bonn: Bouvier 1978. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 277) ISBN 3-416-01443-X
- Rob Burns: The quest for modernity. The place of Arno Holz in modern German literature. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1981. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 431) ISBN 3-8204-6225-2
- Carola von Edlinger: Kosmogonische und mythische Weltentwürfe aus interdiskursiver Sicht. Untersuchungen zu Phantasus (Arno Holz), Das Nordlicht (Theodor Däubler) und Die Kugel (Otto zur Linde). Frankfurt am Main u.a.: Lang 2002. (= Studien zur deutschen und europäischen Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts; 46) ISBN 3-631-38356-8
- Manfred Hechler: Die soziologische Dimension der Kunsttheorie von Arno Holz. Frankfurt am Main u.a.: Lang 1981. (= Helicon; 2) ISBN 3-8204-5959-6
- Arno Holz. München: Ed. Text + Kritik 1994. (= Text + Kritik; 121) ISBN 3-88377-462-6
- Hanno Möbius: Der Positivismus in der Literatur des Naturalismus. Wissenschaft, Kunst und soziale Frage bei Arno Holz. München: Fink 1980. ISBN 3-7705-1790-3
- Bernd Helmut Neumann: Die kleinste poetische Einheit. Semantisch-oetologische Untersuchung an Hand der Lyrik von Conrad Ferdinand Meyer, Arno Holz, August Stramm und Helmut Heissenbüttel. Köln u.a.: Böhlau 1977. (= Böhlau forum litterarum; 9) ISBN 3-412-07076-9
- Robert Oeste: Arno Holz. The long poem and the tradition of poetic experiment. Bonn: Bouvier 1982. (= Abhandlungen zur Kunst-, Musik- und Literaturwissenschaft; 325) ISBN 3-416-01688-2
- Wilhelm Heinrich Pott: Literarische Produktivität. Untersuchungen zum ästhetischen Verfahren bei Arno Holz, Alfred Döblin, Bertolt Brecht und Alexander Kluge. Frankfurt u.a.: Lang 1984. (= Europäische Hochschulschriften; Reihe 1, Deutsche Sprache und Literatur; 758) ISBN 3-8204-5309-1
- Helmut Scheuer: Arno Holz im literarischen Leben des ausgehenden 19. Jahrhunderts. 1883-1896. Eine biographische Studie. München: Winkler 1971.
- Gesine Lenore Schiewer: Poetische Gestaltkonzepte und Automatentheorie. Arno Holz - Robert Musil - Oswald Wiener. Würzburg: Königshausen u. Neumann 2004. ISBN 3-8260-2399-4
- Gerhard Schulz: Arno Holz. Dilemma eines bürgerlichen Dichterlebens. München: Beck 1974. ISBN 3-406-05377-7
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Arno Holz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Arno Holz als gemeinfreie Online-Texte beim Project Gutenberg
- Werke von Arno Holz als nicht textkritische Online-Texte beim Projekt Gutenberg-DE
- Überblick über Texte von und zu Arno Holz im Internet
- Tabellarische Kurzbiografie zu Arno Holz
- Arno Holz-Gesellschaft in Rastenburg
- Klaus M. Rarisch: Reich an Fleiß, arm am Beutel In: fulgura frango
- Holz Dichterschule [1]
- der Nachlass befindet sich bei den Historische Sammlungen der Stiftung Zentral- und Landesbibliothek Berlin
Personendaten | |
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NAME | Holz, Arno |
KURZBESCHREIBUNG | Deutscher Dichter und Dramatiker des Naturalismus |
GEBURTSDATUM | 26. April 1863 |
GEBURTSORT | Rastenburg, Ostpreußen |
STERBEDATUM | 26. Oktober 1929 |
STERBEORT | Berlin |