Wikipedia:Artikel über lebende Personen
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Autoren müssen beim Schreiben von Biographien über lebende Personen besonders sorgfältig vorgehen, gleichzeitig sensibel und strikt nach unseren inhaltlichen Richtlinien, insbesondere den zentralen Grundprinzipien der Wikipedia.
Siehe dazu die folgenden Richtlinien:
- Verifiability (bisher nicht ins Deutsche übersetzt)
- Wikipedia:Neutraler Standpunkt
- Wikipedia:Theoriefindung
- Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist
Der Artikel muss korrekt werden. Sei sehr streng bezüglich der Auswahl von hochqualitativen Quellen - insbesondere für Einzelheiten aus dem Leben der Person.
Diese Prinzipien gelten auch für biographische Informationen über lebende Personen in anderen Artikeln.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Erläuterung
Täglich treffen begründete Beschwerden von Betroffenen über biographische Artikel in E-Mails an die Wikipedia-Kontaktadressen, mit Telefonanrufen an das Hauptquartier der Stiftung und Jimbo Wales, und mit der Post ein. Die Absender sind mit Recht verärgert, wenn sie ungenaue oder verfälschte Artikel gefunden haben. Es ist eine dauernde schwierige Aufgabe für die Freiwilligen vom OTRS und für bezahlte Mitarbeiter, die Beschwerden erfolgreich zu bearbeiten.
Oft entsteht das Problem, wenn der Betroffene versucht, seinen eigenen Artikel zu editieren, um den problematischen Inhalt zu entfernen. Da es nicht immer geübte Wikipedianer sind, kennen sie unsere Richtlinien nicht und werden häufig beschuldigt, Vandalismus oder Edit-War zu betreiben, obwohl sie in guter Absicht handelten.
Aus diesem Grund müssen Autoren beim Schreiben und Editieren von biographischen Artikeln über lebende Personen besonders sorgfältig vorgehen. Drei Gesichtspunkte sind wesentlich:
- Der Edit muss mit Sensibilität und strikter Befolgung unserer inhaltlichen Richtlinien erfolgen.
- Wenn die beschriebene Person selbst ihren Artikel editiert, ist es unerlässlich, von ihren guten Absichten auszugehen.
- Wenn jemand mit anonymer IP-Adresse oder neuem Account plötzlich die Seite über eine lebende Person leert, oder einen Abschnitt daraus löscht, könnte es sich um den/die Betroffene/n handeln. Versuche, nicht aggressiv zu werden, sondern lade die Person zum Dialog ein und stelle sicher, dass der fragliche Artikel keine unbelegten Vorwürfe enthält.
[Bearbeiten] Schreibstil
Du solltest in neutraler, unzweideutiger Weise dokumentieren, welche verläßlichen unparteiischen Quellen über den Betroffenen veröffentlicht haben, und gegebenenfalls auch, was die Person über sich selbst veröffentlicht hat. Der Schreibstil soll neutral, faktenorientiert und zurückhaltend sein. Es sollten weder hagiographische noch sensationsheischende Töne vorkommen. Achte darauf, weder in einseitige Sympathie noch in Enthüllungsjournalismus zu verfallen. Wenn Du über ein negatives Ereignis schreibst, berücksichtige auch entlastende Informationen, bemühe Dich immer um Ausgewogenheit.
Es sollte nicht um Veröffentlichung um jeden Preis gehen. Die Beiträge von Wikipedia-Autoren können reale Auswirkungen auf lebende Menschen haben.
[Bearbeiten] Verlässliche Quellen
Ohne glaubwürdige Quellen ist die Biographie wahrscheinlich Theoriefindung. Im Artikel angegebene Informationen müssen daher unbedingt für jeden einfach zu verifizieren sein. Informationen, die nur auf parteiischen Webseiten oder in obskuren Zeitschriften veröffentlicht sind, sollten mit Vorsicht behandelt und nicht verwendet werden, wenn sie tendenziös sind. Informationen aus Büchern und Zeitungen im Selbstverlag, oder von privaten Webseiten/Blogs sollten nie benutzt werden, außer sie stammen vom Betroffenen selbst.
Du bist nicht verpflichtet, mit der betroffenen Person Kontakt aufzunehmen. Wenn Du von ihr aber direkte Informationen erhalten hast, solltest Du sie nur verwenden, wenn sie auch in öffentlichen Quellen zu finden sind. Unveröffentlichte Einzelheiten sind Theoriefindung bzw. original research, selbst wenn sie direkt vom Biographierten selbst stammen.
- Ein Beispiel: Die Neue Zürcher Zeitung schreibt, dass Erika Mustermann 1955 geboren wurde, aber Erika selbst sagt Dir, dass dies falsch und ihr Geburtsjahr tatsächlich 1965 sei. Der Wikipedia-Artikel muss die veröffentlichten Daten wiedergeben, und nicht das, was Erika Dir privat erzählt hat. Erst wenn eine Korrektur veröffentlicht wurde, ist sie nachprüfbar und damit auch verwendbar. Da die Aussage aber in Zweifel gezogen wurde, könnte es in diesem Fall angemessen sein zu schreiben „Nach Angaben der NZZ wurde Erika Mustermann 1955 geboren“, mit Nennung den entsprechenden Artikels.
[Bearbeiten] Selbstveröffentlichtes Material als Quelle
Selbstveröffentlichte Informationen vom Betroffenen (z. B. eine persönliche Webseite) können als Primärquelle verwendet werden, wenn sie ...
- ... für die Relevanz der Person wesentlich sind. Die Biographie könnte sich schnell mit Trivialitäten füllen, die den Artikel verschlechtern. Einige Alltagsdetails können natürlich von Interesse sein, um die Persönlichkeit des Beschriebenen zu beleuchten.
- ... nicht streitig sind;
- ... kein unangemessenes Eigenlob darstellen. Eine Veröffentlichung sollte idealerweise geprüft worden sein, wie es bei allen Zeitungen und Herausgebern abgesehen von der Regenbogenpresse üblich ist. Im Selbstverlag gibt es keinen solchen kritischen Input.
- ... keine Behauptungen über weitere Personen und Ereignisse enthalten, die keinen direkten Bezug zum Subjekt haben;
- ... zweifellos vom Betroffenen stammen. Die persönliche Webseite, die angeblich "Erika Mustermann" gehört, könnte jemand anderes böswillig erstellt haben.
Ein Blog oder eine persönliche Webseite des Betroffenen kann im Abschnitt „Weblinks“ verlinkt werden, auch wenn der Link nicht als verläßliche Quelle eingeschätzt wird.
[Bearbeiten] Im Zweifel für die Privatsphäre
[Bearbeiten] Personen des öffentlichen Lebens
Über öffentlich bekannte Personen gibt es in der Regel eine Vielzahl von verläßlichen Quellen, und die Wikipedia-Biographie sollte einfach wiedergeben, was dort steht. Andererseits haben auch diese Personen ein Recht auf Privatsphäre. Nur wenn ein Vorwurf oder Zwischenfall bedeutsam, und in solchen angesehenen Veröffentlichungen dokumentiert ist, gehört er in den Artikel, und zwar auch, wenn der Betroffene die Erwähnung ablehnt.
Nach Ansicht des deutschen Bundesverfassungsgerichtes ist bei Veröffentlichungen aus der Privatsphäre eines Bürgers im Einzelfall durch Güterabwägung zu ermitteln, ob sie ...im angemessenen Verhältnis zur Bedeutung der Sache steht" (BVerfG 7.5.1997, Az 1 BvR 1974/93, Az: 1 BvR 1987/93, Urteil zugunsten eines Scientology-Mitglieds). Zeitweise legten die deutschen Gerichte diese Regel bei sogenannten absoluten Personen der Zeitgeschichte weit aus in dem Sinne, dass die Öffentlichkeit ein legitimes Interesse an Details aus dem Privatleben dieser Personen hat. Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte hat aber im Caroline-Urteil anders geurteilt: Das entscheidende Kriterium bestehe auch im Falle berühmter Zeitgenossen darin, "inwieweit die veröffentlichten Fotos zu einer Debatte beitragen, für die ein Allgemeininteresse geltend gemacht werden kann."
Es kommt also darauf an, um was für Informationen es sich handelt – eventuell auch, um welche Art der Veröffentlichung. In besonderem Maße gilt das Recht auf Privatsphäre für Bilder. Je privater die Information, desto eher sollte sie entfernt werden, je relevanter die Person, desto mehr Informationen sind gerechtfertigt. Insbesondere können und sollen Bilder oder Informationen verwendet werden, die zu einem Diskurs gehören, der in der Öffentlichkeit geführt wird.
- Beipiel: Dass ein bekannter Neonazi in X-Hausen wohnt, ist eine für die öffentliche Meinungsbildung irrelevante Information aus dessen Privatsphäre. Dass in X-Hausen Schulungskurse und Kameradentreffen der Neonazis stattfinden, ist relevant und damit nicht geschützt.
- Beispiel: "Erika Mustermann führte einen hässlichen Scheidungskrieg gegen Erich Mustermann" — dies ist kaum beachtenswert und sollte nicht erwähnt werden.
- Beispiel: Einem Politiker wird eine Bestechungsaffäre nachgesagt. Er bestreitet sie, aber der Spiegel druckt die Vorwürfe und löst einen öffentlichen Skandal aus. Wir haben eine Person des öffentlichen Lebens, eine für das Wirken des Politikers bedeutsame Information, und glaubwürdige Quellen - die Affäre kann in den Artikel, wenn klargestellt wird, dass es sich um eine Beschuldigung handelt und nicht um eine festgestellte Tatsache, und wenn der Spiegel-Artikel als Quelle angegeben wird.
Illegal beschaffte personenbezogene Informationen wie z.B. die Akten des Staatssicherheitsdienstes der DDR dürfen nur mit Zustimmung des Betroffenen veröffentlicht werden (vgl. Fall Kohl).
[Bearbeiten] Weniger bekannte Personen
Wikipedia enthält auch Biographien über Menschen, die - obwohl ausreichend bedeutsam für einen Eintrag - Anspruch auf weitergehenden Schutz ihrer Privatsphäre haben. In solchen Fällen sollten Autoren zurückhaltend sein und nur die für den Eintrag relevanten Informationen einbeziehen.
- Beispiel: Einem Akademiker, der in Würdigung seiner physikalischen Forschungsergebnisse eingetragen ist, wird vorgeworfen, eine Studentin unsittlich berührt zu haben. Sie erzählt die Geschichte der Studentenzeitung der Universität, und eine Satirezeitschrift greift sie im Rahmen eines Textes über Sexualbeziehungen von Hochschullehrern auf. Keine andere Zeitung wiederholt die Angaben. Der Dozent hat keine Stellungnahme abgegeben. - Diese Beschuldigung sollte nicht im Artikel stehen. Sie ist für die Bedeutung des Mannes irrelevant, denn er ist außerhalb seiner Arbeit kaum interessant; die Quellen sind wenig zuverlässig; und die möglichen Konsequenzen einer Verbreitung sind für den Betroffenen schwerwiegend.
In Grenzfällen sollte die Daumenregel lauten "schädige niemanden". Wikipedia ist eine Enzyklopädie, keine Tageszeitung. Es ist nicht unsere Aufgabe, Sensationen zu veröffentlichen oder prickelnde Gerüchte zu verbreiten.
[Bearbeiten] Beleidigung und üble Nachrede
Abwertendes Material über eine lebende Person, das nicht mit einer verläßlichen Quelle belegt ist, sollte sowohl im Artikel als auch auf dessen Diskussionsseite entfernt werden. Das Wiederherstellen solchen Materials kann zur Sperrung des Users führen. (Normierende Texte der englischen WP: en:Wikipedia:Blocking policy#Biographies of living persons, en:Wikipedia:Libel).
Benutzer sollten auf Veränderungen von Artikeln und biographischen Informationen achten, die in böser Absicht erfolgen. Wenn jemand seine Meinung durchsetzen möchte, bestehe auf verläßlichen, veröffentlichten Sekundärquellen und auf einer eindeutigen Relevanz für den Artikel.
[Bearbeiten] Meinungen von Kritikern, Gegnern, und Verleumdern
Viele Personen, die für einen Wikipedia-Artikel wichtig genug sind, haben auch Kritiker. Deren Ansichten können dargestellt werden, solange sie für die Bedeutung der Hauptperson relevant sind, aus verläßlicher Quelle stammen, und weder den Artikel dominierend noch parteiisch beschrieben sind. Achte darauf, der Kritik nicht überproportional viel Raum einzuräumen. Sofern die Kritik lediglich aus dem Lager von unbedeutenden Minderheiten stammt, ist sie für den Artikel ungeeignet.
Artikel über Ideologien, Glaubensfragen, oder Richtlinien bedürfen in vielen Fällen kritische Absätze - Personenartikel jedoch selten. Zum Beispiel ist ein kritischer Abschnitt im Artikel Kommunismus enzyklopädisch, derselbe Abschnitt in den Artikeln über jeden einzelnen Kommunisten nicht. Schwerpunkt eines biographischen Artikels sollte die Person sein, nicht ihre Kritiker.
[Bearbeiten] Wikipedia ist nicht Speakers’ Corner
Wikipedia hat nicht die Aufgabe, die Moral, den Glauben, oder die Orientierung von Personen zu bewerten. Sie ist kein Forum für oder gegen politische und religiös-spirituelle oder vom Mainstream abweichende Standpunkte. Schreibe einen NPOV-Artikel, mit dem bestenfalls alle aktiven und passiven Beteiligten leben können.
[Bearbeiten] Passende Kategorien
Kategoriebezeichnungen enthalten keine Einschränkungen oder Distanzierungen, darum ist ein neutraler Standpunkt besonders wichtig. Stelle sicher, dass alle Kategorisierungen relevant, nachprüfbar, und aus dem Artikeltext begründet sind - vor allem solche, die einen schlechten Ruf begründen. Beispielsweise gehören nur rechtskräftig verurteilte Personen in die Kategorie:Krimineller. Siehe dazu Wikipedia:Kategorien.
[Bearbeiten] Umgang mit Edits des Betroffenen
Wir raten zwar davon ab, Artikel über sich selbst zu verfassen, aber die Betroffenen sind eingeladen, Fehler zu verbessern und ungenaues oder unbelegtes Material zu entfernen.
Anonyme Komplett- oder Teillöschungen in der Biographie einer lebenden Person müssen sorgfältig geprüft werden. Wenn die Person nicht besonders wichtig ist, sind solche Änderungen meistens kein Vandalismus, sondern der Versuch des Betroffenen, verfälschtes oder ungenaues Material zu entfernen. Beobachter der "letzten Änderungen" sollten auf beleidigende Kommentare im Feld "Zusammenfassung" und auf unnötige Vandalismusmeldungen verzichten. Siehe auch Wikipedia:Verhalten gegenüber Neulingen.
[Bearbeiten] Umgang mit Artikeln über Dich selbst
Wenn Du eine Frage oder ein Problem mit einem Artikel über Dich selbst hast, kontaktiere uns über einen der auf Wikipedia:Kontakt angegebenen Wege, oder schreibe auf die Diskussionsseite des Artikels. Angaben zum verantwortlichen Betreiber im juristischen Sinn findest Du im Wikipedia:Impressum.
[Bearbeiten] Siehe auch
- Zulässigkeit von Äußerungen in der Berichterstattung
- Recht am eigenen Bild
- Relevanzkriterien
- Wikipedia:Themendiskussion/Persönlichkeitsrechte
[Bearbeiten] Relevante Policies der englischsprachigen Wikipedia
- en:Wikipedia:Neutral point of view (Wikipedia:Neutralität)
- en:Wikipedia:No original research (Wikipedia:Theoriefindung)
- en:Wikipedia:Verifiability
- en:Wikipedia:Ownership of articles
- en:Wikipedia:Deletion of vanity articles
- en:Wikipedia:No personal attacks (Wikipedia:Keine persönlichen Angriffe)
- en:Wikipedia:Resolving disputes
- en:Wikipedia:Libel
- en:Wikipedia:Don't bite the newbies (Wikipedia:Verhalten gegenüber Neulingen)
- en:Wikipedia:Privacy policy
- Wikimedia Foundation's privacy policy
- Blocking policy: Biographies of living persons