Behnhaus
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Das Museum Behnhaus des Lübecker Museums für Kunst- und Kulturgeschichte steht in der Stadt für die bürgerliche Wohnkultur von Rokoko, Klassizismus und Biedermeier wie für die Malerei der Nazarener und den deutschen Impressionismus und Expressionismus.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Bauwerke
Das Gebäude des Kunstmuseums ist eines der repräsentativsten klassizistischen Bürgerhäuser in der Königstraße der Lübecker Altstadt, unweit von St. Jakobi und dem Koberg. Es wurde 1783 errichtet und Anfang des 19. Jahrhunderts von dem dänischen Architekten und Inneneinrichter Joseph Christian Lillie für den Bürgermeister Tesdorpf im heute noch erhaltenen klassizistischen Stil umgebaut und eingerichtet. Das heutige Museum wurde in den 1920er Jahren von dem Lübecker Museumsdirektor Carl Georg Heise gegründet und in den 70er Jahren um das links daneben liegende, gleichermaßen repräsentative Dräger-Haus als Stiftung von Heinrich und Lisa Dräger ergänzt. Rückseitig öffnet sich über eine Freitreppe von der Terrasse zwischen den Seitenflügeln beider Häuser Blick und Weg durch die Bürgergärten auf den im Garten inmitten einer Skulpturensammlung liegenden Pavillon der Overbeck-Gesellschaft im Stil der Neuen Sachlichkeit.
[Bearbeiten] Gemäldesammlung und Schwerpunkte
[Bearbeiten] Nazarener
Dieser Sammlungsschwerpunkt kreist um den in Lübeck geborenen Friedrich Overbeck und seinen Freundeskreis. Er beruht auf einer großzügigen Schenkung der Charlotte Overbeck, die 1914 den künstlerischen Nachlass Overbecks der Hansestadt schenkte. Eines der in Lübeck gezeigten Hauptwerke Overbecks, Die Beweinung Christi, hängt allerdings in der Marienkirche.
[Bearbeiten] Romantik
Die deutsche Romantik ist mit Caspar David Friedrich, Carl Blechen und Carl Gustav Carus representativ vertreten.
[Bearbeiten] Impressionismus
Der in Lübeck geborene Gotthardt Kuehl gehört zu den frühen deutschen Impressionisten. Er behielt Zeit seines Lebens auch als Professor an der Kunstakademie in Dresden einen Bezug zu seiner Heimatstadt, die er nebst Travemünde häufiger besuchte. Die Themen der auf diesen Reisen entstandenen Bilder sind also für ein Lübecker Kunstmuseum naheliegendes Sammlungsinteresse. Die Entwicklung Kuehls spiegelt sich in der Ausstellung wieder und wird im Vergleich zu den gezeigten Bildern von Max Liebermann, Lovis Corinth, Maria Slavona, Ulrich Hübner und Max Slevogt verdeutlicht.
[Bearbeiten] Expressionismus
Aufgrund der Beziehung Edvard Munchs zu dem Lübecker Arzt und Mäzen Dr. Max Linde befindet sich ein zentrales Werk für die Portraitkunst Munchs, das Portrait Die Söhne des Dr. Linde im Behnhaus - im ersten Halbjahr 2006 allerdings zur Ausstellung im Museum of Modern Art - und wird als Sammlungsschwerpunkt des Museums durch weitere Werke des norwegischen Künstlers ergänzt.
Die von Heise aufgebaute Sammlung deutscher Expressionisten wurde durch die nationalsozialistische Kunstpolitik zunichte gemacht. 2006 erhielt das Museum aufgrund einer großzügigen privaten Schenkung mit dem Stehenden und knienden Mädchenakt ein Gemälde von Paula Modersohn-Becker, das Heise bereits 1930 zu kaufen versucht hatte. Es ist durchaus fraglich, ob das Bild heute in Lübeck hängen würde, wenn der Ankauf damals geklappt hätte.
[Bearbeiten] Regionale Künstler
Der Museumsbegründer Carl Georg Heise begann jedoch in den 20ger Jahren auch zielgerichtet, ihm bedeutsame regionale Künstler durch Ankäufe für das Museum und durch Ausstellungen zu fördern. Dazu gehören Albert Aereboe, Erwin Bossanyi, Erich Dummer, Alfred Mahlau u.a..
[Bearbeiten] Lübecker Wohnkultur des 18. und frühen 19. Jahrhundert
Das Behnhaus zeigt seine Gemäldesammlungen im Kontext zeitgenössischer Einrichtungen und Innendekoration der Zeit der Entstehung der beiden Museumsgebäude und gibt damit ein Bild der bürgerlichen Kultur Lübecks vom Rokoko über den Klassizismus bis zum Biedermeier. Einer der seltenen Stockelsdorfer Ofen erinnert an die kurze Zeit der Blüte der Stockelsdorfer Fayencemanufaktur vor den Toren der Stadt zum Ende des 18. Jahrhunderts. Die gehobene bürgerliche Wohnkultur wird um eine Sammlung alter Musikinstrumente ergänzt, von denen viele ehemals aus Lübecker Häusern stammen.
Eine kleine Jugendstil - Sammlung ist im Mezzanin des Behnhauses zu sehen.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Bildergalerie
Olivier Die Juden in der Babylonischen Gefangenschaft (um 1830) |
Theodor Rehbenitz Portät Konrad Eberhard Zeichnung 1819 |
[Bearbeiten] Literatur
- Wulf Schadendorf: Museum Behnhaus, Katalog, 2.Aufl., Lübeck, 1976
- Abram Enns: Kunst und Bürgertum - Die kontroversen zwanziger Jahre in Lübeck, Lübeck, 1978, ISBN 3-7672-0571-8