Birr AG
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Das AG ist das offizielle Kürzel des Kantons Aargau und wird verwendet, um Verwechslungen mit gleichlautenden Einträgen zu vermeiden. |
Wappen | |
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Basisdaten | |
Kanton: | Aargau |
Bezirk: | Brugg |
BFS-Nr.: | 4092 |
PLZ: | 5242 |
Koordinaten: | 47° 26' n. Br. 8° 12' ö. L. |
Höhe: | 405 m ü. M. |
Fläche: | 5.05 km² |
Einwohner: | 3795 (31. Dezember 2005) |
Website: | www.birr.ch |
Karte | |
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Birr ist eine politische Gemeinde im Bezirk Brugg des Schweizer Kantons Aargau. Das Dorf liegt auf halbem Weg zwischen Lenzburg und Brugg. Birr ist bekannt als eine der Wirkungsstätten des Reformpädagogen Johann Heinrich Pestalozzi.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geographie
Die Gemeinde liegt am westlichen Rand des Birrfelds, einer ausgedehnten und landwirtschaftlich intensiv genutzten Ebene zwischen Aare und Reuss. Südlich des Dorfes ragt die steile bewaldete Nordflanke des Chestenbergs in die Höhe, einem Ausläufer des Juras östlich der Aare. Die Fläche der Gemeinde beträgt 505 Hektaren, davon sind 166 bewaldet und 124 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf dem Chestenberg auf 645 Metern, der tiefste Punkt auf 390 Metern.
Nachbargemeinden sind Lupfig im Westen und Norden, Birrhard im Osten sowie Brunegg und Möriken-Wildegg im Süden. Birr ist mit Lupfig vollständig zusammengewachsen; die Grenzen zwischen dien einst getrennten Dörfern sind nicht mehr auszumachen.
[Bearbeiten] Geschichte
"Bire" wurde erstmals 1270 in einem Kaufvertrag genannt, der den Erwerb von Grundstücken in diesem kleinen Ort durch das Kloster Wettingen bestätigte. Birr war ein Teil des Eigenamts, dem ältesten Besitz der Grafen von Habsburg, deren Stammsitz drei Kilometer nordwestlich des Dorfes liegt. 1397 gelangten Grund- und Gerichtsherrschaft über Birr als Schenkung in den Besitz des Klosters Königsfelden in Windisch.
1415 eroberten die die Eidgenossen den Aargau und die Landesherrschaft wechselte von den Habsburgern zur Stadt Bern. Nach Einführung der Reformation im Jahr 1528 wurde das Kloster Königsfelden säkularisiert; Bern wandelte das Eigenamt in die Landvogtei Königsfelden um und übte nun sämtliche Rechte aus.
1771 zog der Reformpädagoge Johann Heinrich Pestalozzi auf den Neuhof, wo er sich zuerst als landwirtschaftlicher Unternehmer versuchte. Durch die Einführung neuer Gewächse und neuer Düngemethoden wollte er der teilweise verarmten Bauernschaft ein Beispiel geben, wie sie ihre Situation verbessern könnten. Nachdem dieses Unternehmen gescheitert war, nahmen er und seine Frau Anna Pestalozzi an die 40 Kinder auf und verbanden industrielle Tätigkeiten wie Spinnen und Weben mit Schulunterricht und sittlicher Erziehung. Aus wirtschaftlichen Gründen musste die Anstalt 1780 geschlossen werden.
Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz, entmachteten die "Gnädigen Herren" von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Birr gehört seither zum Kanton Aargau. Der Anschluss ans Eisenbannetz erfolgte am 1. Juni 1882 durch die Eröffnung der Strecke Brugg - Hendschiken. Bis Mitte der 1950er blieb Birr ein kleines bescheidenes Bauerndorf. Doch dann wurde ein grosser Fabrikationsbetrieb der BBC (heute ABB) gebaut. Für die vielen (meist ausländischen) Arbeitnehmer der BBC wurde die Siedlung "Wyde" mit 500 Wohnungen errichtet. In nur zehn Jahren verfünffachte sich die Einwohnerzahl. Das Wachstum hat sich zwar seit 1970 deutlich verlangsamt, ist aber stets konstant geblieben.
[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten
Spätestens seit dem 14. Jahrhundert bestand eine Kapelle, die zur Pfarrei Windisch gehörte. Mit der Einführung der Reformation wurde sie zur Pfarrkirche erhoben und 1662 durch einen Neubau von Abraham Dünz ersetzt.
Am südlichen Dorfrand befindet sich der Neuhof, die Wirkungsstätte von Johann Heinrich Pestalozzi. Im 1770 erbauten Pächterhaus lebte Pestalozzis Familie, das Herrenhaus entstand 1821/22. Nachdem das Pächterhaus 1858 vollständig niedergebrannt war, wurde es unter Verwendung der alten Mauern möglichst originalgetreu wieder aufgebaut. Ab 1914 wurde der Neuhof als Erziehungsheim genutzt und wandelte sich mit der Zeit zu einem Berufsbildungsheim.
Das in einem ehemaligen Bauernhaus untergebrachte Dorfmuseum präsentiert Wohnkultur und landwirtschaftliche Gerätschaften früherer Jahrhunderte.
[Bearbeiten] Wappen
Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: "In Blau eine gelbe Birne an grünem Blätterzweig". Es handelt sich dabei um ein so genanntes sprechendes Wappen. Allerdings basiert das Aussehen des Wappens auf einer Fehldeutung des Ortsnamens. Der Name stammt nicht von Birne ab, sondern von Birch (Birke).
[Bearbeiten] Bevölkerung
Bevölkerungsentwicklung | |
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Jahr | Einwohner |
1850 | 498 |
1900 | 448 |
1930 | 550 |
1950 | 562 |
1960 | 651 |
1970 | 2594 |
1980 | 2912 |
1990 | 3366 |
2000 | 3529 |
Am 31. Dezember 2005 lebten 3795 Menschen in Birr, der Ausländeranteil betrug 46,1 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 35,2 % römisch-katholisch, 29,6 % reformiert, 9.0 % christlich-orthodox und 12,0 % moslemisch; 1,1 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 71,2 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 7,2 % Italienisch, 6,7 % Serbokroatisch, 5,2 % Albanisch, 1,6 % Türkisch, 1,3 % Französisch, 1,0 % Spanisch, 0,6 % Portugiesisch.
[Bearbeiten] Behörden
Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.
Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2006-2009 sind:
- Marianna Mattenberger, Gemeindeammann
- Markus Büttikofer, Vize-Gemeindeammann
- Fritz Feissli
- Marcel Egger
- Alfred Hatt
Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Brugg zuständig. Birr gehört zum Friedensrichterkreis Windisch.
[Bearbeiten] Wirtschaft
Das wirtschaftliche Hauptgewicht liegt in Birr bei der Industrie. Hier befinden sich unter anderem Betriebsstätten der ABB und der ALSTOM. Daneben gibt es weitere Industriebetriebe sowie zahlreiche Gewerbe- und Dienstleistungsunternehmen. Insgesamt werden etwa 1200 Arbeitsplätze angeboten, davon 2 % in der Landwirtschaft, 47 % in der Industrie und 51 % im Dienstleistungssektor.
[Bearbeiten] Verkehr
Seit 1995 besitzt Birr eine Bahnstation an der SBB-Linie Lenzburg-Brugg. Eine Postautolinie verkehrt nach Brugg. Birr liegt knapp zwei Kilometer südlich des Autobahnanschlusses Brugg der A3 und profitiert dadurch von seiner ausgezeichneten Verkehrslage zwischen den Grossstädten Zürich und Basel.
[Bearbeiten] Bildung
Im Schulzentrum der Gemeinde werden die Primar-, Real- und Sekundarschule geführt. Die Bezirksschule kann in Windisch oder Brugg besucht werden. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Aarau und Baden. Im Berufsbildungsheim Neuhof können straffällig gewordene Jugendlichen und solche aus schwierigen sozialen Verhältnissen eine handwerkliche oder landwirtschaftliche Berufslehre absolvieren.
[Bearbeiten] Weblinks
- Offizielle Website der Gemeinde Birr
- Artikel Birr im Historischen Lexikon der Schweiz
- Berufsbildungsheim Neuhof
- Postautolinie Brugg - Birr
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Koordinaten: 47° 26' N, 8° 12' O