David Low
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Sir David Alexander Cecil Low (* 7. April 1891 in Dunedin, Neuseeland; † 19. September 1963 in London), besser bekannt als David Low, war ein britischer politischer Karikaturist, Cartoonist und Illustrator. Low gilt heute als einer der bedeutendsten politischen Karikaturisten überhaupt. Er zeichnete u. a. für den London Star (1919-27), den Evening Standard (1927-50), den Daily Herald (1950-53) und den Manchester Guardian (1953).
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[Bearbeiten] Leben
[Bearbeiten] Jugend und Anfänge
Low wurde als Sohn einer schottisch-irischstämmiger Eltern in Dunedin, Neuseeland, geboren. Als Kind zog er mit seiner Familie nach Christchurch, wo er die Christchurch Boys' High School besuchte.
Als junger Mann wurde Lows Interesse für die Karikaturen des „Punch Magazines“ geweckt, das schließlich so weit ging, dass er selbst beschloss, Karikaturist zu werden. Low brachte sich das Zeichnen im Wesentlichen selbst bei, besuchte jedoch auch die New York School of Caricature (ca.1900) und kurzzeitig die Canterbury School of Arts.
1902, im Alter von elf Jahren, veröffentliche Low schließlich erste Zeichnungen in der lokalen Kirchenzeitung von Christchurch „Spectator“.. Es folgten Cartoons für War Cry, das Organ der Heilsarmee, und Illustrationen für die reißerische Wochenschrift New Zealand Truth. Noch als Teenager wurde Low zum regulären politischen Cartoonisten des New Zealand Spectator ernannt.
Seine Karriere als professioneller Cartoonist begann er 1910 bei der Canetbury Times. 1911 siedelte er nach Sydney, Australien, über, um dort für die Zeitschrift „Sydney Bulletin“ zu zeichnen. Während seiner Zeit beim Sydney Bulletin arbeitete er unter anderen mit den Cartoonisten Livingstone Hopkins und Norman Lindsay zusammen. Dort wurde er 1916 berühmt durch den Cartoon „The Imperial Conference“, der William Hughes, den damaligen australischen Premierminister, zeigte.
[Bearbeiten] Übersiedelung nach England
Eine Sammlung seiner Hughes-Cartoons, die Low 1918 unter dem Titel „The Billy Book“ veröffentlichte, sowie ein Artikel des Schriftstellers Arnold Bennett in der Zeitschrift New Statesman, der sich mit Lows Kunst befasste, machte diesen in Großbritannien einem größeren Personenkreis bekannt und brachte ihm die Aufmerksamkeit von Henry Cadbury, einem Teilhaber der Abendzeitung „London Star“ und „The Daily News“, der ihn im August 1919 nach London holte.
In London konnte Low in der Auseinandersetzung mit seinem Herausgeber erreichen, dass er anders als andere Cartoonisten, die nur kleine Bildplätze auf den Seiten der Zeitungen eingeräumt bekamen, große, halbe Zeitungsseiten füllende Cartoons herstellen durfte, wie er es bereits in Australien getan hatte.
Seine berühmteste Arbeit für „Star“ war eine Serie von Porträts der „fünfzig angesehensten Personen Großbritanniens“, darunter George Bernard Shaw, Arnold Bennett, H.G. Wells, Hilaire Belloc, G.K. Chesterton und Arthur Conan Doyle. Es spricht für Lows bereits zu dieser Zeit etablierten künstlerischen Rang (bereits Bennett hatte Low attestiert, zu zeichnen "wie der Fisch schwimmt"), dass nur zwei der Porträtierten – Rudyard Kipling und John Galsworthy – sich weigerten ihm Modell zu sitzen.
Darüber hinaus veröffentliche Low Karikaturen in Zeitschriften wie dem Punch Magazine und The Graphic. 1927 wechselte er auf Drängen des britischen "Zeitungskönigs" Lord Beaverbrook zu dessen Organ Evening Standard über.
Beaverbrook, selbst ein führendes Mitglied der konservativen Partei, sicherte Low, ungeachtet seiner eigenen politischen Ansichten, volle künstlerische Freiheit zu und war selbst bereit, diesen seine radikalsten Positionen in seinen Karikaturen abbilden zu lassen.
[Bearbeiten] Die 30er und 40er Jahre: die antifaschistische Kassandra und Cartoonist der Freiheit
In den dreißiger Jahren tat Low sich besonders durch antifaschistische Karikaturen hervor, in denen er die Politik der kontinentaleuropäischen faschistische Regime mit beißendem Spott attackierte und die europäischen Diktatoren, namentlich Hitler, Franco und Mussolini in unversöhnlichen Bildern desavouierte: diesen gelang es zumeist die Spagatleistung zu vollbringen, die karikierten Potentaten durch satirische Bloßstellung und Überzeuchnung lächerlich zu machen, jedoch gleichzeitig keinen Zweifel hinsichtlich ihrer Gefährlichkeit aufkommen zu lassen und so alarmierend auf die Leser zu wirken.
In umgekehrter Stoßrichtung übte Low auch unablässig Kritik an der konfliktscheuen appeasement-Politik der britischen Regierungen unter Stanley Baldwin und Arthur Neville Chamberlain und schreckte dabei auch vor persönlichen Angriffen auf führende Politiker dieser Richtung, wie Chamberlain und Halifax, nicht zurück. Sich selbst definierte Low dabei als 'a nuisance dedicated to sanity' (ein Ärgernis im Dienst der Vernunft).
Folgerichtig wurde Low in Deutschland und Italien mit Veröffentlichungsverboten belegt und seine Arbeiten aus der öffentlichen Publizistik dieser Länder verbannt. 1937 wurde der britische Außenminister Lord Halifax gar vom deutschen Propagandaminister Goebbels ersucht, die Unterbindung der Karikaturen des „notorischen Low“ zu veranlassen, da diese den deutsch-britischen Beziehungen schaden würden.
In der deutschen, und zum Teil auch der britischen, Presse wurde Low als Kriegstreiber verunglimpft. So nannte etwa Margot Asquith, die Witwe des früheren Premierministers Herbert Asquith, in einem offenen Brief an den Evening Standard 1938 Lows Angriffe auf Premierminister Chamberlain „cruel and mischievous“.
Andererseits brachte ihm seine unermüdliche Kritik am europäischen Faschismus und insbesondere an der Person Adolf Hitlers auch vielerorts Verehrung ein: so attestierte Sigmund Freud, einer der glühendsten Bewunderer von Lows Arbeit, diesem den höchsten Respekt vor „your glorious art and your inexorable, unfailing criticism."
Während des Krieges trugen Lows Cartoons wie „All Behind You, Winston“ (14. Mai 1940) dazu bei, insbesondere in dem aus britischer Warte katastrophalen Jahr 1940 als nach der Niederlage Frankreichs und dem Scheitern der britischen Norwegen-Expedition der nationalsozialistische Sieg zeitweise unabwendbar schien, die britische Kriegsmoral zu stärken und Zuversicht bezüglich der Möglichkeit die Achsenmächte letztlich niederzuringen zu verbreiten.
Low wurde schließlich zu einem offiziellen britischen Kriegskünstler ernannt und nahm in dieser Funktion gemeinsam mit Joseph Flatter an den Nürnberger Prozessen als Pressebeobachter teil.
[Bearbeiten] Die letzten Jahre
1949 verließ Low den Evening Standard und arbeitete für den Daily Herald (1950-1953) und schließlich den Manchester Guardian (1953-1963).
1962 wurde Low von Königin Elisabeth II zum Ritter geschlagen und durfte fortan den Titel Sir führen. Er starb 1963 in London.
[Bearbeiten] Low im Verhältnis zu seinen großen Zeitgenossen
Prominente Persönlichkeiten, mit denen Low auf freundschaftlichem Fuße stand, waren: Will Dyson, der andere große britische Karikaturist seiner Zeit, Arnold Bennett und der Schriftsteller H. G. Wells. Mit Politikern und politischen Aktivisten wie Stafford Cripps, Nye Bevan, Ellen Wilkinson, Henry Nevinson und Norman Angell war Low in seiner Eigenschaft als radikaler Anti-Faschist in politischer Kampfgemeinschaft verbunden.
Geschworene Feinde hatte Low in den Führern des europäischen (Rechts-)Totalitarismus: neben dem deutschen Propagandaminister Josef Goebbels, dessen Schmähungen Lows oben bereits erwähnt wurden, soll auch Adolf Hitler selbst Low einen persönlichen Groll entgegen gebracht haben.
Persönliche Freundschaft bei gleichzeitigen ausgeprägten politischen Gegensätzen verband Low mit dem Innenminister Sir William Joynson-Hicks (genannt Jinx).
Nach 1945 soll Lows Name auf in Deutschland aufgefundenen „schwarzen Listen“ des NS-Regimes entdeckt worden sein, die die Namen all jener mißliebigen, für die Nazis aber noch unerreichbaren Personen enthielten, die nach einem "Endsieg" als mißliebig beseitigt werden sollten [Beleg erforderlich].
Die Beziehung zu Winston Churchill, dem er mit heroisierenden und bewundernden Karikaturen wie „We are all behind you, Winston“ künstlerische Denkmäler setzte, aber auch mit wohlwollendem Spott als halbnackten Fakir bei der Schlangenbeschwörung (eine Anspielung auf eien Verunglimpfung Gandhis durch Churchill) durch den Kakao zog, gestaltete sich durchaus kompliziert: Beide Männer kannten einander seit 1922. Low war zunächst von Churchills imperialistischer Attitüde gegenüber Australien irritiert gewesen und empfand dessen Ideale und Aufassungen als borniert. Churchill seinerseits bezichtigte Low später kommunistischer Umtriebe und nannte ihn einen "Trotzkisten".
[Bearbeiten] Der Künstler: Einflüsse, Arbeitsweise und künstlerisches Wirken
Low zählt zu den einflussreichsten Karikaturisten des 20. Jahrhunderts. Sein Werk umfasst mehr als 14.000 Zeichnungen, die in einem Zeitraum von 50 Jahren entstanden und an über 200 Zeitungen und Zeitschriften weltweit verkauft wurden.
Als seine künstlerischen Vorbilder gelten Charles Keene, Linley Sambourne und Phil May. Charakteristisch war Lows sorgfältige Arbeitsweise, die ihn schließlich im Schnitt drei Tage für die Anfertigung einer Karikatur brauchen ließ.
Lows wohl berühmteste Karikatur ist „Rendezvous“ aus dem Evening Standard vom 20. September 1939, in dem er die Aufteilung Polens zwischen dem Deutschen Reich und der Sowjetunion mit bitterer Graphik aufs Korn nimmt und die sich noch heute in zahllosen Schul-Geschichtsbüchern findet: Dieses Bild zeigt Adolf Hitler und Josef Stalin die einander gegenüberstehend, über die Leiche ihres gemeinsamen Opfers (Polen personifiziert als eine meuchlings getötete Person) hinweg, sich gegenseitig gestisch druch Verbeugen und Hutziehen ihren Respekt zollen. Berühmt ist die Grußformel: "The scum of the Earth, I believe?" (Hitler zu Stalin) "The bloody assassin of the workers, I presume?" (Stalin zu Hitler).
Bei einer Abstimmung im History Today Magazin wurde Lows „Rendezvous“ mit doppelt so vielen Stimmen wie jede andere vorgeschlagene Karikatur zur bedeutendesten Karikatur des 20. Jahrhunderts gewählt.
[Bearbeiten] Werke
Veröffentlichungen:
- Low's Annual (1908).
- Caricatures (1915).
- The Billy Book (1918)
- Man, the Lord of Creation (1920).
- Lloyd George & Co. (1921).
- Low & I (mit F.W.Thomas) (1923).
- The Low & I Holiday Book (1925).
- Sketches by Low (1926).
- Lions & Lambs (with 'Lynx' R. West) (1928).
- The Best of Low (1930).
- Low's Russian Sketchbook (mit K.Martin) (1932).
- Caricatures by Low (1933).
- Low & Terry (mit H. Thorogood) (1934).
- The Modern Rake's Progress (mit R. West) (1934).
- Ye Madde Designer (1935),.
- Low's Political Parade (1936).
- Low Again (1938).
- A Cartoon History of Our Times (mit Q. Howe) (1939).
- Europe Since Versailles (1940).
- Europe at War (1941).
- Low's War Cartoons (1941).
- Low on the War (1941).
- The World at War (1941).
- A Cartoon History of the War (1941).
- British Cartoonists, Caricaturists and Comic Artists (1942).
- Years of Wrath (1946).
- Low's Company (1952).
- Low Visibility (1953).
- Low's Cartoon History 1945-53 (1953).
- Low's Autobiography (1956).
- The Fearful Fifties (1960).
- Years of Wrath: 1932-1945 (1986; posthum).
[Bearbeiten] Weblinks
- Politische Karikaturen von David Low, Guardian
Personendaten | |
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NAME | Low, David |
ALTERNATIVNAMEN | Sir David Alexander Cecil Low |
KURZBESCHREIBUNG | britischer politischer Karikaturist, Cartoonist und Illustrator |
GEBURTSDATUM | 7. April 1891 |
GEBURTSORT | Dunedin |
STERBEDATUM | 19. September 1963 |
STERBEORT | London |
Kategorien: Künstler | Karikaturist | Cartoonist | Brite | Mann