Dietrich von Choltitz
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Dietrich von Choltitz (* 9. November 1894 in Wiese-Gräflich/Schlesien † 5. November 1966 in Baden-Baden) war ein deutscher General und 1944 Stadtkommandant von Groß-Paris.
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[Bearbeiten] Leben
Dietrich von Choltitz diente im Ersten Weltkrieg an der Westfront, zuletzt als Leutnant. Er verblieb in der Weimarer Republik in der Reichswehr, wo er ab 1929 Rittmeister und Chef einer Kavallerie-Eskadron war. Später wurde er zunächst als Major, dann 1938 als Oberstleutnant Kommandeur des 3. Bataillons des Luftlande-Infanterieregiments 16.
Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs war von Choltitz' Bataillon hauptsächlich 1940 an der Besetzung der Brücken von Rotterdam durch Luftlandetruppen beteiligt. Hierfür erhielt er am 18. Mai 1940 das Ritterkreuz. Im September 1940 wurde von Choltitz Kommandeur des gesamten Regiments, seit 1941 als Oberst. Im Krieg gegen die Sowjetunion (Russlandfeldzug) war von Choltitz' Einheit maßgeblich an der Eroberung Sewastopols im Juni 1942 beteiligt. 1942 wurde er zum Generalmajor, 1943 zum Generalleutnant befördert. Er kommandierte z. B. die 260. Infanteriedivision, war stellvertretender Kommandeur und später Kommandeur verschiedener Armeekorps und Panzerkorps; von März 1944 an in Italien und seit Juni 1944 an der Westfront.
Am 12. August 1944 wurde Dietrich von Choltitz von Hitler zum General der Infanterie befördert und zum Kommandierenden General und Wehrmachtsbefehlshaber von Groß-Paris ernannt. General Dietrich von Choltitz traf am 9. August 1944 in Paris ein. In den darauf folgenden 16 Tagen widersetzte sich Dietrich von Choltitz mehreren Befehlen Adolf Hitlers, Paris bis zum letzten Mann zu verteidigen bzw. als zerstörte Stadt zurückzulassen. Der Führerbefehl vom 23. August 1944 lautete: „Paris darf nicht oder nur als Trümmerfeld in die Hand des Feindes fallen.“ Bekanntestes Zitat aus einem Telefonat Hitlers mit Dietrich von Choltitz ist Hitlers Frage: „Brennt Paris?“
Durch eine Mischung aus aktiver Kontaktaufnahme mit dem Feind, intensiven Verhandlungen mit der Résistance, Demonstration von Stärke (Militärparaden) und Drohungen konnte Dietrich von Choltitz Aufruhr und Aufstand der Bevölkerung von Paris und somit gravierende Kämpfe und Zerstörungen in der Weltmetropole verhindern. Dietrich von Choltitz übergab die Stadt nach hinhaltendem Widerstand in einigen Vororten von Paris nahezu unversehrt am 25. August 1944 gegen 14.45 Uhr an Oberst Henri Rol-Tanguy (franz.), Führer der Pariser Résistance/FFI, der die Kapitulation im Auftrag General Leclercs annahm und unterzeichnete. Er verhinderte damit ein zweites Stalingrad und wurde später deshalb von vielen Seiten als ein „Retter von Paris“ betrachtet.
Er wurde in das englische Kriegsgefangenenlager Trent Park gebracht. Dort wurden die Gespräche der gefangenen Offiziere heimlich abgehört. Einerseits werden darin erstmalig nähere Verbindungen Dietrich von Choltitz' zum Widerstand deutlich, andererseits soll er sich auch der Beteiligung an Kriegsverbrechen in Russland 1941/42, vermutlich auf der Krim, selbst bezichtigt haben. Letzteres kann aber nicht zweifelsfrei nachgewiesen werden, da die aufgezeichneten Gespräche - möglicherweise - vom britischen Geheimdienst gefälscht worden sind.
1947 wurde der General aus alliierter Kriegsgefangenschaft entlassen. Dietrich von Choltitz blieb bis zu seinem Tod in Baden-Baden-Lichtental und starb am 5. November 1966 an einem langjährigen Kriegsleiden (Lungenemphysem) im Stadtkrankenhaus in Baden-Baden. Er wurde auf dem Stadtfriedhof von Baden-Baden am 9. November 1966 in Anwesenheit hoher deutscher Offiziere (Generalmajor Köhler sowie Generalmajor Lechler u. a. - als Abordnung des Bundesverteidigungsministeriums) sowie hoher französischer Offiziere (Colonel Wagner, Stadtkommandant von Baden-Baden, Colonel de Ravinel u. a.) beigesetzt.
[Bearbeiten] Orden und Auszeichnungen
- Eisernes Kreuz I. und II. Klasse 1914
- Kgl. sächs. Militär-St.-Heinrichs-Orden 1917
- Ritterkreuz 18. Mai 1940
- Deutsches Kreuz in Gold 8. Februar 1942
- Krimschild Juli 1942
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Literatur
- Choltitz, Dietrich von: ...brennt Paris?" Adolf Hitler ... Tatsachenbericht des letzten deutschen Befehlshabers in Paris; Mannheim: Una-Weltbücherei 1950.
- Choltitz, Dietrich von: Soldat unter Soldaten; Konstanz: Europa-Verlag 1951.
- Neitzel, Sönke: Abgehört. Deutsche Generäle in britischer Kriegsgefangenschaft 1942-1945; Berlin: Propyläen 2005. ISBN 3-54907261-9 (Edition abgehörter Gespräche im Kriegsgefangenenlager [Auswahl]; eine Fälschung des Inhalts dieser Gespräche - zum Nachteil der deutschen Generäle - liegt aber durchaus im Bereich des Möglichen, da diese Protokolle sich lange Jahre im Besitz des britischen Geheimdienstes befanden. Näheres in einem SPIEGEL-Artikel vom 2. Januar 2006, s. u.)
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Dietrich von Choltitz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eine Website mit vielen Fotos und Dokumenten; erstellt von Choltitz' Sohn
- Das posthume Geständnis der Nazi-Generäle - SPIEGEL-Artikel vom 2. Januar 2006
Personendaten | |
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NAME | Choltitz, Dietrich von |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher General und 1944 Stadtkommandant von Paris |
GEBURTSDATUM | 9. November 1894 |
STERBEDATUM | 5. November 1966 |
STERBEORT | Baden-Baden |