Digital Audio Workstation
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Eine Digital Audio Workstation (DAW; dt. digitaler auditiver Arbeitsplatz bzw. digitales Tonstudio) ist ein computergestütztes musikalisches System zu Tonaufnahme, Abmischung und Mastering, das sich durch eine hohe Integration von Komponenten innerhalb des Systems auszeichnet. Es ist ein Verbund digitaler Geräte zur digitalen Aufzeichnung und Verarbeitung von Schallsignalen. Digital Audio Workstation ist die ursprüngliche Bezeichnung für HD-Recording-Geräte, als HD-Recording mittels PC oder Mac - z.B. mit Pro Tools noch nicht möglich war. Die ersten DAWs waren HD-Recorder wie der Fairlight CMI. Heute nennt man PCs und Macs mit entsprechender Hardware (hochwertige Audiokarte) und Software (Logic, Pro Tools, Cubase, Nuendo, Samplitude, Sonar, Tracktion, Ardour, SADiE, WaveLab, Sequoia, etc.) auch DAWs.
Externe Geräte analoger und digitaler Natur (Röhrenkompressoren, Bandmaschinen, Nachhall, Verzögerung = Delay usw.) können durch interne digitale Bausteine emuliert bzw. ersetzt werden (Plugins). Durch die entstehende Minimalisierung sinken die Anschaffungskosten bei gleichzeitiger Leistungssteigerung. Nichtsdestotrotz findet man heute in den meisten Tonstudios eine Kombination von DAW und externen, zumeist analogen Geräten, um die Vorteile beider Verfahren gleichermaßen auszunutzen.
Die DAW hat besonders durch den enormen Anstieg von Prozessorleistung und angepasster Befehlssätze große Verbreitung gefunden. So kann man heutzutage selbst mit einem kostengünstigen Rechner mit relativ geringem Materialaufwand professionell klingende Musikproduktionen erstellen.
[Bearbeiten] Arbeit mit der DAW
Mit einer DAW arbeitet man üblicherweise nicht-linear und nicht-destruktiv. Nicht-linear bedeutet, dass man im Gegensatz zur Arbeit mit einem Tonband mühelos jede Stelle eines Projektes in beliebiger Reihenfolge bearbeiten kann. Das geschieht auf nicht-destruktive Weise, es wird also kein Audiomaterial verändert oder gar zerstört, sondern man arbeitet lediglich mit Verweisen auf das Material, sogenannten Regions, die in einer Playlist arrangiert und bearbeitet werden. Durch eine hohe grafische Auflösung kann mit einer Genauigkeit von einem Sample geschnitten werden. Die Arbeit hat so auch eine hohe visuelle Komponente, da man sich nicht mehr nur auf das Hören, wie beim Schnitt an der Bandmaschine, sondern auch auf den optischen Eindruck verlässt. Sämtliche Veränderungen können rückgängig gemacht werden (Undo), was einen enormen Fortschritt darstellt. So kann man auch leichter Bearbeitungen ausprobieren und durch die Undo-Taste sofort wieder ungeschehen machen.
[Bearbeiten] Systeme
Bei den DAWs gibt es im Wesentlichen zwei verschiedene Systeme, stand-alone und host-basierte:
Stand-alone Systeme
Eigenständige Audio-Systeme wie AMS-Audiofile, Fairlight oder Sonic Solutions, deren Hardware in einem eigenen Rechner untergebracht ist, der ausschließlich für die Audio-Aufzeichnung und -Bearbeitung zuständig ist. Dazu gibt es, z.B. bei Fairlight, eine Fernbedienung, die durch spezielle Tasten und ein Jog Shuttle eine einfache und schnelle Bedienung des Systems ermöglicht. Die Vorteile von solchen Systemen sind extrem hohe Betriebssicherheit und eine einfache Bedienung, weswegen Fairlight beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreitet ist. Dabei sind stand-alone Systeme allerdings auch extrem teuer.
Host-basierte Systeme
Hier übernimmt ein "normaler" Computer die Rolle eines "Hosts" (Gastgebers) für die Software und Hardware. Dadurch sind die Kosten relativ gering, das System ist leicht erweiter- oder umrüstbar, bietet aber auch nur eine geringe Betriebssicherheit, die von dem verwendeten Betriebssystem (üblicherweise Mac OSX oder Windows XP) abhängt. Es gibt zwei Arten der host-basierten Systeme, native und DSP-Systeme.
Native Systeme bestehen aus einem Computer mit Audio-Software, dessen CPU die komplette Bearbeitung aller Signale übernimmt. Dadurch ist diese Lösung sehr preiswert und man kann verschiedene Software-Applikationen wie Logic oder ProTools abwechselnd verwenden. Die CPU stößt dabei aber auch leicht an ihre Grenzen, da der Computer nicht nur für die Audio-Bearbeitung, sondern auch für andere Prozesse Rechenleistung verwenden muss, weswegen native Systeme eher in Homestudios verbreitet sind, deren Budget keine aufwändigere Lösung zulässt.
DSP-Systeme (DSP=Digital Signal Processing) haben integrierte DSP-Karten, auf denen von eigenen Prozessoren die Audio-Bearbeitung erledigt wird. Die CPU des Rechners bleibt so frei für die üblichen Aufgaben wie Grafik-Darstellung. Ein DSP-System ist wesentlich teurer als ein natives System, aber dafür auch deutlich leistungsfähiger.
Leistung
In jeder DAW ist die Leistung eines Systems abhängig von der Prozessorleistung bzw. -geschwindigkeit. Folglich sollte die CPU so schnell wie möglich sein. Außerdem ist es von Vorteil, einen sehr großen Arbeitsspeicher (RAM) zu verwenden. Ein schnelles und leistungsfähiges System kann viele Plugins einsetzen und eine hohe Anzahl an Tracks (Spuren) gleichzeitig abspielen. Ferner ist es ratsam, Audio nicht auf der Systemfestplatte aufzunehmen Es sollte für die Aufnahmen eine separate Festplatte zur Verfügung stehen, die möglichst schnell ist (z. B. 10.000 RPM). Bei manchen Systemen ist dies mehr oder weniger sogar Pflicht (vergl. Pro Tools).
Funktionen
Die Benutzeroberfläche einer DAW besteht meist aus mehreren Fenstern, die u.a. ein virtuelles Mischpult beinhalten. Hier werden die Spuren / Kanäle mit Einschleif- und Ausspielwegen, der Bus-Zuweisung, Panoramaregler, Solo- und Mute-Tasten und der Fader dargestellt. Sämtliche Parameter können mit der Maus verändert werden. Eine Automation ist ebenfalls möglich. Manche Programme lassen sich auch über eine externe Fernsteuerung bedienen (ProTools, Logic, Cubase ...). Diese ähnelt einem konventionellen Mischpult.