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Don Juan - Wikipedia

Don Juan

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Don Juan (spanisch) oder Don Giovanni (italienisch) ist der Archetypus des Frauenhelden, eine grundlegende Gestalt der europäischen Dichtung. Der Stoff, der in der Literatur der vergangenen Jahrhunderte häufig aufgegriffen wurde, stellt ein klassisches Thema der Komparatistik dar, und wird als südeuropäische Ergänzung zur nordeuropäischen Faustsage gesehen. Die bekannteste Darstellung ist die als Titelheld in Wolfgang Amadeus Mozarts gleichnamiger Oper (siehe: Don Giovanni) nach einem Libretto von Lorenzo Da Ponte.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Motiv

Während bei Faust gezeigt wird, dass das Überspringen der dem forschenden Menschen gesetzten Schranken Frevel ist und ins Verderben stürzt, lehrt die Don-Juan-Sage, wie das maßlose Schwelgen im Genuss des Irdischen zum selben Ergebnis führt. In beiden Sagen tritt uns der konzentrierte menschliche Egoismus entgegen, der rücksichtslos die Befriedigung einer persönlichen Leidenschaft verfolgt; beide zusammen bilden den Inbegriff alles menschlichen Irrens im Denken wie im Fühlen.

[Bearbeiten] Der Ur-Juan

Die Don-Juan-Sage ist älter als die Faust-Sage. Sie knüpft an eine geschichtliche Person an, einen Admiral mit Familiennamen Tenorio aus der Schicht der Hidalgos, der durch seine Kämpfe gegen die Mauren bekannt wurde, und dessen jüngsten Sohn, Juan. Diese Sage macht Don Juan zu einem Höfling des kastilianischen Königs Pedro I., genannt „der Grausame“ (regiert 1350 bis 1369), an dessen Taten er derartigen Anteil hatte, dass sein Name in Sevilla und der Umgegend zum Gegenstand der abenteuerlichsten und schauerlichsten Erzählungen wurde. Zuletzt soll er versucht haben, eine junge sevillanische Frau mit Namen Giralda zu verführen, und in diesem Zusammenhang ihren Vater, den Gouverneur der Stadt im Zweikampf getötet haben. Als er darauf im Übermut die dem Gouverneur errichtete steinerne Statue zum Nachtessen lud, sei dieser wirklich erschienen und mit ihm zur Hölle gefahren.

Mit dieser Sage vermischte sich in späterer Zeit eine andre, deren Gegenstand ein Adliger ähnlichen Namens, Juan de Maraña, ist, der ein Bündnis mit dem Teufel geschlossen haben, sich schließlich aber nach vielen Untaten bekehrt haben und im Stand der Heiligkeit gestorben sein soll.

[Bearbeiten] Bearbeitungen

Eine Reihe der Texte sind unter [1] einsehbar.

[Bearbeiten] 17.-18. Jahrhundert

Schon frühzeitig soll die Don-Juan-Sage von einem unbekannten Dichter dramatisch bearbeitet und unter dem Titel "El ateista fulminado" lange Zeit hindurch in den Klöstern aufgeführt worden sein. Der erste, der sie im Drama darstellte, und dessen Name bekannt ist, war der Mönch Gabriel Tellez, der unter dem Namen Tirso de Molina als beliebter Komödiendichter in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts lebte und den ergiebigen Stoff unter dem Titel: "El burlador de Sevilla y convidado de piedra" ("Der Verführer von Sevilla und der steinerne Gast") auf die Bühne brachte; jedoch ist seine Autorschaft nicht unumstritten, wird das Stück doch auch Andrés de Claramonte (um 1580 bis 1626) zugeschrieben. Der "Burlador de Sevilla" wurde um 1613 verfasst, 1624 in Madrid uraufgeführt und erschien 1630 erstmals im Druck.

Molinas Stück wurde zu Ende des 17. Jahrhunderts in Spanien selbst von Antonio de Zamora überarbeitet. Bereits vorher war es nach Italien übergegangen, zuerst in Cicogninis ("Il convitato di pietra", 1650), dann in O. Gilibertis Bearbeitung (1652), die den Stoff als Komödie ansahen. Von Italien drang es bald auch nach Frankreich vor, wo zuerst Dorimon eine Bearbeitung des Stückes von Giliberti unter dem Titel: "Le festin de pierre, ou le fils criminel" 1658 in Lyon, dann de Villiers eine solche als "Tragikomödie" 1659 in Paris auf die Bühne brachte. Der Stoff erregte hier so großes Interesse, daß Molière noch kurz vor seinem Tod nach demselben seinen "Don Juan, ou le festin de pierre, comédie en 5 actes" bearbeitete, der 1665 zum erstenmal auf dem Theater des Palais Royal aufgeführt wurde. Der Spaßmacherei der Italiener gegenüber wollte Moliere den Gegenstand in die Sphäre der eigentlichen Komödie erheben, verwischte aber dabei jede Spur vom national-historischen Charakter des spanischen Dramas. Thomas Corneille brachte das Stück 1677 in Verse, und in dieser Gestalt ging es bis Mitte des 19. Jahrhunderts (1847) über die französischen Bühnen. Von andrer Seite wiederum fasste der Schauspieler Dumesnil (als Dichter Rosimon genannt) den Stoff auf, indem er seine Tragikomödie "Festin de pierre, ou l'athée foudroyé" (1669) zu einem Dekorations- und Spektakelstück machte und die Handlung in heidnische Zeiten verlegte, um ungestraft seinen Atheisten prahlen zu lassen. Auch in England ward der Stoff durch Shadwells Tragödie "The libertine destroyed" eingeführt (1676); doch war darin der Held so grenzenlos verrucht hingestellt, dass er alle Schranken der Billigung überschritt. Durch Moliere angeregt, suchte 50 Jahre später auch Goldoni das alte spanische Stück seinem Vaterland in der würdigern Gestalt einer regelmäßigen Komödie vorzuführen. Sie wurde zuerst 1736 in Venedig unter dem Titel: "Don Giovanni Tenorio, osia: il dissoluto punito" aufgeführt; Goldoni lässt jedoch den steinernen Gast ganz weg und übergibt einem Blitzstrahl das Racheamt. "Don Juan, oder das steinerne Gastmahl" bereits seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts zum stehenden Repertoire der improvisierenden Schauspieler, die dafür ebenso Dorimons und Molières Stücke wie die Traditionen der Italiener benutzt zu haben scheinen.

Neben diesen dramatischen Bearbeitungen gab es auch Versuche, den Stoff als Oper zu behandeln. Den ersten Anlauf dazu nahm der Franzose Le Tellier 1713 in Paris; 1761 wurde ein Ballett: "Don Juan", mit Musik von Gluck, in Wien aufgeführt, und etwa 20 Jahre später ging eine gleichnamige Oper, komponiert von Righini, in Prag und an anderen Orten über die Bühne. Alle diese Arbeiten weit hinter sich zurück ließ Mozart, der in seinem Meisterwerk: "Il dissoluto punito, ossía Don Giovanni" (1787, nach Da Pontes Textbuch komponiert), den Stoff in seiner tiefen poetischen Bedeutung erfasste und ihm die klassische Gestaltung gab, die ihn nicht nur in Deutschland volkstümlich machte. Unmittelbar nach Mozart schrieb auch Gazzaniga eine Oper: "Convitato di pietra", die 1789 in Bergamo und Rom, später in Mailand und Paris aufgeführt wurde.

  • NN: "El ateista fulminado"
  • Tirso de Molina (oder Andrés de Claramonte): El burlador de Sevilla y convidado de piedra (1630)
  • Paolo Zehentner: Promontorium Malae Spei (1643)
  • Giacinto Andrea Cicognini: Il convitato di pietra (Komödie, 1650)
  • Dorimon: "Le festin de pierre, ou le fils criminel" (1658)
  • Molière: Don Juan ou le festin de pierre (1665)
  • Rosimon: "Festin de pierre, ou l’athée foudroyé" (1669)
  • Shadwell: „The libertine destroyed“ (1676)
  • Antonio de Zamora: Jede Frist läuft ab und jede Schuld wird bezahlt und Der steinerne Gast (1714)
  • Carlo Goldoni: "Don Giovanni Tenorio, osia: il dissoluto punito" (1736)
  • Christoph Willibald Gluck/Gasparo Angiolini: Don Juan (Ballettpantomine, 1761)
  • Wolfgang Amadeus Mozart:Lorenzo da Ponte: Don Giovanni (Oper, 1787)
  • Giuseppe Gazzaniga, Giovanni Bertati: Don Giovanni (1789)

[Bearbeiten] 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert fuhr die Don-Juan-Sage fort, ein Lieblingsgegenstand poetischer Bearbeitung zu sein. Lord Byrons epische Dichtung "Don Juan" knüpft allerdings nur an den Namen des Helden an und entfernt sich im übrigen ganz von der Sage. Dagegen sucht Grabbe in seiner Tragödie "Don Juan und Faust" (1829) die alte südliche Volkssage mit der Faustsage des Nordens in Verbindung zu bringen; andre Don-Juan-Dramen verfasten Holtei (1834), Sigismund Wiese (1840), Braun v. Braunthal (1842). Auch Lenau hinterließ eine (unvollendete) epische Dichtung: "Don Juan", voll dramatischer Präzision und genialer Frechheit der Gedanken.

In Frankreich wurde die Sage von neueren Dichtern ebenfalls wiederholt behandelt, teils dramatisch, wie z. B. von Alexandre Dumas (Vater) ("Don Juan de Marana", 1836), teils als Roman, wie von Mérimée (1834), Mallefille (1858) u. a. Eine Bereicherung der Don-Juan-Dichtungen brachte Spanien selbst mit José Zorillas Drama "Don Juan Tenorio" (1844). Wie nämlich Goethe der Faustsage eine dem Volksglauben entgegenlaufende, aber im fortschreitenden Bewusstsein der Zeit begründete versöhnende Wendung gegeben hat, so wird in dem Drama Zorillas auch die Don-Juan-Sage, ohne dass der Stoff im wesentlichen sich verändert, zuerst ganz im modernen Geist behandelt; der gleiche Dichter bearbeitete den Gegenstand auch noch episch-lyrisch in "El desafio del diablo" (1845) und "Un testigo di bronze" (1845). Als weiteres Glied dieser Kette von Dichtungen ist Paul Heyses freilich nur an die alte Sage anknüpfendes Drama "Don Juans Ende" (1883) zu nennen. Ein weiteres bekanntes Werk ist die Oper Don Juan von Richard Strauss aus dem Jahr 1889, mit der er seinen eigenen Stil fand und die am Anfang seiner Karriere steht.

[Bearbeiten] 20. Jahrhundert

...

Weitere Autoren, die sich des Stoffes angenommen haben, sind:

Zudem gibt es noch den Film Don Juan DeMarco, mit Johnny Depp und Marlon Brando.

In Andrew Lloyd Webbers Musical "The Phantom of the opera" (Libretto Charles Heart) findet sich der Don Juan-Stoff in Auszügen einer fiktiven Oper. Webber und Heart leihen dem Phantom ihre Feder, so dass es verschiedene Szenen der Oper "Don Juan Triumphant" gibt, die in der Geschichte vom Phantom geschrieben und komponiert worden sind.

[Bearbeiten] Literatur

  • Hiltrud Gnüg: Don Juan. Eine Einführung. Artemis-Verlag, München 1989, ISBN 3-7608-1339-9
  • Esther van Loo: Le vrai Don Juan. Don Miguel de Mañana. SFELT, Paris 1950
  • Armand E. Singer: The Don Juan theme. An annotated bibliography of versions, analogues uses and adaptions. West Virginia University Press, Morgantown, W. Va. 1993, ISBN 0-937058-32-7
  • Leo Weinstein: The metamorphoses of Don Juan. AMS Press, Stanford, Calif. 1978, ISBN 0-404-51828-1
  • Brigitte Wittmann (Hrsg.): Don Juan. Darstellung und Deutung. Wissenschaftliche Buchgemeinschaft, Darmstadt 1976, ISBN 3-534-04962-4

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Weblinks

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