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Entartete Kunst - Wikipedia

Entartete Kunst

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

"Entartete Kunst": Blaues Pferd I von Franz Marc
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"Entartete Kunst": Blaues Pferd I von Franz Marc
... und Hafenkneipe von Joachim Ringelnatz.
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... und Hafenkneipe von Joachim Ringelnatz.

„Entartete Kunst“ ist ein von den Nationalsozialisten geprägter abwertender Begriff für moderne Kunst, die sich nicht in das Kunstverständnis der nationalsozialistischen Ideologie einfügte und die angeblich dekadente Darstellung von Erkrankungserscheinungen und Auswüchsen der Zivilisation bezeichnete. Als Verfallserscheinung der kulturellen Lebenskraft galten daher auch Pessimismus und Pazifismus und alle anderen Ansätze der Entartung, also auch artfremde Einflüsse sowie unsittliche und abnorme Abweichungen vom Art- und Rassenbegriff. Als entartet wurden dementsprechend Werke des Expressionismus und der abstrakten Kunst durch Gegenüberstellung mit pathologischen Erscheinungen diffamiert .

vgl. auch „Entartete Musik

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Der vom nationalsozialistischen Volksbildungsminister Thüringens Wilhelm Frick bewirkte Erlass Wider die Negerkultur für deutsches Volkstum (5. April 1930) war der Ausgangspunkt der weiteren Bereinigung von undeutschen Einflüssen, die im Oktober zur Überstreichung der Wandmalereien von Oskar Schlemmer und unter Mithilfe Paul Schultze-Naumburgs zur Bereinigung des Weimarer Schlossmuseums von Werken von Ernst Barlach, Charles Crodel, Otto Dix, Erich Heckel, Oskar Kokoschka, Franz Marc, Emil Nolde, Karl Schmidt-Rottluff u.a. führte. Zwar wurde Minister Frick am 1. April 1931 das Vertrauen des Thüringischen Landtages entzogen, doch die Landtagswahlen vom 31. Juli 1932 brachten der nationalsozialistischen Fraktion die absolute Mehrheit und öffneten den Zugriff von Weimar auf Berlin, was konsequenterweise dazu führte, dass exemplarisch die gerade zum Goethejahr 1932 mit Wandmalereien von Charles Crodel erneuerten Kuranlagen von Bad Lauchstädt im Sommer 1933 teils verbrannt, teils überstrichen wurden, während in Berlin ein erbitterter Richtungskampf geführt wurde, den Alfred Rosenberg im Winter 1934-1935 für sich entschied und nach der Berliner Olympiade von 1936 umsetzte.

Gedenktafel in der Köpenicker Straße in Berlin vor einem ehemaligen Depot für „Entartete Kunst“
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Gedenktafel in der Köpenicker Straße in Berlin vor einem ehemaligen Depot für „Entartete Kunst“

Auftakt der neuerlichen Verfolgungswelle war die Schließung der Neuen Abteilung der Berliner Nationalgalerie im Kronprinzenpalais am 30. Oktober 1936 und der Erlass vom 30. Juni 1937, der den neuen Reichskunstkammerpräsidenten Adolf Ziegler ermächtigte, die im deutschen Reichs-, Länder- und Kommunalbesitz befindlichen Werke deutscher Verfallskunst seit 1910 auf dem Gebiete der Malerei und der Bildhauerei zum Zwecke einer Ausstellung auszuwählen und sicherzustellen.

[Bearbeiten] Die Ausstellung „Entartete Kunst“

Die Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde am 19. Juli 1937 in München eröffnet und zeigte 650 konfiszierte Kunstwerke aus 32 deutschen Museen. Bis April 1941 wanderte sie in zwölf weitere Städte. Sie zog über 3 Millionen Besucher an. Die Ausstellung wurde von Joseph Goebbels initiiert und von Adolf Ziegler (1892-1959), dem Präsidenten der Reichskammer der bildenden Künste, geleitet. Gleichzeitig setzte mit der Beschlagnahme von insgesamt rund 16.000 modernen Kunstwerken, die zum Teil ins Ausland verkauft oder zerstört wurden, die „Säuberung“ der deutschen Kunstsammlungen ein. Berufsverbote für Künstler und Museumsleute, die moderne Kunst angekauft hatten, oder Hochschullehrer gab es bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten seit 1933.

Als „Entartete Kunst“ galten im NS-Regime alle Kunstwerke und kulturellen Strömungen, die mit dem Kunstverständnis und dem Schönheitsideal der Nationalsozialisten nicht in Einklang zu bringen waren:

Expressionismus, Dadaismus, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Kubismus oder Fauvismus. Als „entartet“ galten u.a. die Werke von George Grosz, Elfriede Lohse-Wächtler, Karl Hofer, Ernst Ludwig Kirchner, Max Ernst, Karl Schmidt-Rottluff, Otto Pankok, Max Pechstein, Paul Klee, Willi Baumeister, Otto Griebel, Otto Dix oder Ernst Barlach. In der Ausstellung „Entartete Kunst“ wurden ihre Exponate mit Zeichnungen von geistig Behinderten gleichgesetzt und mit Photos verkrüppelter Menschen kombiniert, die bei den Besuchern Abscheu und Beklemmungen erregen sollten. So sollte der Kunstbegriff der avantgardistischen Moderne ad absurdum geführt und moderne Kunst als „entartet“ und als Verfallserscheinung verstanden werden. Diese Präsentation „kranker“, „jüdisch-bolschewistischer“ Kunst diente auch zur Legitimierung der Verfolgung „rassisch Minderwertiger“ und politischer Gegner."

(aus: Homepage des Deutschen Historischen Museum (cj) )

Zur Ausstellung „Entartete Kunst“ in München verteilten die Nationalsozialisten Flugblätter (Buchdruck auf dünnem rotem Papier, 134 x 200 mm):


«   Gequälte Leinwand —
      Seelische Verwesung —
         Krankhafte Phantasten —
            Geisteskranke Nichtskönner

von Judencliquen preisgekrönt, von Literaten gepriesen, waren
Produkte und Produzenten einer „Kunst“, für die Staatliche
und Städtische Institute gewissenlos Millionenbeträge deutschen
Volksvermögens verschleuderten, während deutsche Künstler zur
gleichen Zeit verhungerten. So, wie jener „Staat“ war seine
„Kunst“.

Seht Euch das an!      Urteilt selbst!

Besuchet die Ausstellung

„Entartete Kunst“

Hofgarten-Arkaden, Galeriestraße 4

Eintritt frei      Für Jugendliche verboten   »


"Parallel zur „Entarteten Kunst“ zeigten die Nationalsozialisten in der „Großen Deutschen Kunstausstellung“ im Münchner „Haus der Deutschen Kunst“, was man unter „deutscher“ Kunst zu verstehen habe.

Der Vernichtungsangriff auf die Moderne und ihre Protagonisten betraf alle Sparten der Kultur wie Literatur, Filmkunst, Theater, Architektur oder Musik. Moderne Musik wie der Swing oder der „Nigger-Jazz“ wurden auf der am 24. Mai 1938 eröffneten Ausstellung "Entartete Musik" ebenso rücksichtslos diffamiert wie der „Musikbolschewismus“ von international bekannten Komponisten wie Hanns Eisler, Paul Hindemith oder Arnold Schönberg."

(aus: Homepage des Deutschen Historischen Museum (cj) )

[Bearbeiten] NS-Kunstpolitik

Nach der gewaltsamen „Entfernung“ jüdischer, kommunistischer und „unerwünschter“ Künstler aus öffentlichen Ämtern und der Bücherverbrennung am 10. Mai 1933 auf dem Berliner Opernplatz, wurde bereits in den ersten Monaten nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten deutlich, dass die Vielfalt des Kunstschaffens der Weimarer Republik unwiderruflich zu Ende war.

Die neue nationalsozialistische deutsche Kunst sollte eine Kunst des „nordisch-arischen Volkes“ sein. „Kunst ist immer die Schöpfung eines bestimmten Blutes, und das formgebundene Wesen einer Kunst wird nur von Geschöpfen des gleichen Blutes verstanden“, schreibt Alfred Rosenberg in seinem 1930 erschienenen Buch „Der Mythus des 20. Jahrhunderts“ (S. 120). Eine in der ganzen Welt beheimatete „Kunst an sich“ lehnte er strikt ab. Zu den von der NS-Kunstpolitik bevorzugten und von Künstlern wie Arno Breker, Willy Meller, Josef Thorak (1889-1952) und Ivo Saliger (1894-1987) umgesetzten Motiven gehörten u.a. das harte Leben von Bauern und Arbeitern, stillende Mütter, muskelbepackte Sportler, heldenhafte Soldaten, mythologische Szenen und ästhetisierte Frauengestalten.

Alles in allem hat die NS-Zeit jedoch kaum originelle Werke hervorgebracht. Die von den Nationalsozialisten propagierte neue Kunst knüpfte in allen Bereichen – Bildende Kunst, Literatur, Musik, Architektur – im wesentlichen an die Heimatkunst und die „Bauern, Blut und Boden“-Literatur der Wilhelminischen Ära an.

1936 erging ein totales Verbot jeglicher Kunst der Moderne. Hunderte Kunstwerke, vor allem aus dem Bereich der Malerei, wurden aus den Museen entfernt und entweder für die Ausstellung „Entartete Kunst“ konfisziert, ins Ausland verkauft oder zerstört. Maler, Schriftsteller und Komponisten erhielten – soweit sie nicht ins Ausland emigriert waren – Arbeits- und Ausstellungsverbot. Das bereits seit 1933 bestehende Ankaufsverbot für nicht-arische und moderne Kunstwerke wurde verschärft.

1937 öffnete die „Große Deutsche Kunstausstellung“ im neugebauten Haus der Kunst in München. Das Ziel der Ausstellung lag nicht nur in der Präsentation deutscher Kunst, sondern auch im Versuch, dem einfachen Volk „seine“ Kunst näherzubringen. Ein offizieller Wettbewerb lud alle deutschen Künstler im In- und Ausland ein, daran teilzunehmen. Von den 16.000 eingesandten Werken wurden gut 600 ausgestellt und zum Verkauf angeboten. Auffallend war jedoch das Fehlen junger Talente. Die meisten der ausgestellten Künstler, wie Fritz Erler (1868-1940), Ferdinand Spiegel (1879-1950) oder Conrad Hommel, hatten ihre Werke bereits vor dem Machtantritt der Nationalsozialisten an anderen Orten ausgestellt.

In der Vorstellungswelt führender Nationalsozialisten gingen Kitsch und Größenwahn eine Synthese ein: Das Sammeln solcher „Blut-und Boden“-Kunst war ein persönliches Anliegen des erfolglosen Malers Adolf Hitler. Schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg schrieb er erstmals die Idee auf, ein „Hitlerkunstmuseum“ einzurichten. Er wollte nach dem Zweiten Weltkrieg in seiner Heimstadt Linz ein Kunstmuseum eröffnen, in dem Kunstwerke aus den eroberten Gebieten ausgestellt werden sollten. Es sollte direkt neben einem Palast am Donauufer gebaut werden, in dem der Diktator seinen Lebensabend zu verbringen plante.

[Bearbeiten] Kunstverbrennung

[Bearbeiten] Ausgesprochene Berufsverbote

Ernst Barlach
Willi Baumeister
Karl Caspar
Heinrich Maria Davringhausen
Otto Dix
Max Ernst
Otto Griebel
Wilhelm Groß
George Grosz
Karl Hofer
Paul Klee
Ernst Ludwig Kirchner
Emil Nolde
Otto Pankok
Leo Putz
Max Pechstein
Franz Radziwill
Joachim Ringelnatz
Karl Schmidt-Rottluff
Fritz Stuckenberg

[Bearbeiten] Siehe auch

[Bearbeiten] Literatur

  • Hildegard Brenner: Die Kunstpolitik des Nationalsozialismus. Rowohlt: Reinbek bei Hamburg 1963 (= rde 167/168)
  • Berthold Hinz: Die Malerei im deutschen Faschismus - Kunst und Konterrevolution. Heyne Verlag, München 1974 (Heyne Buch 01/7241)
  • Christoph Zuschlag: Entartete Kunst. Austellungsstrategien im Nazi-Deutschland. Werner Verlag, Worms 1995

[Bearbeiten] Weblinks

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