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Entführung durch Außerirdische - Wikipedia

Entführung durch Außerirdische

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

In den Para- und Pseudowissenschaften wird unter Entführung durch Außerirdische (engl. "alien abduction") die erinnerte Erfahrung von Menschen verstanden, Opfer einer Entführung durch fremdartige Wesen geworden zu sein.

Inzwischen sind es wahrscheinlich (es ist außerordentlich schwierig hier gesicherte Zahlen zu erhalten) Tausende von Menschen, die behaupten, sie seien durch Außerirdische verschleppt und in deren Raumschiffen (UFO) zu verschiedensten medizinischen Experimenten missbraucht worden.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Aufbau der geschilderten Erlebnisse/Erinnerungen

Bei den meisten Opfern treten nach der vermeintlichen Entführung zunächst nur einige nicht sehr spezifische psychische und somatische Symptome auf (wie Schlaflosigkeit, Albträume und Dunkelangst). Erst bei der Verwendung spezifischer Befragungstechniken, insbesondere beim Einsatz von Regressionshypnose durch einen mit dem Phänomen vertrauten Psychotherapeuten, stellen sich Erinnerungen an die Entführungen selbst ein. Die betroffenen Personen berichten dann – im wesentlichen übereinstimmend – über ihre Erlebnisse. Wenn man die von verschiedenen Autoren vorgenommenen idealtypischen Rekonstruktionen als Orientierung benutzt, lässt sich der Ablauf einer solchen Entführung so beschreiben:

  1. Das Opfer sieht zunächst eine ungewöhnliche Himmelserscheinung, vielleicht ein strahlend helles Licht. Bei manchen, allerdings wenigen Entführungen, sahen auch Personen, die nicht entführt wurden, zur gleichen Zeit ein ungewöhnliches Phänomen am Himmel.
  2. Wie aus dem Nichts erscheinen fremdartige Gestalten, die dem Opfer mit unbekannten Methoden Willenskraft und Empfindungsvermögen rauben.
  3. Durch diese Gestalten (oder durch eine Art Lichtstrahl) wird das Opfer in ein Raumschiff gebracht, wo es sich in einem hell erleuchteten, oftmals mit fremdartigen Maschinen angefüllten Raum wiederfindet.
  4. Hier wird das Opfer – fixiert auf einer Art Tisch oder Bett – verschiedenen, meist sehr schmerzhaften Untersuchungen und/oder Experimenten unterzogen: Es werden Blut und Gewebeproben entnommen, dünne Sonden in verschiedene Körperöffnungen oder durch die Haut eingeführt, manchmal Implantate eingesetzt.
  5. Das besondere Interesse gilt dabei regelmäßig dem Fortpflanzungsapparat der Entführten. Sperma und Eizellen werden entnommen – in einigen Fällen kommt es zu sexuellen Interaktionen zwischen Mensch und menschenähnlichem Alien. Frauen werden manchmal befruchtete Eizellen eingesetzt, die Föten werden bei einer späteren Entführung wieder entnommen.
  6. Während aller Experimente fühlen die Opfer sich von außen kontrolliert. Sie erfahren sich, auch wenn sie nicht mechanisch fixiert sind, als hilf- und wehrlos.
  7. Am Ende der Untersuchungen werden entweder die Erinnerungen an die Ereignisse gelöscht oder der Verstand der Opfer wird so manipuliert (‚programmiert‘), dass sie nicht über ihre Erlebnisse sprechen können.
  8. An den Rücktransport an den Entführungsort (seltener an einen anderen Ort) gibt es meistens keine Erinnerung.

Bei manchen Entführungen berichten die Opfer auch davon, daß ihnen eine gewisse Zeitspanne zu fehlen scheint. Auf Basis dieser strukturell gleichförmigen Berichte hat sich im Laufe der Zeit in den sozialen Netzwerken aus Betroffenen, selbsternannten UFO- und Entführungs-Experten und einigen Wissenschaftlern ein umfangreiches Hintergrundwissen zum Phänomen ausgebildet. Dazu gehören auch Annahmen über die psychischen und psychosozialen Auswirkungen für die Betroffenen und eine entsprechende ethische Bewertung der Erfahrungen.

In einigen Fällen wird von einer eher positiven Wirkung auf die vermeintlich Entführten ausgegangen: Die Interaktion mit den Aliens soll ihnen zu "höheren Einsichten" über sich selbst oder die Zukunft der Menschheit verholfen haben. In der Mehrheit der Berichte – und diese Tendenz verstärkte sich in den 1980er und 1990er Jahren noch – werden die geschilderten Entführungen und ihre Nachwirkungen jedoch außerordentlich negativ beurteilt. Die Entführungen, insbesondere aber die in ihrem Rahmen stattfindenden schmerzhaften und entwürdigenden medizinischen Experimente, werden als traumatisierende ‚Erlebnisse‘ angesehen; entsprechend leiden die Entführungsopfer mehrheitlich unter Symptomen, wie sie die posttraumatische Belastungsstörung beschreibt. Viele Betroffene berichten von mehrfachen Entführungen, die regelmäßig bereits in der Kindheit einsetzten und sich über Jahrzehnte hinweg immer wieder ereigneten. Als besonders quälend empfinden viele das Wissen, auch in der Zukunft immer wieder Opfer werden zu können.

Aus dem herkömmlichen Raster individuell zu erklärender Wahrnehmungs- oder Erinnerungsstörungen fallen die Entführungsberichte nicht nur heraus, weil psychologische Untersuchungen bei den betroffenen Personen – von den Symptomen der posttraumatischen Belastungsstörung einmal abgesehen –, kaum auffällige Befunde erbringen. Wichtiger ist noch, dass es sich um ein kollektives Phänomen handelt: Meist ohne vorher Kontakt zu anderen Opfern gehabt zu haben berichten die Betroffenen unter Hypnose zwar nicht völlig identische, aber doch strukturell und symbolisch verblüffend ähnliche Erlebnisse. Die Dichte der Erinnerungen und die Konsistenz der Narrationen nimmt dabei mit jeder Therapiesitzung zu. Einmal akzeptiert, prägt die Entführungserfahrungen dauerhaft das Leben der Opfer.

[Bearbeiten] Wissenschaftliche Erklärungsversuche

Unabhängig von der Frage, wie der Realitätsgehalt der Entführungserlebnisse aus wissenschaftlicher Sicht einzuschätzen ist, bleibt deshalb der Sachverhalt bestehen, dass Tausende von Betroffenen nach erfolgter ‚Wiedererinnerung‘ subjektiv von der Realität der Entführungen überzeugt sind, ihre Biographien und Familiengeschichten entsprechend zu re-konstruieren beginnen und sowohl ihr Alltagsleben als auch ihre Zukunftsplanung an dieser Überzeugung ausrichten.

Zur wissenschaftlichen Erklärung des Phänomens sind in den letzten zehn Jahren eine ganze Reihe wissenschaftlicher Hypothesen aufgestellt worden. Sie lassen sich zu zwei Typen von Erklärungen zusammenfassen: Nach dem ersten Erklärungsmuster sind die Entführungserfahrungen Folge einer (wie auch immer gearteten) individuellen psychischen Desorganisation der Subjekte, die über solche Erlebnisse berichten. Nach dem zweiten Erklärungsmuster hingegen sind die Berichte im Kontext kultur-historischer Prozesse einzuordnen und als kollektive Narration deutend zu verstehen. In beiden Gruppen finden sich eine ganze Reihe konkurrierender Einzelerklärungen, denen es insgesamt jedoch nicht gelingt, das Phänomen schlüssig aufzuklären. Eine besondere Bedeutung wird zukünftig deshalb integrativen Erklärungsmodellen zukommen, die einerseits psychologische Untersuchungen zum recovery-Paradigma bzw. zum False-Memory-Syndrom (wo es um die therapeutische Erzeugung künstlicher Erinnerung geht), andererseits aber auch medienwissenschaftliche Befunde über die Verbreitung und Introzeption sozialer Deutungsmuster berücksichtigen.

Eine weitere Erklärung stellen sogenannte Außerkörperliche Erfahrungen dar. Aufgrund der Gemeinsamkeiten zwischen beiden Erfahrungen schließen AKE-Forscher, dass es sich um dasselbe Phänomen handeln könnte.[1]

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Literatur

  • Stuart Appelle; Steven Jay Lynn; Leonard Newman, Leonard: Alien Abduction Experiences, in: Varieties of Anomalous Experience: Examining the Scientific Evidence, Hrsg. von Etzel Cardena, Steven Jay Lynn und Stanley Krippner, Washington DC 2000, Seite 253-282 ISBN 1-55798-625-8
  • Alien Discussions. Von Außerirdischen entführt, Hrsg. Andrea Pritchard u.a., Frankfurt am Main 1996 ISBN 3-86150-174-0
  • Thomas E. Bullard: UFO Abductions: The Measure of a Mystery, Vol. 1: Comparative Study of Abduction Reports, Vol 2: Catalog of Cases; Mount Rainier (MD): The Fund for UFO Research, Bloomington, Indiana 1987
  • Steven E. Clark; Elizabeth F. Loftus: The Construction of Space Alien Abduction Memories, in: Psychological Inquiry 7 (2)/1996, Seite 140-143 ISSN 1047-840X
  • Gerald L. Eberlein: Four Types of Explanations of CE IV UFO Reports, in: Zeitschrift für Anomalistik 1/2001, Seite 39-49 ISSN 1617-4720
  • Roger Luckhurst: The Science-Fictionalization of Trauma: Remarks of Narratives of Alien Abduction, in: Science Fiction Studies 24/1997, Seite 29-52 ISSN 0091-7729
  • John E. Mack: Entführt von Außerirdischen, Essen 1995 (engl. 1994) ISBN 3-88498-078-5
  • Michael Schetsche: „Entführungen durch Außerirdische“ – ein ganz irdisches Deutungsmuster, in: Soziale Wirklichkeit. Jenaer Blätter für Sozialpsychologie und angrenzende Wissenschaften 1 (Heft 3-4)/1997, Seite 259-277 ISSN 1430-3841
  • Michael Schetsche: Reale und virtuelle Probleme. ‚UFO abduction experiences‘ als Testfall für die (Problem-)Soziologie, in: Berliner Journal für Soziologie 8/1998, Seite 223-244 ISSN 0863-1808
  • Nicholas P. Spanos; Patricia A. Cross; Kirby Dickson; Susan C. DuBreuil: Close Encounters: An Examination of UFO Experiences, in: Journal of Abnormal Psychology 102/1993, Seite 624-632 ISSN 0145-2347
  • Nicholas P. Spanos; Cheryl A. Burgess; Melissa Faith Burgess: Past-life Identity, UFO Abductions, and Satanic Ritual Abuse: The Social Construction of Memories, in: The International Journal of Clinical and Experimental Hypnosis. XLII (4)/1994, Seite 433-446 ISSN 0020-7144

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