Ermland
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Das Ermland oder Ermeland (lateinisch und polnisch: Warmia) ist eine Region im heute polnischen Teil Ostpreußens zwischen dem preußischen Oberland im Südwesten, Natangen und Barten im Norden, sowie Masuren im Südosten. Das heutige Ermland bildet gemeinsam mit den südlichen Teilen von Natangen und Barten, mit Masuren, dem preußischen Oberland und der westpreußischen Stadt Elbląg die Wojewodschaft Ermland-Masuren (Województwo Warmińsko-Mazurskie).
Der Sage nach wird der lateinische Name Warmia Prußenhäuptling Warmo zurückgeführt, der Name Ermland auf seine Gattin und Witwe Erma. Warmia bezieht sich jedoch vielmehr auf den Stamm der Warmen, dessen Siedlungsgebiet den nördlichen Teil des historischen Ermlands und einige umliegende Territorien umfasste.
Geschichte
Der Deutsche Orden sicherte sich um 1230 Privilegien zur Gründung eines eigenen Staates in Preußen vom Kaiser Friedrich II. und vom Papst. Die Unterwerfung des von heidnischen prußischen Stämmen bewohnten Landes, begonnen vom durch Schenkung des masowischen Herzogs Konrads erworbenen Kulmerland aus, wurde um 1290 abgeschlossen. Der Legat des Papstes, Wilhelm von Modena, teilte im Jahre 1245 Preußen in vier Bistümer auf: Kulmerland, Pomesanien, Ermland und Samland, die dem Erzbistum Riga unterstellt waren. Jeweils 1/3 eines Bistums wurde als weltliches Herrschaftsgebiet direkt dem Bischof und dem Domkapitel unterstellt. Einzig der Bischof und das Kapitel von Ermland erhielten jedoch ein zusammenhängendes Territorium, das mit Ermland identifiziert wurde, obwohl es dem namensgebenden Stammesterritorium der Warmen nicht ganz entsprach. Das (Hochstift) Ermland löste sich vom Deutschordensstaat 1466 auf Grund der Beschlüsse des 2. Thorner Friedens und wurde Bestandteil des sogenannten königlichen Preußen unter der Oberherrschaft der Krone Polens. Es wurde jedoch als autonomes Gebiet bis zur ersten Teilung Polens 1772 vom Bischof und dem Domkapitel regiert. Im 16. Jahrhundert konnte der König von Polen es durchsetzen, dass nur ihm genehme Personen vom Kapitel zum Bischof gewählt werden durften. Mehrere bedeutende Persönlichkeiten aus dem polnischen Hochadel bekleideten seitdem das Bischofsamt, zuletzt der Dichter Ignatius Krasicki („der polnische La Fontaine“) im 18. Jahrhundert. Seit 1512 war Ermland ein exemtes Bistum, direkt dem Papst unterstellt. Im Gegensatz zum umliegenden herzoglichen Preußen wurde das Ermland nicht reformiert und verblieb katholisch. In Folge der ersten Teilung Polens 1772 wurde das Ermland dem Königreich Preußen einverleibt und die weltliche Herrschaft des Bischofs und des Domkapitels aufgehoben. 1945 erfolgte Flucht und Vertreibung der deutschen Bevölkerung, insbesondere aus dem nördlichen Teil. Ein Großteil der verbliebenen Ermländer verließ das Land als Aussiedler und Spätaussiedler nach 1956 und besonders nach der Unterschrift der Ostverträge Willy Brandts 1970. Das Ermland mit dem übrigen polnisch gewordenen Teil Ostpreußens wurde nach 1945 von Ankömmlingen aus den unterschiedlichen Regionen Polens neu besiedelt. Im südlichen Teil blieb indessen bis heute eine deutsche Minderheit erhalten.
Einige der bekanntesten Persönlichkeiten auf dem ermländischen Bischofsstuhl waren Lucas Watzenrode, der Onkel des Astronomen Nikolaus Kopernikus, und Enea Silvio Piccolomini, der spätere Papst Pius II.. Zu erwähnen gilt es auch den Historiker und Gelehrten Martin Cromer, sowie eine der wichtigsten Gestalten und Mitbegründer der europäischen Gegenreformation auf dem Konzil von Trident, Kardinal Stanislaus Hosius.
Maximilian Kaller, letzter deutscher Bischof von Ermland, war bei der Eroberung Ostpreußens durch die sowjetische Rote Armee von den deutschen Behörden zunächst dazu gebracht worden, in den Westen zu flüchten. Auf eigene Faust kehrte er indessen nach der Einstellung der Kampfhandlungen in seine Diözese zurück. Anschließend wurde er jedoch vom Primas von Polen Kardinal August Hlond gezwungen, sein Amt aufzugeben. Maximilian Kaller erhielt Vertriebenenstatus in der Bundesrepublik Deutschland. Im Jahre 1946 wurde er von Papst Pius XII. zum Bischof mit speziellen Vollmachten für die Seelsorge der Heimatvertriebenen ernannt.
Im Ermland, dessen wichtigste Flüsse die Passarge und die Alle (Łyna) sind, befinden sich folgende Städte, die alle noch im Mittelalter gegründet worden waren (aufgezählt von der Küste ins Landesinnere, entsprechend der Besiedlung im Mittelalter): Frombork (Frauenburg), Braniewo (Braunsberg), Pieniezno (Mehlsack), Orneta (Wormditt), Dobre Miasto (Guttstadt), Lidzdzbark Warmiński (Heilsberg), Bisztynek (Bischofstein), Reszel (Rößel), Jeziorany (Seeburg), Biskupiec (Bischofsburg), Barczewo (Wartenburg) und schließlich Olsztyn (Allenstein), heute die größte Stadt von polnisch-Ostpreußen und Wojewodschaftshauptstadt.
Siehe auch: Liste der Bischöfe von Ermland, Liste der katholischen Bistümer
Bekannte Ermländer (alphabetisch)
- Nikolaus Kopernikus, Astronom, Mathematiker, Arzt, Domherr und Administrator
- Regina Protmann, Gründerin der Katharinenschwestern, selig gesprochen
- Hans-Jürgen Wischnewski, Politiker (SPD)
- Hugo Haase, Politiker (SPD und USPD)
- Georg Hermanowski, Schriftsteller, Journalist
- Georg Sterzinsky, Kardinal und Erzbischof von Berlin
- Gerd-Helmut Komossa, Militärischer Abschirmdienst-Chef der BRD von 1977-80
- Rainer Barzel, Politiker (CDU)
- Hartmut Bagger, General und Generalinspekteur der Bundeswehr
Weblinks
- Homepage des Erzbistums Warmia
- http://www.visitator-ermland.de, Ermlandhaus in Münster, Sitz des Apostolischen Visitators des Emlands
- http://www.junges-ermland.de Homepage der Gemeinschaft Junges Ermland
- Der Online Elch Aktuelle Texte, Radiobeiträge und Informationen aus dem Ermland