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Forst (Lausitz) - Wikipedia

Forst (Lausitz)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen Karte
Forster Stadtwappen Deutschlandkarte, Position von Forst (Lausitz) hervorgehoben
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Kreis: Landkreis Spree-Neiße
Geographische Lage: Koordinaten: 51° 44′ N, 14° 38′ O 51° 44′ N, 14° 38′ O
Höhe: 77 m ü. NN
Fläche: 110,59 km²
Einwohner: 22.694 (30. Juni 2005)
Bevölkerungsdichte: 205 Einwohner je km²
Postleitzahlen: 03141–03149
Vorwahl: 03562
Kfz-Kennzeichen: SPN
Gemeindeschlüssel: 12 0 71 076
Adresse der Stadtverwaltung: Promenade 9
03149 Forst
Website: forst-lausitz.de
Bürgermeister: Jürgen Goldschmidt (provisorisch bis zur Neuwahl) (FDP)

Forst (sorb. Baršć) in der Niederlausitz ist die Kreisstadt des Landkreises Spree-Neiße. Die Stadt liegt östlich von Cottbus an der Neiße. Am gegenüberliegenden polnischen Ufer liegt der ehemalige Stadtteil Berge, er heißt heute Zasieki und gehört zur Gemeinde Brody (Pförten). Forst ist der einzige Ort der Lausitz mit dem Namenszusatz Lausitz, andere Orte benennen in ihren Namenszusätzen den Teil der Lausitz explizit, z. B. Weißwasser/Oberlausitz und Spremberg/Niederlausitz.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geschichte

Südlich des sorbischen Dorfes Altforst mit der Marienkirche bildete sich wohl um 1150 am Übergang der wichtigen West-Ost-Straße von Halle nach Glogau (Salzstraße) über die Neiße eine Kaufmannssiedlung mit Nikolaikirche, woraus sich seit etwa 1265 die regelmäßig angelegte, im 14. Jahrhundert erstmals als solche bezeichnete Stadt entwickelte, für deren Gedeihen später auch die Nord-Süd-Straße von Guben in die Niederlausitz an Bedeutung erlangte. Der Rat konnte die Niedergerichte erwerben. 1352 bekam Katharina von Ileburg von Friedrich III. von Meißen die Herrschaft Forst verliehen.

Seit 1380 saßen auf der Burg westlich des Mühlgrabens die Biebersteiner als Vasallen des Markgraftums Niederlausitz, zumeist in Verbindung mit der Herrschaft Pförten, die in der Landesverfassung eine bevorzugte Stellung innehatte. Sie blieben dort bis zum Aussterben der Adelsfamilie mit Ferdinand II. 1667. Im Jahre 1428 bestätigten Ulrich, Wenzel und Friedrich von Bieberstein die Stadtrechte. 1626 besetzte im Dreißigjährigen Krieg der Feldherr Wallenstein mit seinen Truppen Forst. Mit der Niederlausitz fiel die Stadt 1635 an das Kurfürstentum Sachsen.

Das seit 1418 privilegierte Tuchmacherhandwerk prägte die Wirtschaft der Stadt, es erhielt seit 1628 Zuzug durch Tuchmacher aus den Niederlanden sowie den schlesischen Orten Lissa, Meseritz und Fraustadt, so dass 1695 die Innung 50 Meister zählte. 1704 nahm Herzogin Luise-Elisabeth von Sachsen-Merseburg ihren Witwensitz in Forst. 1746 erwarb Graf Heinrich von Brühl die Herrschaft Forst und vereinigte sie wieder mit Pförten. 1748 verheerte ein großer Brand die Stadt. Der Wiederaufbau erfolgte nach Plänen von Brühl und Baumeister Knöfel. Nach 1750 richtete der Graf als Besitzer von Forst eine Tuch- und Leinenmanufaktur im Jahnschen Schloss ein. 1763 wurde Graf Heinrich von Brühl unter dem Taufstein der Stadtkirche beigesetzt.

1815 kam Forst durch den Wiener Frieden an Preußen und wurde dem brandenburgischen Kreis Sorau im Regierungsbezirk Frankfurt zugeteilt. 1821 errichtete der Kaufmann Jeschke auf dem Schlossgrundstück die erste Spinnfabrik. 1832 erschien die erste Forster Zeitung. 1837 erfolgte die Vereinigung der Stadt- und Amtsgemeinde. Die Herstellung von Buchskin seit 1840 und die Einführung der Dampfmaschine 1844 ließ Forst zu einer der bedeutendsten Textilstädte werden ("deutsches Manchester").

1863 nahm die Gasfabrik ihren Betrieb auf, 1888 eröffnete der städtische Schlachthof und 1903 das Wasserwerk. 1875 wurde das Dorf Altforst eingemeindet. 1880 entstand das Gymnasium und 1891 die Webschule. 1897 wurde Forst Stadtkreis. Im gleichen Jahr suchte ein verheerendes Hochwasser die Stadt heim. Die Einwohnerzahl stieg mit der Industrialisierung von 2.600 im Jahre 1830 auf 32.000 im Jahre 1900. 1872 entstand die Bahnverbindung nach Cottbus und Sorau, 1891 nach Weißwasser, 1904 nach Guben. Ende des 19. Jahrhunderts bildeten sich die ersten Parteien (1871 der örtliche Sozialdemokratische Arbeiterverein und die Ortsgruppe der SDAP).

1922 wurde die Große Neißebrücke errichtet und 1932 begann man mit der Regulierung des Flusses. 1937 feierte die Stadt das 450jährige Bestehen der Königskompanie der Forster Schützengilde. Am Ende des Zweiten Weltkrieges eroberten in der Zeit vom 16. bis 18. April 1945 sowjetische Truppen Forst. Nach Beendigung der Kämpfe lagen 85 Prozent der Stadt in Trümmern. Die Gebiete rechts der Neiße (Stadtteil Berge) wurden unter polnische Verwaltung gestellt, die Einwohner vertrieben.

1952 erhielt Forst den Status einer Kreisstadt. In den 1970er und 1980er Jahren wurden zahlreiche neue Gebäude in der Innenstadt errichtet. Mit der Wende in der DDR im Jahre 1989 begann eine Neustrukturierung der kommunalen Infrastruktur. 1993 wurde Forst Kreisstadt des Landkreises Spree-Neiße. 2002 erfolgte die Eröffnung der deutsch-polnischen Grenzbrücke Forst - Zasieki ("Brücke der europäischen Union"). 2004 erhielt Forst den Titel "Rosenstadt".

2006 leiteten die Oppositionsparteien einen Bürgerentscheid zur Abwahl des Bürgermeisters Reinfeld ein, der am 8. Oktober 2006 mit einer Zustimmung von 85% erfolgreich war.

[Bearbeiten] Einwohnerentwicklung

Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bei 1820 handelt es sich um eine Schätzung, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst. Die Angaben beziehen sich ab 1843 auf die "Ortsanwesende Bevölkerung", ab 1925 auf die Wohnbevölkerung und seit 1966 auf die "Bevölkerung am Ort der Hauptwohnung". Vor 1843 wurde die Einwohnerzahl nach uneinheitlichen Erhebungsverfahren ermittelt.

Jahr Einwohner
1820 2.600
1. Dezember 1875 ¹ 14.131
1. Dezember 1880 ¹ 16.124
1. Dezember 1885 ¹ 18.641
1. Dezember 1890 ¹ 23.075
2. Dezember 1895 ¹ 25.700
1. Dezember 1900 ¹ 32.075
1. Dezember 1905 ¹ 33.757
1. Dezember 1910 ¹ 33.875
1. Dezember 1916 ¹ 29.359
5. Dezember 1917 ¹ 27.019
8. Oktober 1919 ¹ 32.216
16. Juni 1925 ¹ 35.864
16. Juni 1933 ¹ 37.720
17. Mai 1939 ¹ 44.802
Jahr Einwohner
1. Dezember 1945 ¹ 24.416
29. Oktober 1946 ¹ 29.829
31. August 1950 ¹ 30.475
31. Dezember 1955 29.661
31. Dezember 1960 28.695
31. Dezember 1964 ¹ 29.860
1. Januar 1971 ¹ 29.134
31. Dezember 1975 27.774
31. Dezember 1981 ¹ 27.013
31. Dezember 1985 26.509
31. Dezember 1988 26.676
31. Dezember 1990 25.679
31. Dezember 1995 25.701
31. Dezember 2000 24.309
30. Juni 2005 22.694

¹ Volkszählungsergebnis

[Bearbeiten] Stadtgliederung

Die Stadt gliedert sich in (die inoffiziellen Stadtteile):

  • Nordstadt
  • Südstadt
  • Eulo
  • Mexico
  • Keune
  • Noßdorf

und die offiziellen Ortsteile (mit Ortsbürgermeister)

  • Sacro
  • Neu Sacro
  • Nauendorf
  • Bohrau
  • Mulknitz
  • Briesnig
  • Klein Jamno
  • Groß Jamno
  • Domsdorf
  • Klein Bademeusel
  • Groß Bademeusel
  • Neu Horno (seit 2003, neue Siedlung für das abgebagerte Dorf Horno)

[Bearbeiten] Politik

[Bearbeiten] Stadtverordnetenversammlung

Der Rat der Stadt Forst (Lausitz) besteht aus 28 Ratsfrauen und Ratsherren.

  • CDU 10 Sitze
  • SPD 4 Sitze
  • FDP 3 Sitze
  • Fraktion "Wir für Forst" 3 Sitze
  • PDS 8 Sitze

[Bearbeiten] Städtepartnerschaften

Forst pflegt städtepartnerschaftliche Beziehungen zu:

[Bearbeiten] Wirtschaft und Infrastruktur

In der Stadt gibt es einige mittelständische Unternehmen und viele Einzelhändler. Forst soll zu einem Dienstleistungszentrum ausgebaut werden. Die alte Textilindustrie existiert nicht mehr.

[Bearbeiten] Verkehr

[Bearbeiten] Kultur und Sehenswürdigkeiten

Die Stadt ist für ihren Rosengarten bekannt. Regelmäßig finden die Rosengartenfesttage statt. Jedes Jahr wird eine Rosenkönigin gewählt, welche die Stadt und den Rosengarten repräsentieren soll.

Außerdem findet im August traditionell das Wasserturmfest statt.

[Bearbeiten] Museen

  • Textilmuseum (Industrie- und Heimatmuseum)

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

  • historischer Wasserturm
  • Ostdeutscher Rosengarten Forst
  • eine der ältesten Radrennbahnen Ostdeutschlands (17. Juni 1906)
  • Textilmuseum

[Bearbeiten] Sport

Auf der Radrennbahn werden pro Jahr eine Vielzahl an Steherrennen veranstaltet. Auch der Europameister bei den Stehern wurde schon in Forst ausgefahren. Einige Bewohner der Stadt sind ausgesprochene Radsportfans mit sehr viel Sachkenntnis.

[Bearbeiten] Freizeit

Ein ausgebautes Radwegenetz im Umkreis der Stadt ermöglicht große und kleine Touren mit dem Fahrrad. Interessant und reizvoll sind die Neißeauen, aber auch das Niederlausitzer Hinterland. Die Wege eignen sich auch für den sportlich ambitionierten Radler (asphaltiert). Jährlich zu Himmelfahrt findet eine Völkerwanderung mit dem Fahrrad in der Gegend statt.

[Bearbeiten] Persönlichkeiten

[Bearbeiten] Söhne und Töchter der Stadt

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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