Fräulein
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Fräulein war bis in die 1980er Jahre hinein die förmliche Anrede für unverheiratete Frauen (gleich welchen Alters), das in der Schriftform (Briefanrede) verbindlich und zumindest in den 1950er und 1960er Jahren auch im mündlichen Gebrauch noch üblich war. Vergleichbare Ausdrücke finden sich auch in anderen europäischen Sprachen (z.B. "Miss" im Englischen, "(Ma)Demoiselle" im Französischen, "señorita" im Spanischen, "Signorina" im Italienischen, "Fröken" im Schwedischen, "Maighdeann-uasal" im Schottischen Gälischen, und "Iníon" oder "Ógbhean-uasal" im Irischen Gälischen..).
Ursprünglich war die Anrede "Fräulein" auf Standespersonen beschränkt. "Frau" bzw. mhd. "frouwe" war keine Geschlechtsbezeichnung (dafür hatte man "Weib" bzw. mhd. "wip"), sondern die Bezeichnung einer Fürstin; so wie auch "Herr" keine Anrede für jedermann, sondern für den Lehnsherren war. Entsprechend bezeichneten das "Fräulein" die Fürstentochter und der "Junker" – der 'junge Herr' – den Fürstensohn, während die "Jungfer" bzw. der "Jungmann" junge Frauen und Männer unabhängig von ihrem sozialen Stand bezeichneten. Diese ursprüngliche Bedeutung von "Fräulein" taucht noch z.B. in Goethes Faust auf, wenn Faust Gretchen mit den Worten anspricht:
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- Mein schönes Fräulein, darf ich wagen,
- Meinen Arm und Geleit Ihr anzutragen?
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Da Gretchen eine Person niederen Stands ist, ist das als eine bewusst galante Anrede zu verstehen, mit der Faust Gretchen nach allen Regeln der (höfischen) Kunst 'bezirzen' will. Sie entgegnet so sachlich korrekt wie ungalant:
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- Bin weder Fräulein, weder schön,
- Kann ungeleitet nach Hause gehn. (vv.2605ff.)
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Im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert etablierte sich die "Fräulein"-Anrede vor allem für berufstätige Frauen (z.B. Angestellte in Warenhäusern, Kellnerinnen und Lehrerinnen), da weibliche Berufstätigkeit damals noch strikt auf die Zeit vor der Ehe beschränkt war. In der Kinderliteratur hat dabei vor allem eine Figur Berühmtheit erlangt: das "Fräulein Rottenmeier" aus Johanna Spyris Heidi. Nach 1945 wurde das "doitsche Froilain" von den in Deutschland stationierten amerikanischen GIs entdeckt und das "Fräulein" ging als Fremdwort ins Englische ein. Seitdem existiert auch die sprichwörtliche Redensart vom "Deutschen Fräuleinwunder".
Heutzutage ist die Anrede "Fräulein" für junge Frauen in Deutschland und Österreich im Schriftverkehr und im formellen Umgang nicht mehr im Gebrauch. Die Frauenbewegung der 1970er Jahre kritisierte den Diminutiv "Fräulein" wegen der gesellschaftlichen Werte und Vorstellungen, die darin zum Tragen kommen: So als ob eine weibliche Person erst dann als erwachsene Frau gelten könne, wenn sie heiratet, während ein Mann immer schon ein vollwertiger "Mann" ist. Denn der "Junker" hatte keine vergleichbare Wortgeschichte bis ins bürgerliche Zeitalter hinein und der "Jungmann" hat sich nur als Schimpfwort für den Hagestolz erhalten, nicht als formelle Kategorie. Zu Beginn der 1990er Jahre wurde das "Fräulein" schließlich von Amts wegen abgeschafft. Überlebt hat das Wort "Fräulein" als Anrede für eine weibliche Bedienung in einem Café oder Restaurant, aber auch diese Verwendung stirbt – wie das männliche Pendant "Herr Ober!" – in Deutschland langsam aus. An deren Stelle bürgert sich mehr und mehr ein informelles "Hallo!" oder "Entschuldigung!" ein.
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