Francesco Petrarca
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Francesco Petrarca (auch Petrarca oder Petrarch, * 20. Juli 1304 in Arezzo; † 18. Juli 1374 in Arquà) war ein italienischer Dichter und Geschichtsschreiber.
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Leben
Sein Vater, ein Notar, wurde als Papstanhänger aus Florenz verbannt. Mit sieben Jahren folgte Petrarca ihm nach Avignon. Petrarca studierte Jura in Montpellier und Bologna. Er kehrte 1326 nach Avignon zurück. Das Jurastudium brach er ab, erhielt die niederen Priesterweihen und hatte sein neues Domizil in einem Haus in Vaucluse. Petrarca wählte sich den Kirchenvater Augustinus zu seinem Vorbild und versuchte, dessen Lebenswandel nachzueifern. Als sein Vater starb, geriet Petrarca in wirtschaftliche Schwierigkeiten.
Schlüsselerlebnis
Am 6. April 1327, nach seiner Angabe ein Karfreitag, tatsächlich aber ein Ostermontag, sah er eine verheiratete Frau, die er Laura nannte. Der Eindruck wirkte derartig stark auf ihn, dass er sie zeitlebens verehrte. Es ist jedoch auch möglich, dass die Begegnung mit Madonna Laura allein Petrarcas Phantasie entsprungen ist. Als Dichter strebte er nach Ruhm und Lorbeer und fand in der fiktiven Frauengestalt eine dauerhafte Quelle seiner dichterischen Inspiration.
Am 26. April 1336 bestieg er zusammen mit seinem Bruder den Mont Ventoux in der Provence. Da dies als die erste "touristische" Bergbesteigung dokumentiert ist, gilt Petrarca als Vater der Bergsteiger und der neuzeitlichen Sicht der Natur.
Petrarca zog sich nach Reisen durch Frankreich, Belgien und Deutschland in ein Dorf bei Avignon zurück, wo er von 1337-1349 lebte. 1341 wurde Petrarca auf dem Kapitol in Rom zum Dichter (poeta laureatus) gekrönt. Zwischendurch ging er an den Hof des Kardinals von Avignon, für acht Jahre war er Gesandter in Mailand. Das letzte Jahrzehnt lebte er abwechselnd in Venedig und Arquà. Zu seinem Freundeskreis gehörte u.a. Giovanni de Dondi (1318-1389), der Erfinder und Erbauer des „Astrariums“.
Wirken
Petrarca gilt als (Mit-)Begründer des Humanismus und als einer der größten Dichter Italiens. Sein Canzoniere, ein Zyklus von 366 Gedichten, darunter 317 Sonette, in denen er seine reine, ausdauernde Liebe zu Laura besingt, der madonna angelicata, prägte inhaltlich und formal die europäische Lyrik der Renaissance (Petrarkismus). Als Hilfe zum Verständnis des Canzoniere wird oft Petrarcas Traktat Secretum meum angesehen. Dieser ganz im Stil seines großen Vorbildes Cicero abgefasste lateinische Dialog bietet auch einige interessante Anhaltspunkte zu Petrarcas Persönlichkeit.
Von großer Bedeutung auch für die Musik waren seine Madrigale als Textvorlagen sowohl für das Trecento-Madrigal wie auch das Madrigal des 16. und 17. Jahrhunderts. Im 19. Jahrhundert vertonte der Komponist Franz Liszt mehrere Petrarca-Sonette für Klavier.
Ausgangspunkt für seine Geschichtsschreibung war das Vorbild der Antike. Er versuchte, antike geschichtliche Beispiele auf die Gegenwart anzuwenden (viri ilustres). Dabei wählte er die monographische Form oder reflektierte über wichtige Ereignisse (res memorandae). Petrarca verstand die Geschichte als Exemplum. Er nahm auf Moralvorstellungen beruhende Bewertungen vor. Geschichtsschreibung müsse den Menschen ermuntern und ihm Beispiele für sein Handeln geben. Er nahm keine Quellenkritik vor, sondern folgte der Quelle, die ihn am meisten überzeugte. Im Sinne eines Aufbruchs in der Renaissance neu war, dass Petrarca den Menschen in den Mittelpunkt des Weltgeschehens rückt - im Gegensatz zum mittelalterlichen Weltbild, in dem Gott als Weltenlenker fest verankert war. Dieser Perspektivenwechsel beeinflusste die Geschichte der Geschichtsschreibung.
Graböffnung
Petrarca hat seine Grabstätte in Arqua-Petrarca nahe Padua gefunden. Eine Überraschung erlebten Forscher im Jahr 2004 bei einer Graböffnung. Der Schädel in dem Marmorsarg gehörte zu Lebzeiten offenbar zu einer Frau. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich ansonsten um die sterblichen Überreste des Dichters. Die Wissenschaftler wollten Klarheit gewinnen, ob die Petrarca nachgesagte Körpergröße von 1,84 Meter stimme. Er wäre damit im Vergleich zu seinen Zeitgenossen ein Riese gewesen.
Einige Anmerkungen
«Laura [...] erschien meinen Augen zum ersten Mal in meiner ersten Jünglingszeit, im Jahre des Herrn 1327, am sechsten Tag des Monats April, in der Kirche der heiligen Klara zu Avignon [...]. Und in derselben Stadt, im gleichen Monat April, auch am sechsten Tag, zur gleichen Stunde, jedoch im Jahr 1348, ist dem Licht dieser Welt jenes Licht entzogen worden [...].»
Geraldine Gabor und Ernst-Jürgen Dreyer schreiben, «daß sich ›Laura‹ unter dem unbefangenen Blick in reine Sprache auflöste, die in unendlichzähligen Bedeutungen spielt: L'auro, das Gold von Amors ›aurato strale‹ (dem goldenen Pfeil) und der ›aurata piuma‹ (dem goldenen Federkleid des Phönix [...]» Und Wolf-Dieter Lange fügt an: «Diese Worte, die eher verbergen als offenbaren, enthüllen die Stellung des Dichters zwischen Mittelalter und Renaissance. Die Zahlen, von denen er spricht, haben besonders seit den Kirchenvätern einen christlichen Symbolwert. Am 6. April ist Adam erschaffen, und am 6. April ist Christus gestorben. Zwischen dem Beginn der Liebe zu Laura 1327 und ihrem Tod 1348 liegen einundzwanzig, also drei mal sieben Jahre, auch dies christlich vielfach ausgedeutete Zahlen. Darüber hinaus besteht der ›Canzoniere‹ mit seinem scheinbar reumütigen Einleitungssonett aus 366 Gedichten. Zieht man dieses Sonett ab, könnte sich die Zahl symbolisch auf die Tage eines Jahres beziehen. Vielleicht aber verweist die Zahl 366 unmittelbar auf Lauras Todesjahr, denn 1348 war ein Schaltjahr. [...].»
Petrarca selbst hat diese Rerum vulgarium fragmenta, Bruchstücke muttersprachlicher Dinge, «seinen Freunden gegenüber immer als zweitrangig, als Jugendtorheit, als ›nugellae‹ (Kleinigkeiten)» bezeichnet.
Nach Petrarca ist ein bedeutender Literatur-Preis benannt. Der von Hubert Burda gestiftete Petrarca-Preis wurde von 1975 bis 1995 an zeitgenössische Dichter und Übersetzer vergeben und soll an die Geschichte der Poesie erinnern.
Literatur zu den Anmerkungen
Francesco Petrarca: Canzoniere, zweisprachige Gesamtausgabe, nach einer Linearübersetzung von Geraldine Gabor und in deutsche Verse gebracht von Ernst-Jürgen Dreyer, nach der Ausgabe von Giuseppe Salvo Cozzo, Florenz 1904, Deutscher Taschenbuch Verlag, München 1990, S. 1064; Geraldine Gabor und Ernst-Jürgen Dreyer im Nachwort, a. a. O., S. 1057 f.; Geraldine Gabor und Ernst-Jürgen Dreyer, a. a. O., S. 1063
Wolf-Dieter Lange, in: PC-Bibliothek (CD ROM), Bibliographisches Institut & F. A. Brockhaus AG, Mannheim 2002
Standbilder und Denkmale
- Marmorthermen von Dante, Petrarca, Tasso und Ariost im Dichterhain vor der Westseite des Schlosses Charlottenhof, genannt "Siam", im Park von Sanssouci/Potsdam von Gustav Blaeser
Siehe auch
- Petrarca-Preis
- Das pessimistische Weltbild der Celestina
- Philosophie der Renaissance und des Humanismus
Weblinks
- Literatur von und über Francesco Petrarca im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- Petrarcas Gedichte in Übertragungen von verschiedenen Übersetzern
- Petrarca und der Mont Ventoux
- ARD-Artikel zum 700. Geburtstag
- [1] Musikfestival u.a. zum 700. Geburtstag
- Seite zum Petrarca-Preis
- Bibliotheca Augustana
Personendaten | |
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NAME | Petrarca, Francesco |
ALTERNATIVNAMEN | Petrarca; Petrarch |
KURZBESCHREIBUNG | italienischer Dichter |
GEBURTSDATUM | 20. Juli 1304 |
GEBURTSORT | Arezzo, Italien |
STERBEDATUM | 18. Juli 1374 |
STERBEORT | Arqua, Italien |