Friedrich Albert Lange
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Friedrich Albert Lange (* 28. September 1828 in Wald bei Solingen (heute Solingen), † 21. November 1875 in Marburg), deutscher Philosoph (Neukantianer und Gegner des Materialismus), protestantischer Theologe, Pädagoge, Ökonom und Sozialist
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[Bearbeiten] Leben
Friedrich Albert war der Sohn des reformierten Pfarrers Johann Peter Lange. Er wuchs bis 1828 in Solingen ( Stadtteil Wald), dann bis 1832 in Langenberg und ab da in Duisburg auf, wo er den größten Teil seiner Kindheit verbrachte. Ab 1841 lehrte der Vater in Zürich, wohin nun die Familie übersiedelte.
Lange studierte von 1848 bis 1851 in Bonn Theologie, Philosophie und Philologie. 1851 promovierte er mit einer Dissertation zum Thema Questiones Metricae. Er war dann nach dem Examen von 1852 bis 1855 Gymnasiallehrer in Köln und ab 1857 Privatdozent für Philosophie und Pädagogik in Bonn. Kurz darauf verließ Lange Bonn wieder und blieb bis 1861 Gymnasiallehrer in seiner Heimatstadt Duisburg. Aus Protest gegen die Politik Bismarcks trat Lange 1862 aus dem Schuldienst aus, weil er sich gegen ein königliches Rundschreiben wehrte, das Lehrer von jeglicher politischer Agitation abhalten sollte.
Kurz darauf wurde er Sekretär der Duisburger Handelskammer und Redakteur für die in Duisburg erscheinenden Rhein- und Ruhrzeitung. Das der Fortschrittspartei nahestehende Blatt musste Lange nach mehreren Presseprozessen entlassen, weil er für die Zeitung untragbar wurde. Lange widmete sich nun zunehmend politischen Fragen und trat immer öfter als Redner auf Versammlungen auf und war von 1864 bis 1866 Mitglied des Ständigen Ausschusses des Verbandes Deutscher Arbeitervereine, dem auch August Bebel angehörte. Vom 1. Oktober 1865 bis zum 29. Juni 1866 gab Lange in Duisburg den Boten vom Niederrhein heraus, in dem er sich vor allem gegen das preußische Junkertum und die preußische Regierung wandt. 1865 veröffentlichte er die Schrift Die Arbeiterfrage, die ebenso als ein wichtiger Beitrag zur Begründung der (wissenschaftlichen) Volkswirtschaftslehre gilt, wie sie dann auch als Beitrag zu dem kurz darauf von Karl Marx veröffentlichten Werk Das Kapital rezipiert wurde.
Die öffentliche Tätigkeit Langes gipfelte dann in der Mitgliedschaft in der Ersten Internationale. Danach zog sich Lange, der unter den zunehmend gegen ihn angestrengten Prozessen litt, allmählich aus der Politik zurück und begann sein (später zweigeteiltes) Hauptwerk, die Geschichte des Materialismus, zu schreiben, das 1866 veröffentlicht wurde. Im selben Jahr erschien noch eine Auseinandersetzung mit dem Werk John Stuart Mills.
Noch 1866 zog Lange dann mit Frau und Kindern nach Winterthur im Kanton Zürich, wo er wieder als Gymnasiallehrer arbeiten konnte. Er arbeitete zudem als Redakteur des Winterthurer Landboten und setzte sich in der Schrift Neue Beiträge zur Geschichte des Materialismus mit einer Entgegnung zu seiner Geschichte auseinander. Während seines Aufenthaltes in der Schweiz engagierte sich Lange intensiv in der demokratischen Bewegung. In dieser Zeit übernahm er eine Vielzahl von Ämtern, u.a. Verfassungsrat, Kantonsrat, Bankrat und Stadtrat. 1868 erhielt Lange die Bürgerrechte, 1869 habilitierte er sich an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich zum Privatdozenten. Von 1870 bis 1872 lehrte er dann als ordentlicher Professur für induktive Philosophie in Zürich, bevor er an die Universität Marburg berufen wurde. Weitere Professuren wurden ihm in Würzburg, Königsberg, Kiel, Gießen und Jena angeboten. Bis zu seinem Tod veranstaltete Lange Vorlesungen in Logik, Philosophischer Bildung, Schillers philosophischer Gedichte, Psychologie und in Geschichte der Pädagogik. Der zu dieser Zeit bereits an einer schweren Erkrankung der Verdauungswege (vgl. Ellissen, S. 195, S. 199ff.) leidende Lange lehrte und schrieb noch drei Jahre in Marburg, bevor er am 21. November 1875 verstarb. Hervorzuhen ist noch, dass er die Berufung von Hermann Cohen nach Marburg bewirkte und dadurch in den Ruf des Begründers der Marburger Schule des Neukantianismus gekommen ist.
[Bearbeiten] Werk
- 1855: Über den Zusammenhang der Erziehungssysteme mit den herrschenden Weltanschauungen verschiedener Zeitalter. Antrittsvorlesung Bonn, in: Ellissen, O. A. (Hrsg.) 1928, Material zum Arbeitsuntericht in höheren Schulen, Nr. 71, Bielefeld/Leipzig
- 1862: Die Stellung der Schule zum öffentlichen Leben. Festrede, gehalten bei der Schulfeier des Geburtstages seiner Majestät des Königs den 22. März, Duisburg.
- 1863: Die Leibesübungen. Eine Darstellung des Werdens und Wesens der Turnkunst in ihrer pädagogischen und culturhistorischen Bedeutung. Erweiterter Abdruck aus der Enzyklopädie des gesamten Erziehungs- und Bildungswesens
- 1865: Die Arbeiterfrage in ihrer Bedeutung für Gegenwart und Zukunft, Hildesheim/New York 1979. (Nachdruck des Exemplars der Stadtbibliothek Duisburg Sig. I 10/515)
- 1866: Geschichte des Materialismus und Kritik seiner Bedeutung in der Gegenwart, (Neudruck: Schmidt, Alfred (Hrsg.), 1975, Frankfurt am Main)
[Bearbeiten] Literatur
- Bleuler-Hausheer, Salomon (1876), Friedrich Albert Lange. Eine biographische Skizze und Erinnerungen an die Verfassungsrevision, in: Der Landbote und Tagblatt der Stadt Winterthur, No. 2, 2. Januar 1876 bis No. 11, 13. Januar 1876
- Berdiajew, Nikolai, Friedrich Albert Lange und die kritische Philosophie in ihren Beziehungen zum Sozialismus, in: Die Neue Zeit, 18. Jg., (1900), 2. Bd., S. 132-140, S. 164-174, S. 196-207
- Bernstein, Eduart, Zur Würdigung Friedrich Albert Langes, in: Die Neue Zeit. Revue des geistigen und öffentlichen Lebens, 6. Jg., (1892), 2. Bd., S. 68-78, 101-109, 132-141
- Braun, Heinrich (1881), Friedrich Albert Lange als Sozialökonom nach seinem Leben und seinen Schriften, Diss. Universität Halle a.d.Saale
- Cohen, Hermann, Friedrich Albert Lange, in: Treitschke, H.v./Wehrenpfennig, W. (Hrsg.), Preußische Jahrbücher, 37. Band, (1876), 4. Heft, S. 353-381
- Georg Eckert, Friedrich Albert Lange (1828-1875) und die Social-Demokratie in Duisburg; in: Duisburger Forschungen 8 (1965), 1-23
- ders., Friedrich Albert Lange. Über Politik und Philosophie. Briefe und Leitartikel 1862-1875; (=Duisburger Forschungen Beiheft 10); Duisburg 1968
- Elissen, Otto A. (1894), Friedrich Albert Lange. Eine Lebensbeschreibung, Leipzig
- Fischer, Heinz-Dietrich, F.A. Lange als politischer Publizist; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 145-173
- Freimuth, Frank (1993), Wie kultiviere ich die Freiheit bei dem Zwange? Das Bildungsverständnis Friedrich Albert Langes, Pfaffenweiler
- Grab, Walter, F.A. Langes Zeitung »Der Bote vom Niederrhein« und die Kontinuität demokratischer Strömungen in Deutschland; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 83-91
- Guggenbühl, Gottfried (1936), Der Landbote 1836-1936. Hundert Jahre Politik im Spiegel der Presse, Winterthur
- Gundlach, Franz (1928), Catalogus Professorumm Academiae Marburgensis. Die akademischen Lehrer der Philipps-Universität Marburg. Von 1527-1910, S. 298.
- Heid, Ludger, F.A. Lange und der Preußische Verfassungskonflikt; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 56-70
- ders., Biographische Daten zu F.A. Lange; a.a.O., 268-270
- Heinemann, Gustav (1978), Friedrich Albert Lange - Der Vorrang der politischen vor der sozialen, in: Dirks, Walter/ Kogon, Eugen (Hrsg.), Frankfurter Hefte. Zeitschrift für Kultur und Politik, 33. Jg., Heft 2, Februar, S. 27-33.
- Hirsch, Helmut, F.A. Lange und die USA im Zeitpunkt des amerikanischen Sezessionskrieges; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 92-107
- Holzhey, Helmut, Philosophische Kritik. Zum Verhältnis von Erkenntnistheorie und Sozialphilosophie bei F.A. Lange; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 207-225
- Irmer, Peter, F.A. Lange – ein politischer Agitator in der deutschen Arbeiterbewegung; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 1-19
- Jacobsen, Bjarne (1989), Max Weber und Friedrich Albert Lange. Rezeption und Innovation, Wiesbaden
- Kloeden v., Wolfdietrich, Friedrich Albert Lange, Artikel in: BBKL 4 (1992), 1092-1097 (mit Literatur)
- Knoll, Joachim H., F.A. Lange - eine »merkwürdige Randfigur« in der Pädagogik des 19. Jahrhunderts; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 108-132
- Ley, Hermann, F.A. Langes "Geschichte des Materialismus"; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 174-187
- Majert, Regina, Friedrich Albert Lange als Präses des Vorstandes der gewerblichen Sonntagsschule in Duisburg (1860-1865); in: Duisburger Forschungen 23 (1976), 238-248
- Na’aman, Shlomo, F.A. Lange in der deutschen Arbeiterbewegung; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 20-55
- Plump, Klaus, Der Nachlaß F.A. Langes im Stadtarchiv Duisburg; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 236-267
- ders. (1975), Versuch einer Bibliographie der von Friedrich Albert Lange publizierten Schriften; in: Knoll, Joachim/ Schoeps, Uulius (Hrsg.), Friedrich Albert Lange. Leben und Werk, Duisburg, S. 236-265
- Reichesberg, Naum (1892), Friedrich Albert Lange als Sozialökonom, Dissertation Universität Bern
- Sass, Hans-Martin, Der Standpunkt des Ideals als kritische Überwindung materialistischer und idealistischer Metaphysik; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 188-206
- Sattler, Martin, F.A. Lange - »Socialkonservativer« oder »Socialrevolutionär«; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 71-82
- Schoeps, Julius H., F.A. Lange und die deutsche Turnbewegung; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 133-145
- Schulz, Eberhard Günter (1991), Friedrich Albert Lange und die katholische Philosophie, Bochum
- Stack, Georg J. (1983), Nietzsche and Lange, Berlin, New York
- Vaihinger, Hans (1876), Hartmann, Dürig und Lange. Zur Geschichte der deutschen Philosophie im 19. Jahrhundert, Iserlohn
- Weyer, Adam, Religion und Sozialismus bei F.A. Lange; in: Duisburger Forschungen 21 (1975), 226-235
- Wolff, Georg (1925), Friedrich Albert Langes sozialpolitische Anschauungen und seine Stellung zu Sozialismus und Sozialreform, Dissertation Universität Gießen
- Zinnel, Jürgen (2000), Friedrich Albert Langes Überlegungen zur direkten Demokratie unter Berücksichtigung zeitgenössischer Diskussionszusammenhänge, Marburg
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Friedrich Albert Lange im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (englisch) in der Stanford Encyclopedia of Philosophy (inkl. Literaturangaben)
Personendaten | |
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NAME | Lange, Friedrich Albert |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Philosoph und protestantischer Theologe |
GEBURTSDATUM | 28. September 1828 |
GEBURTSORT | Wald bei Solingen |
STERBEDATUM | 21. November 1875 |
STERBEORT | Marburg |