Galmeiflora
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Galmeiflora | ||||||||
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Systematik | ||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||
Violetum calaminariae |
Galmeiflora oder Galmei-Vegetation ist der botanische Name zweier Pflanzengesellschaften von Metallophyten auf schwermetallhaltigem Boden, deren jeweilige Leitart und Namensgeber im Lateinischen (violetum) die zwei stark endemischen Galmei-Veilchenarten bilden. Konkrete Vorkommen werden Galmei-Rasen oder Galmeiflur genannt. Die Galmeiflora zählt zu den Galmeipflanzen und bildet ein Pedobiom auf einem Schwermetallrasen. Im Dreiländereck bei Aachen verdankt sie ihren lateinischen Namen violetum calaminariae und ihre Einzigartigkeit ihrer Leitart, dem nur hier verbreiteten Gelben Galmei-Veilchen (Viola lutea ssp. calaminaria). Als erster Botaniker hat sie Prof. Dr. Mathias Schwickerath (1892-1974) unter dem Namen "Zinkpflanzengesellschaft" beschrieben. Daneben wird die Pflanzengesellschaft, die das Violette Galmei-Stiefmütterchen mit Hallers Schaumkresse (Cardaminopsis halleri) bildet (Violetum guestphalicae), als eigene Unterform der Galmeiflora angesehen. Das Fehlen des Galmei-Täschelkrauts und das Vorhandensein von Hallers Schaumkresse, die im Aachener Dreiländereck fehlt, rückt sie jedoch an eine andere Schwermetallflur heran, die Grasnelkenflur.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Verbreitung und Zusammensetzung
Im Dreiländereck bei Aachen finden sich eigentliche Galmeifluren in den Außenstadtteilen Stolbergs, bei den östlichen Aachener Stadtteilen Brand, Verlautenheide, Eilendorf und dessen Ortsteil Nirm sowie im Gebiet des Altenberges beim ostbelgischen Kelmis. Zu den Charakterarten der Galmeiflora zählen neben ihrem Namensgeber, dem Galmeiveilchen das weißblühende Galmei-Täschelkraut (Thlaspi calaminare), die rosablühende Galmei-Grasnelke (Armeria maritima ssp. calaminaria), der Galmei-Schwingel (festuca aquisgranensis), ein blau-grünes, borstiges Gras, welches einen lockeren Rasen bildet, und die weißblühende Galmei-Frühlings-Miere (Minuartia verna ssp. hercynica). Zur Galmeiflora zählt auch ein schwermetallresistente Unterart des Taubenkropf- oder aufgeblasenes Leimkrauts (Silene vulgaris var. humilis), wobei sein Status als Charakterart unsicher ist. Zu den Begleitarten gehören das Gemeine Kreuzblümchen (Polygala vulgaris ssp. vulgaris), das Gewöhnliche Sonnenröschen (Helianthemum nummularium), Flechtenarten und der quendelblättrige Thymian.
[Bearbeiten] Ökologie und (Stammes-)Geschichte
Diese Pflanzenarten erschlossen sich durch die Anpassung an galmeihaltige Böden, die für andere Pflanzen giftig sind, ökologische Nischen. Schwermetalle treten im Körper während physiologischer Prozesse an die Stelle der lebensnotwendigen Ionen Calcium, Natrium und Kalium. Viele Pflanzen regeln ihren Calcium-Haushalt durch die Produktion der Karbonatsäuren Oxalat und Malat. Diesen Mechanismus nutzt die Galmeiflora wahrscheinlich zur Beherrschung der Aufnahme und Ablagerung von Schwermetallionen in bestimmten Pflanzenteilen.
Das Gelbe Galmei-Veilchen, Galmei-Täschelkraut und die Galmei-Frühlingsmiere sind Teil einer eiszeitlichen alpinen Reliktflora. Der Ahn des Galmei-Taubenkropf-Leimkrautes (Silene vulgaris var. humilis) ist dagegen auf dem heimischen Trockenrasen anzutreffen. Die Herkunft der rosablühenden Galmei-Grasnelke, deren Verwandte vorwiegend in Küstendünen blühen, könnte im Kupferimport historischer Zeit zu suchen sein. Galmeifluren dienten früher als Zeigerpflanzen der Lokalisierung von Erzlagerstätten und wurden manchmal im Zuge des Abbaus zerstört. Durch den vorindustriellen Bergbau in Pingen entstanden jedoch auch anthropogene Lebensräume für die Galmeivegetation, doch die hohe anthropogene Schwermetallbelastung neuzeitlicher Halden verträgt selbst sie nicht. Als Industriebrache oder Ödland wurden sie lange Zeit für Gewerbefläche oder Baugebiete zerstört. Heute sind sie deshalb sehr selten und stehen vielfach unter Naturschutz.
[Bearbeiten] Naturschutz
Galmeifluren schützen in Stolberg das NSG am Napoleonsweg bei Werth (3,5 ha), das NSG Werther Heide am Weißenberg (9 ha), das NSG Hammerberg (25 ha), das NSG Münsterbusch (33 ha), das NSG mit dem Steinbruch Brockenberg-Hassenberg (21 ha), das NSG Bärenstein (23 ha) und das Naturschutzgebiet Schlangenberg (108 ha) um die ehemalige Erzgrube bei Breinigerberg [[1]], wo in einem geologischen und naturkundlichen Informationszentrum auch Führungen angeboten werden. Ein weiteres Naturschutzgebiet mit Galmeifluren befindet sich auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Brander Wald in unmittelbarer Nähe zum östlich der Inde gelegenen NSG Münsterbusch im Grenzgebiet von Aachen und Stolberg. Auch bei Kelmis stehen Galmeifluren unter Naturschutz. Galmeifluren sind regenerierbar und bieten auch wertvolle Biotope für andere Pflanzen und Schmetterlinge.[1]
[Bearbeiten] Literatur
- Ernst, Wilfried (1965): Ökologisch-soziologische Untersuchungen in den Schwermetall-Pflanzengesellschaften Mitteleuropas unter Einschluß der Alpen. – Abh. Westf. Mus. Naturkde. 27(1): 1–54, Münster.
- Ernst, Wilfried (1974): Schwermetallvegetation der Erde. Stuttgart.
- Holtz, Friedrich und Birgit Engelen, Galmeiveilchen, ein Stückchen Heimat zart und angepaßt. Meyer & Meyer Verlag Aachen 2000. ISBN 3-89124-684-6
- Schwickerath, Mathias (1931): Das Violetum calaminariae der Zinkböden in der Umgebung Aachens. – Beitr. zur Naturdenkmalpflege 14: 463–503, Berlin.
[Bearbeiten] Fußnoten
- ↑ [[http://www.loebf.nrw.de/Willkommen/Aktuelles/Publikationen/LOEBF_Mitteilungen/Mitteilung_03_2003/Aus_dem_Inhalt/018_22_Raskin_pdf.pdf ]]
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Galmeiflora (Violetum calaminariae) – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |