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Geschichte Liechtensteins - Wikipedia

Geschichte Liechtensteins

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Vorgeschichte

Archäologische Funde auf Gutenberg sowie Eschnerberg weisen nach, dass das heutige Gebiet Liechtensteins seit der Jungsteinzeit (5. Jahrtausend v. Chr.) besiedelt ist. Auf dem Gutenberg sind auch Kultfiguren aus Bronze entdeckt worden. Da das Tal vom Rhein häufig überschwemmt war und dadurch sumpfig war, waren nur die höher gelegenen Gebiete besiedelt.

Seit dem 8. Jahrhundert v. Chr. war das Gebiet von Rätern (Vennonen) besiedelt. Es sind auch keltische (Vindeliker) Einflüsse feststellbar.

[Bearbeiten] Römisches Reich

Im Jahre 15 v. Chr. wurde das Gebiet des heutigen Fürstentums zur römischen Provinz Rätien erklärt. Im 1. Jahrhundert n. Chr. wurde eine Heerstraße gebaut, die von Italien über dem Splügen sowie Chur durch das heutige Liechtenstein nach Bregenz führte. Entlang dieser Straße entstanden in Liechtenstein römische Gasthäuser. Mit der Zeit vermischte sich die Sprache der Ureinwohner mit der Sprache der Römer, Latein. Daraus entstand die Rätoromanische Sprache.

Im 4. Jahrhundert begann die Christianisierung in der Provinz Churrätien. Als erster Glaubensbote wurde der Heilige Luzius verehrt. Ein Merkmal des spätrömischen Reiches sind die Reste eines Kastells, welches um diese Zeit in Schaan gebaut wurde, um die nördlichen Alemannen abzuwehren.

[Bearbeiten] Mittelalter

[Bearbeiten] Frühmittelalter

Nachdem das Römische Reich zerfallen war, konnte man im heutigen Liechtenstein eine Zuwanderung der Alemannen feststellen. Im 8. Jahrhundert wurde Rätien ins fränkische Reich eingebunden. Unter Karl dem Großen wurde 806 die fränkische Gaugrafschaftsverfassung eingeführt. 842 wurden erstmals Orte und Personen aus dem heutigem Fürstentum aufgelistet, so unter anderem Balzers, Schaan und Eschen (Rätische Urbar, wo alle königlichen Güter aufgezeichnet waren).

[Bearbeiten] Grafschaften

Zwischen dem 10. Jahrhundert und 1152 gehörte Rätien dem Grafen von Bregenz. Nachdem die Grafen von Bregenz ausstarben, wurde das ehemalige Rätien durch Erbteilungen aufgesplittert.

Das Unterrätien ging daher an die Grafen von Montfort, die sich später in die Linien Montfort und Werdenberg aufteilten. Die Grafschaft Werdenberg wurde wiederum aufgeteilt, so entstand durch eine Erbteilung 1342 die Grafschaft Vaduz.

1379 verlieh König Wenzel dem Grafen Heinrich von Werdenberg die Gerichtshoheit. 1396 wird die Grafschaft Vaduz reichsunmittelbar, bestätigt durch den König Wenzel, und untersteht damit dem Kaiser direkt. Damit war ein Aufbau der Landeshoheit möglich. In den folgenden Jahrhunderten wurde den Herrschern von Vaduz die Reichsunmittelbarkeit immer wieder bestätigt.

[Bearbeiten] Formierung der heutigen Staatsgrenze

Die Grafen von Vaduz starben 1416 aus. Als Herrscher folgten die Freiherren von Brandis, welche aus dem Berner Oberland stammen. Sie erwarben zudem den nördlichen Teil der Herrschaft Schellenberg. So wurde 1434 das Oberland (des Freiherren von Brandis) sowie das Unterland (der Herrschaft Schellenberg) vereinigt. Die Grenzen dieser beiden Herrschaften bilden die heutige Grenze des Fürstentums Liechtenstein.

[Bearbeiten] Kriege

Das 15. Jahrhundert in Liechtenstein war von Kriegen geprägt: dem Alten Zürcherkrieg (1444-1446), dem Schwabenkrieg (1499-1500) sowie dem Appenzellerkrieg (1505). Diese Kriege brachten den Herrschaften viele Zerstörungen, Plündereien und Brände. Die größte Bedeutung hatte der Schwabenkrieg, da seitdem der Rhein die definitive Grenze zwischen der Schweizer Eidgenossenschaft sowie dem Heiligen Römischen Reich Deutscher Nation bedeutete. So geriet das spätere Fürstentum Liechtenstein für viele Jahrhunderte in eine Randlage.

[Bearbeiten] Weiterentwicklung im 16. Jahrhundert

Der letzte Freiherr von Brandis verkaufte 1510 die Herrschaften Vaduz und Schellenberg an die Grafschaft Sulz (am Neckar), welche Liechtenstein bis 1613 von der dazu gehörenden Landgrafschaft Klettgau aus regierte. Die katholisch geprägte Grafschaft sorgte dafür, dass die beiden Herrschaften mit der Reformation nicht in Berührung kamen. Die Zeiten unter den Grafen von Sulz galten als friedliche Zeiten. Die Einheimischen beider Herrschaften bekamen Rechte, Gerichte und konnten einen Landammann sowie zwölf Richter bestellen.

1613 verkaufte die Grafschaft Sulz die Herrschaften Vaduz und Schellenberg an die Grafschaft Hohenems (Vorarlberg) welche Interesse an einem Pufferstaat zwischen Österreich und der Schweiz hatte.

[Bearbeiten] Dreißigjähriger Krieg und Pest

Im 17. Jahrhundert wütete die Pest in den Herrschaften. Hexenverfolgungen waren in jener Zeit an der Tagesordnung. Auch der Dreißigjährige Krieg forderte Opfer, obwohl die beiden Herrschaften nicht direkt am Krieg beteiligt waren. Die Grafschaft Hohenems geriet zudem in Schulden und musste daher unter anderem Vaduz und Schellenberg verkaufen.

[Bearbeiten] Herrschaft der Fürsten von Liechtenstein

[Bearbeiten] Kauf der Herrschaften durch die Fürsten von Liechtenstein

[Bearbeiten] Das Geschlecht Liechtenstein

[Bearbeiten] Historisches

Das Liechtensteinische Fürstenhaus zählt zu den ältesten Adelsfamilien Europas. Um 1136 wird mit Hugo von Liechtenstein erstmals ein Träger dieses Namens erwähnt. Er nannte sich nach der Burg Liechtenstein, welche sich südlich von Wien befindet. Das Material für diesen Burg stammt aus einem Römersteinbruch, von woher der Name lichten Stein stammen könnte. In der Folge besass die Familie Liechtenstein viele Ländereien in Niederösterreich, Böhmen und Mähren. Dokumentiert ist auch ein Ulrich von Liechtenstein, welcher ein mittelhochdeutscher Dichter im 13. Jahrhundert war.

Siehe auch: Geschichte des Hauses Liechtenstein

[Bearbeiten] Legenden

Eine Sage aus der Steiermark berichtet von einem Krieger namens Gerold zur Zeit Karls des Großen. Dieser entdeckte beim Pflügen einen wunderschönen, funkelnden Stein in vielen Farben. Er wollte ihn zunächst verkaufen. Ein Ältester empfahl ihm jedoch, diesen Stein nicht zu verkaufen, sondern ihn nach Aachen zu bringen und dem Kaiser zu schenken. Der Kaiser liess Gerold jedoch bekriegen. Als die Schlacht nahte und es dunkel wurde, leuchtete Gerolds Stein wie ein Feuerauge und der Feind zog sich abergläubisch zurück. Als der Kaiser davon hörte, nahm er das Geschenk an, beförderte Gerold zum Ritter des Landes und sagte: "Dein Haus soll den Namen 'Liechtenstein' führen, der Ruhm Deines Stammes sei licht, glänzend und erhaben wie dieser Stein!". Er baute daraufhin die Burg Liechtenstein.

Komplette Geschichte: "Der Ahnherr des Hauses Liechtenstein"

Es gibt weitere Sagen zum Stammvater der Liechtensteiner. Eine Auswahl befindet sich hier.

[Bearbeiten] Kauf von reichsunmittelbarem Besitz

1608 wurde die Familie Liechtenstein in den Fürstenstand erhoben. Damit sie aber zum Reichsfürstenrat zugelassen werden konnte, benötigte sie reichsunmittelbaren Besitz.

So wurde der Fürst Johann Adam Andreas von Liechtenstein auf die Herrschaften Schellenberg und Vaduz aufmerksam. Die Grafschaft Hohenems verkaufte die Herrschaft Schellenberg 1699 und die Herrschaft Vaduz 1712 an den Fürsten von Liechtenstein.

Am 23. Januar 1719 erhob Kaiser Karl VI. seinem Diener Fürst Anton Florian von Liechtenstein die beiden Herrschaften Vaduz und Schellenberg zu einem Reichsfürstentum mit Namen Liechtenstein. Dieser Tag gilt bis heute als der Geburtstag Liechtensteins. Es ist zudem in der Geschichte eine Seltenheit, dass der Name eines Staates von einem Herrschergeschlecht herrührt.

Obwohl der Fürst von Liechtenstein das Land regierte, kannte er es nicht. Er lebte weiterhin in Wien und ließ Liechtenstein durch Landvögte verwalten - im Geiste des Absolutismus, was zu Konflikten mit der Bevölkerung führte.

[Bearbeiten] Erlangung der Souveränität unter Napoleon

Liechtenstein wurde zum letzten Mal Kriegsschauplatz, als die Franzosen unter Napoléon Bonaparte Liechtenstein 1799 durchquerten um das nahe gelegene Feldkirch zu belagern.

1805 wurde in Liechtenstein - als erstem Land der Welt - die allgemeine Schulpflicht eingeführt.

Am 12. Juli 1806 erlangte das Fürstentum seine Souveränität durch die Aufnahme in den Rheinbund, nachdem Napoleon das "Heilige Römische Reich Deutscher Nation" aufgelöst hatte. Es war eine politische Geste Napoleons gegenüber dem regierenden Fürsten Johann I..

Auf dem Wiener Kongress wurde Liechtenstein ab Februar 1815 durch den gesamtreußischen Vizekanzler Georg Walter Vincent von Wiese vertreten. Der Kongress nahm Liechtenstein als selbstständigen Kleinstaat in den Deutschen Bund auf. Liechtenstein wurde damit zum einzigen deutschen Kleinstaat neben Luxemburg jener Zeit, der seine Souveränität bis heute bewahren konnte.

Anfang des 19. Jahrhundert wurde die wirtschaftliche Isolation Liechtensteins zu einem Nachteil, während sich seine Nachbarstaaten allmählich industrialisierten. Hinderlich wirkten sich auch die hohen Abgabenlasten an den Staat aus. Progressive Reformen wurden vom Fürsten abgelehnt. Im europäischen Revolutionsjahr 1848 drohte auch in Liechtenstein eine Revolution; letztlich aber blieb es beim Absolutismus.

[Bearbeiten] Aufschwung und Verfassung

Durch einen Zollvertrag mit Österreich-Ungarn 1852 lief die Wirtschaft mit Schwerpunkt auf der Textilindustrie besser. 1858 wurde Johann II. Fürst von Liechtenstein. Er regierte das Fürstentum 71(!) Jahre lang bis zu seinem Tod 1929. 1861 erhielt Liechtenstein die erste Bank. 1862 trat eine neue konstitutionelle Verfassung in Kraft, die den Landtag als Volksvertretung vorsieht. Der Fürst regierte das Land weiterhin, doch der Landtag konnte in der Gesetzgebung nicht mehr übergangen werden. Im gleichen Jahr erschien zudem die erste Zeitung. Nach der Auflösung des Deutschen Bundes im Jahr 1866 wurde 1868 das Militär abgeschafft, welches bis dahin eine große finanzielle Belastung gewesen war.

Ende des 19. Jahrhunderts setzte der Tourismus ein. Die Textilindustrie bot im Wesentlichen Arbeitsplätze für Frauen, jedoch kaum für Männer. Infolgedessen wanderten viele nach Amerika aus.

[Bearbeiten] Erster Weltkrieg und Folgen

Liechtenstein blieb im Ersten Weltkrieg neutral, wurde aber von den wirtschaftlichen Sanktionen gegen Österreich schwer getroffen. Die Textilbetriebe wurden stillgelegt und die Bevölkerung litt an Hunger. Erspartes wurde durch die Inflation wertlos. Der Ruf nach einer demokratischen Verfassung wurde, zuletzt dank der 1918 gegründeten Christlich-Sozialen Volkspartei und Fortschrittliche Bürgerpartei immer größer. Die Verfassung mit direktdemokratischen Elementen wie Volksinitiative und Referendum wurde 1921 nach Verhandlungen zwischen dem Fürsten und dem Landtag in Kraft gesetzt.

[Bearbeiten] Partnerschaft mit der Schweiz

Nach dem Zusammenbruch der österreichischen Monarchie wurde 1919 der Zollvertrag gekündigt. 1923 schlossen die Liechtensteiner einen Zollvertrag mit der Schweiz. In den folgenden Jahrzehnten wurden weitere Verträge mit der Schweiz und ihren Kantonen geschlossen. Dadurch herrscht heute eine enge Partnerschaft zwischen Liechtenstein und der Schweiz.

1929 kam Fürst Franz I. von Liechtenstein nach dem Ableben seines Vorgängers an die Macht. Nach wiederum dessen Tod 1938 übernahm Fürst Franz Josef II. von Liechtenstein das Zepter, ein Patenkind des Kaisers Franz Josef I.. Der in der Steiermark geborene Fürst regierte das Land 51 Jahre lang bis zu seinem Tod 1989. Er war der erste Fürst des Geschlechts Liechtenstein, der nicht mehr in Wien, sondern auf Schloss Vaduz in Liechtenstein wohnte. Bis 1938 lebten die Fürsten in Wien und Mähren. Sie hatten wichtige Funktionen im Militärwesen und in der Diplomatie unter der Habsburger Monarchie inne und verwalteten ihren umfangreichen Besitz in Niederösterreich, Böhmen, Schlesien und Mähren.

[Bearbeiten] Zweiter Weltkrieg bis heute

1939 versuchte die nationalsozialistische Volksdeutsche Bewegung in Liechtenstein einen Putsch anzuzetteln, der jedoch scheiterte. Liechtenstein blieb während des Zweiten Weltkrieges neutral.

1945 traten Teile der 1. Russischen Nationalarmee der Deutschen Wehrmacht, nicht zu verwechseln mit der Wlassow-Armee, auf Liechtensteiner Gebiet über und wurden trotz massiven Drucks der Sowjetunion nicht an die Sowjetunion ausgeliefert.

Während des Zweiten Weltkrieges entstanden neue Industriebetriebe in Liechtenstein. Auch die Nachkriegszeit war von einem anhaltenden Wirtschaftsaufschwung gekennzeichnet. Liechtenstein wandelte sich schnell von einem armen Agrarstaat in ein Dienstleistungsland. Die wichtigsten Gründe für den Aufschwung waren der am 29. März 1923 abgeschlossene Zollvertrag mit der Schweiz, die Übernahme des Schweizer Franken und eine liberale Wirtschaftsordnung, verbunden mit einer niedrigen Besteuerung.

Ab 1. Januar 1972 regelt ein Gesetz, dass die Zahl der im Fürstentum lebenden Ausländer nicht höher als ein Drittel der gesamten Einwohnerzahl des Landes betragen darf.

Bei einer Volksabstimmung am 9. und 11. Februar 1972 wird mehrheitlich gegen das Frauenwahlrecht gestimmt.

Am 28. Juni 1973 werden diplomatische Beziehungen mit der Deutschen Demokratischen Republik aufgenommen, deren Wahrnehmung die Schweiz übernimmt.

Der Hauptwirtschaftszweig liegt heute im tertiären Sektor: bei Banken, Treuhändern und sonstigen Finanzdienstleistungen. Dies freilich werde - wie einige internationale Beobachter kritisieren - durch zu lasche Gesetze gefördert, die den Grau- und Schwarzmarkt geradezu "einladen". Da mehr Arbeitsplätze vorhanden sind als von Einheimischen belegt werden können, gibt es in Liechtenstein viele Grenzgänger aus den benachbarten Staaten.

Liechtenstein ist Mitglied wichtiger internationaler Organisationen, so unter anderem:

1984 wurde das Wahlrecht für Frauen eingeführt. Nach dem Tod seines Vaters Franz Joseph II. bestieg der HSG-Absolvent Fürst Hans Adam II. von Liechtenstein im Jahre 1989 den Thron zu Vaduz.

[Bearbeiten] Neue Verfassung

In einem Referendum 2003 stimmten die Bürger Liechtensteins mit einem Ja-Anteil von 64.3% für eine Revision der Verfassung, Fürst Hans Adam hatte erklärt, im Falle einer Ablehnung das Land zu verlassen und nach Wien zu übersiedeln. Die neue Verfassung gibt dem Fürsten mehr Macht als in anderen Monarchien Europas, dafür hat das Volk neue Rechte wie die Absetzung des Fürsten, seine Zustimmung vorausgesetzt.

Die neue Verfassung hat sowohl national (bei der bei der Abstimmung unterlegenen Minderheit) als auch international (z. B. seitens des Europarates) auch für Kritik gesorgt, da die in der Volksabstimmung Unterlegenen der Ansicht sind, die Demokratie werde dank eines mächtigen fürstlichen Veto-Rechtes eingeschränkt. Der Europarat führt auf Antrag derselben Gruppierungen aus diesem Grund einen Dialog mit Liechtenstein über die neue Verfassung.

Am 15. August 2004 ernannte Fürst Hans Adam II. seinen Sohn, den Erbprinzen Alois von Liechtenstein, zu seinem Stellvertreter und betraute ihn mit der Ausübung der dem Fürsten zustehenden Hoheitsrechte. Der Fürstentitel selbst geht allerdings erst nach dem Ableben des Vaters auf den Sohn über.

[Bearbeiten] Die Herrscher von Liechtenstein

Siehe: Liste der Herrscher von Liechtenstein

Hauptquelle: Geschichte Liechtensteins

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