Getränkedose
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Getränkedosen sind neben Flaschen die wichtigste Handelsverpackung für Getränke und dienen in der Regel zugleich als Trinkgefäß. Sie werden vor allem für kohlensäurehaltige Getränke wie Dosenbier und Softdrinks verwendet.
Moderne Getränkedosen bestehen aus einem einteiligen, zylindrischen Behälter aus Aluminium oder Weißblech und einem aufgefalzten Deckel aus Aluminium mit einer ovalen Ritzline und einer angenieteten Metalllasche, die beim Anheben das angeritzte Oval durch Hebelwirkung ins Doseninnere drückt und so eine Ausgieß- bzw. Trinköffnung erzeugt (Stay-On-Tab). Die in Europa meistverbreiteten Dosengrößen sind 0,33 und 0,5 Liter; seltener ist auch 1 Liter. Daneben gibt es für Bier 5-Liter-Dosen mit Zapfhahn, die als Partyfässer vermarktet werden. Weitere weltweit weit verbreitete Volumina sind 0,15 Liter (z.B. in einigen Linienflugzeugen), 0,25 Liter (u.a. Red Bull), 0,355 Liter (entspricht 12 Unzen; reguläre Größe z.B. in den USA), 0,44 Liter (u.a. Bier in Großbritannien und Irland) und 0,47 Liter (z.B. Guinness). Es gibt zwar noch weitere Größen, die jedoch nur selten Verwendung finden. Neben den o.g. Materialien werden auch PET und beschichtete Pappe zur Getränkedosenherstellung verwendet.
Getränkedosen halten einem Innendruck von bis zu 6 bar stand und verfügen durch den nach innen gewölbten Boden über eine Sicherheitsreserve – bevor die Dose platzt, wölbt sich der Boden nach außen und vergrößert so das Volumen.
Seit 2003 gibt es in Deutschland ein Pfand für Einweg-Getränkeverpackungen von Bier, Mineralwasser und Erfrischungsgetränke mit Kohlensäure, das sogenannte Dosenpfand.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Idee, Getränke in Konservendosen anzubieten, stammt aus der Prohibitionszeit in den USA. Nach ihrem Ende 1933 bot als erstes die Gottfried Krueger Brewing Company Dosenbier an. Verwendet wurden übliche Konservendosen, denen ein Öffner beilag, mit dem sich eine dreieckige Öffnung in den Deckel stoßen ließ. Nach einer Testphase wurden Krueger-Dosenbiere auch überregional angeboten und bis 1935 konnte die Brauerei ihren Umsatz um über 500 Prozent steigern. Im gleichen Jahr entwickelte die damals größte US-amerikanische Brauerei Schlitz eine flaschenähnliche Getränkedose mit konischem Deckel und einer durch einen Kronkorken verschlossenen Öffnung.
In dieser Form wurde die Getränkedose 1937 von Schmalbach-Lubeca (heute Ball Packaging Europe) in Deutschland angeboten, fand aber zunächst wenig Verbreitung, da schon bald Metalle bevorzugt der Rüstungsindustrie zugeführt wurden. Nach Ende des zweiten Weltkrieges nahm Schmalbach-Lubeca 1951 die Produktion in Deutschland wieder auf, diesmal mit einfacheren Dosen aus drei Teilen (Boden, Korpus und Deckel), die auf den Kronkorken verzichteten. Sie wurden zunächst aus Schwarzblech hergestellt.
Die ersten Getränkedosen aus Aluminium kamen 1958 in den Handel. Bei ihnen bestanden Korpus und Boden aus einem Stück, wodurch sich zusätzlich das Auffalzen eines separaten Bodens erübrigte. Sie waren zunächst fließgepresst, seit 1966 kamen tiefgezogene Aluminiumdosen auf den Markt.
Seit 1962 gab es Getränkedosen auch mit Trinköffnungen, die ohne Werkzeuge zu öffnen waren – ein Metallstreifen, Lift-Tab genannt, ließ sich direkt mit der Hand von der Trinköffnung abreißen. Er wurde zuerst vom von Ermal Fraze erfundenen Ring-Pull-System (das er 1963 hatte patentieren lassen) abgelöst, bei dem ein durch eine Ritzlinie markierter, ovaler Bereich des Deckels mit einer angenieteten, metallenen Lasche in Form eines Rings herausgerissen werden konnte. Heutige Getränkedosen haben in der Regel den 1989 erfundenen Stay-On-Tab, bei dem dieser Bereich nicht herausgerissen, sondern ins Innere der Dose gedrückt wird. Darüber hinaus gab es Mitte der 1990er Jahre Getränkedosen mit einem weiteren Trinköfnungssystem: Ein kleiner Metall-„Knopf“ musste zuerst teilweise in die Dose gedrückt werden, sodass sich die Trinköffnung entlang der Ritzlinie problemlos ebenfalls in die Dose drücken ließ.
Die ersten Dosen mit Softdrinks enthielten 1948 Pepsi-Cola. In Deutschland wird Coca-Cola seit 1963 in Dosen angeboten.
Heutige Dosen sind weit leichter als ihre Vorgänger. Wogen Dosen noch in den 1930er-Jahren etwa 100 Gramm, in den 1950er Jahren 80 Gramm, haben moderne Dosen ein Gewicht von etwa 25 Gramm erreicht (0,33 Liter) und eine Wandstärke von 0,08 Millimeter.
[Bearbeiten] Herstellungsprozess
Die Herstellung beginnt mit dem Benetzen eines Weißblech- oder Aluminiumbandes mit einem Abstreckmittel (Schmiermittel) und dem Ausschneiden passender Scheiben, aus denen der Korpus gezogen wird.
Zuerst entsteht ein flacher Napf, der in der Abstreckmaschine über einem Stößel durch mehrere, zunehmend engere Abziehringe geschoben wird – dabei verformt sich der Napf zu einer immer längeren und dünnwandigeren Dose. Am Ende der Abstreckmaschine wird durch einen Stempel der Boden geformt.
Anschließend wird der Rohling beschnitten und gewaschen, um das Abstreckmittel zu entfernen.
Danach wird die Dose zuerst von außen lackiert und schließlich in einem Arbeitsgang über ein Gummituch bedruckt. Das Gummituch enthält bereits das gesamte Motiv in sämtlichen Farben – sie wurden in vorhergehenden Arbeitsgängen im Hochdruckverfahren auf das Tuch übertragen.
Nach dem Trocknen erfolgt die Innenlackierung mit einer Spritzpistole und nochmaliges Trocknen. Die Innenlackierung dient als Korrosionsschutz und somit zur Vermeidung von Geschmacksveränderungen des Inhalts.
Für die Aufnahme des im Durchmesser kleineren Deckels wird der Dosenrand in mehreren Arbeitsschritten mittels Formwerkzeugen eingezogen, so dass sich die Dose im oberen Bereich etwas verjüngt. Um eine sichere Verbindung mit dem Deckel zu gewährleisten, muss der Dosenrand noch gebördelt, also nach außen gebogen werden.
Nach einer separaten Lackierung des Bodens und eventuell einer zweiten Innenlackierung sind die Getränkedosen fertig für den Abfüllbetrieb, wo den gefüllten Dosen der Deckel aufgefalzt wird. Dabei wird der gebördelte Rand der Dose einmal, der des Deckel zweimal umgelegt, so dass die Verbindung aus fünf sich formschlüssig umfassenden Metallschichten besteht.