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Karl-Otto Apel - Wikipedia

Karl-Otto Apel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Karl-Otto Apel (* 15. März 1922 in Düsseldorf, ist ein deutscher Philosoph. Er ist ein Vertreter der Diskursethik sowie einer sprachpragmatischen, intersubjektiven Transzendentalphilosophie (Transzendentalpragmatik).

Apels Philosophie ist zum einen durch eine Verbindung von sprachanalytischer (Ludwig Wittgenstein, Charles S. Peirce) und hermeneutischer Philosophie (Martin Heidegger) gekennzeichnet und ist zum anderen durch die Abwehr relativistischer Positionen, insbesondere in der Ethik geprägt. Apel hat auch bedeutende Arbeiten zur Geschichte der Sprachphilosophie vorgelegt.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Transformation der Transzendentalphilosophie und Letztbegründung

Apel strebt eine „Transformation der Philosophie“ (so der Titel seines Hauptwerkes) an, will aber zugleich den grundsätzlichen Standpunkt der Transzendentalphilosophie beibehalten: der Ausgang vom Subjekt müsse zugunsten einer intersubjektiven Perspektive überwunden werden, ohne dass die von Immanuel Kant gewonnen Einsichten in die unhintergehbaren Konstituionsbedingungen der Objektivität verloren gehen sollen. Anstelle der bei Kant in der subjektiven Vernunft verwurzelten apriorischen Annahmen geht Apel vom „Apriori der Kommunikationsgemeischaft“ aus: In der Reflexion auf die in jeder Diskurssituation immer schon vorausgesetzten Diskursbedingungen zeige sich ein auch für die philosophische Debatte unhintergehbares Apriori. Diese Voraussetzungen lassen sich nach Apels Ansicht als letztbegründete Diskursnormen betrachten: Jeder Versuch, sie explizit zu bestreiten, setzt sie implizit voraus. Apel kennzeichnet somit sein Letztbegründungskonzept wie folgt: Sätze sind letztbegründet, wenn sie a) nicht bewiesen werden können, ohne selbst vorausgesetzt zu werden und sie b) nicht bestritten werden können, ohne zugleich als gültig angesehen zu werden. Durch diese zweite Bedingung, der Vermeidung eines performativen Widerspruches liege in jenem Argument kein Zirkelschluss vor. Zugleich sei jener Widerspruch performativer oder pragmatischer Natur, er stamme nicht aus dem subjektiven Denken, sondern aus dem Akt des intersubjektiven Gesprächs, so dass sich für Apel die Intersubjektivität als unhintergehbare Bestimmung menschlichen Denken und Handelns ergibt.

[Bearbeiten] Diskursethik

Apel versucht mit diesem "Letztbegründungs-Kriterium" grundlegende Diskursnormen zu rechtfertigen und somit eine Diskursethik zu entwickeln, wie sie in abgeschwächter Form – d.h. ohne Letztbegründungsanspruch – auch von Jürgen Habermas vertreten wird. Die ethischen Prinzipien sollen dabei nach Apel aus den in jeder Diskussion um jede Ethik, ja auch um den ethischen Nihilismus immer schon vorausgesetzten Annahmen gewonnen werden. Jeder philosophische und ethische Ansatz appelliere an das Kriterium der objektiven Verbindlichkeit und Wahrheit der eigenen Aussage, so dass die Verbindlichkeitsanforderung und die Wahrheitsfähigkeit nach Apel nicht vernünftig in Frage gestellt werden können. Ziel Apels ist hierbei die Abwehr des ethischen Nihilismus und die Rückkehr zu einer objektiven und rationalen Ethik, die das „Paradoxon“ der Gegenwart überwinden soll. Apel sieht in der Trennung zwischen objektivem Faktenwissen der Einzelwissenschaften und der Privatheit und Beliebigkeit ethischer Überzeugungen eines der Hauptprobleme der Moderne, aus dem die Diskursethik einen Ausweg darstellen soll.

[Bearbeiten] Hermeneutik und Sprachkritik

Apel kann als einer der ersten deutschen Philosophen gelten, die die bis dahin getrennten und gegensätzlichen Strömungen der an Heidegger anknüpfenden hermeneutischen Philosophie und der sprachanalytischen Philosophie im Gefolge Wittgensteins verbunden haben. Apel versucht durch eine Kritik sowohl an Heidegger, dem er Logosvergessenheit vorwirft, als an Wittgenstein, dessen Tractatus er als selbstwidersprüchliche Grenzziehung der Vernunft ansieht, nicht nur die Unterschiede, sondern die Gemeinsamkeiten beider Strömungen zu erfassen. So sei sowohl Heideggers als auch Wittgensteins Philosophie durch eine Überwindung oder 'Verwindung' der Metaphysik gekennzeichnet. Beide Richtungen zielen auf die pragmatische Lebenswelt, wie dies bei Heidegger durch den Vorrang der Zuhandenheit über die theoretische Vorhandenheit zum Ausdruck kommt. In eben jene Richtung gehe auch die Sprachspielanalyse Wittgensteins. Indem die Pragmatik und die Sprache als intersubjektive Struktur bei beiden Denkern eine zentrale Rolle spielen, sei der Übergang zur Philosophie der Gegenwart als Philosophie der Intersubjektivität in beiden Fällen vollzogen. Ausgehend von einer Auseinandersetzung mit diesen beiden philosophischen Richtungen versucht Apel in seiner transzendentalen Hermeneutik zwischen den Modellen des Welterklärens der Naturwissenschaften und des Weltverstehens der Geisteswissenschaften zu vermitteln.

[Bearbeiten] Kritik

Ein wesentlicher Einwand gegen Apels und auch andere ähnliche Letztbegündungkonzepte beruht auf der Schwierigkeit Sätze mehr oder weniger unabhängig von ihrem Kontext zu bewerten. Dem stehen mehrere in der Philosophie vertretene Standpunkte entgegen. Beispielsweise besagt etwa die Duhem-Quine-These explizit, dass Sätze nie isoliert bewertet werden, oder nach Thomas Kuhn gehen in Theorien immer auch (teilweise unbewusste) Grundannahmen ein, welche für die Interpretation und Bewertung der einzelnen Sätze wichtig sind.

Es ist deswegen, falls überhaupt möglich, nicht einfach fremde Weltbilder dadurch zu widerlegen (und sein eigenes dadurch "letztzubegründen"), indem zu zeigen versucht wird, dass einzelne Aussagen des fremden Weltbildes zu einem (performativen) Selbswiderspruch führen. Die Gefahr liegt darin, dass statt eines Selbwiderspruchs nur eine Inkompabilität der Aussage zum eigenen Kontext, oder den eigenen unbewussten Grundannahmen gezeigt wurde. Jemand der dies versuchen würde müsste sich z.B. aller seiner eigenen Grundüberzeugungen bewusst sein, in der Lage sein diese zumindest vorübergehend zu unterdrücken, und er müsste die Grundüberzeugungen und den Kontext des fremden Weltbildes voll erkannt haben. Er müsste sich also zumindest vorübergehend - taktisch, zum Zwecke der inneren Widerlegung - voll auf ein anderes Welbild einlassen. Wenn aber verschiedene Weltbilder inkommensurabel sein können, wie es der Relativismus (Paul Feyerabend) vertritt, wäre dies eventuell prinzipiell unmöglich, da dann zumindest ein Teil des anderen Weltbildes prinzipiell nicht zugänglich wäre. Aber auch wenn diese prinzipiellen Schranken nicht bestehen, so können zumindest praktische Schranken (religiöse oder emotionelle Hemmnisse, frühkindliche Prägungen usw.) es schwer bis unmöglich machen sich in ein fremdes Weltbild (und allen seiner möglichen Variationen) einzulassen, selbst wenn es nur vorübergehend und zum Zwecke seiner Widerlegung sein soll. Aber selbst wenn dies möglich ist, so gibt es ein weiteres Problem, nämlich ein Kriterium anzugeben, das angibt, ob man es tatsächlich geschafft hat, sich vollständig in das fremde Weltbild einzudenken. Man kann den Vertreter fremder Weltbilder gewöhnlich ja nicht "in den Kopf schauen".

[Bearbeiten] Werke

  • Die Idee der Sprache in der Tradition des Humanismus von Dante bis Vico, Bonn: Bouvier Verlag, 3. Auflage 1980
  • Auseinandersetzungen in Erprobung des transzentendalpragmatischen Ansatzes, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1998, ISBN 3-518-58260-7
  • Diskurs und Verantwortung. Das Problem des Übergangs zur postkonventionellen Moral, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1997, ISBN 3-518-28493-2
  • Die Erklären: Verstehen-Kontroverse in transzentendalpragmatischer Sicht, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1979, ISBN 3-518-06109-7
  • Transformation der Philosophie, Suhrkamp, Frankfurt/M. 1994

[Bearbeiten] Literatur

  • Vittorio Hösle: Die Krise der Gegenwart und die Verantwortung der Philosophie. Transzendentalpragmatik, Letztbegründung, Ethik, München 1990
  • Walter Reese-Schäfer, Karl-Otto Apel zur Einführung. Mit einem Nachwort von Jürgen Habermas, Hamburg: Junius, ISBN 3-88506-861-3
  • Gerhard Schönrich: Bei Gelegenheit Diskurs. Von den Grenzen der Diskursethik und dem Preis der Letztbegründung. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1994. (stw; 1111) ISBN 3-518-28711-7

[Bearbeiten] Weblinks

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