Lettner
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Der Lettner (von lat.: lectorium Lesepult, Kanzel) ist eine steinerne oder hölzerne Barriere, die in vielen alten Kathedralen, Kloster- und Stiftskirchen den Altarraum vom restlichen Kirchenschiff abtrennt. Der Lettner ist in seiner Funktionsgeschichte nicht mit der Chorschranke gleichzusetzen, hat doch die Chorschranke strikt teilenden Charakter, während der Lettner oft durch Türöffnungen für bestimmte Gruppen durchlässig ist und zudem oben begehbar. Der Lettner ist zusätzlich am ehesten als solcher zu benennen, wenn am Einzelfall festzustellen ist, dass er zu beiden Raumelementen, die er teilt, im Niveau erhöht liegt oder einmal lag. Für den Standort des Lettners gibt es keine präzise liturgische Vorschrift, so dass er am östlichen wie am westlichen Ende der Vierung, auf Bodenniveau oder z.B. auf Stufen erhöht stehen kann. Im späten Mittelalter wurde der Lettner auch als das Doxale bezeichnet.
Liturgiegeschichtlich spielen für das Entstehen von Lettnern zwei Entwicklungen eine Rolle:
- die Aufteilung der christlichen Gemeinde in Geistliche und Laien, die besonders im Vollzug des Gottesdienstes sichtbar wurde
- die Trennung von Weltkirche und klösterlicher Kirche
In manchen Kirchengebäuden sind Lettner und Kanzel miteinander verbunden. Andere Lettner sind heutzutage als Bühne konstruiert und bieten Platz für eine Orgel beziehungsweise für einen Chor. Diese Gestaltung ist in den meisten deutschen Beispielen aber eine neuzeitliche Lösung. Der Lettner wurde als Ausstattungsstück im liturgischen Fokus einer Kirche trotz der Monumentalität der Architektur häufig den liturgischen Veränderungen angepasst und entsprechend versetzt oder verkleinert.
Wertvolle erhaltene Lettner befinden sich u. a.
- in der Basilika Hl. Kreuz in Wechselburg, 1235 (Kloster Wechselburg)
- im Naumburger Dom (Ost- und Westlettner)
- in der Kirche St. Maximin in Trier
- in der Klosterkirche Haina
- in der Elisabethkirche (Marburg)
- im Meißner Dom
- in der Oberweseler Liebfrauenkirche
- in der Ludgeri-Kirche (Norden)/ Ostfriesland. Hier dient der Lettner als Orgelboden für die berühmte Arp Schnitger-Orgel.
- in der Marienkirche in Gelnhausen
- in der Lübecker Aegidienkirche (Tönnies Evers d. J.)
- im Lübecker Dom (Bernt Notke, 1477)
- im Dom zu Halberstadt (1510)
- im Dom zu Havelberg
- in der Stiftskirche in Tübingen (Ende 16. Jhd.)
- in der Kirche zu Resterhafe (Gemeinde Dornum in Ostfriesland) befindet sich ein Holzlettner, Mitte 13. Jhd.
- in der Kirche St. Maria im Kapitol zu Köln
[Bearbeiten] Literatur
- Tobias Schrörs: Der Lettner im Dom zu Münster : Geschichte und liturgische Funktion. Norderstedt 2005 ISBN 3-8334-2658-6 auch online
- Monika Schmelzer: Der mittelalterliche Lettner im deutschsprachigen Raum. Typologie und Funktion, Petersberg 2004 ISBN 3937251227