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Leutwil - Wikipedia

Leutwil

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Wappen
Wappen von Leutwil
Basisdaten
Kanton: Aargau
Bezirk: Kulm
BFS-Nr.: 4138
PLZ: 5725
Koordinaten: 47° 19' n. Br.
8° 11' ö. L.
Höhe: 613 m ü. M.
Fläche: 3.75 km²
Einwohner: 702 (31. Dezember 2005)
Website: www.leutwil.ch
Karte
Karte von Leutwil

Leutwil (Schweizerdeutsch: Lüüpu) ist eine politische Gemeinde im Bezirk Kulm im Schweizer Kanton Aargau. Sie liegt am westlichen Rand des Seetals.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Geographie

Das lang gestreckte Dorf liegt auf einer Hochebene zwischen dem Seetal und der Homberg-Hügelkette, im Bereich einer Seitenmoräne, die während der Würmeiszeit beim Rückzug des Reussgletschers entstanden ist. Die Hochebene wird durch zwei kleine Bäche entwässert, die knapp zwei Kilometer weiter östlich in den Hallwilersee münden. Im Süden und Südwesten steigt das Gelände steil zur Egg (781 m ü. M.) bzw. zur Wandfluh (766 m) an.

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 375 Hektaren, davon sind 147 Hektaren bewaldet und 35 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt befindet sich auf 781 Metern auf dem Gipfel der Egg, die tiefste Stelle liegt auf 510 Metern an der Grenze zu Boniswil.

Nachbargemeinden sind Dürrenäsch im Nordwesten, Boniswil im Nordosten, Birrwil im Südosten und Zetzwil im Südwesten.

[Bearbeiten] Geschichte

Die Gegend war bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. besiedelt, wie ein keltisches Kindergrab belegt. Das heutige Dorf geht auf eine Gründung der Alemannen zurück. Der Dorfname stammt von der alemannischen Bezeichnung für "Hofsiedlung des Liuto", das Dorfwappen mit der läutenden Glocke ist also aufgrund einer Fehldeutung entstanden. Die erste Erwähnung von "Lutwile" erfolgte relativ spät, am 2. Juli 1273, als das Stift Schönenwerd eine Wiese an die Dorfkirche abtrat. Neun Jahre zuvor hatte die Landesherrschaft von den Grafen von Kyburg zu den Habsburgern gewechselt. Inhaber der niederen Gerichtsbarkeit waren die Herren von Trostburg.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau; Leutwil gehörte nun zum Untertanengebiet der Stadt Bern, dem so genannten Berner Aargau. Die Reformation wurde 1528 eingeführt. Die Herrschaft Trostburg war 1346 in den Besitz der Herren von Rinach gelangt, 1486 an die Herren von Hallwyl. Diese verkauften 1616 ihren Besitz an die Stadt Brugg. Bern duldete den Machtzuwachs seiner Untertanenstadt jedoch nicht und zog die Herrschaftsrechte an sich. Leutwil bildete daraufhin einen Teil des Gerichtsbezirks Trostburg innerhalb des Amtes Lenzburg. 149 Personen fielen 1628/29 einer Pestepidemie zum Opfer. Im März 1798 eroberten die Franzosen die Schweiz, entmachteten die "Gnädigen Herren" von Bern und riefen die Helvetische Republik aus. Leutwil gehört seither zum Kanton Aargau.

Um 1720 etablierte sich die Baumwollweberei, die von den Bauern in Heimarbeit betrieben wurde. Die Handfabrikation wurde um 1840 durch die maschinelle Verarbeitung abgelöst. Die meisten Zigarrenfabriken, die Ende des 19. Jahrhunderts entstanden waren, mussten in den Krisenjahren während des zweiten Weltkriegs schliessen; der letzte Vertreter der Tabakindustrie stellte seinen Betrieb 1990 ein. Fast während des gesamten 20. Jahrhunderts stagnierte die Bevölkerungszahl. Aufgrund einer verstärkten Bautätigkeit ist sie jedoch seit 1980 um fast vierzig Prozent angestiegen.

[Bearbeiten] Sehenswürdigkeiten

Die erste Erwähnung der im romanischen Stil erbauten Kirche, die auf einem nach drei Seiten hin abfallenden Moränenausläufer liegt, erfolgte im Jahr 1273. Nach der Einbeziehung von Dürrenäsch in die Kirchgemeinde musste das Kirchenschiff an der Westseite verlängert werden. Die romanische Apsis wurde 1897 abgebrochen, gleichzeitig wurde die Kirche nach Osten hin erweitert und an der Südseite entstand ein neuer Turm. Während der Renovation der Kirche entdeckte man 1937 kunsthistorisch wertvolle Fresken aus dem 12. bis 15. Jahrhundert und legte diese frei.

[Bearbeiten] Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: "In Blau weisse Glocke." Dieses "redende" Wappen (abgeleitet vom Wort "läuten") war erstmals 1748 auf einer Holzdecke in der Leutwiler Kirche abgebildet worden. Die heutige Form der Glocke, im Profil und mit erkennbarem Klöppel, wurde 1957 festgelegt.

[Bearbeiten] Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung
Jahr Einwohner
1900 599
1930 563
1950 533
1960 521
1970 584
1980 509
1990 562
2000 662

Am 31. Dezember 2005 lebten 702 Menschen in Leutwil, der Ausländeranteil betrug 5,3 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 72,4 % reformiert und 13,7 % römisch-katholisch; 1,0 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 96,7 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 1,1 % Englisch.

[Bearbeiten] Behörden

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Die fünf Gemeinderäte der Amtsperiode 2006-2009 sind:

  • Walter Scheurer, Gemeindeammann
  • Hans-Peter Geissbühler, Vize-Gemeindeammann
  • Lilly Blank
  • Daniel Bürge
  • Chantal Staerkle

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht in Unterkulm zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Beinwil am See, Birrwil und Dürrenäsch verantwortlich ist.

[Bearbeiten] Wirtschaft

In Leutwil gibt es rund 200 Arbeitsplätze, davon 24 % in der Landwirtschaft, 54 % in der Industrie und 22 % im Dienstleistungsbereich. Die wichtigsten Unternehmen sind zwei Betriebe, die auf Apparatebau sowie auf die Herstellung von Stoffdruckmaschinen spezialisiert sind. Die meisten Erwerbstätigen sind Wegpendler und arbeiten in den grösseren Ortschaften der Umgebung oder in der Region Aarau/ Lenzburg.

[Bearbeiten] Verkehr

Das Dorf liegt zwar etwas abseits der Hauptverkehrsachsen, ist aber durch gut ausgebaute Nebenstrassen mit dem Wynental und dem Seetal verbunden. Der Anschluss an das Netz des öffentlichen Verkehrs erfolgt durch die Buslinie Teufenthal - Seengen - Lenzburg der Gesellschaft Regionalbus Lenzburg.

[Bearbeiten] Bildung

Die Gemeinde verfügt über einen Kindergarten und eine Primarschule. Sämtliche Oberstufen der obligatorischen Volksschule können in Seengen besucht werden. Die nächstgelegene Kantonsschule (Gymnasium) befindet sich in Aarau.

[Bearbeiten] Weblinks

Koordinaten: 47° 19' N, 8° 11' O

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