Ludwig Klages
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Friedrich Konrad Eduard Wilhelm Ludwig Klages (* 10. Dezember 1872 in Hannover, † 29. Juli 1956 in Kilchberg ZH) war ein deutscher Lebensphilosoph, Psychologe und Begründer der wissenschaftlichen Graphologie. Er ist bis heute insbesondere bekannt durch sein zivilisationskritisches Grußwort an den Ersten Freideutschen Jugendtag, der 1913 bei Kassel auf dem Hohen Meißner stattfand.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Philosophie
Dieser kurze Satz aus dem Buch Vom Wesen des Rhythmus (S. 32) fasst Klages zentrales Anliegen zusammen: Der "Geist", damit gemeint ist die so genannte naturwissenschaftliche Vernunft, hier verantwortlich für den mechanisch aufgefassten Takt, ist eine lebensfeindliche Macht und dem rhythmischen Leben entgegengesetzt.
Ludwig Klages hat sich intensiv für im weitesten Sinne ökologische Belange im Sinne der Natur- und Heimatschutzbewegung zu Beginn des 20. Jahrhunderts eingesetzt. Schon früh prangerte er ganz konkret die Folgen der modernen Zivilisation, wie beispielsweise das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten, an.
Sein ganzheitliches Lebens- und Naturverständnis bezeichnete er selbst explizit als "Metaphysik des Heidentums". Zu seinem Heidentum gehört dabei allerdings nicht der Glaube an konkrete Gottheiten, sondern eine Sichtweise, in der der Kosmos als beseelt und lebendig erscheint.
In dem Aufruf Mensch und Erde, dem Grußwort an den Ersten Freideutschen Jugendtag, formulierte Klages eine scharfe Kritik an der Naturzerstörung. Diese machte ihn zu einem Vordenker der Ökologiebewegung, die über bloßen Umweltschutz hinaus geht.
Des Weiteren rechnete er die Psychoanalyse seines Zeitgenossen Sigmund Freud - ohne ihn namentlich zu nennen - wegen ihrer Reduktion des Eros, auf die Fortpflanzung und die Denunziation aller nicht auf Fortpflanzung bezogenen Erotik als Perversion zur "..Pfuscherpsychologie", deren Wirkung es sei, "...den schon abgestumpften Sinn der "Gebildeten" vollends erblinden zu machen für das Wesen des - Eros." (Vom Kosmogonischen Eros, S. 23)
[Bearbeiten] Kritik
Klages war als Neu-Heide vehementer Gegner des Monotheismus und damit auch der jüdischen Religion, was ihm manchmal als Antisemitismus ausgelegt wird. Klages' Hass auf Karl Wolfskehl und seinen Jugendfreund Theodor Lessing, sowie seine vor allem in Briefwechseln und von Freunden dokumentierten antisemtischen Ausfälle lassen die Grenze zwischen philosophischem Antijudaismus und rassischem Antisemitismus bei Klages allerdings stark verschwimmen. Zudem versuchten Klages und seine Anhänger, den vor allem von 1933 bis 1938 von den Nationalsozialisten hofierten 'Modephilosophen' der Dreißiger Jahre, zum Chefphilosophen des Dritten Reichs zu stilisieren, was - trotz prominenter Fürsprache von u.a. Baldur von Schirach, am Einschreiten von Alfred Rosenberg und Alfred Baeumler scheiterte. Unzweifelhaft ist mit dem Dritten Reich aber der Rezeptionshöhepunkt der Klagesschen Philosophie und Psychologie fest zu machen, was sich in unzähligen Dissertationen über Klages, massiver publizistischer Präsenz in Zeitungen und Zeitschriften, sowie den Auflagen- und Verkaufszahlen seiner Bücher zeigt.
Politische Kritik richtet sich gegen Klages` Denken dennoch sowohl von "links" als auch von "rechts". Von "links" wird seinem Denken - wie auch der gesamten Lebensphilosophie - "Irrationalismus" beziehungsweise eine gewisse "Geistfeindschaft" vorgeworfen. Historisch wurde er zumindest vom technokratisch-progessiven (nicht aber vom völkisch-regressiven) Flügel der Nationalsozialisten wegen seiner Ablehnung des modernen Staates und der technischen Zivilisation sowie seines Antimilitarismus abgelehnt. Das heutige "rechts-konservative" Lager zeigt sich Klages gegenüber unentschlossen.
[Bearbeiten] Werke
Ausgewählte Veröffentlichungen:
- Mensch und Erde (Aufsatz) (1913)
- Vom Kosmogonischen Eros (1921) zitiert wird 9. Auflage, Bonn 1988, ISBN 3416002725
- Der Geist als Widersacher der Seele (1929–32, Hauptwerk in 3 Bänden)
- Vom Wesen des Rhythmus (Sylt, 1933)
- Die Sprache als Quell der Seelenkunde (1948, Sprachphilosophie)
[Bearbeiten] Originalton
- Das Problem des Menschen, Originaltonaufnahmen der beiden Radioessays Grundlagen der Charakterkunde (1949) und Das Problem des Menschen (1952). Audio-CD, Supposé Verlag, Köln 2004 ISBN 3-932513-37-1
[Bearbeiten] Literatur
- Reinhard Falter: Ludwig Klages. Lebensphilosophie als Zivilisationskritik. BooksOnDemand, Norderstedt 2003, ISBN 3833006781
- Tobias Schneider: Ideologische Grabenkämpfe. Der Philosoph Ludwig Klages und der Nationalsozialismus 1933-1938. In: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte (VfZ), 2/2001
[Bearbeiten] Porträt
- 1933 Bronzegußmedaille, 90 mm, von Lissy Eckart. Vorderseite: Büste mit Kleideransatz nach rechts. Rückseite: Nacktes Paar vor aufgehender Sonne teilt senkrechte Schrift: EROS <> KOSMOGONOS. Literatur: Eva Wipplinger, Medaillenkünstlerinnen in Deutschland, 1992, S. 48, Nr. 7, Abbildung.
[Bearbeiten] Weblinks
- Literatur von und über Ludwig Klages im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Eintrag (mit Literaturangaben) im Biographisch-Bibliographischen Kirchenlexikon (BBKL)
- www.klages.ch - Die Philosophie von Ludwig Klages
- Sammlung Klages im Deutschen Literaturarchiv Marbach
- Die Entwicklung von Klages` Ideen und Werken
- Bild von Klages
Personendaten | |
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NAME | Klages, Ludwig |
ALTERNATIVNAMEN | Friedrich Konrad Eduard Wilhelm Ludwig Klages |
KURZBESCHREIBUNG | deutscher Lebensphilosoph, Psychologe und Begründer der wissenschaftlichen Graphologie |
GEBURTSDATUM | 10. Dezember 1872 |
GEBURTSORT | Hannover |
STERBEDATUM | 29. Juli 1956 |
STERBEORT | Kilchberg ZH, Schweiz |