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Ludwig Rubiner - Wikipedia

Ludwig Rubiner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Ludwig Rubiner (* 12. Juli 1881 in Berlin; † 27./28. Februar 1920 in Berlin) war Dichter, Literaturkritiker und Essayist des Expressionismus.

Zu seinen wichtigsten Werken gehören das Manifest „Der Dichter greift in die Politik“ (1912) und das Drama „Die Gewaltlosen“ (1919). Mit seinen „Kriminalsonetten“ (1913) wird Rubiner als Vorläufer des Dadaismus gesehen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Schule und Universität

Ludwig Rubiner stammt aus einer ostjüdischen Familie aus Galizien. Sein Vater Wilhelm Rubiner zog nach Berlin, wo Ludwig am 12. Juli 1881 zur Welt kam. Rubiner besuchte das evangelische Gymnasium und schrieb sich 1902 an der medizinischen Fakultät der Berliner Universität ein. Schon kurze Zeit später wechselte er an die philosophische Fakultät und studierte bis Ende 1906 Musik, Kunstgeschichte, Philosophie und Literatur. Während der Universitätszeit wurde er Mitglied der Berliner Freien Studentenschaft, wo er Vorträge über Tolstoj, Strindberg und Wedekind hielt und sich mit Theateraufführungen beschäftigte. Seine Unduldsamkeit dem Spießbürgertum des Universitätslebens gegenüber brachte ihn dazu, sich mit dem Berliner avantgardistischen Milieu in Verbindung zu setzen.

1903 lernte er Erich Mühsam, Paul Scheerbart, René Schickele, Ferdinand Hardekopf, Wilhelm Herzog und Herwarth Walden kennen, die mit ihren literarischen Zirkeln und Zeitschriften zu den wichtigsten Vertretern des Expressionismus zu zählen sind. Die Freundschaft mit Walden ermöglichte es Rubiner, seine literarische Tätigkeit zu beginnen.

[Bearbeiten] Erste Werke

Sein erstes Gedicht Zu den Höhen erschien 1904 in der anarchistischen Zeitschrift Der Kampf. 1906 begann er wie schon sein Vater eine Zeitungstätigkeit als Kritiker und veröffentlichte bis 1911 Glossen, Theaterkritiken und Gedichte in den Zeitschriften Die Gegenwart, Morgen, Der Demokrat, Das Theater, Der Sturm und Pan. Es handelt sich meist um kurze Schriften über literarische Themen und Persönlichkeiten, Essays über Schriftsteller, Komponisten und Maler, Besprechungen einzelner Werke aus Literatur und Musik, sowie Erläuterungen von Kunstausstellungen.

[Bearbeiten] Rubiner als Kritiker

Für die deutsche Literatur besprach Rubiner Werke von Else Lasker-Schüler, Max Brod, Ernst Blaß, Arthur Holitscher, Peter Hille und Heinrich Mann. In den Artikeln, die von Musik handeln, schrieb er über Debussy, Pfitzner, Schönberg, Strauss, Busoni und Puccini. Was die Malerei angeht, erläuterte er die Künstler der Berliner Neuen Sezession, Matisse und Rousseau.

1906 schrieb er das Textbuch für die Oper Waldens Der Nachtwächter, auf das er Mahlers Aufmerksamkeit zu lenken versuchte. Die Mitarbeit mit Walden dauerte bis Ende 1910, als sie zusammen für den Schlesinger'schen Opernführer die Einleitung zur Madame Butterfly Puccinis schrieben.

Zwischen 1908 und 1909 reiste Rubiner in verschiedene europäische Städte und Länder: ein halbes Jahr verbrachte er in Italien (Pisa und Florenz), ging nach Weimar und hielt sich schließlich in Russland, Österreich und in der Schweiz auf.

[Bearbeiten] Rubiner als Übersetzer

Vom Beginn seiner Tätigkeit als Literaturkritiker interessierte er sich für fremdsprachige Literatur, besonders für die französische und russische, weil er beide Sprachen beherrschte. 1907 schrieb er ein Essay über Joris-Karl Huysmans, 1909 eines über Fjodor Sologub, von dem er auch mehrere Gedichte übersetzte. Außerdem übersetzte er eine Erzählung von Paul Verlaine und schrieb ein Essay, diesmal über den belgischen Schriftsteller Fernand Crommelynck. Weitere Übersetzungen sind Michael Kusmins Roman Taten des großen Alexander (1908) und die Novellen Abende auf dem Gutshof bei Dikanka (1831-1832) von Nikolai Gogol. Veröffentlicht wurden diese Werke in den Zeitschriften Zwei Herrscher, Die Phantasie, Die Gegenwart, Die Schaubühne, Das Theater und Der Demokrat. Bei seinen Übersetzungen arbeitete auch seine Frau Frida Ichack mit, die Rubiner 1908 kennengelernt hat.

[Bearbeiten] In Frankreich

1910 veröffentlichte Rubiner unter dem Pseudonym „Ernst Ludwig Grombeck“ den Kriminalroman Die indischen Opale. Von 1911 bis 1918 arbeitete er bei Franz Pfemferts Zeitschrift Die Aktion mit. Im November 1912 zog er nach Paris, wo er mit Carl Einstein, Mitarbeiter der Zeitschrift Der Demokrat, in einem kleinem Hotel wohnte.

Hier vermittelte er zwischen der deutschen und französischen Literatur: er schrieb regelmäßig für die Zeitschriften Die Schaubühne, März und Die Aktion Artikel über die wichtigsten französischen Ereignisse der Zeit, die er im Künstlerlokal Cafè du Dôme miterlebte. In der Künstlerkolonie Fleury, die vom holländischen Maler Kees van Dongen gegründet wurde, lernte Rubiner Marc Chagall kennen. Dieser stellte seine Bilder in der ersten deutschen Herbsthalle Waldens aus, und Rubiner schloss mit ihm eine wichtige Freundschaft.

[Bearbeiten] Rubiner als Sozialkritiker

1912 verzichtete Rubiner auf die Kulturkritik und wandte sich der Sozialkritik zu. In Paris verfasste er das politische-literarische Manifest Der Dichter greift in die Politik, das in demselben Jahr in der Aktion erschien. 1913 veröffentlichte er Die Kriminalsonette, die er zusammen mit dem reichen, amerikanischen Händler Livingstone Hahn und dem Mitarbeiter der Zeitschrift Die Aktion, Friedrich Eisenlohr, schrieb. Er übersetzte und schrieb das Vorwort zum Abenteuerroman des Landstreichers Vidocq (1920), der in Frankreich während der Französischen Revolution gelebt hat.

Ab 1914, bereits wieder nach Berlin zurückgekehrt, verfasste er Artikel für die Zeitschrift Die weißen Blätter, bei der er bis 1919 mitarbeitete. 1914 schrieb er die Pantomine für den Stummfilm Der Aufstand, die in der von Kurt Pinthus herausgegebenen Sammlung Das Kinobuch enthalten ist.

[Bearbeiten] Exil in der Schweiz

Bei Kriegsausbruch ging Rubiner mit seiner Frau freiwillig ins Exil nach Zürich. Während dieser Zeit wurde er die Seele einer starken Gruppe von Intellektuellen und leitete die Zeitschrift Zeit-Echo in den vier Heften von 1917. In der Schweiz unterhielt er enge Beziehungen zu der Zeitschrift Die weißen Blätter: 1916 veröffentlichte er dort die Gedichtsammlung Das himmlische Licht, die auch als Buch im selben Jahr erschien. 1916 veröffentlichte er das Manifest Die Änderung der Welt in der Zeitschrift Das Ziel.

1917 ist ein sehr schöpferisches Jahr: er leitete seine Zeitschrift Zeit-Echo, in der er, noch tätig als Literaturkritiker, den Briefwechsel von Tolstoj unter dem Titel Revolutionstage in Russland veröffentlichte. Es handelt sich um die Briefe, die Tolstoj seinen innigsten Freunden in der letzten Zeit seines Lebens über die Ereignisse der russischen Revolution schrieb.

In der Aktion veröffentlichte er die programmatische Schrift Der Kampf mit dem Engel, in der von Pfemfert herausgegebenen Sammlung Das Aktionsbuch fünf Gedichte Zurufe an die Freunde und schließlich die Anthologie Der Mensch in der Mitte, in der Rubiner die vorher veröffentlichten Essays sammelte. 1918 übersetzte er zusammen mit seiner Frau Tolstojs Tagebücher und veröffentlichte das Manifest Die Erneuerung in der Zeitschrift Das Forum.

Am 24. Dezember 1918 bekam er in Zürich einen österreichischen Pass, und am 30. Januar 1918 verließ er die Schweiz und kehrte über München nach Berlin zurück, wo er in der alten Wohnung von Busoni wohnte.

[Bearbeiten] Zurück in Deutschland

1919 begann er als Lektor beim Verlag Gustav Kiepenheuer in Potsdam zu arbeiten. Er veröffentlichte zum zweiten Mal die Essaysammlung Der Mensch in der Mitte dann zwei Anthologien Kameraden der Menschheit. Dichtungen zur Weltrevolution und Die Gemeinschaft. Dokumente der geistigen Weltwende und das Drama Die Gewaltlosen, das Rubiner zwischen 1917 und 1918 in der Schweiz schrieb. In diesem Jahr veröffentlichte Rubiner auch das Essay Die kulturelle Stellung des Schauspielers in der Zeitschrift Freie Deutsche Bühne.

Im Frühjahr 1919 gründete er in Berlin zusammen mit Arthur Holitscher, Rudolf Leonhard, Franz Jung und Alfons Goldschmidt den Bund Proletarischer Kultur nach sowjetischem Muster. Der Bund entstand nicht innerhalb der Kommunistischen Partei. Er wollte mit der Einführung der proletarischen Kultur den Kampf der revolutionären Massen um die Befreiung vom bürgerlichen Wirtschafts- und Bildungsmonopol zu unterstützen. Dem Bund gehörte auch das proletarische Theater an, dessen Ziel es war, der proletarischen Kultur ein Publikum zu geben: die Aufführungen fanden in den Fabriken und in industriellen Kreisen statt. Die Aufführung endete mit der Premiere des Dramas Freiheit von Herbert Kranz am 14. Dezember 1919. Der Bund ging 1920 wegen Meinungsverschiedenheiten auseinander, ohne das Drama Die Gewaltlosen aufzuführen.

In der letzten Zeit seines Lebens arbeitete Rubiner zusammen mit seiner Frau an der Übersetzung der Romane und Erzählungen von Voltaire. Unter dem Titel Der Dichter Voltaire hatte er ein Jahr zuvor in den Weißen Blättern ein Essay über Voltaire veröffentlicht, das er als Vorwort für den ganzen Band wählte.

[Bearbeiten] Rubiners Tod

In der Nacht zwischen dem 27. und 28. Februar 1920 starb Rubiner infolge einer sechswöchigen Lungenkrankheit in einer Berliner Privatklinik, einige Tage nachdem die Gesellschaft Das junge Deutschland ihm einen Ehrentitel als Würdigung seiner literarischen Tätigkeit verlieh. Am 3. März wurde er in Berlin-Weißensee begraben. Die Grabreden wurden von Franz Pfemfert und Felix Holländer gehalten.

Von der Website Die Ludwig Rubiner Homepage mit freundlicher Genehmigung von Barbara Barnini.


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