Menri
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Menri, das Hauptkloster der Bön-Schule, ist in Zentraltibet in einem Seitental des Tsangpo (oder Brahmaputra) etwas oberhalb des Nebenflusses Gungchu gelegen und befindet sich somit etwa in der Mitte zwischen den Städten Lhasa und Shigatse.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Gründung dieses wichtigsten Bön-Klosters in Zentraltibet geht auf das Jahr 1072 zurück, als das Bön-Kloster Ensakha, welches eine berühmte Schule der Bön-Disputationskunst beherbergte, gegründet wurde. 1386 wurde dieses durch Hochwasser zerstört und etwas weiter vom Wasserlauf entfernt durch Abt Shenrab Gyeltshen (1356–1415) unter dem Namen Menri 1405 wiedererbaut. Als traditionell bedeutsamstes Kloster der Bön-Schule war der jeweilige Abt von Menri zugleich eine Art geistliches Oberhaupt des Bön. Während der Invasion Tibets durch Rotchinesische Truppen (1959) wurde das Kloster dem Erdboden gleichgemacht und die Mönche zur Flucht nach Indien gezwungen, wo sie als Emigranten mühsam ihr Leben fristeten, darunter auch der damalige 32. Abt von Menri, Shenrab Lodro (1935-1963).
Einer der Führer der Klosterschule von Menri, Lopön Tenzin Namdak Rinpoche (im Westen auch als „Lopön Rinpoche“ bekanntgeworden), flüchtete vor den Chinesen in den unwegsamen Norden der Provinz Tsang, von wo er 1960 nach Indien zu gelangen versuchte. Er wurde dabei zwar verwundet und gefangengenommen, konnte jedoch nach zehnmonatigem Gefängnisaufenthalt nach Nepal ausreisen und 1967 mit Unterstützung des Christian Relief Service in der Nähe der Stadt Solan (Nordindien) das Kloster Menri in einer tibetischen Siedlung Dolanji wiedererrichten.
Der seit 1969 regierende 33. Abt von Menri, Jongdong Sangye Tenzin, steht dort einer Gemeinschaft von derzeit ca. 200 Bön-Mönchen vor. 1978 wurde eine Studienanstalt (Yungdrung Bon Shedrup Lopnyer Dude) für Bön-Lamas errichtet, welche in einem neunjährigen Studiengang den Grad eines „Geshe“ (etwa vergleichbar einem „Dr.theol.“) verleiht.
Mittlerweile ist auch das ursprüngliche Kloster Menri nach den Zerstörungen durch die chinesischen Invasoren und den Verwüstungen im Gefolge der „Kulturrevolution“ teilweise wieder aufgebaut worden. Derzeit leben rund 50 Mönche im Klosterkomplex (vor der chinesischen Invasion rund 400-500 Mönche). Seinerzeit waren dem Kloster Menri ca. 250 Nebenklöster unterstellt, welche durch die chinesische Invasion fast zur Gänze zerstört wurden. Nur im nahegelegenden Kloster Yungdrung Ling gibt es inzwischen wieder eine größere Mönchsgemeinschaft.
[Bearbeiten] Anlage
Im dreigeschoßigen Hauptbau des Klosters befindet sich im ersten Stock der Dukhang, der zentrale Versammlungsraum, im zweiten die Bibliothek des Klosters. Im Sanktuarium des Dukhang ist besonders der aus vergoldetem Kupfer gefertigte Reliquien-Stupa des Wiedererbauers des Klosters, Shenrab Gyeltshen, welcher von Reliquien-Stupas zweier anderer bedeutender Äbte — Sönam Lodrö und Thadräl Sögyel — flankiert wird, sehenswert. Weiters findet sich hier eine „sprechende Statue“ Tazi Künzangs, welche aus dem Paradies hierher gebracht worden sein soll.
Den seitlich gelegenen Gönkhang (Tempel der Schutzgottheiten des Klosters) dominiert eine Darstellung von Tagla Membar, der Schutzgottheit des Bön. Daneben wurden auch die dreistöckige Residenz des Abtes sowie ein Gebäude für die philosophische Fakultät der Klosteruniversität instandgesetzt.