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Messe (Wirtschaft) - Wikipedia

Messe (Wirtschaft)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Die Artikel Messe (Wirtschaft) und Messe (Handelsmesse) überschneiden sich thematisch. Hilf mit, die Artikel besser voneinander abzugrenzen oder zu vereinigen. Die Diskussion über diese Überschneidungen findet hier statt. Bitte äußere dich dort, bevor du den Baustein entfernst. Martin Se !? 11:42, 28. Aug 2006 (CEST)

Eine Messe im wirtschaftlichen Sinne ist eine zeitlich begrenzte, wiederkehrende Veranstaltung, die es Herstellern oder Verkäufern einer Ware oder einer Dienstleistung ermöglicht, diese zur Schau zu stellen, zu erläutern und zu verkaufen.

Kunden haben auf einer Messe die Möglichkeit, die Angebote verschiedener Anbieter zu vergleichen und sich ein Bild von der Marktsituation zu machen. Ausstellenden Unternehmen geht es um Gewinn oder Auffrischung von Kundenkontakten, Steigerung des Bekanntheitsgrades sowie Informationsaustausch. Gesamtwirtschaftlich tragen Messen zu Schaffung von Markttransparenz bei und können regional positive Beschäftigungseffekte (Umwegrendite) auslösen.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Begriff und Entwicklung

Der Begriff Messe bezeichnet im Kontext mittelalterlicher Geschichte einen einmal oder an mehreren bestimmten Tagen im Jahr abgehaltenen Waren- bzw. Geldmarkt, der sich vom Jahrmarkt durch seine überregionale Bedeutung abhob.

Um für eine ausreichende Nachfrage der angebotenen Handelsgüter zu sorgen, wurden die Messen zunächst meistens mit einem – von der Bevölkerung gut besuchten – kirchlichen Fest verbunden, auf dem ein- oder mehrmals jährlich in der Regel der Namensgeber beziehungsweise der Schutzheilige der Kirche gedacht wurde. Hieraus hat sich der Name vom lat. missa = kirchlicher Festtag ableitet. Später entwickelten sich die Messen zu einem Anlaufpunkt für den Fernhandel, weshalb sie in der Regel an geographisch besonders günstig gelegenen Orten veranstaltet wurden. Den teilnehmenden Kaufleuten wurden häufig besondere Privilegien im Zusammenhang mit ihrer Messeteilnahme gewährt, wie ein besonderes Geleit für die Hin- und Rückreise oder ein Schutz am Messeort. Von besonderer Bedeutung für die kaufmännische Praxis waren die Messen als Fälligkeitstermine von Krediten, unter anderem im Zusammenhang mit Wechseln.

Einen ersten Beleg für eine Messe liefert eine auf den 9. Okt. 634/635 datierten Schenkung des merowingischen Königs Dagobert I. für Saint-Denis bei Paris. Quellen aus merowingischer oder karolingischer Zeit sind jedoch nur spärlich überliefert. In Flandern fanden die Messen von Torhout (erstmalig 1084 erwähnt), Ypern, Lille (beide erstmalig 1127 erwähnt), Messines (erstmalig 1159 erwähnt) und Brügge (erstmalig 1200 erwähnt) statt. Die bekanntesten mittelalterlichen Messen sind die in den Orten Lagny, Provins, Troyes und Bar-sur-Aube veranstalteten Champagnemessen, die sich bis um das Jahr 1300 als Märkte von europäischer Bedeutung behaupteten und die im Spätmittelalter von den Messen in Chalon-sur-Saône, Genf und Lyon abgelöst wurden.

Für den Handel der Hanse waren die seit der Mitte des 12. Jahrhunderts in Skanör und seit der Mitte des 13. Jahrhunderts außerdem in Falsterbo jährlich von August bis Oktober auf einer Landzunge an der Südwestspitze Schwedens abgehaltenen Schonischen Messen von besonderer Bedeutung. Wichtigstes Handelsgut war der im Öresund gefangene Hering, neben dem auch andere Waren aus dem Ostseegebiet wie Holz, Pelze, Wachs und Eisen zum Verkauf gelangten. Das für die Konservierung des Fischs nötige Salz kam aus Oldesloe und Lüneburg oder aus der französischen Baye de Bourgneuf. Im 15. Jahrhundert verloren die Schonischen Messen ihre Bedeutung und entwickelten sich zu reinen Heringsmärkten.

Die Tradition, dass Messen im Frühjahr und Herbst stattfinden ist in einigen Fällen bis heute erhalten geblieben. Kirchenzentren auf der Messe oder Meditationsräume, die unter anderem Gebetsteppiche zur Verfügung stellen, bringen den religiösen Ursprung wieder ins Spiel.

[Bearbeiten] Begriffliche Differenzierungen

Handelte es sich bei Messen ursprünglich um Verkaufsveranstaltungen (Warenmessen), die dem direkten Kauf- und Verkauf von Waren dienten, dominieren heute die Mustermessen, auf denen Produkte nur als Muster vorhanden sind und der Informationsaspekt im Vordergrund steht. In der sehr diversifizierten Messewirtschaft haben sich mittlerweile Fachmessen, wie zum Beispiel die METAV, durchgesetzt und die traditionellen Mehrbranchenmessen (Universalmesse) (zum Beispiel Leipziger Herbstmesse in der ehemaligen DDR) verdrängt. Jede Branche hat mittlerweile eine sogenannte Leitmesse, die den wichtigsten Branchentreff dieser Industrie darstellt. Historisch gesehen sind die Orte, an denen traditionsreiche Universal- und Mehrbranchenmessen abgehalten wurden, häufig als Messestadt bezeichnet worden. Bekanntesten Beispiele hierfür sind Leipzig, Frankfurt am Main und Nürnberg. Leipzig führte bis 1945 den Beinamen Reichsmessestadt und wurde auch bis 1990 noch, wenngleich auch inoffiziell, als Messestadt Leipzig bezeichnet.

[Bearbeiten] Abgrenzung von Messe und Ausstellung

Die Begriffe Messe und Ausstellung werden häufig synonym benutzt und bezeichnen in diesem Fall eine Messe wie sie oben definiert wird. Falls die Begriffe nicht synonym benutzt werden, ist eine Unterscheidung schwierig, da es verschiedene Ansätze gibt.

[Bearbeiten] Gewerbeordnung

In der deutschen Gewerbeordnung ist eine Messe eine „im allgemeinen regelmäßig wiederkehrende Veranstaltung“, auf der das „wesentliche Angebot eines oder mehrerer Wirtschaftszweige ausgestellt und überwiegend nach Muster an gewerbliche Wiederverkäufer, gewerbliche Endverbraucher oder Großabnehmer" vertrieben wird. In begrenztem zeitlichen Umfang können auch „Letztverbraucher“ zum Kauf zugelassen werden.

Eine Ausstellung ist nicht unbedingt zeitlich wiederkehrend und es wird das „repräsentative“ (nicht das wesentliche) Angebot eines Wirtschaftszweiges ohne besondere Differenzierung des Publikums ausgestellt und/oder vertrieben. [1]

[Bearbeiten] AUMA

Nach Definition des deutschen Messeverbandes AUMA sollte eine Messe sich vornehmlich an Fachpublikum wenden. Wendet sich die Veranstaltung vor allem an das allgemeine Publikum, handelt es sich um eine Ausstellung. Die Unterscheidung zwischen Messen und Ausstellungen ist jedoch kaum sachgerecht, da auch sogenannte Ausstellungen häufig einen hohen Fachbesucher-Anteil und Messen häufig einen hohen Privatbesucher-Anteil haben.

[Bearbeiten] sonstige Unterscheidungen

In einigen Fällen wird auch zwischen der Ausstellung als einer regionalen Veranstaltung, die sich vor allem an nicht-gewerbliches Publikum richtet und das Warenspektrum einer Region (nicht das eines Wirtschaftszweiges) repräsentiert (z.B. Euregio Maas-Rhein) und einer Messe als einer überregionalen Veranstaltung, die, ohne sich unbedingt an ein spezifisches Publikum zu richten, das Angebot einer (Fachmesse) oder mehrerer (Universalmesse) Branchen repräsentiert.

[Bearbeiten] Standorte und Situation in Deutschland

Frankfurter Messegelände
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Frankfurter Messegelände

Deutschland ist der international führende Standort für Messen und Ausstellungen. Fünf der zehn größten Messegesellschaften der Welt stammen aus Deutschland, zusammen erzielten sie im Jahr 2003 einen Umsatz in Höhe von 2,5 Mrd.€. Jährlich werden zwischen 140 und 150 internationale Messen und Ausstellungen durchgeführt, die von ca. 160.000 Ausstellern genutzt und 9–10 Mio. Besuchern besucht werden. Die größten Flächen an Ausstellungshalle befinden sich auf dem Messegelände Hannover (497.730 m²), der Frankfurter Messe (324.023 m²), der Koelnmesse (286.000 m²), der Messe Düsseldorf (284.700 m²), der Messe München (180.000 m²), der Messe Berlin (160.00 m²), der Messe Nürnberg (152.000 m²) und der Messe Essen (110.000 m²). Große Freiluftgelände befinden sich auf der Messe München (253.000 m²), Bremen (101.200 m²) sowie der Messe Berlin (100.000 m²). [2]

Messegesellschaften vermieten das Gelände entweder an Gastveranstalter oder treten selbst als Veranstalter auf. Beispiele, in denen die Messe selbst als Veranstalter auftreten, sind in Frankfurt am Main die Buchmesse (jährlich), die IAA (jedes zweite Jahr) und die Achema (alle drei Jahre); in Berlin die IFA (jährlich), die ITB (jährlich), die Grüne Woche (jährlich) und die ILA (jedes zweite Jahr).

[Bearbeiten] Literatur

  • AUMA (Hrsg.) (2004): Die Messewirtschaft: Fakten, Funktionen, Perspektiven, Berlin
  • AUMA (Hrsg.) (1996): AUMA-Leitsätze zur Typologie von Messen und Ausstellungen
  • Charles Verlinden: Markets and Fairs, in: The Cambridge economic history of Europe, Band 3: Economic organization and policies in the Middle Ages, hrsg. von M. M. Postan, Cambridge [u.a.] 1963, S. 119–153.
  • J. A. van Houtte: Messe (Handelsmesse), in: Lexikon des Mittelalters, Band 6: Lukasbilder bis Plantagenêt, München 2003, S. 558–560.

[Bearbeiten] Weblinks

[Bearbeiten] Quellen

  1. vgl. §§ 64 und 65, GewO
  2. AUMA (2004) und aktuelle Angaben der Messegesellschaften

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