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Michael Sattler - Wikipedia

Michael Sattler

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Michael Sattler (* um 1495 in Staufen im Breisgau; † 21. Mai 1527 in Rottenburg am Neckar) gehörte neben Konrad Grebel und Felix Manz zu den führenden Persönlichkeiten der ersten Täufergeneration.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Anfänge

Über das genaue Geburtsdatum, Herkunft und Jugendzeit Michael Sattlers ist so gut wie nichts bekannt. In den biographischen Skizzen wird lediglich erwähnt und belegt, dass Sattler an der Freiburger Universität immatrikuliert war und sich dem Studium der Theologie und Philosophie widmete.

Nach seinem Examen entschied sich Sattler für die monastische Lebensweise und trat in ein nahe bei Freiburg liegendes und dem Petrus geweihten Kloster der Benediktiner ein. Aufgrund seiner besonderen Begabungen erwarb er sich das Vertrauen der Ordensleitung und wurde alsbald zum Prior der Abtei berufen.

Sattlers besonderes Interesse galt dem paulinischen Schrifttum im Neuen Testaments der Bibel. Fasziniert war er vor allem von der Auslegung dieser Schriften durch die Reformatoren Martin Luther und Huldrych Zwingli. Die dadurch gewonnenen Einsichten veranlassten ihn 1523, seinen Stand als Mönch und Prior aufzugeben. Michael Sattler verließ das Kloster, heiratete (wahrscheinlich 1524) und ging nach Zürich, wo er im Frühjahr 1525 eintraf.

[Bearbeiten] Sattler bei den Zürcher Täufern

Die Gründung der Zürcher Täufergemeinde war erst wenige Wochen zuvor vollzogen worden, als Sattler und seine Ehefrau in Zürich ihren Wohnsitz nahmen. Über welche Personen und auf welche Weise das Ehepaar Sattler mit der jungen freikirchlichen Gemeinde Kontakt aufnahmen, ist ungewiss. Historisch abgesichert ist: Bereits am 18. November 1525 - so erfahren wir aus den Täuferakten - werden sie vom Zürcher Rat wegen ihres täuferischen Engagements aus Zürich ausgewiesen.

[Bearbeiten] Sattler in Straßburg

1526 gelangte Michael Sattler über Horb und Rottenburg nach Straßburg, wo er anfangs - wie viele andere Glaubensflüchtlinge auch - Zuflucht und Asyl fand. Sattler stieß auch dort auf Glaubensverwandte und organisierte gemeinsam mit ihnen eine Täufergemeinde. Darüber geriet er mit den Straßburger Reformatoren Martin Bucer und Capito in einen tiefen Gegensatz, was schließlich dazu führte, dass er die Stadt verließ, um in der österreichischen Grafschaft Hohenberg als täuferischer Sendbote zu missionieren.

[Bearbeiten] Schleitheimer Artikel

Titelseite der Schleitheimer Artikel
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Titelseite der Schleitheimer Artikel

1527 kehrte Sattler in die Gegend um Horb und Rottenburg zurück. Am 24. Februar desselben Jahres leitete er eine Zusammenkunft der Schweizer Brüder in Schleitheim. Ziel dieser Konferenz war es, ein gemeinsames Bekenntnis der inzwischen stark angewachsenen Täuferbewegung zu verfassen. Unter der Federführung Michael Sattlers entstanden unter dem Titel Brüderliche Vereinigung etlicher Kinder Gottes die sogenannten Schleitheimer Artikel. Dieses Glaubensbekenntnis war die bekenntnishafte Grundlage der folgenden Täufergenerationen und gleichzeitig Gegenstand einer Reihe von theologischen Entgegnungen und Flugschriften Zwinglis und Calvins. Während der Zürcher Reformator 1527 im zweiten Teil seines Elenchus auf Sattlers Artikel eingeht, nimmt Calvin noch 1544 in seiner polemischen Schrift Eine kurze Belehrung, um alle guten Gläubigen gegen die kommunistische Sekte der Wiedertäufer zu wappnen gegen Michael Sattler Stellung.

[Bearbeiten] Gefangennahme und Märtyrertod

Michael Sattler kehrte 1527 nach Horb zurück und wurde am 17. Mai desselben Jahres von den römisch-katholischen Behörden gefangen genommen, zunächst nach Binsdorf und schließlich in die Bischofsstadt Rottenburg verbracht. Dort fanden am 17. und 18. Mai die Gerichtsverhandlungen statt. Neun Anklagen, die einen bedeutsamen Einblick in Sattlers Lehre geben, wurden seitens des Gerichtes gegen ihn erhoben:

  • (1) Er sei ungehorsam gegenüber den kaiserlich Befehlen;
  • (2) er leugne die reale Gegenwart Christi im Sakrament;
  • (3) er lehre, dass die Kindertaufe nicht rette;
  • (4) er verwerfe das Sakrament der letzten Ölung;
  • (5) er verachte die Mutter Gottes und die Heiligen;
  • (6) er lehre die Verweigerung des Eides;
  • (7) er setze eine neue Form des Abendmahls ein, bei der man Brot von einem Teller und Wein aus einem Kelch trinke;
  • (8) er habe seinen katholischen Orden verlassen und geheiratet; er behaupte, das sei rechtmäßig, da das Neue Testament erzwungene Ehelosigkeit verdamme;
  • (9) er lehre, dass Christen nicht gegen die Türken kämpfen sollen; wenn er die Wahl hätte und ein Krieg überhaupt recht wäre, dann würde er lieber auf Seiten der Türken kämpfen.

In seiner Entgegnung bestritt Michel Sattler den Punkt 1 der Anklage. In den Punkten 4 und 5 führte er aus, dass er zwar Maria als Vorbild des Glaubens achte, nicht aber an ihre Mittlerfunktion zwischen Mensch und Gott glaube. Die Krankensalbung halte er für biblisch, ein besonderes geweihtes, päpstliches Öl sei aber für ihre Wirksamkeit nicht vonnöten.

Den Anklagepunkten 2, 3, 6, 7 und 8 widersprach Sattler nicht, sondern bestätigte, dass hier seine Überzeugung richtig wiedergegeben sei.

Zum letzten Anklagepunkt ergänzte er: "Christen dürfen niemandem das Leben nehmen, sie können nur Gott um ihren Schutz anrufen. Wenn die Türken gegen Christen in den Krieg ziehen, so liegt es daran, dass sie es als Muslime nicht besser wissen. Menschen, die sich Christen nennen und Türken töten, sind türcken nach dem geist."

Der Gerichtssekretär erklärte nach der Verteidigungsrede Sattlers, dass er gerne den Dienst des Henkers übernehmen würde, wenn sich kein Scharfrichter für den Täufer fände. Er glaube fest, dass er damit Gott einen Dienst erweisen könne. Im abschließenden Urteilsspruch der Richter heißt es: Zwischen dem Anwalt kaiserlicher Majestät und Michael Sattler ist als Recht erkannt worden ... dass man Michel Sattlern dem hencker in die hand soll geben, der sol in füren auff den platz vnd jm die zung abschneiden, darnach auff eyn wagen schmiden unnd alda zweimal mit glüenden zangen seinen leip reissen, nachmals, so mann ihn für dz thor bringet, der massen fünff griff geben. Wilhelm Reuchlin schreibt in seinem Bericht an die Zürcher Täufer: Ist also beschehen, darnach wie eyn ketzer zu puluer (=Pulver) geprennt.

Diese Hinrichtung geschah am Morgen des 21. Mai 1527. Sattlers Ehefrau, deren Namen wir nicht kennen, wurde einige Tage später im Neckar bei Rottenburg ertränkt.

[Bearbeiten] Literatur (Auswahl)

  • Huldreich Zwingli: Catabaptistarum strophas elenchus, in: Sämtliche Werke, Bd. 6
  • Heinrich Böhmer (Hrsg.): Urkunden zur Geschichte des Bauernkrieges und der Wiedertäufer, Berlin 1933, S. 28-33
  • J.C. Wenger: Die Täuferbewegung - eine kurze Einführung in ihre Geschichte und Lehre, Wuppertal und Kassel 1984, ISBN 3-7893-7170-X

[Bearbeiten] Weblinks

Wikisource: Michael Sattler – Quellentexte


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