Montagne Sainte-Geneviève
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Die Montagne Sainte-Geneviève (Hügel der Heiligen Genoveva) ist eine natürliche Erhebung im 5. Arrondissement von Paris. Sie steigt vom linken Ufer (Rive Gauche) der Seine auf eine Höhe von 61 m/NN an. In früheren Zeiten floss an ihrem östlichen Fuss die inzwischen unterirdisch verlaufende und mit dem Kanalisationssystem verbundene Bièvre, die auf der Höhe der östlichen Spitze der Ile de la Cité in die Seine mündet.
An den Hängen des Hügels entstand das Quartier Latin.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Geschichte
Die Ufer der Seine in der Umgebung von Paris waren seit dem Neolithikum bewohnt. Die erste keltische Siedlung der Parisii konzentrierte sich auf die grössere der Seineinseln, die Lutetia genannt wurde.
[Bearbeiten] Die gallo-römische Zeit
Im Zuge der Eroberung Galliens durch Julius Caesar wurde nach der Schlacht von Alésia im Jahre 52 v.Chr. auch Lutetia von den Römern eingenommen, ein Ereignis, durch das sich das kleine Dorf Lutetia in eine gallo-römische Stadt verwandeln wird. Die neuen Herrscher wählten aus strategischen Gründen für den Aufbau einer neuen Stadt nach römischem Vorbild die dominante Lage am Nordhang des Hügels, der sich auf der Rive Gauche, dem linken, südlichen Seineufer erhob. Von dort konnten sie die gallische Inselsiedlung und die Seine beobachten und damit auch den Handel auf der Seine kontrollieren. Die ältesten Überreste römischer Besiedelung datieren etwa um die Jahrtausendwende, am Anfang des 1. Jahrhunderts n. Chr. Es entstand eine typische römische Colonia, eine neu gegründete Provinzstadt zur Sicherung eroberter Gebiete. Ihr Mittelpunkt wurde das nur wenige Meter unter dem Gipfel des Hügels errichtete Forum.
- Das Strassennetz
An die Römerzeit erinnert heute an der Montagne Sainte-Geneviève - abgesehen von dem Amphitheater und den Thermen - nur noch das mit zwei rechtwinklig zueinander angelegten Hauptverkehrsachsen nach römischem Schema schachbrettförmig gestaltete Strassennetz. Der vom Norden zum Süden verlaufende Cardo entspricht der (rue Saint Jacques). Er wurde von der parallelen via inferior (Boulevard Saint-Michel) entlastet. Ein Decumanus wurde bisher nur auf dem rechten Ufer unter der rue Saint Antoine eindeutig identifiziert, der Verlauf des vom Osten zum Westen führenden Haupt-Dekumanus des linken Ufers ist fraglich. Er wurde im Laufe der Jahrhunderte überbaut und ist heute nicht mehr zu erkennen. Er könnte durch den heutigen Jardin du Luxembourg geführt haben oder sich an Stelle der rue des Ecoles befunden haben. Alle anderen Strassen verliefen parallel zu diesen beiden Achsen und teilten die Stadt in gleich grosse Wohnblöcke, sogenannte Inslae. Die St liegen heutzutage noch immer an derselben Stelle.
- Das Forum
Das Forum, der Marktplatz und Versammlungsort und somit das Zentrum einer jeden römischen Stadt, befand sich auf dem Gipfel des Genovevabergs, etwa 200 Meter westlich des Pantheons, nach Westen von dem Boulevard Saint-Michel, nach Süden von der Rue Sufflot und nach Osten von der Rue Saint-Jacques (der Cardo) begrenzt.
Das Jahr der Erbauung ist in der Mitte des 1. Jahrhunderts nach Christus anzusetzen, also zwischen 41 und 79 nach Cristus. Die Einheitlichkeit des Grundrisses lässt auf einen einzigen Architekten schliessen, jedoch wurden auch Stilmerkmale, z. B. an Säulenkapitellen gefunden, die auf Umbauarbeiten im 2. Jahrhundert nach Christus schliessen lassen.
Das Forum war rundum von zur Mitte hin offenen Säulenhallen begrenzt, an der Westseite befand sich eine überdachte Halle, Basilica genannt, die sowohl als Handels- als auch als Gerichtsplatz diente. Der Zugang zum Forum erfolgte über zwei Tore an der Nord- und der Südseite.
- Die Thermen des Cluny
Eine weitere Einrichtung, die sich in fast allen römischen Städten fand, waren die Thermen, öffentliche Bäder, die nicht nur alleine zum Baden dienten sondern auch zur Körperpflege und Hygiene in Allgemeinen beitrugen. Ausserdem stellten sie eine Art gesellschaftlichen Treffpunkt dar. Die Pariser Thermen sind teilweise noch erhalten. Sie befanden sich zwischen den Strassen Boulevard Saint-Germain und der Rue des Ecoles. Sie bedeckten genau einen Wohnblock (Insula) im rechteckigen Bauplan der römischen Stadt. Heute liegt an ihrer Stelle der Haupthof des musée national du Moyen Age (Nationales Mittelaltermuseum).
- Der Aquädukt
Insbesondere wegen der Thermen hatte die römische Stadt einen enormen Wasserbedarf, so dass Wasser aus dem Umland mithilfe eines Aquädukts herbeigeschafft werden musste. Wasser, das aus Quellen bei den heutigen Orten Chilly-Mazarin, Morangis, Wissous und Paray-Vieille-Poste, die alle ca. 16 km südlich von Paris liegen, wurde mithilfe eines 26 km langen Systems aus Kanälen und Wasserleitungen in die Stadt geleitet.
[Bearbeiten] Mittelalter
Auf dem Gipel dieses Hügels gründete der französische König Chlodwig I. im 5. Jahrhundert das Kloster der Heiligen Apostel zu Paris. Die Heilige Genoveva von Paris pflegte, auf einem bestimmten Pfad, der "rue de la montagne Sainte-Geneviève" auf den Hügel hinaufzusteigen. Bald darauf wurde der Name des Klosters zu Genovevakloster umbenannt. Chlodwig und die Heilige Genoveva wurden dort begraben.
[Bearbeiten] Neuzeit
Das dominierende Gebäude auf dem Genovevaberg ist heutzutage das Pantheon, das 1790 fertiggestellt wurde. Dieses Gebäude ist nichts anderes, als die Kirche der heiligen Genoveva, deren Bau der französische König Ludwig XIV in Auftrag gegeben hatte, um einen Schwur einzulösen: Er hatte der Genoveva von Paris versprochen, ir eine Kirche zu bauen, wenn er eine schwere Krankheit überlebte.
Der Genovevaberg ist heute ein Teil des Quartier Latin, des Universitätsviertels von Paris. Viele bekannte Einrichtungen und berühmte Schulen sind auf den Hängen des Bergs erbaut: die Sorbonne (die grösste und bekannteste Universität von Paris), das Collège de France, die ehemalige Ecole Polytechnique, die École Normale Supérieure, die frühere Fakultät für Jura, das Institut Curie, das Lycée Louis-le-Grand, das Lycée Saint Louis und das Lycée Henry IV. Viele Gebäude wurden auf den Grundstücken, auf denen sich vorher das Genovevakloster befunden hatte, errichtet.
[Bearbeiten] Geologie
[Bearbeiten] Höhe des Hüglels
2000 Jahre ununterbrochener Bautätigkeit machen es heute schwierig, den geologisch höchsten Punkt zu finden. Archäologen haben anhand von Grabungen festgestellt, dass die Römer bei der Bebaung sich an ein symmetrisches Schema aus einem Netz aus Quadraten mit zwei Hauptachsen hielten. Die Vermutung liegt daher nahe, dass der höchste Punkt zur Zeit der Römer sich im Zentrum dieses Netzes befunden haben muss. Konkret bedeutet dies, dass man vermutet, dass der höchste Punkt an der südöstlichen Ecke des Forums gelegen haben muss. Heute liegen dort in etwa die Hausnummern 172 et 174 der Rue Saint-Jacques. Daraus lässt sich ermitteln, dass der Genovevaberg ohne Bebauung an seiner höchsten Stelle 61 Meter über dem Meeresspiegel läge.
[Bearbeiten] Forschungs- und Bildungseinrichtungen
Auf dem Genovevaberg liegen zahlreiche Bildungs- und Forschungseinrichtungen.
- Das Collège de France
- Die École normale supérieure
- Das Lycée Henry IV
- Das Lycée Louis-le-Grand
- Das Lycée Saint-Louis
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Verwandte Artikel
[Bearbeiten] Links
- Satelitenfoto des Genovevabergs mit dem Pantheon (Google Map).