Niedergailbach
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Niedergailbach ist ein Ort im Bliesgau, einer Region im Saarland, und Ortsteil der Gemeinde Gersheim.
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[Bearbeiten] Geographie
Niedergailbach liegt im südlichsten Teil des Saarpfalz-Kreises in einem Seitental des Bliesgaues 2 km von der deutsch-französischen Grenze entfernt. Der Talkessel (220 m über dem Meerespiegel) wird umgeben von den Bergen Sperr, Buchenberg, Buchenbüsch und Galgenberg. Die höchste Erhebung ist der "Totenkopf" mit 374 m über dem Meeresspiegel. Durch die Gemarkung des Ortes fließen zwei Bäche, der namensgebende Gailbach und der Wallringerbach.
Geologisch gesehen liegt der Ort Niedergailbach in der sogenannten Saargemünd-Zweibrücker Trialsmulde. Für die Region besonders charakteristisch sind die Ablagerungen des Muschelkalks.
Nachbardörfer sind Gersheim, Reinheim und das lothringische Obergailbach.
[Bearbeiten] statistische Daten
Die früher selbständige Gemeinde Niedergailbach ist seit 1974 einer von neun Ortsteilen der Gemeinde Gersheim. Heute leben 581 Einwohner in Niedergailbach (Stand 2000). Die Gemarkung erstreckt sich über eine Fläche von 519 ha, davon sind 320 ha landwirtschaftliche Fläche, 130 ha Forst und 20 ha bebaute Ortslage. Es gibt 14 Vereine und Verbände.
[Bearbeiten] Geschichte
Die Grenzlage zu Frankreich prägte die Geschichte von Niedergailbach entscheidend. Häufiger Wechsel der territorialen Zugehörigkeit war das Schicksal des Bliesgaudorfes, das 1150 zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde (damals zugehörig zur Herrschaft Bitsch im Herzogtum Lothringen). Archäologische Funde zeugen jedoch davon, daß schon in der Steinzeit Menschen hier gelebt haben. Auch aus römischer Zeit fanden sich Siedlungsreste.
[Bearbeiten] Zeitleiste
1297 Im Rahmen eines Austauschvertrages Übergabe der Herrschaft Bitsch als Lehen an die Grafen von Zweibrücken
1606 Erneute Zugehörigkeit zum Herzogtum Lothringen - gemäß Vertrag mit der Grafschaft Hanau-Lichtenberg
1766 Anschluß an das Königreich Frankreich
1783 Wechsel Niedergailbachs in die Herrschaft Blieskastel (von der Leyen)
1814 Ausbruch einer Seuche (Hitzige Krankheit) mit vielen Todesfällen
1816 Territoriale Zugehörigkeit zum königlich-bayerischen Rheinkreis (Pfalz)
1914/18 Erster Weltkrieg; Abtrennung des Saargebietes gemäß Versailler Vertrag
1935 Nach der Saarabstimmung "Heimkehr" des Saargebietes in das Deutsche Reich
1939/45 Zweiter Weltkrieg: Zerstörung der Kirche und Schule sowie der meisten Häuser. Während des Krieges wurde die Dorfbevölkerung zweimal für längere Zeit in andere Regionen Deutschlands evakuiert.
1947 Erneuter politischer und wirtschaftlicher Anschluß an Frankreich
1957 Nach der Abstimmung über das zweite Saarstatut im Jahre 1955 politische Eingliederung in die Bundesrepublik Deutschland
1974 Verlust der kommunalen Selbständigkeit - seither Gemeindebezirk von Gersheim
[Bearbeiten] Dorfbild
Durch die Kriegseinwirkungen ist von der alten Bausubstanz in Niedergailbach nur wenig erhalten geblieben. 82% der Häuser waren teilweise stark beschädigt beziehungsweise zerstört. Von den rund 160 Häusern sind nur noch 13% von 1900, 13% aus dem Zeitraum zwischen 1900 bis 1940 und 70% stammen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts. Die alte Bausubstanz konzentriert sich im Bereich um die Kirche, Obere Straße und Bergstraße. Hinzu kommen die Gebäude der ehemaligen Mühle Folz.
Bei den älteren Gebäuden herrscht das Südwestdeutsche Einhaus vor. Die Wege von Haus und Scheune sind mit heimischen unbehauenen Kalksteinen gepflastert oder "gestückt". Zwischen den Zugängen liegen Grünflächen. Oft ist noch eine Bank und ein Hausbaum vorhanden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg löste sich Niedergailbach allmählich aus seiner bäuerlichen Struktur, ohne sie ganz zu verlieren.
[Bearbeiten] Denkmäler
[Bearbeiten] Kleine Steige
Bei der unter Denkmalschutz stehenden "Kleinen Steige" handelt es sich um eine Treppenanlage, die das Oberdorf mit dem Unterdorf verbindet. Sie wurde im 19. Jahrhundert von Niedergailbacher Bürgern aus Kalkstein errichtet. Kriegseinwirkungen und Verwitterung machten eine Restaurierung nötig.
[Bearbeiten] Dorfbrunnen
Nach Herstellung der Wasserversorung blieb von ehemals sechs öffentlichen Brunnen einer übrig. Dieser im Jahre 1758 ursprünglich errichtete Brunnen wird von einem Sandsteinobelisk geziert. Vom staatlichen Konservatoramt wird die Anlage als schützens- und erhaltenswertes Bauwerk eingestuft. Im Jahre 1990 wurde der Brunnentrog restauriert. Seit 1981 wurden im Ort drei neue Brunnen aus heimischen Materialien (Kalkstein und Sandstein) errichtet.
[Bearbeiten] Wegekreuze
- In der Bischof-Weis-Straße, am alten Dorfbrunnen, steht ein hohes, reich bebildertes Kreuz aus dem 18. Jahrhundert, das 1999 restauriert wurde. Den Schaft schmücken Reliefs von Maria und Johannes; auf dem Sockel ist Katharina mit Rad zu erkennen, während die Figur an ihrer Seite als Josef gedeutet werden kann.
- Ein weiteres, im Jahre 1756 errichtetes Sandsteinkreuz hat seinen Standort vor einem Bauernhaus in der "Obere Straße".
- Am Sperrweg, Gemarkung "Köpchen", erinnert ein Eichenkreuz an die Ermordung eines Niedergailbachers im vergangenen Jahrhundert.
- Aus Dankbarkeit errichtete im Jahre 1975 eine Niedergailbacher Bürgerin am Ende der Bergstraße ein Granitkreuz.
- Anfang der 1990er Jahre hat ein Niedergailbacher Bürger am Aufeldweg ein Holzkreuz errichten lassen.
- Ein Bildstock mit der Inschrift "Dreimal wunderbare/ Mutter von Schönstatt/ bitte für uns" steht an der Brücke über den Wallringerbach.
[Bearbeiten] Bräuche
[Bearbeiten] Kirmes
Das "höchste Fest" im Jahreskreis ist die traditionelle Gälbacher Zeltkirb, die am zweitletzten Augustwochenende mit Straußbuwe und Straußmäde, Kirwestrauß und Kirweredd gefeiert wird. Seit 33 Jahren veranstaltet die Arbeitsgemeinschaft der Ortsvereine die Kirb im Festzelt.
[Bearbeiten] Sebastianusfest und Gelöbnisprozession
Seit 1814 verehren die Niedergailbacher den Heiligen Sebastian. Als der damals 350 Einwohner zählende Ort von der sogenannten Hitzigen Krankheit heimgesucht wurde und viele Niedergailbacher starben, gelobten die Dorfbewohner eine Lichterprozession zu Ehren des Heiligen an dessen Festtag. Die Lichterprozession zur Marienkapelle wird seit 1914 alljährlich am letzten Sonntag im Mai (bis 1913 am Sonntag nach dem Sebastianustag) durchgeführt.
[Bearbeiten] Klepperbuwe
Am Karfreitag und Karsamstag, wenn die Glocken verstummen, ziehen die Messdiener und Messdienerinnen von alters her mit ihren Kleppern durch den Ort und kündigen das Morgen-, Mittag- und Abendgebet sowie die Gottesdienste an.
[Bearbeiten] Dreikönigssingen
Seit 31 Jahren gehen die Messdiener und Messdienerinnen am 6. Januar als Caspar, Melchior und Balthasar von Haus zu Haus und wünschen allen Hausbewohnern Glück für das Neue Jahr und sammeln Spenden.
[Bearbeiten] Wettbewerb "Unser Dorf soll schöner werden"
Niedergailbach hat seit 1966 immer wieder an diesem Wettbewerb teilgenommen und mehrfach gewonnen:
- 1990 die Goldmedaille auf Landesebene und die Silbermedaille auf Bundesebene,
- 2000 die Goldmedaille auf Landesebene
- 2001 die Goldmedaille auf Bundesebene
Ausschlaggebend war jeweils vor allem das rege Vereins- und Gemeinschaftsleben.
[Bearbeiten] Wappen
Das Wappen ist in ein Geviert geteilt. Oben rechts und unten links in Rot ein goldener Wellenbalken (der auf französischer Seite entspringende Gailbach (mundartlich "Gelbach") hat dem Ort seinen Namen gegeben). Oben links in Gold: ein roter Löwe (das Wappentier der Grafen von Zweibrücken-Bitsch). Unten rechts in Gold: ein gestümmelter roter Adler (das Wappentier der Herzöge von Lothringen).
Das Wappen des Ortsteiles symbolisiert einmal den Ortsnamen und zum anderen die terriotoriale Zugehörigkeit des Ortes über Jahrhunderte hinweg.
[Bearbeiten] Quellen
[Bearbeiten] Weblinks
Koordinaten: 49° 08' 02" N, 07° 12' 26" O