Parlamentspräsident
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Der Parlamentspräsident ist der Präsident eines Parlamentes. Seine genaue Rolle hängt von der Ausgestaltung des Amtes im jeweiligen Land ab: Während er in manchen Ländern kaum mehr als ein Veranstaltungsleiter ist, der lediglich für die formale Korrektheit der Parlamentssitzungen zu sorgen hat, gilt in anderen Ländern dieses Amt als hohes Staatsamt, zu dem zum Teil auch entsprechende Insignien gehören. In der Regel steht dem Parlamentspräsidenten das Hausrecht über das Parlamentsgebäude zu, ihm untersteht meist auch die Verwaltung des Parlaments durch entsprechende Beamte. Seine Aufgaben werden, je nach Land, durch die Verfassung, durch Gesetze oder durch Verordnungen bzw. Geschäftsordnungen geregelt.
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[Bearbeiten] Deutschland
In Deutschland erfüllt der Bundestagspräsident eine vergleichbare Aufgabe.
[Bearbeiten] Schweiz
In der Schweiz vergibt der Parlamentspräsident das Rederecht an die Parlamentarier. Jede Partei darf abwechselnd einen Präsidenten stellen. Er ist die wichtigste Person im Lande, obwohl er eine rein repräsentative Aufgabe hat.
[Bearbeiten] Großbritannien
In Großbritannien trägt der Vorsitzende des Unterhauses (House of Commons) den Titel Speaker. Er sitzt traditionsgemäß auf einem Thron und verfügt mit dem mace, einem vergoldetem Zepter, über ein Instrument, das seine Autorität symbolisiert. Das Amt existiert in England mit seiner langen parlamentarischen Tradition seit 1258. Da der Speaker zu Neutralität verpflichtet ist, kann er als eine Art vermittelnde Instanz gesehen werden; sie trug zur Ausbildung einer parlamentarischen Diskussionskultur dadurch entscheidend bei, dass es Usus wurde, bei Debatten den politischen Gegner nicht persönlich zu attackieren, sondern dies indirekt in Form einer Rede geschah, die sich formell an den Speaker richtete. Die reale politische Macht des britischen Speakers ist allerdings vergleichsweise gering. Gegenwärtiger Amtsinhaber ist Michael Martin.
[Bearbeiten] Vereinigte Staaten von Amerika
In der USA trägt der Präsident des Repräsentantenhauses ebenfalls den Titel Speaker. Er hat das dritthöchste Amt im Staat nach Präsident und Vizepräsident inne und würde das Amt des Staatspräsidenten für den Fall antreten, dass beide ausfallen. In der anderen Kammer, dem Senat, liegt der Vorsitz in den Händen des Vizepräsidenten der USA, der normalerweise kein Stimmrecht in dieser Kammer hat, außer im Falle eines Gleichstandes; dann ist seine Stimme maßgebend. Da in der Vergangenheit Demokraten und Republikaner zum Teil tatsächlich gleichviel Senatoren stellten, kam dem Vizepräsidenten hier also die Rolle des Züngleins an der Waage zu.
[Bearbeiten] Russland
Die russische Staatsduma wird von einem Präsidenten (russ. Председатель Государственной Думы) geleitet, der über 8 Stellvertreter verfügt. Das Amt wurde 1994 geschaffen. Die Wahl zum Parlamentspräsidenten erfolgt in einer Kampfabstimmung. Gegenwärtiger Inhaber des Amtes ist seit 2003 Boris Gryslow von der Partei Einiges Russland. Seine Vorgänger waren Iwan Rybkin (1994-1996, Agrarpartei) und Gennadi Selesnjow (1996-2003, KPRF 1996-2002, Unabhängig 2002-2003).