Philadelphia-Chromosom
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Das Philadelphia-Chromosom wurde im Jahre 1960 von Nowell und Hungerford als erste konstant auftretende chromosomale Veränderung in Tumorzellen bei Patienten mit chronischer myeloischer Leukämie beschrieben. Sie fanden ein verkürztes Chromosom 22, das sogenannte Philadelphia-Chromosom, auch Ph1 genannt.
Der Name weist auf den Ort hin, in dem diese Entdeckung gemacht wurde. Im Jahre 1973 konnte gezeigt werden, dass dieses Chromosom durch einen Austausch von genetischem Material zwischen dem langen Arm von Chromosom 9 und Chromosom 22 entsteht (Rowley). Durch diese reziproke Translokation t(9;22) gelangt das ABL-Gen auf Chromosom 9 in die Nachbarschaft zum BCR-Gen auf Chromosom 22. Das dadurch neu entstandene BCR-ABL-Gen wird in der Zelle transkribiert, d.h. es entsteht ein neues Protein (BCR-ABL-Genprodukt). Dieses Protein besitzt enzymatische Funktionen u.a. als Tyrosinkinase.
Die genauen Mechanismen, wie das BCR-ABL-Genprodukt am Prozess der Transformation der normalen Zelle in eine Leukämiezelle beteiligt ist, sind Gegenstand der Forschung. Mit Hilfe von Imatinib, einem Hemmer der BCR-ABL Tyrosinkinase, ist es heute möglich, bei der CML länger andauernde Remissionen zu erreichen (siehe chronische myeloische Leukämie). Es wird auch bei der Ph1+ akuten lymphatischen Leukämie eingesetzt.
[Bearbeiten] Literatur
- Nowell, PC, Hungerford, DA.: A minute chromosome in human granulocytic leukemia. Science 1960; 132:1497.
- Rowley, JD.: A new consistent chromosomal abnormality in chronic myelogenous leukaemia identified by quinacrine fluorescence and Giemsa staining. Nature 1973; 243:290.