Rüstungsindustrie
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Die Rüstungsindustrie ist ein Wirtschaftszweig, der in Europa und den USA etwa 1850 eine eigenständige Industrie wurde. Ausgangspunkt für die Entwicklung der Rüstungsindustrie waren Kanonengießereien und Büchsenmacher.
Hergestellt werden Rüstungsgüter. Je nach Geschäftsfeld werden Kriegsschiffwerften, Panzerschmieden und Luft- und Raumfahrtindustrien unterschieden.
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[Bearbeiten] Geschichte
Die Rüstungsindustrie entwickelte sich im Laufe der Industrialisierung in Westeuropa im 19. Jahrhundert stetig weiter. Am Anfang standen einzelne Betriebe wie Kanonengießereien oder Büchsenmacher, daraus entwickelten sich im Laufe der Jahre große und sehr vielseitige Großbetriebe wie zum Beispiel Rheinmetall oder Krupp. Neben der Produktion von Handfeuerwaffen gewann die Herstellung von Großgeräten für die Infanterie immer mehr an Bedeutung.
Die Aufstellung einer kaiserlichen Marine vor dem ersten Weltkrieg sicherte in Deutschland den aufstrebenden Firmen Aufträge und Ausbau ihrer Kapazitäten. 1898 beschloss der Reichstag ein neues Flottengesetz, welches den weiteren Ausbau festlegte.
Nach dem Ersten Weltkrieg wurden der Rüstungsindustrie Deutschlands im Versailler Vertrag enge Grenzen gesetzt, da die Waffenproduktion international überwacht und der Waffenexport vollständig verboten wurde. Der Nationalsozialismus bescherte ihr mit seiner Aufrüstungs- und Kriegspolitik ein enormes Wachstum. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Rüstungsindustrie 1945 im Rahmen der Demilitarisierung Deutschlands aufgelöst. In der Bundesrepublik Deutschland erlebte sie im Rahmen von Westintegration und Wiederbewaffnung in der Mitte der 1950er Jahre eine neue Blüte.
In der Vergangenheit nahmen Rüstungsindustrielle mehrfach Einfluss auf das politische Geschehen, um die Bedingungen für ihr Gewerbe zu verbessern. Dabei kam es auch zu illegalen Schmiergeldzahlungen von Rüstungslobbyisten, wie im Fall des Waffenhändlers Karlheinz Schreiber, dem Staatssekretär Ludwig-Holger Pfahls und anderen Politikern.
In den Reihen der Friedensbewegung, der Friedensforschung aber auch der Gewerkschaften werden seit den 1980er Jahren Konzepte der Rüstungskonversion entwickelt, wie der Übergang von militärischer zu ziviler Produktion gestaltet werden kann. Diese Konzepte werden zur Zeit nicht umgesetzt, es ist eher der gegenläufige Trend zu beobachten. Durch die Aufrüstung im Zuge des Krieg gegen den Terror expandiert die Rüstungsindustrie. Unternehmen, die militärische und zivile Produkte herstellen, versuchen teilweise den zivilen Anteil zu verkaufen (z.B. BAE Systems will seinen Airbusanteil verkaufen) oder den militärischen Anteil zu erhöhen.
[Bearbeiten] Kategorisierung
Die Rüstungsindustrie kann in drei Hauptkategorien aufgeteilt werden.
- Unternehmen zur Herstellung von schwerem Gerät
Diese Unternehmen stellen Panzer, Artillerie, Kriegsschiffe und sonstiges schweres Kriegsgerät her. Ihre Produkte sind fast ausschließlich zum militärisch Einsatz bestimmt.
- Unternehmen zur Herstellung von leichtem Gerät
Diese Unternehmen stellen Gewehre, Pistolen, sonstige leichte Waffen, Feldausrüstung und Infanterieausrüstung her. Ihre Produkte finden teilweise auch eine zivile oder polizeiliche Verwendung.
- Unternehmen zur Herstellung von ABC-Waffen
Diese Unternehmen stellen atomare, biologische und chemische Waffen her. Sie befinden sich meist im staatlichen Besitz oder unter staatlicher Kontrolle.
[Bearbeiten] Waffenexport
Viele Staaten der Welt besitzen zur Zeit keine eigene Waffenindustrie und sind so auf den sogenannten Waffenimport angewiesen. Die größten Waffenlieferanten der Welt sind die Vereinigten Staaten von Amerika, gefolgt von Großbritannien, Russland, Ukraine, Frankreich und Deutschland [1]. All diese Länder besitzen hochentwickelte Rüstungsbetriebe und stehen im gegenseitigen Konkurrenzkampf um die neuesten und wirkungsvollsten Waffensysteme.
Land | 2004 | 1990 |
---|---|---|
USA | 18,5 Mrd. $ | 5,4 Mrd. $ |
Russland | 4,6 Mrd. $ | 6,2 Mrd. $ |
Frankreich | 4,4 Mrd. $ | 2,1 Mrd. $ |
Großbritannien | 1,9 Mrd. $ | 985 Mio. $ |
Deutschland | 900 Mio. $ | 1,1 Mrd. $ |
Kanada | 900 Mio. $ | 543 Mio. $ |
China | 700 Mio. $ | 125 Mio. $ |
Israel | 500 Mio. $ | 283 Mio. $ |
Die Zahlen sind in US-Dollar.[2] [3]
[Bearbeiten] Große Rüstungsbetriebe
[Bearbeiten] Deutschland
- EADS (European Aeronautic Defence and Space Company)
- Airbus - Flugzeuge z. B. Airbus A400M
- Eurocopter - Hubschrauber Tiger
- Military Aircraft - Eurofighter, Mako
- Diehl - Munition, Flugkörper, Kampfwertsteigerung, Trainingssysteme
- Bodenseewerk Gerätetechnik - Lenkflugkörper, Eurofighter, Airbus
- Heckler & Koch - Pistolen, Maschinenpistolen und Gewehre
- Krauss-Maffei Wegmann - Rad- und Kettenfahrzeuge
- Lürssen - Fregatten und Korvetten
- Rheinmetall AG - Munition, Panzer und Militärfahrzeuge
- Mauser-Werke - Maschinenkanonen
- Oerlikon-Bührle
- Schmeisser Suhl GmbH
- ThyssenKrupp AG
- HDW - Kriegsschiffe
- Nordseewerke - U-Boote
- Blohm & Voss - Kriegsschiffe
- Kockums
- Helenic Shipyards
- Carl Walther GmbH
- VARTA
- Dynamit Nobel Defence GmbH
Siehe auch:
[Bearbeiten] Belgien
[Bearbeiten] Großbritannien
- BAE Systems - Kriegsschiffe, U-Boote, Panzer, Flugzeuge, Raketen, Elektronik, Satelliten, etc.
- Alvis (2004 durch BAE übernommen) - Gepanzerte Fahrzeuge, Panzer z.B. Challenger 2
- United Defense - Panzer
- Cobham - Flugzeuge, Hubschrauber, Elektronik
- GKN - Gepanzerte Fahrzeuge, Hubschrauber
- Griffon Hovercraft - militärische Luftkissenfahrzeuge
- Hunting Defence - Raketen, Elektronik, Satelliten
- QinetiQ - Elektronik, Kriegsschiffe z.B. RV Triton
- Smith Industries - Elektronik
- Swan Hunter - Kriegsschiffe
- Rolls Royce - Gepanzerte Fahrzeuge, Triebwerke, Motoren
- Ultra Electronics - Elektronik
- VT Group - Kriegsschiffe
- Westland Aircraft - Hubschrauber z.B. Lynx und Sea King
- Enfield - Gewehre und Pistolen z. B. SA 80
[Bearbeiten] Italien
- Beretta - Pistolen und Gewehre
- Finmeccanica
- Oto Melara - Schiffsgeschütze und Panzer
- Alenia - Militärische Frachtflugzeuge
- Aermacchi - Militärische Trainingsflugzeuge
- Fincantieri
[Bearbeiten] Polen
- Bumar Ltd. - Panzer
[Bearbeiten] Russland
- MiG - Flugzeuge
- Mil - Hubschrauber
- Suchoj - Kampfjets
- Jakowlew - Trainingsflugzeuge
- Almaz-Antei
- IRKUT - Flugzeuge, Avionik
- Admiralswerft
- Ufa MPO
[Bearbeiten] USA
- Boeing - Kampfflugzeuge und Bomber z.B. Boeing B-52, B-2 Spirit
- Lockheed Martin - Kampfjets, Kriegsschiffe
- Colt Manufacturing - Infanteriewaffen z.B. M16A2
- Raytheon
- Northrop Grumman - AEW-Flugzeuge, Drohnen, Bomber
- General Dynamics
- MOWAG - Panzer
- Steyr-Daimler-Puch Spezialfahrzeug - Panzer, Geschütztürme
- Electric Boat Corporation - U-Boote
- Bath Iron Works - Kriegsschiffe
- Honeywell
- Halliburton
- United Technologies
- Sikorsky Aircraft Corporation - Hubschrauber
- General Electric
- Rockwell Collins
- Textron
- Goodrich
- L-3 Communications - Kommunikation
- General Atomics - Drohnen
- Harris Corporation - Kommunikation
[Bearbeiten] Schweiz
- Schweizerische Industrie-Gesellschaft (Gewehre)
- Pilatus
- RUAG
[Bearbeiten] Tschechische Republik
- Česká Zbrojovka (Handfeuerwaffen)
[Bearbeiten] Österreich
- Schiebel - Minensuchgeräte, Hubschrauberdrohnen
- Glock - Pistolen
- Steyr Mannlicher - Gewehre
[Bearbeiten] Frankreich
- DCN - Kriegsschiffe
- Thales Group - Kriegsschiffe
- SAFRAN - Strahltriebwerke für Kampfjets
- Dassault Aviation - Kampfjets
- GIAT Industries
[Bearbeiten] Japan
- Mitsubishi Heavy Industries
- Kawasaki Heavy Industries
- Mitsubishi Electric
- NEC
- Toshiba
- Komatsu
[Bearbeiten] China
[Bearbeiten] Schweden
[Bearbeiten] Spanien
- IZAR - Kriegsschiffe
- Indra Sistmas
[Bearbeiten] Israel
- Israel Aircraf Industries
- Elbit Systems
- Israel Military Industries
[Bearbeiten] Norwegen
- Kongsberg - Raketen
[Bearbeiten] Finnland
- Patria - Panzer
[Bearbeiten] Brasilien
- Embraer - Aufklärungsflugzeuge, Trainingsflugzeuge (auche leichte Erdkämpfer)
[Bearbeiten] Afrika
Siehe: Rüstungsindustrie in Afrika
[Bearbeiten] Quellen
- ↑ International Institute for Strategic Studies: The Military Balance 2004-5. 5, 2004.
- ↑ Congressional Research Service: http://www.fas.org/sgp/crs/natsec/RL33051.pdf. 11. Oktober 2006.
- ↑ Stockholm International Peace Research Institute: Yearbook 2005. ISBN 0-19-928401-6