Ribat
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Ribat رباط / ribāṭ /„Festung“ ist die arabische Bezeichnung für Grenzbefestigungen an der Grenze des islamischen Gebietes (Dar al-Islam) zur Durchführung des kriegerischen Dschihad. Das Wort ribat ist ein nomen actionis und bezeichnet somit eine Tätigkeit im Sinne von "an der Grenze stationiert sein". Die nordafrikanischen Lokalhistoriker und Biographen, die die Ribats detailliert beschreiben,verwenden den Begriff ausschließlich in diesem Sinne. Derjenige, der sich auf diesem Posten aufhält, ist ein murābiṭ. Der Ribat ist zugleich auch der Ort, wo die Muslime ihre Reittiere versammelt und festgebunden (rabaṭa) hatten; seine Entstehung ging somit auf die religiöse Pflicht des Dschihad, auf die militärische Ausbreitung des islamischen Gebietes und dessen Verteidigung zurück. Diese militärischen Festungen boten auch den Bewohnern der gefährdeten Gebiete weitgehenden Schutz.
Das Bauen einer Festung, oder die Erweiterung eines bestehenden Ribats galt als frommes Werk. Sie entstanden entlang der Demarkationslinie zu den nichtislamischen Gebieten (Dar al-Harb): im islamischen Osten nannte man sie misr (Pl.amsār) im islamischen Westen und in al-Andalus hießen sie thaghr (Pl.thughur). Die Bewohner der Festungen waren nicht nur kampfbereite Soldaten, sondern auch Gelehrte, die sich der moralischen Unterstützung der Kämpfer widmeten.
Der erste Ribat in Nordafrika ist gegen Ende des 8. Jahrhunderts in Monastir an der Mittelmeerküste errichtet worden. Lokalen Überlieferungen zufolge war der Aufenthalt in Monastir besonders verdienstvoll: "Monastir ist eines der Tore des Himmelreichs" heißt es in einem auf den Propheten Mohammed zurückgeführten Spruch. Der Ribat von Monastir ist eine Gründung des Emirs von Ifrīqiyā Harṯama b.Aʿyan (gest.796) auf den Resten einer byzantinischen Klosteranlage. Mosaikenreste, die man während Renovierungsarbeiten neben den Fundementen des Turms aufgefunden hatte, sind zugeschüttet worden. Die Zisternen stiftete der Aghlabidenherrscher Aḥmad (gest.863); da aber die Gelder aus dem Besitz des Herrschers - somit aus dubioser Quelle - kamen, weigerten sich manche Asketen, die sich dort als murābiṭūn aufgehalten haben, das Wasser aus diesen Zisternen zu trinken.
Der militärische und religiöse Charakter des Ribats drückt sich auch in der Architektur aus. Der in seiner Originalform am besten erhaltene Ribat von Sousse aus der Zeit der Aghlabiden hatte im Obergeschoss eine Moschee mit Wohneinheiten und einem Wehrturm, während im Erdgeschoss Lagerräume um den weiten Innenhof angeordnet waren.
Das islamische Befestigungssystem durch Ribats reichte geographisch bis an die Grenzen der Provinz Guadalajara (Wādī ʾl-Ḥiǧāra) in Zentralspanien. Ende des 9. Jahrhunderts beteiligten sich muslimische Truppen aus dieser Region an dem Dschihad gegen Alfonso III.
[Bearbeiten] Literatur
- Alexandre Lézine: Sousse. Les monuments musulmans. Editions Ceres Productions. Tunis (o.J.).
- Alexandre Lézine: Le ribat de Sousse, suivi de notes sur le ribat de Monastir. Tunis 1956.
- Alexandre Lézine: Deux villes d'Ifriqiya. Paris 1971.
- Idris, Hadi Roger: Contribution à l'histoire de 'l-Ifriqiya. In: Revue des Etudes Islamiques 9 (1935) 104-178; 273-305; 10 (1936) 45-104.
- L'Art Islamique en Méditerranée Tunisie Ifriqiya . Treize Siècles d'Art et d'Architecture en Tunisie. ISBN 2744901660