Richard Fleischer
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Richard Fleischer (* 8. Dezember 1916 in Brooklyn, New York; † 25. März 2006 in Woodland Hills, Los Angeles) war ein US-amerikanischer Regisseur und Oscar-Preisträger.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Leben und Werk
Richard Fleischer war der zweite Sohn des Stummfilm-Pioniers und Zeichentrickfilm-Regisseurs Max Fleischer und Essie Fleischer. Er studierte Psychologie an der Brown University und belegte medizinische Kurse, um ein Psychiater werden zu können. Nebenbei beschäftigte er sich mit dem Musicaltheater, danach wechselte er zur Yale Drama School. Fleischer organisierte dort eine Universitätstheatergruppe, die durch die Hotels von New England tourte. Dabei entdeckte ihn 1942 ein Talentscout von RKO-Pathé Pictures, wo er dann Skripte für Wochenschauen schrieb. Wegen des 2. Weltkrieges wurde er in die US Air Force eingezogen, nach Kriegsende erhielt er 1945 in Hollywood eine Anstellung als Regisseur in der B-Picture-Abteilung bei RKO Picture. Für seinen Dokumentarfilm Design for Death (1947) wurde er 1948 mit einem Oscar ausgezeichnet. Darin zeigte Fleischer die politischen und ökonomischen Einflüsse auf, die die Japaner zum Überfall auf Pearl Harbor getrieben hatten.
Sein Lebenswerk ist auf kein bestimmtes Genre einzugrenzen. Er drehte Western, Kriminalfilme sowie Horror- und Science-Fiction-Filme. Stets zeigte sich in Fleischers Filmen die perfekte Beherrschung des Handwerks, gepaart mit der Fähigkeit, Themen visuell wie dramaturgisch innovativ zu vermitteln.
[Bearbeiten] Widerstände
Zeitlebens hatte auch ein Profi wie Fleischer gegen die Allmacht der Studiobosse anzukämpfen. Diese und andere Schwierigkeiten nahm er allerdings als Herausforderung an, die ihn meist auch zu seinen besten Arbeiten antrieben. Exemplarisch ist dafür sein künstlerischer Durchbruch mit The Narrow Margin / Um Haaresbreite (1952), einem Thriller, der hauptsächlich in einem Zugabteil spielt und der dennoch von einigen Film-Kritikern wie Leonard Maltin als eines der besten B-Movies überhaupt eingeschätzt wird [1]. Seine RKO-Vorgesetzten weigerten sich aus Kostengründen, einen echten Zugwaggon anzuschaffen. Auf diese Weise setzte er verschiedene Techniken wie die Handkamera ein, um den Realitätsverlust kompensieren zu können. 1947 wurde Howard Hughes der neue Studio-Chef von RKO, er entließ 700 Angestellte und schaute sich grundsätzlich jeden Film vor seiner Veröffentlichung an. Hughes wollte, dass Fleischer The Narrow Margin nochmals drehte, doch Fleischer blieb standhaft.
Auch sein nächster großer Erfolg 20000 Meilen unter dem Meer (1954) gelang nur mit Hilfe des lebenslangen geschäftlichen Erzrivalen seines Vaters, Walt Disney, dessen Name nie im Hause Fleischers Erwähnung fand. Fleischer fragte zwar zuvor seinen Vater um sein Einverständnis für diese Roman-Verfilmung von Jules Verne, doch dieser stellte die Erfolgschance für seinen Sohn rigoros über sein Ressentiment: „You didn't have to call me. You go right ahead and take the job.“
Bei der Verfilmung einer Biographie Che Guevaras strichen ihm die Studiobosse kurzerhand alle Passagen, die dessen politische Position erklärten. Da es jedoch sein Grundsatz war, nicht aufzugeben trotz aller Widrigkeiten, kündigte er nicht und drehte bis zum Schluss.
[Bearbeiten] Meilensteine
Der Science-Fiction-Film Die phantastische Reise (Fantastic Voyage) durch die Blutbahnen des menschlichen Körpers in einem Miniatur-U-Boot verlegte die Raumfahrt vom Makrokosmos des Weltalls in den Mikrokosmos der Humanbiologie. Für diese dramatische Navigation im Körperinneren konnte Fleischer auch an seine medizinischen Kenntnisse aus dem Studium anknüpfen.
Doktor Dolittle (Dr. Dolittle,1966) nach Motiven der Kinderbücher wie Doktor Dolittle und seine Tiere von Hugh Lofting entstanden) war einer der erfolgreichsten Musical-Filme seiner Zeit.
Zu Fleischers weiteren wesentlichen Werken zählt heute auch Der Frauenmörder von Boston (The Boston Strangler, 1968), der nach einem authentischen Fall die Jagd nach einem geistig gestörten Frauenmörder schildert. Die hier ausgiebig benutzte Split Screen-Technik fügt sich zur Erzählung von der verwirrten Psyche des Täters und der aufreibenden Arbeit der Polizeibeamten. Fleischers Film bietet am Schluss kein erlösendes Ende, die Polizisten sind keine Helden und der Täter kein Monster.
Noch pessimistischer gehalten ist Jahr 2022 ... Die überleben wollen (Soylent Green), eine düstere Zukunftsvision. In diesem Endzeit-Drama wird eine ethisch korrumpierte, militarisierte und überbevölkerte Gesellschaft beschrieben, die heimlich Menschen als Nahrungsmittel missbraucht, weil die Ozeane leergefischt sind und nicht mehr genug Lebensmittel produziert werden können.
[Bearbeiten] Personalien
Während seiner Karriere arbeitete er mit Schauspielern wie Richard Attenborough, Charles Bronson, Tony Curtis, Henry Fonda, Rex Harrison, Robert Mitchum, Kirk Douglas, Meg Ryan und Arnold Schwarzenegger, der unter Fleischers Regie in Conan der Zerstörer spielte.
Er hinterlässt seine Frau Mary Dickson Fleischer (Los Angeles) und seine drei Kinder Bruce Fleischer (State College, Pennsylvania), Mark Fleischer (Los Angeles) und Jane Reid (Oakland, Kalifornien) sowie fünf Enkelkinder. Fleischers Sohn Max wurde nach dem Großvater benannt.
[Bearbeiten] Auszeichnungen
- 1948 – Oscar für den besten langen Dokumentarfilm Design for Death (1947), zusammen mit Theron Warth
- 2003 – Ernennung zur „Disney-Legende“ („Disney-Legend“)
[Bearbeiten] Filmographie
- 1949: Die Menschenfalle (Trapped)
- 1948: Das ist also New York (So this is New York)
- 1952: Mein Sohn entdeckt die Liebe (The happy time)
- 1952: Um Haaresbreite (The Narrow Margin)
- 1953: Arena
- 1954: 20000 Meilen unter dem Meer (20.000 leagues under the sea) - nach dem gleichnamigen Roman von Jules Verne - mit Kirk Douglas, James Mason und Peter Lorre
- 1955: Sensation am Sonnabend (Violent Saturday) - mit Victor Mature
- 1956: Bandido - mit Robert Mitchum
- 1956: Feuertaufe (Between heaven and hell) - mit Robert Wagner
- 1955: Das Mädchen auf der roten Samtschaukel (The girl in the red velvet swing)
- 1958: Die Wikinger (The vikings) - mit Kirk Douglas, Tony Curtis, Ernest Borgnine und Janet Leigh
- 1958: Tausend Berge (These thousand hills) - mit Don Murray und Lee Remick
- 1959: Der Zwang zum Bösen (Compulsion)
- 1960: Das große Wagnis (The big gamble)
- 1960: Drama im Spiegel (Crack in the mirror)
- 1962: Barabbas (Barabbas) - mit Anthony Quinn und Silvana Mangano
- 1966: Die phantastische Reise (Fantastic voyage) - mit Stephen Boyd und Raquel Welch
- 1967: Doctor Dolittle (Doctor Dolittle) - mit Rex Harrison
- 1968: Che! - mit Omar Sharif und Jack Palance
- 1968: Der Frauenmörder von Boston (The Boston strangler) - mit Tony Curtis und Henry Fonda
- 1969: Tora! Tora! Tora! (Tora! Tora! Tora!)
- 1970: John Christie, der Frauenwürger von London (10 Rillington Place)
- 1971: Stiefel, die den Tod bedeuten (Blind terror)
- 1971: Wen die Meute hetzt (The last run)
- 1972: Polizeirevier Los Angeles Ost (The new centurions)
- 1973: ... Jahr 2022 ... Die überleben wollen (Soylent Green) - mit Charlton Heston und Edward G. Robinson
- 1973: Der Don ist tot (The Don is dead) - mit Anthony Quinn
- 1973: Vier Vögel am Galgen (The spikes gang) - mit Lee Marvin
- 1974: Das Gesetz bin ich (Mr. Majestyk)
- 1975: Mandingo - mit James Mason
- 1976: Die unglaubliche Sarah (The incredible Sarah) – mit Glenda Jackson
- 1977: Der Prinz und der Bettler (The prince and the pauper) - nach einer Erzählung von Mark Twain - mit Oliver Reed und Raquel Welch
- 1978: Ashanti (Ashanti) - mit Michael Caine, Peter Ustinov, Kabir Bedi und Omar Sharif
- 1980: The Jazz Singer - mit Neil Diamond und Laurence Olivier
- 1982: Der Fighter (Tough enough) – mit Dennis Quaid
- 1983: Amityville III
- 1984: Conan der Zerstörer (Conan the destroyer) - mit Arnold Schwarzenegger und Grace Jones
- 1985: Red Sonja (Red Sonja) - mit Arnold Schwarzenegger und Brigitte Nielsen
- 1987: Die 4-Millionen-Dollar-Jagd (Million Dollar Mystery)
- 1989: Call from Space - mit Ferdy Mayne
[Bearbeiten] Literatur
- Fleischer, Richard: Just Tell Me When to Cry. A Memoir, New York: Carroll & Graf 1993, 349 S., Ill. (Begegnungen mit Filmgrößen)
- Fleischer, Richard: Out of the inkwell. Max Fleischer and the animation revolution. Vorwort von Leonard Maltin. Lexington: Univ. Press of Kentucky 2005, XII, 184 S., Ill., ISBN 0-8131-2355-0
- Wakeman, John (Hrsg.): World Film Directors, Vol. One, 1890 - 1945, New York: H.W. Wilson, 1987, S. 345 - 351. (Biographie)
[Bearbeiten] Zitate
- „The old school had something going for it. If you made it through hit pictures, you were nicely taken care of by the studio. If you didn't, you were nicely ushered out the door.“ (Los Angeles Magazine, 2004) [2]
- „Deadlines were obviously very tight. We had one day to turn thousands of feet of material into one reel, plus do the research and write the commentary. It gave you an instinct: Even now I can run a piece of film and know to the nearest frame where to cut it. Nowadays, a film school can show you what to do, but nothing concentrates the mind like doing it for paying customers.“ (Guardian) [3]
[Bearbeiten] Weblinks
- Richard Fleischer in der Internet Movie Database
- „Conan director Fleischer dies, 89“, BBC, 26. März 2006
- „Der letzte Handwerks-Meister“, Die Presse, 27. März 2006
- Obituaries. Richard Fleischer, 89; Director of '20,000 Leagues,' 'Tora! Tora! Tora!', Los Angeles Times, 27. März 2006
- Prolific Director Richard Fleischer, 89, Washington Post, 27. März 2006
- „Phantastische Reise“, Frankfurter Rundschau, 28. März 2006
Personendaten | |
---|---|
NAME | Fleischer, Richard |
KURZBESCHREIBUNG | US-amerikanischer Regisseur |
GEBURTSDATUM | 8. Dezember 1916 |
GEBURTSORT | Brooklyn/New York |
STERBEDATUM | 24. März 2006 |
STERBEORT | Woodland Hills (Kalifornien) |