Rot-Schwingel
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Rot-Schwingel | ||||||||||||
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Systematik | ||||||||||||
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Wissenschaftlicher Name | ||||||||||||
Festuca rubra agg. | ||||||||||||
L. |
Der zu den Süßgräsern gehörende Rot-Schwingel (Festuca rubra agg.) umfasst aufblühzeitlich und morphologisch differenzierbare Sippen, bei denen Unterschiede im Aussehen, der Gestalt, der Größe und Wuchshöhe, der Blattlänge, der Ährchengröße und ökologische Präferenzen verschiedenartig sind. Der ausdauernde Rot-Schwingel ist immergrün, er überdauert den Winter als Hemikryptophyt. Vegetativ vermehrt er sich durch unterirdische Ausläufer. Die kurzlebigen Samen sind Lichtkeimer.
[Bearbeiten] Verwendung
Der Rot-Schwingel ist ein gutes Futtergras. Mittlerweile gibt es viele Kultursorten, die für ganz unterschiedliche Dinge benutzt werden können. So gibt es nicht nur Sorten, die zur Befestigung auf Salzwiesen wachsen können, sondern auch Sorten, die als Gartengräser verwendet werden. Vor allem werden die Kultursorten jedoch für die Begrünung von Sandflächen, auf Bergweiden als Futtergras, als Bodenbefestiger und als Rasenbildner z.B. für Sportrasen verwendet werden können.
[Bearbeiten] Vorkommen
Der Rot-Schwingel blüht im Juni und Juli und ist auf feuchten Wiesen und Weiden, an Ruderalstellen wie Wegränder, auf Schutt oder an Bahnanlagen zu finden. Er kommt jedoch auch am Ufer von Gewässern, auf Halbtrocken- und Silikatmagarrasen und auf Binnendünen und Dünen der Küsten vor, wo er sogar eine leichte Salztoleranz aufweisen kann. Er ist über die gesamte Nordhemisphäre in den Gemäßigten Zonen verbreitet. In ganz Deutschland und Teilen Europas ist er häufig. Im antarktischen Raum, Australien und Teilen Amerikas gilt er als Neophyt und wurde vom Menschen dort eingeschleppt.
[Bearbeiten] Morphologische Merkmale
Der Rot-Schwingel ist ein 20 cm bis 1 m groß werdenes Süßgras. Er bildet relativ kurze Ausläufer aus und wächst daher locker- bis dicht rasenförmig. Einige Kleinarten können auch in Horsten wachsen. Der Rot-Schwingel bildet charakteristische borstenförmige Grundblätter aus, die sich nicht entfalten. Die mittleren und oberen Blätter des Halmes sind flach und hohlkehlig. Die Blattscheiden sind etwas zerfasernd und weisen keine seitliche Öhrchen auf. Zudem sind sehr kurze Blatthäutchen vorhanden. Die Rippen der Blattoberseite sind rauh und höchstens locker flaumig behaart. Sklerenchymbündel fehlen auf der Blattoberseite oder sind sehr klein. Auf der Blattunterseite stehen sie in eng begrenzten, dünnen Gruppen. Die Ährchen sind 6,5 bis 11 mm lang, oft rötlich oder bräunlich gefärbt, im Hochgebirge manchmal sogar schwarz-violett. Sie sind vier- bis sechsblütig. Die Deckspelzen sind 3 bis 7 mm lang und besitzen eine Granne
[Bearbeiten] Klein- und Unterarten
Zu den Rot-Schwingeln (Festuca rubra agg.) werden verschiedenste Kleinarten und Unterarten gezählt.
[Bearbeiten] Horst-Schwingel (Festuca nigrescens)
Der Horst-Schwingel hieß ehemals F. rubra subsp. commutata und wächst charakteristisch dichthorstig, ist kalkmeidend und wächst auf Wiesen und Weiden bis in die montanen Regionen der Gebirge, kommt jedoch auch im Flachland z.B. auf Magerrasen und Gebüschrändern vor. Er besitzt weichhaarige Blattscheiden und hohlkehlige bis borstliche Grundblätter, die im Durchschnitt nur max. 1 mm lang sind. Die wenigährige Rispe ist sowohl vor als auch nach der Blütezeit, die ebenfalls im Juni und Juli liegt, zusammengezogen. Der Horst-Schwingel wird nur etwa 70 cm groß.
[Bearbeiten] Vielblütiger Rot-Schwingel (Festuca heteromalla)
Der Vielblütige Rot-Schwingel hieß früher F. rubra subsp. fallax. Seine Ährchen sind, wie der deutsche Name bereits vermuten lässt, vielblütig (mindestens 8-blütig). Er besitzt bei Trockenheit gefaltete Blätter, die sich bei Feuchtigkeit wieder entfalten können. Dies geschieht durch Entfaltungszellen, die deutlich ausgebildet sind. Hierbei handelt es sich um stark vergrößerte Oberhautzellen am Grund der Furchem im Blatt, die bei Feuchtigkeit quellen oder Wachstumsbewegungen vollziehen können. Der Vielblütige Rot-Schwingel besitzt oft behaarte Blattscheiden, die fast bis oben geschlossen sind, die untersten sind oft zerfasernd. Die lockere große Rispe ist 9 bis 15 cm lang und besitzt viele Ährchen, die mindestens 8-blütig und etwa 1 cm lang sind. Sie weisen eine kleine Granne der Deckspelze auf. Der Vielblütige Rot-Schwingel blüht im Juni und Juli und wächst an Waldrändern und auf frischen oder feuchten Wiesen.
[Bearbeiten] Haarblättriger Schwingel (Festuca trichophylla)
Der graugrün gefärbte Haarblättrige Schwingel war ehemals F. rubra subsp. trichophylla. Er besitzt fadenförmige, borstige Grund- und Halmblätter, die kahle Blattscheiden aufweisen und stark zerfasern. Die länglich lineare Rispe wird bis 12 cm lang und weist sehr dünne Ästchen auf, an denen etwa 7 mm große Ährchen stehen. Die linearlanzettliche Deckspelze ist etwa 4 mm lang, stachelspitzig und kurz. Sie besitzt eine etwa 0,7 mm lange Granne. Die Pflanze blüht im Juni und Juli und wächst bevorzugt auf Magerrasen und wechselfeuchten Wiesen.
[Bearbeiten] Dünen-Rotschwingel (Festuca rubra subsp. arenaria)
Der Dünen-Rotschwingel (auch Zottiger Schwingel) hieß früher F. villosa und hat eine wollig behaarte Deckspelze, die etwa 6,5 mm lang ist. Die relativ große aufrechte Rispe besitzt etwa 12 mm lange Ährchen, die an recht kräftigen Ästchen stehen. Die borstlichen Grundblätter sind relativ starr und weisen 7 bis 12 Nerven auf. Die kahlen Blattscheiden sind häufig rötlich überlaufen. Der Zottige Schwingel kommt nur auf Küstendünen vor.
[Bearbeiten] Meer-Schwingel (Festuca rubra subsp. litoralis)
Der Meer-Schwingel bildet lange Ausläufer aus und kommt nur auf feuchten Wiesen der Küsten vor und besitzt bis 25 cm große Halme, die bogig oder knickig aufsteigen. Seine Deckspelzen sind kahl und nicht behaart. Die Grundblätter sind im Durchschnitt nur 0,8 mm und weisen 7 Nerven auf. Die kurze bis 6 cm große Rispe besitzt zusammengezogene Ästchen, die 6 bis 12 Ährchen besitzen und häufig violett überlaufen sind.
[Bearbeiten] Simsen-Rotschwingel (Festuca rubra subsp. juncea)
Der seltene, nur an den Küsten und im Alpenvorland vorkommende Simsen-Rotschwingel wird 35 bis 75 cm groß und bildet überwiegend kurze Ausläufer (selten längere) aus. Dadurch wächst er auffällig büschelig kleinhorstig. Die Blätter werden im Durchschnitt bis 1,2 mm und weisen 7 Nerven auf. Sie sind grün bis graugrün gefärbt und sind selten auch bereift. Die Blütenrispe wird 7 bis 12 cm lang.
[Bearbeiten] Gewöhnlicher Rot-Schwingel (Festuca rubra subsp. rubra)
Der Gewöhnliche Rot-Schwingel kommt in ganz Deutschland häufig auf Wiesen, Weiden, Halbtrockenrasen und Ruderalstellen vor. Er bildet lange unterirdische Ausläufer aus. Seine Blätter sind im Durchschnitt 0,8 mm und seine Blattscheiden sind kahl oder wenig behaart und weisen 5 bis 7 Nerven auf.
[Bearbeiten] Literatur
- Grau, Kremer, Möseler, Rambold, Triebel: Steinbachs Naturführer Gräser. Mosaik 1990. ISBN 3-576-10702-9
- Auchele / Schwegler: Unsere Gräser. Kosmos Naturführer 11. Auflage, 1998, Kosmos-Verlag ISBN 3-440-07613-X
- Hans Joachim Conert: Pareys Gräserbuch. Parey Buchverlag Berlin 2000 ISBN 3-8263-3327-6
- Werner Rothmaler: Exkursionsflora von Deutschland. Gefäßpflanzen: Kritischer Band. ISBN 3-8274-1496-2
- E. Strasburger, Peter Sitte, Elmar Weiler, Andreas Bresinsky, Christian Körner: Lehrbuch der Botanik für Hochschulen. Begründet von E. Strasburger. .. Gustav Fischer, Stuttgart 1998 (34. Aufl.), Spektrum Ak. Verl., Heidelberg 2002 (35. Aufl.). ISBN 3-8274-1010-X
[Bearbeiten] Weblinks
Commons: Festuca rubra – Bilder, Videos und/oder Audiodateien |