Schlacht bei Murten
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Schlacht bei Murten | |||||||||||||||||
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Die Schlacht bei Murten, Chronik von Johannes Stumpf, 1554 |
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Konflikt | Burgunderkriege | ||||||||||||||||
Datum | 22. Juni 1476 | ||||||||||||||||
Ort | Murten im Kanton Freiburg, Schweiz | ||||||||||||||||
Ergebnis | Sieg der Eidgenossenschaft | ||||||||||||||||
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Schlacht bei Héricourt · Schlacht auf der Planta · Schlacht bei Murten · Schlacht bei Grandson · Schlacht bei Nancy |
Die Schlacht bei Murten wurde am 22. Juni 1476 zwischen Truppen der Eidgenossenschaft und des burgundischen Herzogs Karl des Kühnen im Rahmen der Burgunderkriege ausgetragen.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Vorgeschichte
Karl der Kühne war seit 1467 Herzog von Burgund und beherrschte ein ausgedehntes Reich zwischen Frankreich und dem Deutschen Reich. 1474 verwickelte sich Karl in eine Reihe von Kriegen mit Frankreich, dem Haus Habsburg und der alten Eidgenossenschaft, die als Burgunderkriege in die Geschichte eingegangen sind und die zu seinem Tod und dem Untergang seines Reiches führten.
1476 unternahm Karl von der Freigrafschaft Burgund aus einen Feldzug gegen das Territorium der Eidgenossen. Ziel war vor allem die Unterwerfung der Städte Bern und Freiburg, die seit 1474 die burgundischen Gebiete in der heutigen Westschweiz verwüsteten. Zu Karls Aufgebot gehörten zahlreiche Bogenschützen, ausserdem verfügte sein Heer über hunderte Kanonen. Hinzu kamen Armbrustschützen, schwere Reiterei und einige Soldaten, die mit frühen Arkebusen ausgerüstet waren. Zuerst plante Karl gegen Bern vorzugehen, das er zu Recht als treibende Kraft hinter der anti-burgundischen Liga erkannte. Am 28. Februar 1476 nahm er nach kurzer Belagerung die Stadt Grandson am Neuenburgersee ein und liess die eidgenössische Besatzung von 412 Mann die sich auf die Zusicherung freien Geleits ergeben hatte an den Bäumen aufknüpfen. Die kurze Zeit der Belagerung hatte Bern genutzt, um ein grösseres Aufgebot zusammenzustellen und Karl entgegen zu ziehen. Am 2. März 1476 kam es in der Schlacht bei Grandson zum ersten grossen Treffen. Dabei mussten Karls Truppen eine erste Niederlage im Kampf gegen die eidgenössische Infanterie hinnehmen.
Den Eidgenossen gelang die Erbeutung von über 400 burgundischen Geschützen. Mangels Kavallerie konnten die Eidgenossen den fliehenden Burgundern jedoch nicht nachsetzen, was Karl erlaubte, mit «nur» ca. 1000 Mann Verlusten aus dieser Schlacht herauszukommen. Karl konnte seine zwar geschlagenen aber nicht vernichteten Truppen wieder neu sammeln und ordnen, was eine weitere Schlacht notwendig machte, um den Krieg zu entscheiden.
Bern als treibende Kraft hinter dem anti-burgundischen Bündnis versuchte vergeblich, die Eidgenossenschaft dazu zu bewegen, nach der Schlacht bei Grandson den geschlagenen Burgundern nachzusetzen und die Waadt zu besetzen. Selbst als Karl bereits in Lausanne wieder ein neues Heer sammelte und sich offensichtlich für einen neuen Feldzug gegen Bern rüstete, versagten die Eidgenossen jeder Präventivaktion ihre Unterstützung. Als symbolische Massnahme wurden rund 1000 Mann unter dem Zürcher Bürgermeister und Feldherr Hans Waldmann in die Stadt Freiburg gelegt. Für den Fall, dass der Herzog von Burgund in ihr Gebiet einfallen sollte, erhielt die Stadt Bern aber die Zusicherung, dass weitere eidgenössische Truppen ihr zu Hilfe kommen würden. Bern besetzte darauf gegen den Rat der Eidgenossen Murten und legte unter Adrian von Bubenberg rund 2000 Mann als Garnison in die gut befestigte Stadt. Damit waren beide Wege nach Bern, über Freiburg und Murten, für Karl vorläufig gesperrt. Ohne eine Belagerung einer der beiden Städte war Bern nicht zu erreichen. Auf diese Weise war sicher gestellt, dass bei einem Angriff auf Bern genügend Zeit für einen Zuzug der Eidgenossen zur Verteidigung der Stadt zur Verfügung stehen würde.
[Bearbeiten] Die Schlacht bei Murten
[Bearbeiten] Die Heere Karls des Kühnen und der Eidgenossen
Karl der Kühne besass das modernste Heer im damaligen Europa. Es war ein Söldnerheer bestehend aus Infanterie, Kavallerie und Artillerie. Bei der Infanterie sind die englischen Bogenschützen zu erwähnen, die einen hervorragenden Ruf genossen. Karl verfügte ausserdem über den modernsten Artilleriepark Europas. Im Mai 1476 erliess Herzog Karl in Lausanne eine Militärordonnanz zur Neuorganisation seines Heeres in vier aktive und ein Reservekorps. Kommandeure der vier aktiven Korps waren der Herzog von Afry, der Prinz von Tarent, der Graf von Marle und Jakob von Savoyen, Graf von Romont. Das Reservekorps wurde vom Antoine, «Grand Bâtard» von Burgund, geführt.
Die Eidgenossen hatten ihre eigene Kampftaktik, die sich seit den ersten Schlachten gegen die Habsburger im 14. Jahrhundert herausgebildet hatte. Im Kampf gegen schwere Reiterei und gepanzerte Kämpfer formierten sie sich zu Gewalthaufen und konnten mit Langspiessen eine Art «Igelwand» bilden, die die Kavallerie nicht durchbrechen konnte. Machiavelli verglich diese Kampftaktik der Eidgenossen mit der griechischen Phalanx. Eine wichtige Waffe der Eidgenossen war die Hellebarde.
Nach der Schlacht bei Grandson erliess die eidgenössische Tagsatzung am 18. März 1475 eine neue Kriegsordnung. Ziel war die Stärkung des Zusammenhalts der Truppe im Feld, um eine vermehrte Zusammenfassung aller Kräfte auf das Hauptziel einer Schlacht zu erreichen, nämlich die völlige Vernichtung der gegnerischen Streitmacht. Insbesondere wurde es untersagt, Kriegsgefangene zu machen, um Lösegeld zu erhalten. Es hatte sich nämlich gezeigt, dass die Kämpfer dadurch stark abgelenkt wurden und die Masse der Feinde deshalb entfliehen konnte. Hauptschwäche der Eidgenossen blieb der fehlende Oberbefehl. Jede Truppe hatte ihre eigenen Führer, es gab lediglich eine Versammlung der Hauptleute, die über Strategie und Taktik entschied.
[Bearbeiten] Die Belagerung von Murten
Nach der Niederlage bei Grandson flüchtete Karl nach Lausanne. Der Fürstbischof von Lausanne stand unter dem Einfluss der Herzöge von Savoyen, die mit Karl verbündet waren. In Lausanne sammelte Karl in kurzer Zeit auf der Plaine du Loup ein neues Heer. Insbesondere musste er seine ganze Artillerie neu aufbauen, die er bei Grandson verloren hatte.
Im Juni stiess er durch die Waadt in Richtung Bern vor. Der Weg über Grandson-Neuenburg kam nicht in Frage, weshalb er sein Heer südlich des Neuenburgersees vorstossen liess. Grundsätzlich gab es zwei Wege, auf denen ein grosses Heer mit Tross und Artillerie nach Bern gelangen konnte: Entweder über Payerne-Murten oder über Romont-Freiburg. Beide Städte waren mit Garnisonen versehen. Weshalb sich Karl schliesslich für den Weg über Murten entschloss, ist letztlich ungeklärt. Wahrscheinlich war ein Zusammenstoss seiner Vorhut mit einer Abordnung der Besatzung von Murten bei Avenches dafür entscheidend.
Am 9. Juni traf Karl vor Murten ein. An den folgenden zwei Tagen liess er die Stadt durch sein langsam eintreffendes Heer umzingeln und eine Belagerung aufbauen. Um nach Bern zu gelangen war diese Belagerung zwar nicht unbedingt nötig – die Strasse lag etwas südlich der Stadt – es wäre aber zu riskant gewesen, bei einer Belagerung Berns die 2000 Berner aus Murten im Rücken zu wissen. Die Aufstellung der burgundischen Truppen ist genau überliefert. Drei Korps lagen um Murten, zwei Korps als Reserve im burgundischen Lager südlich und östlich des Bois Domingue, einer dominiernden Anhöhe in der Ebene vor Murten, auf der sich das Hauptquartier Karls des Kühnen befand. Die Anhöhe wurde später «Bodemünzi» genannt, was aus dem schweizerdeutschen «z‘ bode müesse si / zu Boden müssen sie») stammt. In östlicher Richtung liess Karl ein mit Artillerie bestücktes Hindernis errichten, das in der Schweizergeschichte den Namen «Grünhag» erhalten hat. Damit sollte das Belagerungsheer vor einem Überraschungsangriff aus Bern geschützt werden.
Der Herzog von Burgund liess zudem Voraustrupps in Richtung Bern marschieren, um Brückenköpfe über die Sense und die Aare zu erobern. Diese Vorstösse wurden von Bern aber blutig zurückgewiesen. Mit dem Vorstoss auf bernisches Gebiet traten nun die Hilfsverträge mit der Eidgenossenschaft in Kraft. Das Lager der Eidgenossen befand sich bei Ulmitz, wo nach und nach Truppen aus dem bernischen Herrschaftsgebiet, aus der Eidgenossenschaft und von den Verbündeten eintrafen. Von der Schweizer Geschichtsschreibung werden diese Zuzüger oft vergessen. Neben dem Grafen von Greyerz und dem Herzog René von Lothringen waren Kontingente der Städte Strassburg, Kolmar, Schlettstadt und Rottweil sowie eine Truppe aus dem Schwarzwald zugezogen. Besonders wertvoll war für die Eidgenossen die lothringische Reiterei, da sie selbst über keine nennenswerte Kavallerie verfügten. Zuletzt trafen rund 2000 Zürcher nach einem legendären dreitägigen Gewaltmarsch in der Nacht auf den 22. Juni in Ulmitz ein. Die Eidgenossen planten, die Schlacht am Zehntausend-Ritter-Tag, dem 22. Juni, zu schlagen, da ihre mangelhafte Verproviantierung eine längere Wartezeit nicht zuliess. Ihr Heer umfasste mit den Verbündeten rund 25.000 Mann, davon rund 1800 Berittene. Das burgundische Heer war mit rund 23.000 Mann wesentlich kleiner, auch weil sich darunter zahlreiche Nichtkämpfende befanden. Dafür verfügten die Truppen Karls über weit bessere Bewaffnung.
In der Zwischenzeit hatte die Belagerung der Stadt begonnen und die Artillerie hatte bereits einige Türme zerstört. Die Belagerten leisteten unter der energischen Leitung von Bubenbergs heftigen Widerstand. Bern hatte praktisch die gesamte erbeutete Artillerie aus Grandson nach Murten gebracht, weshalb die Belagerung sich für die Burgunder zu einem verlustreichen Unternehmen entwickelte. Dennoch war die Lage angesichts der starken Belagerungsgeschütze auf längere Sicht aussichtslos. Der anhaltende Widerstandswille wurde auch durch das Beispiel des Schicksals der Besatzung von Grandson gestützt – es war von vorneherein klar, dass die Besatzungstruppe eine Niederlage nicht überleben würde. In den Wäldern östlich von Murten versammelten sich die Eidgenossen mit lothringischen Reitern unter dem Kommando von Hans von Hallwyl und Hans Waldmann. Das Heer dürfte nach neusten Berechnungen aus ca. 20.000 Mann bestanden haben.
[Bearbeiten] Die Schlacht
Die burgundischen Aufklärungstruppen hatten das Herankommen der Eidgenossen zwar wahrgenommen, doch Karl ignorierte alle Warnungen, nachdem er persönlich das eidgenössische Lager in Augenschein genommen hatte und mehrmals vergeblich in die verregneten Stellungen einrücken ließ. So hatten die Eidgenossen den Vorteil des Überraschungsmoments auf ihrer Seite.
Am Mittag des 22. Juni 1476 versammelten sich die Eidgenossen in Schlachtordnung und begannen den Vormarsch durch den Birchenwald, der den Galmwald und das Murtenholz verbindet. Im Anblick des Feindes wurde das Schlachtgebet verrichtet. Laut mehreren Berichten habe der die ganze Nacht anhaltende Regen um diese Zeit aufgehört und die Sonne wurde als gutes Zeichen aufgefasst. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich in der burgundischen Stellung nur die Artillerie und drei Ordonnanzkompanien.
Der Kampf begann mit einer lauten Kanonade und einem Schützenfeuergefecht. Laut dem Chronisten Etterlin stieß die Reiterei durch den dichten Pulverrauch vor, musste allerdings auf die Vorhut warten, die entlang der Strasse vormaschierte. Da das Feuer aber zu hoch lag, wurden nur wenige Reiter getroffen. Zunächst gelang der Vorhut der Durchbruch durch den Grünhag - einer Palisade - nicht, da sich die Burgunder vehement zur Wehr setzten. Mehreren Berichten zu Folge scheiterte der erste Angriff.
Während die burgundische Reiterei trotz der Überzahl der Eidgenossen angriff, gelang den Schwyzern unter Führung ihres Landammans Dietrich von der Halden eine Umgehungsaktion des Grünhages. Vermutlich waren sie aus der Vorhut der ersten Angriffswelle rechts ausgebrochen und durch den tiefen sogenannten Burggraben der Artillerie in den Rücken gefallen. Zur selben Zeit wurde im burgundischen Lager Alarm gegeben. Ungefähr 4000 herbeieilende Truppen konnte Troylo noch sammeln, um sie in die Schlacht zu werfen. Doch der Gewalthaufen der Eidgenossen war bereits auf den Grünhag zu gelaufen und hatte ihn niedergedrückt. In der Panik feuerten die Burgunder ihre Büchsen viel zu früh ab. Nun konnte die Masse der Halpartiere (ca. 15000) über das burgundische Lager herfallen. Die Vorhut ging südlich von Murten gegen das II. Korps der Lombarden los und drängte sie in den See. Die Garnison der Stadt Murten unternahm ebenfalls einen Ausfall gegen die Lombarden und versuchte mit zwei Schiffen, die schwimmend Flüchtenden zu töten. Die Reiterei griff, während der Gewalthaufen auf das Lager bei Meyriez losging, die Stellungen des Herzogs auf dem Bodemünzi an. Die englischen Bogenschützen und die Bogenschützen der Garde versuchten hier noch Widerstand zu leisten, doch wurden sie von der Reiterei überrumpelt und ihre Hauptleute, Grimberghe, Georges de Rosimbois und der Herzog von Somerset fanden ebenfalls den Tod.
Inzwischen versammelte Karl der Kühne den Rest seiner Truppen, wahrscheinlich die Berittenen des I. und III. Korps, zur Flucht. Die so genannte Burgunderbeute kann noch heute zu großen Teilen im historischen Museum in Bern besichtigt werden.
[Bearbeiten] Konsequenzen / Bedeutung
Mit dem Sieg in der Entscheidungsschlacht der Burgunderkriege bereiteten die Eidgenossen das Ende des burgundischen Staates vor. Sie ebneten Frankreich den Weg zur Vormacht in Westeuropa und Österreich konnte als Folge seine Besitzungen in den Niederlanden erwerben. Die Eidgenossen etablierten sich dank der Überlegenheit ihrer Fußtruppen als europäische Militärmacht und wurden von nun an häufig in fremden Diensten als Söldner angeworben. Die Geschichte der schweizerischen Söldner beginnt in dieser Zeit und wird bis zum Krimkrieg andauern.
[Bearbeiten] Die Legende des Murtenläufers
Eine Sage berichtet über einen eidgenössischen Läufer, der zur Benachrichtigung der Siegesbotschaft, mit einem Lindenzweig in der Hand, die Strecke von Murten nach Freiburg im Üechtland (ca. 17 km) ohne Unterbrechung lief. In Freiburg im Üechtland angekommen, konnte er noch die Worte „Sieg, Sieg!“ verkünden und brach anschließend tot zusammen. An seiner Stelle wurde eine Linde gepflanzt. Anstelle der ursprünglichen so genannten „Murtnerlinde“ in Freiburg im Üechtland, die leider abgestorben ist, wurde ein Denkmal vor dem Rathaus gesetzt. Dennoch gibt es sieben Kinder der Murtnerlinde, die gezüchtet werden konnten. Sie kann man heute in Murten und in Freiburg im Üechtland auf dem Rathausplatz besichtigen. Dem Läufer zu Ehren wird jedes Jahr der Murtenlauf durchgeführt.
[Bearbeiten] Literatur
- Gerrit Himmelsbach: «‚Je lay emprins - ich habs versucht‘. Murten, 22. Juni 1476.» In: Stig Förster, Markus Pöhlmann, Dierk Walter (Hrsg.): Schlachten der Weltgeschichte. Von Salamis bis Sinai. München 2001, S. 109-122.
- Georges Grosjean: «Die Murtenschlacht. Analyse eines Ereignisses.» In: Die Murtenschlacht. Eine Schweizer Ereignis in Europas Geschichte zwischen Mittelalter und Neuzeit 1476-1976. Internationales Kolloquium zur 500-Jahr-Feier der Schlacht bei Murten. Murten 23.-25. April 1976 (Archiv des historischen Vereins des Kantons Bern 60). Bern 1976, S. 35-90.
- Hans Rudolf Kurz: Schweizerschlachten. Zweite, bearbeitete und erweiterte Auflage. Francke: Bern 1977. ISBN 3-7720-1369-4
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Siehe auch
- Liste von Schweizer Schlachten
- Oscillatoria (Burgunderblutalge)