SDR 3
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SDR 3, das „Radio für den wilden Süden“, war bis Sonntag, 23. August 1998 13.00 Uhr das Pop- und Jugendradio des Süddeutschen Rundfunks (SDR) aus Stuttgart. SDR 3 und SWF3 sendeten vom 23. bis zum 30. August die gemeinsame Hörerhitparade „Start ins Wildall“. SDR 3 wurde dann im Zuge der Fusion von SDR und SWF zum Südwestrundfunk (SWR) eingestellt und am 31. August 1998 um 0 Uhr bei einem Open-Air-Festival auf dem Flugplatz Söllingen durch den Nachfolger SWR3 aus Baden-Baden ersetzt.
Inhaltsverzeichnis
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[Bearbeiten] Geschichte / Portrait
[Bearbeiten] Gründung als Gastarbeiterprogramm
SDR 3 wurde 1964 ursprünglich als so genanntes Gastarbeiterprogramm des Süddeutschen Rundfunks gegründet, das hauptsächlich in Köln und München produzierte Sendungen des Westdeutschen und Bayerischen Rundfunks übernahm, die in der Zeit zwischen 17.40 und 21 Uhr in verschiedenen Sprachen ausgestrahlt wurden. Zu dieser Zeit gab es die Bezeichnung SDR 3 noch nicht, die Frequenzen firmierten unter Süddeutscher Rundfunk, 3. Hörfunkprogramm. Im Laufe der Jahre kamen dann Sendungen der Rundfunkwerbung ("Was darf es sein"), der Landfunk sowie der Schul- und Kinderfunk dazu und die Sportberichterstattung wurde ausgebaut. Es entstanden die Sendungen Heute im Stadion (samstags 16 bis 18 Uhr) und das Sportmagazin (am Sonntag Nachmittag). 1970 führte der Süddeutsche Rundfunk die Regionalsierung ein, um die Berichterstattung aus dem badischen Landesteil zu erhöhen; aber auch als Folge der von den Landtagen in Stuttgart, Mainz und Saarbrücken eingesetzten "Michel-Kommission" (sie sollte bereits 1968 Fusionsmöglichkeiten bei den südwestdeutschen Rundfunkanstalten untersuchen). Es entstanden die Sendungen Neues auf 99,9 für Nordbaden (aus dem Studio Heidelberg) und "Südfunk regional - das Mittagsmagazin aus Stuttgart" für Nordwürttemberg. Einige Programmteile wurden aber noch vom 1. Programm ("Mit Musik geht alles besser", "Von Tag zu Tag") oder von anderen Sendern ("Club 16" und "Musik-Report" vom BR, "Mittwochsparty" vom SWF) übernommen.
[Bearbeiten] Über den Schulfunk zum Musikprogramm
Im Januar 1972 entstand dann durch die Einführung einer Frühsendung ("Pop am Morgen") das erste durchgängige Programmschema von 5.30 Uhr bis 21 Uhr. Zunächst unter dem Namen Stuttgart 3, dann Südfunk 3. Damit begann auch eine Kooperation zwischen den 3. Hörfunkprogrammen von Südfunk und Südwestfunk. Aus Stuttgart kam für beide Sendegebiete Pop am Morgen (verantwortlich damals Gisela Böhnke, die vom Südwestfunk abgeworben wurde) und aus Baden-Baden der Pop Shop am Nachmittag. Den Vormittag "kaufte" die Rundfunkwerbung Stuttgart GmbH (es war damals durchaus üblich, dass die hauseigenen Werbetöchter der ARD ganze Sendestrecken finanzierten und dafür Werbung - ähnlich wie heute im Privatradio - ins laufende Programm streuten) und sendete ab Oktober 1972 von 9 bis 13 Uhr den Musikmarkt. Eine Sendung mit vielen Schlagern, internationalen Hits, Gewinnspielen, Hitparaden, Grußaktionen und dampfplaudernden Moderatoren (die bekanntesten: Günter Freund, Fred Metzler, Rainer Nitschke, Bernd Duszynski und später Michael Branik). Der Musikmarkt war so beliebt, dass er in der Zeit von 13 bis 15 Uhr im Programm Südfunk 1 fortgesetzt wurde. Damit reagierte der SDR recht erfolgreich auf das populäre Konkurrenz-Programm von Radio Luxemburg.
[Bearbeiten] Die Sendung POINT
[Bearbeiten] Entwicklung
Als der Pop Shop im neuen durchgängigen Wellenkonzept von SWF3 (Sendestart am 1. Januar 1975) in den Abend verlegt wurde, entwickelten die Südfunk-Redakteure Hendrik Bussiek, Peter Kreglinger, Günter Verdin und Dietrich Förster ein neues Konzept einer Jugendsendung für den Nachmittag: POINT war geboren. POINT stand für Pop, Orientierung, Information, Notizen, Tips. Allerdings war auch das Wortspiel mit dem englischen Begriff gelungen, denn das Ziel von POINT war es, die Dinge, die Jugendliche interessierten, anzusprechen und auf den Punkt zu bringen. Im Februar 1980 gab es beispielsweise eine Sendung, die sich ausschließlich mit dem Tod von Bon Scott († 19. Februar 1980 an einer Alkoholvergiftung) und der Thematik Selbstzerstörung durch Drogen und Alkohol beschäftigte. Auch den Themen Jugendarbeitslosigkeit, Studienplatzmangel, Nachrüstung, Friedensbewegung etc. wurden immer wieder ganze Sendungen gewidmet. Die Produzenten von POINT verfolgten also das Konzept eines lobbyistischen und kritischen Sprachrohrs für Jugendliche, während sich der SWF3 Pop Shop in dieser Zeit mehr zu einem Musikmagazin entwickelte.
[Bearbeiten] Politische Kontroversen
Das Experiment POINT eskalierte jedoch nach etwa einem Jahr, da sich die Sendeleitung und der Rundfunkrat 1978 an einer Livediskussion mit Rudi Dutschke, sowie einer Liveausstrahlung eines Auftritts der schwulen Kabarettgruppe „Brühwarm“ störten. Die absehbaren Konsequenzen für die Redaktion führten zu einer bislang einmaligen Aktion in der bundesdeutschen Rundfunklandschaft: initiiert vom „Club Alpha“ in Schwäbisch Hall gründete sich eine Hörerinititive zur Unterstützung der POINT-Macher, die etwa 30.000 Unterschriften sammelte. Der verantwortliche Redakteur Hendrik Bussiek wurde trotzdem als Korrespondent nach Berlin versetzt.
[Bearbeiten] Veränderungen bei POINT
Als neuen Redaktionsleiter für POINT holte man Ende 1978 Rüdiger Becker vom Zündfunk des Bayerischen Rundfunks, gleichzeitig wurde die Redaktionsarbeit hierarchischer gestaltet. Ihm zur Seite stand alsbald Redakteurin Susanne Lüdtke und nach deren Ausscheiden ab 1981 als festangestellter Redakteur Michael Weber, der übrigens auch vom Zündfunk des BR aus München kam. Damit nahm die zweite Generation von POINT ihre Arbeit auf. Die Befürchtungen, dass damit auch ein qualitativer Bruch kommen würde, bestätigten sich allerdings nicht. Macher der zweiten Generation waren unter anderen als freie Mitarbeiter Thomas Roth, Hermann Stange, Stefan Siller und Thomas Welzig. Auch in deren Sendungen war es gang und gäbe, dass ganze Schulklassen im Stuttgarter Funkhaus aufliefen, weil ein übereifriger Rektor irgendwelche Maßnahmen gegen Schüler ergriffen hatte, und die so den Rundfunk als Medium zur Artikulation ihres Protests nutzten.
Im Zuge der Einführung des Vollprogramms am 1. Oktober 1979 wurde POINT als dreistündige Sendung in das neue Programm Radio 3 Südfunk Stuttgart übernommen. Allerdings rutschte der Sendeplatz auf den frühen Abend (17.00 Uhr).
Später entwickelten die POINT-Macher, nachdem ihre Sendung auf 18 Uhr verlegt worden war, neue Konzepte. So die zweistündige Sendung Doppel-POINT, eine zweistündige monothematische Sendung zu aktuellen und gesellschaftlich-politischen Themen und ab 1985 den Sunday-POINT, eine Sendung am Sonntagabend für die jüngeren Jugendlichen, mit Themen über die Schule, die erste Liebe und Popmusik. In der ersten Sendung war Nena zu Gast, die damals in den Achtzigern ihre Karriere begann. Sunday-POINT nahm vorweg, was 15 Jahre später bei öffentlich-rechtlichen Jugendprogrammen (DASDING) als „innovativ“ bezeichnet wurde. Seinen lobbyistischen Charakter für die Jugendlichen verlor POINT erst, als Hans-Peter Archner (seit 2004 Stellvertreter des Landessenderdirektors Baden-Württembergs) Mitte der Achtziger Jahre mit der Redaktionsleitung betraut wurde. Schritt für Schritt wurde POINT nun entpolitisiert zu einer musikorientierten Abendsendung mit einem immer geringer werdenden Wortanteil.
[Bearbeiten] Musikmagazine bei POINT
Traditionell war der Sonntagabend die Zeit, in der sich POINT überwiegend mit Musik beschäftigte. Legendär bis 1984 war der von Günter Verdin entwickelte und moderierte POINT-Plattentest, bei dem Verdin neue Alben vorstellte, über die die Hörer dann im Laufe der folgenden Woche per Postkarte abstimmen konnten. So kam jeden Sonntag eine kleine Hitparade von fünf bis acht LPs zustande, die Günter Verdin dann spielte, bevor er eine neue Runde von Alben vorstellte, über die dann wieder abgestimmt werden konnte. Ab 1985 nannte sich die sonntägliche Ausgabe Sunday-POINT (s. o.). Der Nachfolger des Plattentests hieß Super Acht. Für viele unvergesslich ist das Jingle des Sunday-POINT, in dem vor Einsetzen der Jinglemusik eine weibliche Stimme auf Schwäbisch fragt „Wasch en da los eigentlich?“ und vier männliche Stimmen nacheinander mit „Sunday-POINT“ antworten.
[Bearbeiten] Das Mischprogramm Südfunk 3 von 1975 bis 1979
Südfunk 3 war zwischen 1975 und 1979 weit von einem Formatradio mit durchgängiger Musikfarbe entfernt. Morgens gab es nach wie vor Pop am Morgen (später umbenannt in Südfunk Spezial, dann in Pop Corner). Vormittags den Musikmarkt. Mittags folgten die Regionalmagazine, nachmittags POINT (am Wochenende Sport), dazwischen Schulfunk, Kinderfunk etc. und am Abend beendeten die Gastarbeitersendungen das Programm. Wer um diese Zeit noch eine Sendung mit Pop und Rock hören wollte, musste den "Club 19" (meist von Günter Verdin oder Peter Kreglinger moderiert) auf Südfunk 2 zwischen 19 und 20 Uhr einschalten.
Nach dem Umzug ins neue Stuttgarter Funkhaus Anfang 1976 (es galt damals als das modernste Europas), konnten erstmals auch Sendungen aus einer Selbstfahrregie in Studio 7, dem so genannten „Discostudio“, abgewickelt werden (z.B. "Pop am Morgen" und "Club 19"). Mit der Einführung des Vollprogramms 1979 wurde dieses Studio wieder stillgelegt, denn es befand sich auf einem anderen Stockwerk und das Programm sollte nun komplett aus der Stammregie 11 gesendet werden. Eine Disco wurde etwas später wieder in Regie 11 eingebaut.
[Bearbeiten] Neustart als Popwelle 1979
Als Konsequenz auf den wachsenden Erfolg des durchgängigen Programmkonzepts von SWF3 wurde am 1. Oktober 1979 unter dem Namen Radio 3 Südfunk Stuttgart auch in Stuttgart eine Popwelle etabliert. In den ersten Jahren galt der größte Teil des Programms als sehr ambitioniert, die Zuhörerzahlen waren mäßig. Prägend waren kühle Moderationen und eine Musikauswahl, die besonders die Randbereiche berücksichtigte. Inhaltlich richtete sich Radio 3 meist an ein links-alternatives Publikum. Höhepunkt dieser Phase war 1981 die Besetzung des Sendestudios 11 durch die Stuttgarter Hausbesetzer-Szene, die sich gewaltsam nach 22 Uhr Zutritt in die Livesendung Schlaf-Rock mit Peter Kreglinger verschafft hatten, um ihre Parolen über den Sender zu verlesen. Dem Hauptschaltmeister gelang es jedoch, die ARD-Nachtversorgung auf das Programm zu legen und das Studio sofort vom Sendebetrieb abzutrennen. In der Folge wurde Radio 3 1982 umgestaltet. Um 12 und um 16 Uhr gab es aktuelle Stunden. Die Wunschsendung Plattenpost sorgte für Interaktion und mehr populäre Musik. Sonntags liefen die Tophits der deutschen Hitparade. Das Kurzhörspiel „Der Frauenarzt von Bischofsbrück“ entwickelte sich zu einem täglichen Renner, der sich auch als Buch bestens verkaufte. In dieser Zeit waren auch Gastmoderatoren wie Jürgen Domian (Deutsche Hitparade) und Daniel Kovac (Treff nach Zwei) zu hören. Mit diesem ersten Erfolg wurde das Programm zum 1. Januar 1985 stark umgebaut. Gravierendste Änderung: Aus der inzwischen eingeführten Bezeichnung Radio 3 wurde wieder Südfunk 3. Dafür wurden sogar extra zwei unterschiedliche Jinglepakete produziert. Außerdem hatten die Sendungen des Tagesprogramms ab sofort keinen Namen mehr, in der Zeit zwischen 10 und 17 Uhr wurden komplett neue Sendestrecken eingeführt und in der weiteren Folge die Frühsendung Pop Corner aus dem Discostudio gesendet. Herzstück der Reform war eine in diesem Discostudio gefahrene, vierstündige Nachmittagsshow (Doppelmoderation mit einem aktuellen Redakteur in der ersten und vierten Stunde, dazwischen Hitparaden, Pop-Interviews usw.). Zusätzlich sorgte eine Spielshow um 12 Uhr für mehr Unterhaltung. Und die Sendung Leute (schon damals von 10 bis 12 Uhr) wurde aus der Taufe gehoben.
Die Sendungen von Südfunk 3 wurden mittlerweile aus zwei unterschiedlichen Regien und drei Studios gesendet. Zum einen aus der bis dahin bekannten und üblichen Drei-Mann-Regie (die bisher genutzte Stammregie 11 für Moderator/Sprecher, Sendetechniker, Tontechniker), hauptsächlich für Wortsendungen (u. a. Leute und Heute im Stadion), zum anderen aus einem 1984 neu gebauten Discostudio (Selbstfahrregie) und zusätzlich wurden Sendungen aus dem SEKAMOS-Studio abgewickelt (beides in Regie 9 untergebracht). SEKAMOS steht für Sendeabwicklung mit Kassetten-Modulationsspeicher. Der Süddeutsche Rundfunk plante bereits Ende der 70er Jahre eine so genannte „Zentrale Abspiel-Regie“, aus der die Hörfunkprogramme (um technisches Personal zu sparen) künftig gemeinsam abgespielt werden sollten. Dazu wurde parallel für viele Millionen Mark der KAMOS (Kassetten-Modulationsspeicher) entwickelt (auf mechanischer und analoger Basis). Über diese Anlage waren etwa 36.000 Musiktitel über vier Spielertürme mit je vier Kassettenmaschinen automatisch verfügbar. Der Moderator konnte die Sendung (inklusive Beiträge) komplett über ein fast unübersichtliches großes Tastenmischpult selbst „fahren“. In zahlreichen Testsendungen wurden immer wieder Probleme mit der Mechanik bei den Kassettenmaschinen festgestellt, die man versuchte unter Kontrolle zu bringen. Deshalb sollten zunächst nur große Teile von Südfunk 3 mit der Programmreform zum 1. Januar 1985 über das SEKAMOS-Studio abgewickelt werden. Doch die Probleme traten immer wieder auf. In zahlreichen Sendungen kam es dadurch zu hörbaren Ausfällen. So musste schließlich der Wunsch, mehrere Programme über SEKAMOS-Studios bzw. eine Zentrale Abspiel-Regie abzuwickeln, aufgegeben werden. Das SEKAMOS-Studio wurde zwar noch für einzelne unproblematischere Sendungen genutzt, genauso wie das KAMOS-System für einzelne Musiktitel (inzwischen auch für andere SDR-Programme verfügbar). Doch mit der fortschreitenden Digitalisierung Ende der 80er Jahre war das Ende von SEKAMOS und KAMOS besiegelt. Der Süddeutsche Rundfunk stieg, wie die anderen ARD-Anstalten, zu Beginn der 90er Jahre in die digitale Musikabwicklung ein.
[Bearbeiten] Die Etablierung des „Wilden Südens“ 1988
Durchschlagenden Erfolg gab es dann ab 1988, als Hans-Peter Archner neuer Wortchef und Matthias Holtmann neuer Musikchef wurden und das Programm unter dem abermals neuen Namen SDR 3 – Radio für den Wilden Süden inhaltlich neu ausrichteten. Die Sendungen erhielten wieder Namen und das Programmgerüst wurde etwas konservativer (u. a. entfiel die große Nachmittagsfläche, dafür bekammen die aktuellen Sendungen eigene Sendeplätze). Ein Schlüsselereignis war die im Sommer 1989 durchgeführte Megahitparade Top 1000x. Die Bezeichnung „Wilder Süden“ für das Sendegebiet von SDR 3 erwies sich als ein genialer Schachzug, auch gegenüber der Konkurrenz von SWF3. Beides zusammen führte zu einer bis dahin nie dagewesenen Identität zwischen Hörer und Sender und zu jährlich steigenden Hörerzahlen, was im damals beginnenden Privatradio-Zeitalter keiner anderen ARD-Popwelle gelang. Wenig später gründete sich schließlich der „SDR 3 Club Wilder Süden“, Clubchef wurde Michael Schlicksupp, der zuvor seine Heimat in der SDR-Sportredaktion und als TV-Moderator von Sport im Dritten verloren hatte. Die Kommerzialisierung der dritten Welle des SDR begann. Der große Hörerzuwachs in dieser Zeit war sicher mit ein ausschlaggebender Punkt, dass eine vom baden-württembergischen Ministerpräsidenten Lothar Späth ins Spiel gebrachte Fusion zwischen SDR und SWF verhindert werden konnte. Die durchaus konkreten Pläne der Landesregierung hätten schon damals ein Ende von SDR 3 bedeutet und einen insgesamt noch größeren Verlust an Abteilungen am Standort Stuttgart als heute. Statt dessen kam die „arbeitsteilige Kooperation“ der beiden Anstalten, die lediglich eine Übernahme der SWF3-Nachtsendungen für SDR 3 bedeutete (die aber 1993 wieder abgeschafft wurde). Im Zuge dieser Kooperation gab es Anfang der 90er Jahre nochmals eine kleinere Programmreform, die – durch die Einführung des gemeinsamen 4. Hörfunkprogramms S4 Baden-Württemberg – eine Neusortierung aller SDR- und SWF-Programme zur Folge hatte. Dabei wanderten u. a. die Sportsendungen von SDR 3 zu SDR 1 und SDR 2 und SWF 2 kooperierten als gemeinsames Programm unter dem Namen S2 Kultur.
Mit dieser Programmstruktur und nur wenigen personellen Umbesetzungen sendete SDR 3 dann bis zur Fusion 1998.
[Bearbeiten] Das Ende von SDR 3 1998
Das sich Ende 1996 abzeichnende Aus des Programms führte zu Protesten bei den Hörern im Sendegebiet, die aber das Ende von SDR 3 nicht verhinderten, sondern nur erreichen konnten, dass einige wenige Elemente (u. a. Leute) im neu gegründeten Programm SWR1 Baden-Württemberg beibehalten wurden.
Der Nachfolger SWR3 schaffte es zunächst nicht, die Programmqualität des Vorgängers zu erreichen. Die SDR-3-Hörer konnten sich an das übergestülpte SWF3-Sendekorsett nicht so recht gewöhnen. Dies änderte sich auch nicht dadurch, dass es für die Region Stuttgart in den ersten Jahren nach der Fusion ein eigenes tägliches Lokalfenster Metro Stuttgart gab. Dieses diente in erster Linie als Beschäftigungsmaßnahme für ehemalige SDR-3-Moderatoren, die nicht in einem der anderen Programme untergebracht werden konnten. Fast alle Stuttgarter Moderatoren wurden im SWR3-Programm auf unattraktiveren Sendeplätzen versteckt und wanderten schließlich, auch noch Jahre nach der Fusion, zu SWR1 Baden-Württemberg ab.
[Bearbeiten] Resümee
SDR 3, beziehungsweise die Erinnerung an SDR 3, besitzt unter seinen damaligen Hörern im ehemaligen Sendegebiet nach wie vor Kultstatus. Und dies nicht nur aufgrund seiner Sendungen, Musikauswahl und Moderatoren, sondern auch wegen zahlreicher Aktionen wie den Hörerhitparaden Top 1000 X (1989), TOP 2000 D (1990 zusammen mit DT64, dem Jugendsender der DDR), TOP 1000 XL (1994), dem Faschingsradio (mit der ungewöhnlichsten Musikzusammenstellung), dem 6-Tage-Radio, dem 3-Länder-Radio (zusammen mit Ö3 und Rai Sender Bozen). Weitere in der Erinnerung lebende Höhepunkte von SDR 3 waren die Sendungen Dr. Music, eine Quizshow, nicht nur zu Musikfragen („Nenne mir doch mal 20 ehemalige US-Präsidenten“), Club-Radio, eine Sendung, in der sich Vereine, Klassen etc. vorstellen und das Musikprogramm gestalten konnten, die Plattenpost und die Hörerhitparade Die wilden 20.
Einige SDR-3-Sendungen wurden nach der Fusion von SWR1 Baden-Württemberg übernommen, haben dort aber aufgrund der Durchformatierungen der SWR-Programme viel von ihrer Qualität eingebüßt: Flashback (alias Samstags Der Nachmittag), Playtime (alias Sonntags Der Nachmittag), Faschingsradio und in unregelmäßigen Abständen eine große Hitparade. Einzig und fast unverändert übrig geblieben ist Leute mit den Moderatoren Wolfgang Heim und Stefan Siller.
[Bearbeiten] Hörerbindung
Einen besonderen Anteil am Erfolg von SDR 3 hatte auch die Hörerbindung, welche SDR 3 durch viele Vor-Ort-Aktionen, Hörspiele, die die Hörer selbst beeinflussen konnten, forcierte. Es gab nur sehr wenig, ausgesuchte Comedy („Termin bei Zahnarzt Dr. Sonntag“, „Frau Kächele und Frau Peters", „Indiana Horst“) und Radioserien („Schwabensaga“).
[Bearbeiten] Moderatoren
SDR 3 hatte in seiner 34jährigen Geschichte viele bekannte und bei den Hörern beliebte Moderatoren. Wegweisende Sendeformate und Sendungen entwickelten folgende Moderatoren:
- Rüdiger Becker (entwickelte POINT 1978 weiter und machte die Sendung zu Beginn der 80er Jahre zur Kultsendung bei Jugendlichen; heute Moderator bei WDR 3)
- Gisela Böhnke (erste Moderatorin; entwickelte Ende 1981 die Sendung Snackbar mit; moderierte 1980 im achten Schwangerschaftsmonat ihre erste Livesendung vom Stuttgarter Fernsehturm, die auch in Südwest 3 ausgestrahlt wurde; heute Musikchefin von SWR4)
- Michael Branik (1980/81 Erfinder und Moderator der Plattenpost, Vorläufer einer Call-in-Sendung; heute bei SWR4 Moderator der Sendung Schlagerkarussel)
- Norbert Haupt (war 1985 der einzige Rundfunkmoderator in Deutschland, der sich weigerte, die Lieder von Modern Talking in seinen Sendungen zu spielen)
- Stefan Siller (entwickelte und moderierte die Top Tausend X; studierter Journalist; entwickelte zusammen mit mit Wolfgang Heim die Sendung Leute, die noch heute in SWR1 läuft)
- Matthias Holtmann (SDR-3-Musikchef von 1988 bis 1998, heute SWR1-Moderator)
- Klaus Jost (der „Dr. Music“; heute Musikredakteur bei SWR1)
- Peter Kreglinger (Film- und Kino-Rezensent bei SDR 3; war bekannt für seine gnadenlose Kritik aller in Stuttgart laufenden Filme, inzwischen im Ruhestand)
- Friedemann Leinert (Erfinder der Sendung Treff nach Zwei, die sich als Musikmagazin verstand, in dem dennoch der Wortanteil bei 50 Prozent lag; hier lief die Musik, die auch auf AFN Stuttgart gespielt wurde; Leinert betreibt heute seine eigene Plattenfirma „Blue Flame“ in Stuttgart, er spielt Querflöte und veröffentlicht seine Musik unter dem Pseudonym Lenny McDowell)
- Thomas Roth (Volontär und freier Mitarbeiter bei POINT, bevor er zum SDR-Fernsehen (Abendschau) wechselte. Später war er ARD-Fernsehkorrespondent in Moskau, Hörfunkdirektor beim WDR und ist nun Leiter des ARD-Hauptstadtstudios in Berlin.)
- Thomas Schmidt (Co-Moderator der Top Tausend X; Erfinder vieler Spielsendungen; heute bei SWR1 Moderator von Guten Morgen Baden-Württemberg)
- Günter Verdin (erster Moderator von Radio 3 Südfunk Stuttgart 1979; heute SWR4-Moderator und Produzent von Mathias Richling)
- Michael Weber (mit POINT u. a. UNDA-Radiopreis der deutschsprachigen Länder, heute Fernsehredakteur und Autor von Reisereportagen/Fernsehfeatures)
[Bearbeiten] Programmschemata
[Bearbeiten] Südfunk 3 (1977)
[Bearbeiten] Samstag
- 06:00 Nachrichten und Service
- 06:05 Pop am Morgen mit:
- — 07:00 Nachrichten und Service
- — 07:25 Morgengymnastik
- — 07:30 Nachrichten
- — 07:40 Melodie und Rhythmus
- — 08:30 Kurznachrichten
- — 08:57 Schaltpause
- 09:00 Kurznachrichten
- 09:03 Reisewetterbericht
- 09:07 Music Hall mit Alf Tamin
- 10:00 Kurznachrichten
- 10:03 Popjazz
- 11:00 Kurznachrichten
- 11:03 Erinnern Sie sich mit Ursula Herking
- 11:45 Sprechstunde – Beratung für Schüler und Eltern
- 12:00 Kurznachrichten
- 12:03 Swing Souvenirs mit Günter Freund
- 13:00 ausführliche Nachrichten
- 13:07 Regionalprogramm Ost: Das Mittagsmagazin aus Stuttgart
- 13:07 Regionalprogramm West: Neues auf 99,9
- 14:00 Regionalreport
- 14:30 POINT
- 16:00 Heute im Stadion – Reporter berichten
- 18:00 Jazz für jedermann
- 19:00 Gastarbeiterprogramm mit:
- — 19:00 italienisch
- — 19:40 spanisch
- — 20:20 griechisch
- — 21:00 türkisch
- — 21:40 serbokroatisch
- 22.20 Sendeschluss
[Bearbeiten] Radio 3 Südfunk Stuttgart (1982–1984, tagsüber)
[Bearbeiten] Montag bis Freitag
- 06–09 Popcorner
- 09–12 Kramladen
- 12–13 Aktuell
- 13–14 Snackbar
- 14–15 Treff nach Zwei [erst ab 1985 wurde die Sendung auf zwei Stunden ausgeweitet]
- 15–17 Radio Drive
- 17–18 Plattenpost
- 18–20 POINT
[Bearbeiten] SDR 3 1993
[Bearbeiten] Montag-Freitag
- 04–05 Popfit
- 05–08 Popcorner (5:30 Schlagzeilen; 5:53 Auf ein Wort)
- 08–10 Tip (8:15 Pollenflug)
- 10–12 Leute
- 12–13 Aktuell
- 13–14 Club-Radio [zuvor Espresso]
- 14–16 Treff
- 16–17 Aktuell
- 17–18 Plattenpost [hieß zeitweise Hörermusikwünsche, wurde dann wieder umbenannt]
- 18–20 POINT (18:30 Sport)
- 20–22 Mo: Dr. Music / Di-Fr: Saloon
- 22–00 Schlafrock (23:55 Wort zur Nacht)
- 00–04 SWF3 Lollipop [ab 1994 wieder ARD-Popnacht]
[Bearbeiten] Samstag
- 00–05 ARD-Popnacht (von SDR 3)
- 06–08 Popcorner
- 08–10 Tip
- 10–12 Leute
- 12–13 Aktuell
- 13–15 Die Hitparade
- 15–18 Heute im Stadion
- 18–20 POINT (18:30 Sport)
- 20–23 Fete (22:20 Sport)
- 23–02 Schlafrock
[Bearbeiten] Sonntag
- 02–05 ARD-Popnacht
- 05–08 Popcorner (5:53 Auf ein Wort)
- 08–09 Songs um acht
- 09–12 Schaufenster
- 12–13 Aktuell
- 13–18 Playtime
- 18–22 Sunday-POINT – Die wilden 20 (18:30 Sport) [zuvor nur bis 20 Uhr]
- 22–00 Schlafrock (22:20 Sport; 23:55 Wort zur Nacht)
[Bearbeiten] Das letzte SDR-3-Programmschema im Frühjahr 1998
[Bearbeiten] Montag-Freitag
- 05–08 Popcorner (5:53 Auf ein Wort)
- 08–10 Tip
- 10–12 Leute
- 12–13 Aktuell
- 13–14 Club-Radio
- 14–16 Treff
- 16–17 Aktuell
- 17–18 Plattenpost
- über Heidelberg 99,9 MHz, Weinheim 99,5 MHz, Eberbach 94,2 MHz und Buchen 94,1 MHz:
- Plattenpost regional aus dem Clubhouse im Heidelberger Hauptbahnhof
- 18–22 POINT (18:30 Sport)
- ab 22 Uhr Übernahme SWF3
[Bearbeiten] Samstag
- 06–08 Popcorner
- 08–10 Tip
- 10–12 Leute
- 12–13 Aktuell
- 13–15 Flashback
- 15–18 Topline
- 18–22 POINT (18:30 Sport)
- ab 22 Uhr Übernahme SWF3
[Bearbeiten] Sonntag
- 05–08 Popcorner (5:53 Auf ein Wort)
- 08–09 Songs um acht
- 09–12 Schaufenster
- 12–13 Aktuell
- 13–18 Playtime
- 18–22 Sunday-POINT – Die wilden 20 (18:30 Sport)
- ab 22 Uhr Übernahme SWF3