Spina bifida
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Bei der Spina bifida - von lat. spina (Stachel, Dorn) und bifidus (in zwei Teile gespalten), somit auf deutsch "Wirbelspalt" oder "Spaltwirbel" - handelt es sich um eine Neuralrohrfehlbildung, die unterschiedliche Ausprägungen haben kann und sich entsprechend unterschiedlich schwer auswirkt.
Das zeitliche Fenster für die Entstehung dieser Fehlbildung liegt zwischen dem 22. und 28. Tag der Embryonalentwicklung, nämlich der Zeitspanne der sog. primären Neurulation, also der Bildung des Neuralrohrs aus der Neuralplatte sowie dessen Verschlusses - im Falle der Spina bifida des unteren Endes.
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[Bearbeiten] Häufigkeit
Durchschnittlich tritt eine Spina bifida in Mitteleuropa bei einem von 1.000 Kindern auf, wobei Mädchen etwas häufiger betroffen sind als Jungen.
[Bearbeiten] Ausprägungen
Unterschieden werden verschiedene Ausprägungen der Spina bifida:
- Spina bifida occulta
- "Occulta" bedeutet "geschlossen / nicht sichtbar". Diese Form der Spina bifida ist dadurch gekennzeichnet, dass sich nur ein zwiegespaltener Wirbelbogen findet, ohne dass das Rückenmark mit seinen Rückenmarkshäuten (= Meningen) beteiligt ist. Sie ist darum nicht von außen sichtbar. Die Spina bifida occulta ist recht häufig und wird oft nur ganz zufällig bei Röntgenaufnahmen oder bei einer Untersuchung des Rückens festgestellt. In der Regel hat sie medizinisch keine besondere Bedeutung; eine Behandlung ist nicht nötig.
- Spina bifida aperta
- "aperta" bedeutet "offen / sichtbar". Es werden drei Formen unterschieden:
- Meningozele: Eine im Vergleich mit den anderen beiden Typen einfache, leichte Form der Spina bifida aperta ist die Meningozele. Dabei wölben sich nur die Rückenmarkshäute (= Meningen) durch einen Wirbelbogenspalt unter der Haut vor. Die dabei entstehende Blase (= Zele) ist sichtbar. Sie kann operativ entfernt werden. Es entstehen keine Beeinträchtigungen, denn das Rückenmark ist in seiner üblichen Lage und nicht geschädigt.
- Myelomeningozele: Bei dieser schwereren Form liegt eine Spaltbildung in der Wirbelsäule vor und durch diesen Spalt treten Teile des Rückenmarks (= Myelon), der Rückenmarkshäute (= Meningen) und Nerven in einer Blase (= Zele) sichtbar nach außen hervor. Dadurch verlieren die Nervenstränge an der betroffenen Stelle ihren Schutz und es kommt zu Schädigungen.
- Myeloschisis: Dieser Begriff wird häufig für besonders schwere Befunde einer Spina bifida aperta verwendet, bei denen das Nervengewebe an der betroffenen Stelle sichtbar völlig freigelegt und nicht von Haut oder Bindegewebe bedeckt ist.
[Bearbeiten] Auswirkungen
Je nach Schweregrad der Fehlbildung, genauer gesagt, je nach Schweregrad der Rückenmarksschädigung, sind Menschen mit Spina bifida aperta kaum oder aber sehr stark körperlich beeinträchtigt. Probleme beim Gehen sind ebenso möglich wie Querschnittslähmungen. Auch ist meist keine Kontrolle über Darm und Blase vorhanden. Es kommt im Wesentlichen darauf an, in welchem Bereich der Wirbelsäule sich die Fehlbildung befindet und wie stark die Nerven beeinträchtigt sind. Oft tritt gemeinsam mit Spina bifida aperta ein Hydrozephalus (Ansammlung von Hirnwasser in den Hirnwasserkammern wegen einer Ableitungsstörung) auf. Die kognitive Entwicklung des Kindes ist beim alleinigen Vorliegen einer Spina bifida in der Regel nicht beeinträchtigt, während zusätzliche Fehlbildungen des Gehirns oder ein Hydrozephalus die Prognose negativ beeinflussen können. Genaue Vorhersagen sind jedoch nicht möglich; der Einzelfall muss individuell betrachtet werden.
[Bearbeiten] Diagnose
Durch Ultraschalluntersuchungen in der Pränataldiagnostik kann man heutzutage eine Spina bifida aperta oft schon vor der Geburt diagnostizieren. Eine geeignete Diagnostikmethode ist der Feinultraschall, Abschätzungen der Wahrscheinlichkeit einer Neuralrohrfehlbildung kann der Triple-Test geben. Der ICD10-Code O35.0 wird angegeben bei der Betreuung der werdenden Mutter bei (Verdacht auf) eine Fehlbildung des Zentralnervensystems beim ungeborenen Kind.
Nachgeburtlich ist die Diagnose der Spina bifida aperta sofort möglich durch die sichtbare Fehlbildung am Rücken, die oft im Bereich der Lendenwirbelsäule und des Kreuzbeins, seltener im Bereich der Brust- und Halswirbelsäule zu finden sind.
Die Spina bifida occulta wird in der Regel nur zufällig festgestellt.
[Bearbeiten] Therapie
Die Spina kann bereits pränatal operiert werden. In den USA findet von 2003-2008 eine Studie über den Nutzen einer pränatalen Operation statt. [1]
Eine Spina bifida aperta muss wegen des Risikos einer Infektion schon in den ersten Tagen nach der Geburt operativ verschlossen werden.
Die häufig vorhandene Neurogene Blase benötigt meistens eine dauerhafte Therapie, da es ansonsten zu einem Verlust der Nierenfunktion kommen kann.
Die meisten Menschen mit Spina bifida brauchen Zeit ihres Lebens mehr oder weniger medizinische und lebenspraktische Begleitung und Hilfestellung.
[Bearbeiten] Literatur
- ↑ MOMS Management of Myelomeningocele Study: http://www.spinabifidamoms.com/english/index.html abgerufen 10.10.06
- Leben mit Spina bifida und Hydrocephalus (ISBN 3-980-1420-8-6)
- Menschen mit Spina bifida und Hydrocephalus (ISBN 3-980-1420-6-X)
- Kurz, Susanne: Ich bin ich, Lars, vierzehn. Über das Leben mit Spina bifida (ISBN 3-893-08266-2)
[Bearbeiten] Weblinks
- Verschluß der Spina Bifida während der Schwangerschaft / Deutsches Zentrum für Fetalchirurgie Bonn (+Bilder)
- Informationen, Erfahrungsberichte, Kontaktvermittlung I
- Informationen, Erfahrungsberichte, Kontaktvermittlung II
- Selbsthilfegruppe "Sternchenforum" Informations- und Kontaktforum
- Weiterführende Links
- Mailingliste für Eltern eines Kindes mit Spina bifida sowie für Menschen mit Spina bifida
- Informationen über Spina Bifida
- Erste Selbsthilfegruppe für erwachsene Personen mit Spina bifida in NRW „SPINATREFF“
- Schweizerische Vereinigung zugunsten von Personen mit Spina bifida und Hydrocephalus SBH
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