Thiosulfat
aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Thiosulfate sind Verbindungen mit dem Anion . Das in Chemie und Technik wichtigste Thiosulfat ist das Natriumsalz, Fixiersalz genannt. Es wird in der Schwarz-Weiß-Fotografie zum Fixieren der belichteten Filme in der Dunkelkammer eingesetzt, da es das unbelichtete Silberbromid als löslichen Dithiosulfato-Argentat-Komplex ablöst: 2 Na2S2O3 + AgCl ----> Na3[Ag(S2O3)2] + NaCl
Thiosulfate sind in basischen Lösungen stabil. Mit Säuren zerfallen sie aufgrund der Unbeständigkeit der freien Thioschwefelsäure H2S2O3 langsam zu Schwefel, Schwefeldioxid und Wasser (H2S und SO3 bzw. in Wasser als schweflige Säure), eine Redoxreaktion in Form einer Disproportionierung:
Die Thioschwefelsäure (Monosulfanmonosulfonsäure) ergibt sich formal aus der Schwefelsäure, wobei ein Sauerstoffatom durch ein Schwefelatom ersetzt wird.
Mit Eisen-II-ionen tritt Komplexbildung ein. Diese Reaktion ist gut geeignet, um im Labor mithilfe von Stoppuhr und Anblick Untersuchungen der Reaktionsgeschwindigkeit in Abhängigkeit von Größen wie der Temperatur und der (Stoffmengen-)Konzentration der Reaktionspartner durchzuführen.
Mit Silberionen als Oxidationsmittel bildet sich bei Überschuss des Oxidationsmittels sogar Silber-I-sulfid und Schwefelsäure - eine Nachweisreaktion (Abendrotreaktion bzw. Sonnenuntergangsreaktion). Dabei entsteht zunächst ein weißer Niederschlag, der sich dann langsam von gelb, orange über braun bis hin zum schwarzen Silbersulfid verfärbt (Reaktion in 2 Schritten - Ausfällung mit anschließender Disproportionierung):
1.Schritt: Thiosulfat wird durch Silberionen schnell ausgefällt, es entsteht sofort weißes Silberthiosulfat.
2. Schritt: Das Thiosulfat (Oxidationszahl S=+II) zerfällt langsam in Verbindungen mit günstigerer Oxidationszahl: Sulfide (S=-II) und Sulfat (S=+VI).
Wird hingegen Thiosulfat im Überschuss zugegeben, so reagiert dieses mit den Silberionen zum oben genannten Dithiosulfato-Argentat-Komplex.
Thiosulfat kann auch als Reduktionsmittel für Halogene verwendet werden. Da die entsprechenden Halogenid-Ionen weniger umweltgefährdend sind, ist dies eine Möglichkeit, Halogene schonender zu entsorgen. Bei der ablaufenden Reaktion mit Thiosulfat werden die molekularen Lösungen von beispielsweise Iod oder Brom entfärbt, wobei Tetrathionat und Halogenid-Ionen entstehen: