Tiefenrüstung
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Während die Breitenrüstung auf die Produktion von Waffen und Rüstungsgütern selbst abzielt, geht es bei der Tiefenrüstung um die dauerhafte Sicherung der notwendigen Ressourcen für die Rüstungsproduktion, gewissermaßen also um die "Nachhaltigkeit" der Rüstung. Sie ist von um so größerer Bedeutung, je länger und umfassender ein Krieg ist.
[Bearbeiten] Bedeutung
Tiefenrüstung war im Grunde schon immer bei längeren militärischen Auseinandersetzungen von Bedeutung. So galt es schon in der Antike bei Seekriegen den Nachschub an geeignetem Holz für den Bau von Schiffen zu gewährleisten. Allerdings war die analytische Trennung von Tiefen- und Breitenrüstung bis ins 19. Jahrhundert hinein bedeutungslos, weil der materielle Bedarf an Rüstungsgütern relativ gering war und diese Rüstungsgüter zudem auch vergleichsweise einfach herzustellen waren.
[Bearbeiten] 20. Jahrhundert
Das Konzept der Tiefenrüstung gewann im 20. Jahrhundert stark an Bedeutung, weil die Kriege materialintensiver und die Waffen komplexer wurden. So führte der Erste Weltkrieg, bei dem anfangs nur mit einer Dauer von wenigen Wochen gerechnet wurde, allen Kriegsparteien die Bedeutung des eigenen und des gegnerischen Industriepotenzials vor Augen. Je länger er dauerte, desto wichtiger wurden nicht-militärische Faktoren wie Rohstoffversorgung und Produktionskapazitäten.
Daraus zogen die Reichswehr und später das nationalsozialistische Regime ihre Lehren und versuchten einen kommenden Krieg entsprechend vorzubereiten. So lässt sich beispielsweise die in großem Stil betriebene synthetische Herstellung von Treibstoff als Tiefenrüstung verstehen. Allerdings standen nicht die Mittel zur Verfügung, um gleichermaßen Tiefen- wie Breitenrüstung zu betreiben. Die Führung entschied sich mit ihrer Blitzkriegstrategie letztlich für die schnelle Produktion vieler Waffen und damit für Vernachlässigung der Tiefenrüstung. Anfangs schien dies richtig gewesen zu sein, wie die schnellen Siege über Polen und Frankreich zeigten. Aber mit fortschreitender Kriegsdauer erwies sich dieser Weg als Sackgasse. Die industrielle Basis des Dritten Reiches war zu schmal, um gegen Gegner wie die Sowjetunion und vor allem die Vereinigten Staaten bestehen zu können.
[Bearbeiten] Literatur
- Thomas, Georg: Geschichte der deutschen Wehr- und Rüstungswirtschaft 1918 – 1943/45. Herausgegeben von Wolfgang Birkenfeld. Schriften des Bundesarchivs Bd. 14. Boppard 1966
- Barkai, Avraham: Das Wirtschaftssystem des Nationalsozialismus. Ideologie, Theorie, Politik 1933 – 1945. Frankfurt/Main 1988.