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Und dennoch leben sie - Wikipedia

Und dennoch leben sie

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Filmdaten
Deutscher Titel: Und dennoch leben sie
Originaltitel: La Ciociara
Produktionsland: Italien und Frankreich
Erscheinungsjahr: 1960
Länge (PAL-DVD): 100 Minuten
Originalsprache: italienisch und deutsch
Altersfreigabe: FSK 16
Stab
Regie: Vittorio De Sica
Drehbuch: Vittorio De Sica, Cesare Zavattini und Alberto Moravia (Roman)
Produktion: Carlo Ponti
Musik: Armando Trovajoli
Kamera: Gábor Pogány
Schnitt: Adriana Novelli
Besetzung
  • Sophia Loren: Cesira
  • Jean-Paul Belmondo: Michele
  • Eleonora Brown: Rosetta
  • Carlo Ninchi: Micheles Vater
  • Andrea Checchi: Faschist
  • Pupella Maggio: Bauer
  • Emma Baron: Maria
  • Raf Vallone: Giovanni

Und dennoch leben sie ist ein Film des italienischen Regisseurs Vittorio De Sica aus dem Jahr 1960. Das Melodram basiert auf einem Roman von Alberto Moravia und wurde von den Filmstudios Compagnia Cinematografica Champion, Les Films Marceau-Cocinor und Société Générale de Cinématographie produziert.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Handlung

Italien, im Jahr 1943: die junge und wohlhabende Witwe Cesira ist Mutter einer 13-jährigen Tochter namens Rosetta und besitzt einen kleinen Kaufmannsladen in Rom. Die Bombardements der Alliierten auf die Hauptstadt des faschistischen Diktators Benito Mussolini nehmen von Tag zu Tag zu und das Leben in der Stadt wird lebensgefährlich. Sowohl Mutter als auch Tochter werden Zeugen wie einige ihrer Kunden ausgebombt werden und eine Druckwelle das Stahlgitter über ihrer Ladentür mit unheimlicher Leichtigkeit verbiegt. Cesira muss eine Entscheidung treffen, ob sie mit ihrer verängstigten Tochter Zuflucht auf dem Land suchen oder weiterhin in Rom ausharren soll. Während sie die Situation abwägt, besucht sie den Kohlenhändler Giovanni in seinem Laden. Giovanni ist fasziniert von der schönen Cesira und verführt sie auf dem Fußboden seines Geschäfts. Als er der Frau zum Dank ein Brikett Kohle schenken will, wirft es Cesira verärgert Giovanni vor die Füße. Sie entscheidet sich augenblicklich mit ihrer Tochter Rom zu verlassen und auf dem Land in ihrem Heimatdorf Schutz zu suchen. Die Reise ist für Cesira und Rosetta lang und beschwerlich. Die Eisenbahnschienen sind zerstört und sie müssen einen Teil des Weges zu Fuß zurücklegen. In Cesiras Heimatdorf angekommen, müssen Mutter und Tochter erkennen, dass auch im scheinbar sicheren Umland die Vorboten des Krieges Einzug gehalten haben. Die Menschen haben kaum etwas zu essen und leben von Wasser und Brot bzw. zehren von ihren Weinvorräten. Bald machen Cesira und Rosetta auch Bekanntschaft mit dem jungen Michele, einem Studenten. Der schüchterne Mann wird von seiner Familie und Freunden nur "Professor" genannt, was vor allem an Micheles antifaschistischer Haltung und seiner offen formulierten Kritik gegen den Krieg begründet liegt. Er fühlt sich sehr zu Cesira hingezogen, doch sie widersteht zunächst den Annäherungsversuchen des Mannes. Als die Mutter versucht die Liebe zu erwidern, fallen deutsche Soldaten in das ärmliche Dorf ein. Auf der Flucht vor den alliierten Truppen aus Anzio bei Rom, zwingen sie Michele mit vorgehaltener Waffe sie durch die Gebirgslandschaft zu führen. Später wird Cesira von seinem Tod erfahren.

Während Michele die deutschen Soldaten auf ihrem Weg durch das Chiociara-Gebirge begleitet, entscheidet sich Cesira nach Rom zurückzukehren. Die Alliierten stehen mit ihren Truppen im Norden kurz vor der italienischen Hauptstadt und eine Befreiung scheint bevorzustehen. Auf dem anstrengenden Weg zurück nach Hause, jubeln Cesira und Rosetta mehreren alliierten Soldaten in ihren Jeeps zu, darunter auch Marokkaner, die Mutter und Tochter ihrer Schönheit wegen aufdringlich anstarren und ihnen hinterherpfeiffen. Als es Nacht wird, ziehen sich Mutter und Tochter zum Schlafen in eine ausgebombte Kirche zurück. Dort werden Cesira und Rosetta von den marokkanischen Soldaten überrascht, die die Frauen überwältigen und die ganze Nacht über nacheinander vergewaltigen. Nach dieser Tortur, die sie fast mit dem Leben bezahlen, gelingt es Mutter und Tochter ihren Weg fortzusetzen, wobei sich Cesira um ihre Tochter kümmern muss, die durch den gewaltsamen Übergriff einen Schock erlitten hat. Beide machen schon bald die Bekanntschaft mit dem jungen Lastwagenfahrer Florindo, der Rosetta dazu bewegen kann die schrecklichen Erlebnisse zu vergessen und mit ihm ein Lied anzustimmen. Beide übernachten auch bei Florindo und seiner Mutter. Als Cesira am nächsten Morgen aufwacht, ist von Florindo und Rosetta keine Spur und sie entdeckt ein Paar Seidenstrümpfe. Von Florindos Mutter erfährt sie, dass die beiden zum Tanzen ausgegangen sind. Entmutigt wartet Cesira auf die Heimkehr ihrer Tochter. Als Rosetta spät vom Tanzen zurückkehrt, konfrontiert sie ihre Tochter mit ihrem Verschwinden und wird gewalttätig, nachdem diese ihr eine patzige Antwort gibt. Cesira muss erkennen, dass aus Rosetta eine junge Frau geworden ist, woraufhin sie den Konflikt beiseite schieben und sich beide in die Arme fallen.

[Bearbeiten] Entstehungsgeschichte

Das Kriegsdrama basiert auf dem gleichnamigen Roman von Alberto Moravia (Originaltitel: La Cicoria, in Deutschland auch unter dem Titel Cesira bekannt), den der italienische Schriftsteller 1957 veröffentlichte. Das Werk wurde von persönlichen Erfahrungen Moravias geprägt, die er selbst während des Zweiten Weltkriegs in Italien machte. Als Journalist hatte sich der Italiener vor dem Krieg mit seinen Arbeiten den Zorn des faschistischen Regimes unter Benito Mussolini sowie des Vatikans eingehandelt, was zum Verlust seines Arbeitsplatzes führte und in ein freiwilliges Exil in Capri (1941 bis 1943) mündete. Nach der Landung der Alliierten in Italien entgingen Moravia und seine Ehefrau einer Verhaftung durch die Faschisten indem er 1943 in die Berge von Ciociaria (Latium) flüchtete und dort versteckt unter einfachen Menschen lebte. Und dennoch leben sie war die sechste Verfilmung eines Romans von Moravia, der nach dem Krieg auch als Drehbuchautor und Filmkritiker gearbeitet hatte. Für die Hauptrolle wurde die italienische Schauspielerin Sophia Loren verpflichtet, für die Produktion war Lorens Ehemann Carlo Ponti verantwortlich. Loren hatte 1957 den Sprung nach Hollywood geschafft und war dort in meist glatten und frivolen Rollen neben Stars wie Cary Grant, Frank Sinatra, John Wayne, William Holden und Anthony Quinn aufgetreten. Der Erfolg als Schauspielerin war der 25-jährigen Italienerin jedoch bisher verwehrt geblieben. Ursprünglich war ihr die Rolle von Rosetta angeboten worden, die später an die 13-jährige Eleonora Brown fiel, die in Und dennoch leben sie ihre erste Filmrolle bekleidete. In der Nebenrolle des Michele agierte der junge Jean-Paul Belmondo, der im selben Jahr mit Jean-Luc Godards Außer Atem auf sich aufmerksam machen und zu einer Schlüsselfigur der französischen Nouvelle Vague avancieren sollte. Mit der Regie wurde der Italiener Vittorio De Sica beauftragt, der sich ab den 1940er Jahren als Vertreter des italienischen Neorealimus hervorgetan und auch international mit Filmen wie Fahrraddiebe (1948) Erfolge gefeiert hatte. Für das Drehbuch zeichnete sich neben De Sica Cesare Zavattini verantwortlich, der bereits zuvor mehrfach mit dem Regisseur zusammen gearbeitet hatte. Die Dreharbeiten fanden an Original-Schauplätzen in der italienischen Region Latium statt, wo sich die Berglandschaft von Ciociaria erstreckt.

[Bearbeiten] Rezeption

Und dennoch leben sie wurde am 22. Dezember 1960 in Italien welturaufgeführt. Knapp fünf Monate später, am 8. Mai 1961 feierte Vittorio De Sicas neunzehnte Regiearbeit unter dem Titel Two Women seine Premiere in New York. Das Melodram wurde von den Kritikern gelobt, was vor allem auf Sophia Lorens Leistung als Cesira zurückzuführen war, Lorens erste unglamouröse Rolle. Weitestgehend Kritik gab es dagegen für die Inszenierung und man merkte Schwächen im Drehbuch an. Zu sehr hätte De Sica der Hauptfigur Cesira Beachtung geschenkt und sich entgegen den Regeln des Neorealimus in Und dennoch leben sie nicht an Kommentaren und Analysen gespart. Vor allem die Kommentare von Jean-Paul Belmondos Figur wurden als "dumme Phrasen" gewertet (vgl. film-dienst 46/1961). So wird De Sicas Kriegsdrama allgemein nicht zu den besten Werken seines filmischen Schaffens als Regisseur gezählt. Dennoch sollte der Film zum größten Erfolg in Sophia Lorens Schauspielkarriere avancieren, an den sie vier Jahre später mit Vittorio De Sicas Hochzeit auf italienisch, an der Seite von Marcello Mastroianni, anknüpfen sollte. In der BRD feierte der Film seine Premiere am 26. Oktober 1961 und erhielt seinerzeit von der Freiwillige Selbstkontrolle der Filmwirtschaft eine FSK-18-Freigabe.

Am 1. Dezember 2004 wurde Und dennoch leben sie auf dem Cairo International Film Festival wiederveröffentlicht.

[Bearbeiten] Kritiken

  • "Der Film bewegt sich zwischen einer Erneuerung des Neorealismus und seiner gleichzeitigen Durchbrechung und Überholung durch den Starfilm. In Einzelheiten ist de Sica unverkennbar de Sica. Weniger in einer engagierten Formung des Geschehens als in mancher etwas sentimentalen Beimischung und in naiven Sentenzen, von denen man nicht recht weiß, ob sie so prokommunistisch gemeint sind, wie sie klingen. - Unser moralischer Vorbehalt gilt einigen Einzelheiten des Anfangs." (film-dienst)
  • "Offenbar ist der Zweck dieser tragenden Darstellung ... das Desaster dieser Menschen darzustellen - und gewiss von Italien - das dachte, dass der Krieg eine Sache des gemütlichen Herunterspielens und Tuns wäre. Die Darstellung von alliierten Soldaten, die die verheerende Vergewaltigung begehen, ist die ultimative, schmerzliche Dramatisierung und Stellungnahme nach der Tragödie des Krieges. Dies ist der Kommentar des Films, und er ist plötzlich und schneidend gesetzt, aber die Schönheit von Miss' Lorens Darstellung liegt in ihrer Ausleuchtung einer leidenschaftlichen Mutterrolle. Sie ist in der frühen Phase des Films glücklich, weit reichend, lustig, abgestimmt mit dem Gusto der Landarbeiter, sanftmütig zu ihrem Kind. Aber als das Desaster beginnt, ist sie ernst und profund. Wenn sie um die Unschuld ihrer Tochter weint, weint man leise mit ihr ... Signor De Sicas Regie hat die Fülle und die Wucht die zwingend und so vertraut in seinen Filmen ist." (New York Times)

[Bearbeiten] Anmerkungen

  • Neben der Original-Filmmusik von Armando Travajoli sind in Und dennoch leben sie Filmsongs von Cesare A. Bixio, Mario Ruccione und Nicola Valente vertreten.
  • Der Film ist nur in Italien sowie im englischsprachigen Raum auf DVD bzw. VHS erhältlich.

[Bearbeiten] Auszeichnungen

Vittorio de Sicas Melodram war bei den Filmfestspielen von Cannes 1961 im Wettbewerb um die Goldene Palme vertreten und gewann den Golden Globe als Bester fremdsprachiger Film. Hauptdarstellerin Sophia Loren wurde 1961 mit den Darstellerpreisen von Cannes, der New Yorker Filmkritikervereinigung und dem Nationalen Italienischen Syndikat der Filmkritiker ausgezeichnet. Bei der Oscar-Verleihung am 9. April 1962 im Santa Monica Civic Auditorium (offizielle Zählung 1961) war die italienische Schauspielerin in Abwesenheit neben Audrey Hepburn (Frühstück bei Tiffany), Piper Laurie (Haie der Großstadt), Golden-Globe-Gewinnerin Geraldine Page (Sommer und Rauch) und Natalie Wood (Fieber im Blut) als Beste Hauptdarstellerin nominiert, galt aber als Außenseiterin. Umso überraschender war ihr Sieg, da sich zum ersten Mal in der Geschichte der Academy Awards eine nicht-englischsprachige Produktion in einer Darstellerkategorie durchsetzen konnte. Zugleich war es der zweite Hauptdarsteller-Oscar für eine italienische Schauspielerin nach Anna Magnanis Sieg im Jahr 1955 für Die tätowierte Rose. Der Preis wurde stellvertretend für Sophia Loren von der britischen Schauspielerin Greer Garson angenommen.

[Bearbeiten] Oscar 1961

  • Beste Hauptdarstellerin (Sophia Loren)

[Bearbeiten] Golden Globe 1962

  • Bester fremdsprachiger Film

[Bearbeiten] Weitere

Blue Ribbon Awards 1962

  • Bester fremdsprachiger Film

Internationale Filmfestspiele von Cannes 1961

  • Beste Darstellerin (Sophia Loren)
  • nominiert für die Goldene Palme als Bester Film

Italian National Syndicate of Film Journalists 1961

  • Beste Hauptdarstellerin (Sophia Loren)

Laurel Awards 1962

  • 5. Platz als Beste Hauptdarstellerin - Drama

New York Film Critics Circle Awards 1961

  • Beste Hauptdarstellerin (Sophia Loren)

[Bearbeiten] Remake

Im Jahr 1988 wurde in Italien der Stoff von Regisseur Dino Risi unter dem Titel Cesira – Eine Frau besiegt den Krieg (Originaltitel: La Ciociara) noch einmal verfilmt. Das 100 Minuten lange Remake, erneut mit Sophia Loren in der Rolle der Cesira und Sydney Penny als Rosetta, entstand ebenfalls auf Basis von Alberto Moravias Roman. Cesira – Eine Frau besiegt den Krieg konnte jedoch nicht an den Erfolg von Vittorio De Sicas Original anknüpfen.

[Bearbeiten] Literatur

  • Moravia, Alberto: Cesira. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1984. ISBN 349910637X
  • Moravia, Alberto: La ciociara. Milano : Bompiani, 2001. ISBN 8845248364 (ital. Ausgabe)

[Bearbeiten] Weblinks

Andere Sprachen

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