Wolfgang Wiltschko
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Wolfgang Wiltschko (* 21. August 1938 in Kienberg / Böhmerwald), Zoologe und Verhaltensforscher, speziell auf dem Gebiet der Ornithologie. Er entwickelte Anfang der 1960er-Jahre eine Apparatur, mit deren Hilfe Tiere einem statischen, hinsichtlich der Nord-Süd-Ausrichtung aber veränderlichen, künstlichen Magnetfeld ausgesetzt werden können. So gelang ihm als erstem Forscher der experimentelle Nachweis, dass sich Vögel am Magnetfeld der Erde orientieren können, also über einen Magnetkompass verfügen. Wiltschko erforscht seit einigen Jahren auch die physiologische und neurobiologische Basis des Magnetsinns bei Vögeln.
Inhaltsverzeichnis |
[Bearbeiten] Werdegang
- 1959 – 1967 Studium der Zoologie, Botanik und Chemie an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
- 1967 Promotion aufgrund einer experimentellen Doktorarbeit: "Über den Einfluss statischer Magnetfelder auf die Zugorientierung der Rotkehlchen (Erithacus rubecula)" bei Friedrich Wilhelm Merkel
- 1967-1973 Wissenschaftlicher Assistent am Zoologischen Institut der Universität Frankfurt am Main
- 1972 Habilitation im Fachbereich Biologie der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main über: "Kompaßsysteme in der Orientierung der Zugvögel"
- 1974 Research Fellow an der Cornell University, Ithaca, N.Y., USA bei William T. Keeton
- 1975 - 2003 Professor für Zoologie an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt am Main
- 1977 Erwin-Stresemann-Preis der Deutsche Ornithologen-Gesellschaft
- 1994 Elliott Coues Award und Ehrenmitgliedschaft der American Ornithological Union
[Bearbeiten] Forschungsschwerpunkte
- 1965-1972: Erstnachweis des Magnetkompass (bei Rotkehlchen), anschließend Nachweis bei weiteren Zugvogelarten; seit 1972 enge wissenschaftliche Zusammenarbeit mit seiner Frau Roswitha Wiltschko.
- 1971-1973: fünf jeweils dreimonatige Forschungsaufenthalte in Spanien zur Klärung der Frage, wie Magnetkompass und Sternkompass im Freiland zusammenwirken – speziell ging es um die Frage: Wie erkennen aus Deutschland kommende Zugvögel, dass sie in Höhe von Gibraltar nach Süden (Richtung Afrika) „abbiegen“ müssen?; 1972-1976 Zusammenarbeit mit Eberhard Gwinner bei der Untersuchung von Fragen zum angeborenen Zugprogramm.
- 1974: Aufenthalt an der Cornell-University; in Zusammenarbeit mit S.T. Emlen Nachweis des Magnetkompass beim Indigofink; in Zusammenarbeit mit W. T. Keeton erste Experimente an Tauben zur Rolle des Magnetkompass beim Heimfindevermögen und beim Lernen des Sonnenkompass; 1975-1978 Fortsetzung der entsprechenden Versuche in Deutschland.
- 1979-1995: Mitgliedschaft im Sonderforschungsbereich 45 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) "Vergleichende Neurobiologie des Verhaltens"; weitere Experimente zum Navigationssystem der Brieftauben, zur Rolle des Magnetkompass bei der Erstellung der Navigationskarte, zum Einfluss von Ortserfahrung auf das Heimfindevermögen sowie eine Analyse der Rolle von Infraschall und von olfaktorischen Informationen; Zusammenarbeit mit Prof. Peter Berthold (Vogelwarte Radolfzell), zur Frage der Vererbung der Zugrichtung und mit V. Liepa (Lettische Akademie der Wissenschaften) zur Rolle magnetischer Faktoren und Himmelsfaktoren bei der Ausbildung der Zugrichtung.
- 1997 und 1998 zwei dreimonatige Forschungsaufenthalte in Neuseeland bei M. Walker (University of Auckland), zur Durchführung einen Projekts zur Genauigkeit des Sonnenkompasses.
- Seit 1995 Schwerpunktthema "Magnetfeldwahrnehmung"; in diesem Rahmen u.a. seit 2001 Zusammenarbeit mit O. Güntürkün (Ruhr-Universität Bochum), G. Fleißner (Universität Frankfurt), N. Petersen (Geophysikalisches Institut der Universität München) und T. Ritz (University of California at Irvine) zur Untersuchung von Strukturen, die als Ort der Magnetfeldwahrnehmung diskutiert werden.
[Bearbeiten] Veröffentlichungen
[Bearbeiten] auf deutsch erschienene Übersichtsartikel
- Wiltschko, R. & W. Wiltschko (1999): Das Orientierungssystem der Vögel. I. Kompaßsysteme. in: Journal of Ornithology, Bd. 140, S. 1-41.
- Wiltschko, R. & W. Wiltschko (1999): Das Orientierungssystem der Vögel. II. Heimfinden und Navigation. in: Journal of Ornithology, Bd. 140, S. 129-164.
- Wiltschko, R. & W. Wiltschko (1999): Das Orientierungssystem der Vögel. III. Zugorientierung. in: Journal of Ornithology, Bs. 140, S. 273-308.
- Wiltschko, R. & W. Wiltschko (1999): Das Orientierungssystem der Vögel. IV. Evolution. in: Journal of Ornithology, Bd. 140, S. 393-417.
[Bearbeiten] wichtige ältere Originalarbeiten
- Wiltschko, W. (1968): Über den Einfluß statischer Magnetfelder auf die Zugorientierung der Rotkehlchen (Erithacus rubecula). in: Zeitschrift für Tierpsychologie 25, S. 536-558.
- Wiltschko, W. & R. Wiltschko (1972): The magnetic compass of European Robins. in: Science 176, 62-64.
- Emlen, S.T., W. Wiltschko, N.J. Demong, R. Wiltschko & S. Bergman (1976): Magnetic direction findings: evidence for its use in migratory Indigo Bunting. in: Science 193, 505-508.
- Wiltschko, W. & R. Wiltschko (1981): Disorientation of inexperienced young pigeons after transportation in total darkness. in: Nature 291, 433-435.
- Wiltschko, R., D. Nohr & W. Wiltschko (1981): Pigeons with a deficient sun compass use the magnetic compass. in: Science 214, 343-345.
[Bearbeiten] wichtige jüngere Originalarbeiten
- Wiltschko, W. & R. Wiltschko (2002): Magnetic compass orientation in birds and its physiological basis. in: Naturwissenschaften 89, 445-452. (Review)
- Prior, H., R. Wiltschko, K. Stapput, O. Güntürkün & W. Wiltschko (2004): Visual lateralization and homing in pigeons. in: Behav. Brain Research 154, 301-310.
- Ritz, T., P. Thalau, J. Phillips, R. Wiltschko & W. Wiltschko (2004): Resonance effects indicate a radical pair mechanism for avian magnetic compass. in: Nature, 429, 177-180
- Wiltschko, W., M. Gesson, K. Stapput & R. Wiltschko (2004): Light-dependent magnetoreception birds: interaction of at least two different receptors. Naturwissenschaften 91, 130-134
[Bearbeiten] Buchveröffentlichungen
- Roswitha Wiltschko, Wolfgang Wiltschko: Magnetic Orientation in Animals. 1998: Heidelberg (Springer Verlag), ISBN 3-540-59257-1
- Wolfgang Wiltschko: Magnetic Orientation. in: Josef Dudel, Randolf Menzel, Robert F. Schmidt: Neurowissenschaft. Vom Molekül zur Kognition. 2001: Berlin (Springer), ISBN 3-540-41335-9
Personendaten | |
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NAME | Wiltschko, Wolfgang |
KURZBESCHREIBUNG | Zoologe und Verhaltensforscher |
GEBURTSDATUM | 21. August 1938 |
GEBURTSORT | Kienberg / Böhmerwald |
Kategorien: Mann | Deutscher | Biologe | Zoologe | Verhaltensforscher | Ornithologe | Geboren 1938