Zwerchfellhernie
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Bei einer Zwerchfellhernie werden durch eine Schwachstelle oder Lücke im Zwerchfell Bauchorgane in die Brusthöhle verlagert.
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[Bearbeiten] Häufigkeit
Angeborene Zwerchfellhernie: 3-4 von 10.000 Geburten; 90% Linksseitig
[Bearbeiten] Formen
Es gibt angeborene und erworbene Zwerchfellhernien. Bei den angeborenen Formen handelt es sich meistens um eine Lücke im Zwerchfell, durch die verschiedene Bauchorgane (Magen, Darm, Leber, Milz) in den Brustkorb rutschen. Bei erworbenen Zwerchfellhernie rutscht meist der Magen neben der Speiseröhre nach oben in den Brustkorb.
Sind die hochgerutschten Organe von Peritoneum überzogen, d.h. liegt ein sogenannter Bruchsack vor, spricht man von echter Hernie. Bei den angeborenen Hernien liegt häufig kein Bruchsack vor.
Bei einer Hiatushernie tritt der Bauchhöhleninhalt durch die schlitzförmigen Öffnungen des Zwerchfells.
[Bearbeiten] Entwicklungsgeschichte
Das Zwerchfell entwickelt sich in der 8. - 10. Schwangerschaftswoche. Kommt es bei der Entwicklung zu einer Störung, bei der eine Lücke im Zwerchfell entsteht, rutschen in der Folgezeit Bauchorgane in den Brustkorb. Je nach Menge dieser Organe wird die Lunge in ihrer Entwicklung eingeschränkt, da sie über ein deutlich verringertes Platzangebot verfügt.
[Bearbeiten] Diagnostik
Die angeborene Zwerchfellhernie kann vor der Geburt im pränatalen Feinultraschall dargestellt werden. Wird eine solche Diagnose vorgeburtlich gestellt, sollten weitere Untersuchungen (z.B. Kernspintomographie) in einem spezialisierten Zentrum erfolgen, um das Ausmaß an vorgeburtlicher Lungenschädigung einschätzen zu können, das die Prognose für das Überleben der Kinder und die angestrebte Erstversorgung wesentlich beeinflusst.
Nach der Geburt fallen die Kinder durch Atemnot auf, ein Röntgenbild des Brustkorbes zeigt dann, dass im Brustkorb außer Lunge und Herz noch weitere Organe liegen.
[Bearbeiten] Therapie
[Bearbeiten] Angeborene Zwerchfellhernie
Wenn die Zwerchfellhernie vor der Geburt festgestellt wird, sollte die Entbindung in Absprache mit einem spezialisierten Zentrum geplant werden. In einigen ausgewählten Fällen wird man bereits eine Therapie in utero vorschlagen, bei der für eine gewisse Zeit ein Ballon in der Luftröhre plaziert wird, der dann vor oder während der Entbindung wieder entfernt wird.
Die Entbindung sollte ansonsten mittels geplantem Kaiserschnitt in einem Zentrum mit angeschlossener Neugeborenenintensivstation und Kinderchirurgie erfolgen. Nach der Geburt wird das Kind wird sofort intubiert und beatmet und mit einer Magensonde versorgt, um zu verhindern, dass Luft in die Teile des Magen-Darmtraktes gelangt, die im Brustkorb liegen und auf die Lunge drücken und so die Atmung behindern. Anschließend erfolgt die Verlegung auf die Neugeborenenintensivstation, das Kind wird zunächst stabilisiert und nach weiteren Fehlbildungen gesucht.
Liegt eine sehr schlechte Lungenfunktion vor, kann der Einsatz von ECMO (Extracorporaler Membranoxygenierung) notwendig sein, um das Überleben der Kinder zu gewährleisten.
Erst nach ausreichender Stabilisierung des Kindes wird die Korrekturoperation geplant und durchgeführt. Hierbei werden die Organe aus dem Brustkorb in den Bauchraum zurückverlagert und die Lücke im Zwerchfell verschlossen. Ist die Lücke so groß, dass der Zwerchfellmuskel nicht aneinandergenäht werden kann, wird entweder Fremdmaterial eingenäht oder ein Teil der Muskulatur der Bauchwand als Ersatz für das Zwerchfell verwendet.
[Bearbeiten] Prognose
Angeborene Zwerchfellhernie: Rechtsseitige Hernien haben eine schlechtere Prognose als linksseitige. Die Überlebensraten schwanken je nach Zentrum zwischen 50 und 85%.
[Bearbeiten] Quellen und Weblinks
- [1] Extracorporale Membranoxygenierung
- [2] Operation im Mutterleib bei Zwerchfellhernie in zusammenarbeit mit der Uni Mannheim/ECMO
- [3] Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Kinderchirurgie zur Zwerchfellhernie
- [4] Amerikanische Selbsthilfegruppe
- [5] Forum Zwerchfellhernie
- [6] Webseite eines Kindes mit Zwerchfellhernie (und Link auf weitere Seiten von Betroffenen)