Airavata
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Airavata (Sanskrit, m., ऐरावत, airāvata) ist in der hinduistischen Mythologie ein weißer Elefant, das Reittier des Gottes Indra.
Es gibt zwei verschiedene Schöpfungsmythen für den Airavata: Einer findet sich im Hastyayurveda (dem „heiligen Wissen (veda) vom langen Leben (ayus) der Elefanten (hasti)“) und einer im berühmten Volksepos Mahabharata.
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[Bearbeiten] 1. Hastyayurveda
Am Anfang der Zeit, als der Garuda, der goldbeschwingte Sonnenvogel (Lit.: Zimmer 1981), ins Dasein trat, wurde auch der Elefant geboren. Brahma, der Schöpfer, hielt in seinen Händen die beiden Hälften der Eierschale des Garuda, und rezitierte über ihnen sieben heilige Hymnen (saman). In der rechten Hälfte der Eierschale erschien daraufhin der Elefant Airavata und mit ihm sieben weitere Elefantenbullen. Aus der linken Hälfte tauchten acht Elefantenkühe auf. Diese acht Paare waren die Ahnen aller Elefanten, sowohl im Himmel wie auf der Erde. Sie wurden auch die „Elefanten der Richtungen des Raumes“ (dig-gaja) genannt, Gottheiten, die über die acht Richtungen des Kompass wachen.
Ursprünglich besaßen die Elefanten-Ahnen Flügel. Sie konnten wie die Wolken frei über den Himmel schweben. Es wird erzählt, dass eines Tages ein heiliger Mann, ein Asket mit Namen Dirgha-Tapas, unter einem Riesenbaum seine Puja abhielt. Einer der fliegenden Elefanten, nichts Böses ahnend, ließ sich auf eben jenem Baum nieder. Die Äste jedoch hielten das Gewicht nicht aus, brachen, und fielen auf den armen Mann, der in seinem Zorn die großen Tiere gründlich verfluchte. Seit diesem Tage haben die Elefanten keine Flügel mehr. Trotzdem glaubt man noch immer, dass sie die Fähigkeit haben, Wolken, also Regen zu erzeugen.
[Bearbeiten] 2. Mahabharata
Sowohl für Buddhisten als auch für die Hindus ist der heilige Berg im Zentrum der Welt der Berg Meru, auch Sumeru genannt. Die axiale Natur dieses Berges ist überzeugend dargestellt in dem Mythos vom Quirlen des Milchozeans. Obwohl hinduistischen Ursprungs, wird dieser Mythos auch häufig in buddhistischen Schriften erwähnt oder in buddhistischer Kunst dargestellt. Eine eindrucksvolle Monumentaldarstellung dieses Vorgangs ist übrigens auf einem 50 m langen Basrelief in der Außengalerie des Angkor Wat zu bestaunen (östliche Außengalerie, südliche Hälfte). Hier sind 92 Asuras und 88 Devas bei der Arbeit dargestellt, von oben durch zahlreiche fliegende Apsaras angefeuert.
Die Geschichte erzählt, wie die Götter (die Devas) und die Dämonen (die Asuras) in den ersten Welttagen ihren endlos andauernden Krieg unterbrachen, um zusammen die kosmische See zu quirlen. Sie wollten so Amrita, das Elixier der Unsterblichkeit, zurückgewinnen, welches neben vielen weiteren Kostbarkeiten in einer Großen Flut verloren gegangen war.
Als Quirl benutzten sie den Berg Meru, den Dreh- und Angelpunkt der Welt, der am unteren Ende auf einer riesigen Schildkröte gelagert war und am oberen Ende vom Gott Vishnu stabilisiert wurde. Die kosmische Schlange Vasuki wurde um den Berg gewunden und die Devas auf der einen Seite, die Asuras auf der anderen zogen abwechselnd je ein Ende der Schlange, so dass sich der Berg Meru hin und her um seine eigene Achse drehte. Nachdem sie etwa ein Jahrtausend an ihrem Werk gearbeitet hatten, begann sich der Milchozean zu verfestigen, und aus der Tiefe der Milch erhob sich ein sonderbares Sortiment von dreizehn Personifikationen und Symbolen. Unter den ersten Gestalten waren der goldene Sonnenvogel Garuda und der milchweiße Elefant Airavata. Als letzter erhob sich der Arzt der Götter, der Lehrer des Ayurveda, Dhanvantari. In seiner Hand hielt er den Mond, der das Elixier der Unsterblichkeit enthielt.
[Bearbeiten] Literatur
- Heinrich Zimmer, Indische Mythen und Symbole. Diederichs Köln 1981 ISBN 3-424-00693-9
[Bearbeiten] Sonstiges
Von Airavata hat vermutlich der Fluss Irrawaddy in Myanmar seinen Namen erhalten ('Elefanten-Fluss').