Algeciras-Konferenz
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Bei der Algeciras-Konferenz handelt es sich um eine internationale Konferenz, bei der über die Lösung der ersten Marokkokrise entschieden wurde.
Die Konferenz wurde von Vertretern des Deutschen Reiches gefordert, nachdem Frankreich angefangen hatte, in Marokko Reformen des Wirtschafts- und Militärwesens gemäß dem Sudanvertrag durchzuführen, obwohl der Staat gemäß der Madrider Konvention von 1880 als unabhängig galt. Obwohl sich Frankreich anfänglich weigerte, auf die Forderung einzugehen, fand die Konferenz am 16. Januar 1906 im Hotel Reina Cristina im spanischen Algeciras statt.
Das Deutsche Reich hatte gehofft, Frankreich eine diplomatische Niederlage zufügen zu können, um so die Entente Cordiale zu lösen. Auch hatte man sich die Unterstützung der anderen Länder erhofft. So schrieb der Außenminister Bernhard von Bülow an Kaiser Wilhelm II:
- „Falls eine Konferenz zustande kommt, sind wir der diplomatischen Unterstützung Amerikas zugunsten der open door schon jetzt sicher. England wird sich dort wie überall scheuen, mit Nachdruck gegen Amerika anzugehen. Österreich wird sich wegen Marokko nicht mit uns brouillieren wollen, und das gleiche glaube ich von Italien, besonders von einem dreibundfreundlichen Kabinett Fortes. Ich halte daher für ausgeschlossen, daß eine Konferenz das Ergebnis haben könnte, die Einschiebung Marokkos in die ausschließliche Macht- und Interessensphäre Frankreichs anzubahnen.“
Diese Erwartungen erfüllten sich jedoch nicht, so dass das Deutsche Reich 1906 nur den Zweibund-Partner Österreich-Ungarn auf seiner Seite hatte. Auf der Konferenz wurde die Souveranität Marokkos zwar formell anerkannt, Frankreich konnte jedoch das Zugeständnis erringen, die Polizei in den marokkanischen Häfen und das Bankwesen gemeinsam mit Spanien verwalten zu dürfen. Somit hatte Frankreich sein Hauptziel erreicht, während das Deutsche Reich aufgrund seines aggressiven Vorgehens immer mehr an Ansehen verlor und zusehends in die außenpolitische Isolierung trieb. Auch für die sich bildende marokkanische Unabhängigkeitsbewegung stellte das Konferenzergebnis eine Niederlage dar.