Aliso
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Aliso war ein römisches Kastell in Norddeutschland in der Zeit der Varusschlacht (ca. 9 n. Chr.).
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[Bearbeiten] Überblick
Aliso war die einzige in der Geschichtsschreibung belegte militärische Anlage in der Zeit der Varusschlacht, die östlich des Rheins im noch nicht von den Römern vollends kontrollierten germanischen Gebiet gelegen war. Wegen fehlender eindeutiger archäologischer Beweise ist auch hier wie bis vor einigen Jahren bei der Varusschlacht ein Streit der Experten über den wahren Standort des Kastells im Gange. In den meisten Fällen werden die aus der Literatur bekannten Ortsnamen mit lokal vorhandenen in Deckung gebracht und daraus der Anspruch abgeleitet, dass genau an dieser Stelle Aliso gelegen habe.
Es gibt eine Reihe von Textstellen bei den römischen Historikern Tacitus, Cassius Dio und Velleius Paterculus, die den Namen Aliso oder auch Elison erwähnen. Im Zusammenhang mit dem Elison fällt bei Cassius Dio als dem genauesten Schilderer der Varusschlacht der Name Lupias als die Bezeichnung für einen Fluss, in den ein weiterer Fluss eben mit dem Namen "Elison" mündet. Ptolemäus nennt zudem in seiner Geographie ein Alisum mit den seinen geografischen Koordinaten.
[Bearbeiten] Die Textstellen im einzelnen
- Cassius Dio:
- Und die Barbaren erstürmten sämtliche Kastelle außer einem; dieses aber hielt sie so lange auf, dass sie weder den Rhein überschritten noch nach Gallien einfielen. Vielmehr konnten sie nicht einmal dieses in ihre Gewalt bringen, da sie sich nicht auf die Belagerung verstanden und zudem die Römer zahlreiche Bogenschützen hatten, von denen sie unter sehr starken Verlusten zurückgedrängt wurden. Als sie dann die Nachricht erhielten, dass die Römer am Rhein Wache hielten und dass Tiberius mit einem starken Heer im Anmarsch sei, ließen die meisten vom Kastell ab; die Zurückgebliebenen entfernten sich etwas von ihm, um nicht durch plötzliche Ausfälle der Besatzung Schaden zu erleiden, und behielten die Anmarschwege scharf im Auge, in der Hoffnung, durch Lebensmittelknappheit die Übergabe zu erzwingen. Die römische Besatzung aber harrte aus, solange sie genügend Proviant hatte, und hoffte auf Entsatz. Als ihnen aber niemand zu Hilfe kam und der Hunger sie quälte, warteten sie eine stürmische Nacht ab und zogen ab. Es waren wenige Soldaten, viele ohne Waffen. Und...... sie kamen auch an deren erstem und zweiten Wachtposten vorbei; als sie sich aber dem dritten näherten, wurden sie bemerkt, da die Frauen und Kinder aus Erschöpfung und Angst und wegen der Dunkelheit und Kälte andauernd die Männer zurückriefen. Und sie wären alle zugrunde gegangen oder auch in Gefangenschaft geraten, wenn sich die Barbaren nicht zu sehr mit dem Erraffen der Beute aufgehalten hätten. Denn so gewannen die Stärksten einen großen Vorsprung, und indem die Trompeter, die bei ihnen waren, das bei schnellem Marsch übliche Signal bliesen, erweckten sie beim Feinde den Glauben, dass sie von Asprenas geschickt seien. Daher ließen diese von der Verfolgung ab, und als Asprenas von dem Vorfall hörte, kam er ihnen tatsächlich zu Hilfe.
- Tacitus:
- Während nun die Schiffe zusammengezogen wurden, ließ der Caesar den Legaten Silius mit einer leichtbewaffneten Truppe einen Einfall in das Chattenland machen; er selbst führte auf die Nachricht, ein an der Lippe angelegtes Kastell werde belagert, sechs Legionen dorthin. Doch konnte weder Silius wegen plötzlicher Regengüsse etwas anderes ausrichten, als ein wenig Beute zu machen und des Chattenfürsten Arpus Frau und Tochter zu entführen, noch gaben dem Caesar die Belagerer Gelegenheit zum Kampf, da sie auf die Kunde von seinem Anrücken auseinandergelaufen waren. Sie hatten jedoch den kürzlich für die Legionen des Varus errichteten Grabhügel und einen alten, für Drusus erbauten Altar zerstört. Germanicus stellte den Altar wieder her und führte zu Ehren des Vaters persönlich an der Spitze der Legionen eine feierliche Parade an; den Grabhügel zu erneuern schien nicht zweckmäßig. Schließlich wurde das ganze Gebiet zwischen dem Kastell Aliso und dem Rhein durch neue Heerstraßen und Dammwege erschlossen und gesichert.
- Velleius Paterculus:
- Anerkennung verdient auch die Tüchtigkeit des Lagerkommandanten L. Caedicius und derer, die, mit ihm zusammen in Aliso eingeschlossen, durch riesige Massen von Germanen belagert wurden: unter Überwindung aller Schwierigkeiten, die der Mangel an Lebensmitteln unerträglich und der Ansturm der Feinde unüberwindlich machte, fassten sie weder übereilte Entschlüsse noch begnügten sie sich mit tatenloser Vorsicht: sie warteten den geeigneten Moment ab, dann bahnten sie sich mit dem Schwerte die Rückkehr zu den ihrigen.
- Frontinius:
- Der Germanenherzog Arminius ließ in ähnlicher Weise( wie Lucius Sulla) die Köpfe derer, die er getötet hatte, aufspießen und an den Wall des feindlichen Lagers herantragen.
- Als die Überlebenden nach der Niederlage des Varus belagert wurden, weil es schien, sie hätten Mangel an Getreide, führten sie einige Gefangene einen ganze Nacht hindurch in den Magazinen umher, hieben ihnen dann die Hände ab uns entließen sie. Diese brachten die Belagerer dazu, ihre Hoffnung auf eine schnelle Eroberung nicht auf eine Hungersnot der Römer zu bauen, da jenen ein gewaltiger Vorrat an Nahrungsmitteln zur Verfügung stände.
- Als der Primipilar Caedicus, der in Germanien nach der Niederlage des Varus die Führung der eingeschlossenen Römer übernommen hatte, befürchtete, die Barbaren würden das Holz, das sie gesammelt hatten, an den Wall schaffen und sein Lager anzünden, tat er, als hätte er Mangel an Holz, und sandte überallhin Leute aus, um es heimlich zu entwenden, und erreichte dadurch, dass die Germanen sämtliche Baumstämme wegschafften.
So weit die Quellenlage der Historiker. Sie hat bis in die heutige Zeit eine Suche nach diesem Kastell in Gang gesetzt, die bislang trotz aller archäologischen Bemühungen zu keinem Ergebnis geführt hat. Sämtliche der am Fluss Lupias = Lippe liegenden und bislang ausgegrabenen Kastelle wurden bereits vor dem in Frage kommenden Jahr 15 nach Christus aufgegeben.
Wenn auch die Glaubwürdigkeit einiger Details umstritten sein mag, ist Aliso von den Römern offenbar erfolgreich verteidigt worden.
[Bearbeiten] Siehe auch
[Bearbeiten] Weblinks
[Bearbeiten] Literatur
- Ralf G. Jahn: Der Römisch–Germanische Krieg (9–16 n. Chr.). Dissertation Bonn 2001.