Alte Pfarrkirche St. Margaret
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Die alte Pfarrkirche St. Margaret in Untersendling (heute: Stadtbezirk 6 Sendling in München) ist ein kunsthistorisch interessanter und geschichtlich bedeutsamer Kirchenbau im Stil oberbayerisch-barocker Dorfkirchen. Die Kirche ist der heiligen Margareta von Antiochia geweiht.
Der Bau auf der Hangkante der Isarterrasse am Lindwurmberg (Plinganserstraße 1, Ecke Lindwurmstraße) wurde von 1711 bis 1713 nach Plänen von Wolfgang Zwerger errichtet. Die Kirche ist der Nachfolgebau für ein früheres, wahrscheinlich gotisches Gotteshaus, welches bei der Sendlinger Mordweihnacht (Sendlinger Bauernschlacht) 1705 so stark zerstört wurde, dass ein Neubau erfolgen musste. Reste der mittelalterlichen Bausubstanz wurden wohl vor allem im Turm verwendet. In das linke Apsisfenster wurde das einzige erhaltene Glasgemälde aus dem Vorgängerbau eingesetzt, es ist signiert und datiert mit „Lienhart Ötl 1493“. Renovierungen der Kirche erfolgten 1935/36, 1964/65 nach Beseitigung von Bombenschäden und 2003-05 in Vorbereitung auf den dreihundertsten Jahrestag der Bauernschlacht.
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[Bearbeiten] Beschreibung
Die inmitten des 1705 bis zuletzt umkämpften Friedhofs gelegene Kirche hat ein lisenengegliedertes vierachsiges Langhaus mit einem angefügten 3/8-Chor unter einem gemeinsamen Walmdach, das seit der jüngsten Renovierung wieder mit Holzschindeln gedeckt ist, wie es wohl auch bei der Erbauung war. Der Turm mit quadratischem Grundriss ist in die dem Chor gegenüberliegende Westfassade eingebaut, er ist in den oberen beiden Geschossen achteckig und von einer Haube mit Laterne gekrönt. An der Südseite sind eine zweiräumige Sakristei und ein Portalvorbau angefügt.
[Bearbeiten] Innenraum
Der Hauptraum ist rechteckig unter einer Flachtonne mit Stichkappen, die durch mit auf flachen Pilastern aufsetzenden Gurtbogen gegliedert ist, das Gewölbe weist eine reiche, farbig gefasste Stuckierung von Peter Franz Appiani auf.
[Bearbeiten] Altäre
Der Hochaltar mit der Hl. Margaret von 1712 stammt von Franz Fröhlich, die seitlichen Holzfiguren zeigen den Hl. Johann Ev. und den Hl. Georg.
Der linke Seitenaltar mit der Hl. Familie ist von Johann Baptist Unterstainer, der rechte Seitenaltar mit der Muttergottes mit Jesuskind und den Hl. drei Königen von einem unbekannten Künstler.
[Bearbeiten] Sonstiges
Die Kanzel am ersten Pfeiler der Südwand stammt von Ignaz Johann Gräßl, die Figur des Salvator ist wiederum von F. Fröhlich und auch die Apostel werden ihm zugeschrieben.
In den Scheitelfeldern des Gewölbes befinden sich (teilweise übermalte) Fresken, die dem Stil nach Caspar Gottfried Stuber zugeschrieben werden, der sie wohl 1712 gemeinsam mit seinem Sohn Nikolaus Gottfried Stuber gemalt haben dürfte. Die Fresken stellen dar (von Ost nach West): Maria Immaculata, Gott Vater bei der Erschaffung von Himmel und Erde, ein von einem Strahlenkranz mit Engeln umgebenes Heiliggeistloch, Sündenfall und Erlösung, (über der Orgel:) Christus als Weltenrichter (Jüngstes Gericht).
In der Kirche haben größere Teile einer alten Orgel überdauert, die leider bei einer früheren Renovierung teilweise beeinträchtigt wurde, so hat man die Originaltastatur ausgetauscht und den alten mechanischen Blasebalg durch einen elektrischen ersetzt. Gegenwärtig werden Mittel für die Rekonstruktion der Originalorgel gesammelt.
[Bearbeiten] Außenflächen
An der nördlichen Außenwand unter einem Satteldach über dem Portal stellt ein großes Fresko von Wilhelm Lindenschmit d. Ä. aus dem Jahr 1830 die Sendlinger Bauernschlacht 1705 dar. Das Fresko und der übrige Kirchenbau wurden 2003-04 gründlich restauriert, um für den 300. Jahrestag des Aufstandes zu Weihnachten 2005 gerüstet zu sein.
[Bearbeiten] Bedeutung
Bei der alten Pfarrkirche St. Margaret handelt es sich um eine typisch oberbayerisch-barocke Dorfkirche mit unbeeinträchtigt erhaltener homogener Ausstattung aus der Erbauungszeit.
Darüberhinaus ist die Kirche, oder besser der Ort, auf dem der Vorgängerbau stand, historisch bedeutsam als Schauplatz der letzten Gefechte bei der Sendlinger Mordweihnacht, in welcher 1.000 Menschen, vorwiegend Bauern und Kleinbürger aus dem Oberland durch österreichische Besatzungstruppen niedergemetzelt wurden. Weitere siebenhundert wurden gefangen genommen, von diesen wurde ein Teil später hingerichtet. Auf kaiserlicher Seite wurden zusammen etwa 40 Gefallene und Verwundete gezählt. Auf dem Friedhof liegen zwischen ein- bis zweihundert der Opfer in Massengräbern begraben, an sie erinnert ein klassizistisches Denkmal aus dem Jahr 1830. Mehrere hundert Tote fanden ihre letzte Ruhestätte auf dem Alten Südfriedhof vor den Toren Münchens in der Nähe des Sendlinger Tors.
Das Fresko von Lindenschmit über dem nördlichen Portal zeigt die erste bekannte Darstellung des 1831 von Hans Ferdinand Maßmann als „Schmied von Kochel“ bezeichneten legendären Volkshelden, dessen reale Existenz ungesichert ist. Zwar werden ihm verschiedene Namen zugeschrieben („Balthasar Riesenberger“, „Balthasar Schmied“, „der Schmied-Balthes“, u.a.), doch der zu jener Zeit tatsächlich in Kochel tätige Schmied hieß Georg Heinrici und verstarb erst um 1720.
[Bearbeiten] Denkmal für den „Schmied von Kochel“
Gegenüber der Kirche auf der anderen Seite der Lindwurmstraße steht ein Denkmal für den sagenhaften „Schmied von Kochel“, der dem Mythos zufolge hünenhaft gross und bereits 70 Jahre alt gewesen sein soll, als er, verschanzt auf dem Kirchhof von St. Margaret, mit einem Morgenstern in der rechten (auf dem Fresko, die Skulptur trägt einen Schmiedehammer) und der Flagge der Aufständischen in der linken Hand bis zuletzt tapfer Widerstand geleistet habe. Initiiert hatte das Monument mit Brunnen 1904 der Archivrat Ernst von Destouches, die Grundsteinlegung erfolgte 1905 bei der 200-Jahr Gedenkfeier in Anwesenheit des Prinzregenten. Die Plastik wurde von Carl Ebbinghaus gestaltet, die Architektur von Carl Sattler. Eingeweiht wurde das fertiggestellte Denkmal 1911.
[Bearbeiten] Weblinks
- Alte Pfarrkirche St. Margaret beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
Koordinaten: 48° 7′ 17.11″ N, 11° 32′ 29.13″ O