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Balduin I. (Lateinisches Kaiserreich) - Wikipedia

Balduin I. (Lateinisches Kaiserreich)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie

Balduin I. (* 1172; † 1205) war der erste Kaiser des Lateinischen Kaiserreichs von Konstantinopel; als Graf von Flandern war er Balduin IX., als Graf von Hennegau Balduin VI.. Er war einer der bekanntesten Anführer des Vierten Kreuzzugs, dessen Ergebnis die Einnahme Konstantinopels und die Eroberung des größten Teils des Byzantinischen Reichs, die Gründung des Lateinischen Kaiserreichs, das auch Romania genannt wurde.

Inhaltsverzeichnis

[Bearbeiten] Erste Jahre

Balduin war der Sohn von Balduin V. von Hennegau und der Gräfin Margarete I. von Flandern, Schwester des Philipp von Elsass. Als Philipp 1191 kinderlos starb, folgt ihm Balduin V, der als Balduin VIII. Flandern im Namen seiner Frau regierte.

1186 heiratete sein Sohn Marie von Champagne, Tochter des Grafen Heinrich I..

Margarete starb 1194 und vererbte Balduin die Grafschaft Flandern; sein Vater starb im Jahr darauf, so dass Balduin auch im Hennegau folgte.

[Bearbeiten] Graf von Flandern und Hennegau

Balduin nahm Besitz von einem stark verkleinerten Flandern, da sein Onkel einen großen Teil, darunter auch das Artois, als Mitgift an Balduins Schwester Elisabeth (auch Isabella genannt) bei ihrer Heirat mit König Philipp II. von Frankreich gegeben hatte, weitere bedeutende Stücke an seine eigene Frau. Elisabeth starb 1190 und Philipp behielt die Mitgift. Die acht Jahre von Balduins Herrschaft in Flandern standen unter dem Versuch, dieses Land zurückzubekommen, was im Januar 1200 im Frieden von Péronne kulminierte, nach dem Philipp den größten Teil des Artois herausgab.

In seinem Kampf gegen Frankreich verbündete sich Balduin mit anderen, die sich mit Philipp stritten, darunter Richard Löwenherz, der König von England und dessen Bruder Johann ohne Land, sowie den deutschen König Otto IV..

Einen Monat nach dem Vertrag, am 23. Februar 1200, nahm Balduin das Kreuz. Er verbrachte die nächsten beiden Jahre mit den Vorbereitungen und brach am 14. April 1202 zum Vierten Kreuzzug auf.

Als Teil seiner Bemühungen, sein Land in geordnetem Zustand zurück zu lassen, gab er zwei bemerkenswerte Chartas für den Hennegau heraus. Die eine enthielt ein detailliertes Strafgesetzbuch, und scheint auf einer heute verlorenen Charta seines Vaters zu basieren. Die andere legte eine genaue Nachfolgeregelung fest. Beide Chartas sind ein wesentlicher Teil der gesetzgebenden Tradition in diesem Teil Europas geworden.

Balduin ließ eine zweijährige Tochter und seine schwangere Ehefrau Marie zurück, die ihm Anfang 1204 in den Nahen Osten folgte. Sie erwarteten beide eine Rückkehr in wenigen Jahren, tatsächlich aber sah weder sie noch er jemals ihre Töchter oder ihre Heimat wieder.

Marie war von 1202 bis 1204 Regentin in Flandern und Hennegau, ab 1204 war es Balduins jüngerer Bruder Philipp von Namur in Flandern, sowie Balduins Onkel Wilhelm von Thy (ein unehelicher Sohn des Grafen Balduin IV. von Hennegau) im Hennegau.

In der Zwischenzeit war der Kreuzzug bis Konstantinopel gelangt, hatte die Stadt eingenommen und geplündert, sowie die Entscheidung getroffen, das Lateinische Kaiserreich an Stelle des untergegangenen griechischen zu errichten.

[Bearbeiten] Lateinischer Kaiser

Könung Balduins
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Könung Balduins

Die kaiserliche Krone wurde Enrico Dandolo angeboten, dem Dogen von Venedig, der sie aber ablehnte. Zur Wahl standen nun Balduin und Bonifatius von Montferrat. Am 9. Mai 1204 wurde Balduin gewählt, am 26. Mai gekrönt. Er war jung, galant, fromm und tugendhaft, einer der wenigen, die ihre Gelübde streng beachteten und der populärste unter den Anführern des Kreuzzugs.

Balduins Ehefrau Marie, in Unkenntnis der Ereignisse, war nach Akkon gesegelt. Dort erfuhrt sie von seiner Wahl zum Kaiser, starb aber an der Pest im August 1204, bevor sie ihn wiedersehen konnte.

Das Lateinische Kaiserreich wurde nach feudalen Prinzipien organisiert; der Kaiser war den Fürsten übergeordnet, die von ihm Teile des eroberten Landes erhielten. Sein eigener Anteil bestand in der Stadt Konstantinopel, den benachbarten Gegenden in Europa und Asien, sowie einige entlegene Distrikte und Inseln wie Lemnos, Lesbos, Chios und Tenos, die noch erobert werden mussten. Zuvor war jedoch noch der Widerstand der Griechen in Thrakien zu brechen und Thessaloniki zu sichern. Bei dieser Unternehmung im Sommer 1204 stieß Balduin mit Bonifatius zusammen, dem unterlegenen Kandidaten bei der Kaiserwahl, der ein großes Territorium in Makedonien mit dem Titel eines Königs von Salonika erhalten sollte. Er hoffte, sich vom Kaiser unabhängig machen zu können, keine Huldigungen für sein Reich abgeben zu müssen, und opponierte gegen Balduins Vorschlag, gegen Thessaloniki zu marschieren. Der Gegensatz zwischen Flamen und Lombarden vergrößerte den Streit. Balduin bestand darauf, nach Thessaloniki zu gehen, Bonifatius hingegen belagerte Adrianopel, wo Balduin einen Statthalter eingesetzt hatte – der Bürgerkrieg schien unvermeidlich. Enrico Dandolo und der Graf von Blois brachten schließlich eine Übereinkunft zustande, nach der Bonifatius Thessaloniki als Lehen vom Kaiser erhielt, und gleichzeitig Befehlshaber der Truppen wurde, die zur Eroberung Griechenlands gesandt werden sollten.

Im folgenden Winter (1204/1205) betrieben die Europäer Eroberungen in Bithynien, an denen Heinrich, Balduins Bruder, teilnahm. Im Februar 1205 rebellierten die Griechen in Thrakien, wobei sie sich auf die Unterstützung des Königs der Bulgaren Kalojan verließen, dessen Bündnisangebote vom Kaiser zurückgewiesen worden waren. Die Garnison von Adrianopel wurde verjagt. Balduin, Dandolo, der Graf von Blois und Gottfried von Villehardouin, der Geschichtsschreiber, belagerten die Stadt. Der Bulgarenkönig sandte zum Entsatz eine Armee, die der der Kreuzfahrer zahlenmäßig weit überlegen war. Die fränkischen Ritter kämpften verzweifelt, wurden aber am 14. April 1205 geschlagen; der Graf von Blois fiel, der Kaiser wurde gefangen (siehe Schlacht von Adrianopel (1205)).

Eine Zeit lang war sein Schicksal unklar, und sein Bruder Heinrich übernahm die Regentschaft. Erst Mitte Juli wurde deutlich, dass er tot war. Er scheint anfangs als wertvolle Geisel gehalten worden zu sein. Kaloyan schrieb danach an Papst Innozenz III., dass Balduin im Gefängnis gestorben ist.

[Bearbeiten] Kinder und Nachfolger

Nachdem Balduins Tod bekannt geworden war, wurde seine Bruder Heinrich im August zum Kaiser gekrönt.

In Flandern hingegen war weiterhin zweifelhaft, ob Balduin wirklich gestorben war. Balduins Bruder Philipp von Namur blieb Regent, und schließlich wurden beide Töchter, Johanna und Margarete II. Gräfinnen von Flandern.

[Bearbeiten] Der falsche Balduin

Zwanzig Jahre später, 1225, trat in Flandern ein Mann auf, der vorgab, Balduin zu sein. Sein Anspruch wurde bald in Flandern von verschiedenen Rebellionen gegen die Gräfin Johanna aufgegriffen. Eine Anzahl von Leuten, die Balduin vor dem Kreuzzug gekannt hatten, trafen den angeblichen Grafen und Kaiser und wiesen seinen Anspruch zurück. Er wurde 1226 hingerichtet.

[Bearbeiten] Literatur

  • John C. Moore: 'Baldwin IX of Flanders, Philip Augustus and the Papal Power', Speculum, Band 37, Ausgabe 1 (Januar 1962), 79-89
  • Robert Lee Wolff: 'Baldwin of Flanders and Hainault, First Latin Emperor of Constantinople: His Life, Death, and Resurrection, 1172-1255', Speculum, Band 27, Ausgabe 3 (Juli 1952), 281-322

[Bearbeiten] Weblinks


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